Hallo Jörg,
dass es sich bei den von Zero angegebenen Leistungen um die kurzzeitige Spitzenleistung handelt ist mir durchaus bekannt, ebenso wie die Dauerleistung ermittelt wird. Ich verstehe auch was du meinst, aber leider liegst du mit deiner Annahme falsch. Steigen wir etwas tiefer in die Motoren ein:
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen Motorstrom und dem Batteriestrom, diese sind keineswegs gleich. Relevant für das Drehmoment ist der Motorstrom, um diesen durch die Wicklung zu schieben benötigt man eine bestimmte Spannung. Diese ist abhängig sowohl vom ohmschen Widerstand der Wicklung als auch von der induzierten Gegenspannung des Rotors (quasi eine Induktivität), die mit zunehmender Drehzahl größer wird. Bei niedriger Geschwindigkeit reicht somit eine niedrige Spannung um den für 95Nm notwendigen Strom im Motor fließen zu lassen. Das Produkt aus Strom und Spannung (=Leistung) ist somit ebenfalls recht niedrig.
Mit zunehmender Drehzahl muss für ein konstantes Drehmoment die Spannung am Motor immer weiter angehoben werden um die größer werdende Gegenspannung des Rotors zu kompensieren, ergo steigt auch die aufgenommene Leistung (=der Batteriestrom) immer weiter an. Mit nur einem Akku ist die Grenze bei etwa 2000 rpm mit 20 kW Leistung erreicht, der Batteriestrom wird ab dort auf 260 A begrenzt, das Drehmoment nimmt ab. Dies ist auch deutlich spürbar, mit einem Akku ging mir im Winter schon bei 60 km/h die Puste aus.
Bei zwei Akkus liegt die Grenze irgendwo rund um 3500 rpm, der Batteriestrom wird ab dort auf 520 A, also genau das doppelte, begrenzt. Volles Drehmoment liegt mit zwei Akkus also wesentlich länger an, weshalb diese Modelle oben raus deutlich spritziger sind.
Ist der Ladezustand des/der Akkus zu niedrig oder es ist zu kalt, wird der Strom noch früher und auf niedrigere Werte begrenzt, damit die Spannung nicht zu weit einbricht. Ich habe dir Auszüge aus Logs angehängt, die das verdeutlichen. Die oberen zwei Einträge sind mit einem Akku, die unteren drei mit zweien. Ich habe leider vergessen die rpm ebenfalls zu kopieren und die Temperaturen sind jahreszeitbedingt nicht ganz vergleichbar, aber ich denke man erkennt den Zusammenhang. Der maximale Strom den ein Akku ertragen muss ist also unabhängig davon, ob ein oder zwei Akkus verbaut sind!
Noch ein weiterer Punkt zu den Schützen: diese werden verglichen mit herkömmlichen Motorschützen in der Industrie o.ä. nur sehr wenig belastet, da vor dem Schließen ein „precharging“ der Kondensatoren des Controllers bis auf ca. 90% der aktuellen Batteriespannung erfolgt. Somit gibt es beim Schließen keine hohen Einschaltströme und Funkenbildung mehr. Ist das Schütz erst einmal geschlossen, sind die hohen Ströme weitaus weniger problematisch. Ein Öffnen unter Last ist dann wieder recht ungünstig, bei Gleichstrom fehlt der Nulldurchgang der den Lichtbogen zügig abreißen lässt.
Wenn du weitere Fragen hast kannst du dich gerne melden.
Ich würde den Stecker und die Pins dennoch einmal gründlich reinigen und neu einschmieren, meiner sah auch wunderbar aus und war offenbar dennoch stark korrodiert. Wenn du schon den Schacht gewechselt hast und die Lader ansonsten scheinbar funktionieren (du kannst mal die Ausgangspannung im Fehlerfall messen), bleibt meines Erachtens nicht mehr viel anderes. Den Stecker an der CCU (charge control unit) könnte man sich auch noch mal anschauen. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, dass es nicht das Schütz sein wird.
Gruß Lennart