Wallbox-Installation privater Stellplatz (Eigentum) in Tiefgarage

[jetfish]

Hallo zusammen,

ich möchte mich heut einmal mit einer etwas komplexeren Fragestellung an euch wenden, die eine etwas längere Vorgeschichte hat.

Wir sind Eigentümer einer Wohnung mit angeschlossenen Stellplatz in einer Sammeltiefgarage. Diese Tiefgarage (TG) erstreckt sich unter ingesamt vier Mehrfamilienhäusern mit jeweils 11-14 Wohneinheiten, mithin insgesamt rund 50 Stellplätze. Unser erstes Elektroauto, einen BMW i3S, haben wir vergangene Woche bestellt - Liefertermin Ende September. Mit der Thematik der Installation einer privat genutzten Wallbox am eigenen Stellplatz beschäftige ich mich schon ca. 3 Jahre. In den letzten beiden Eigentümerversammlungen war das Thema bereits auf der Tagesordnung, mit mehr oder minder geringem Erfolg (grundsätzlich keine Aufgeschlossenheit der Miteigentümer). Im letzten Jahr konnte sich die Gemeinschaft durchringen einen Lasttest je Hausanschluss durch die hiesigen Stadtwerke durchführen zu lassen. Das Ergebnis dieses Lasttest liegt mir zwar nicht direkt vor, aber mündlich habe ich die Aussage erhalten, dass einer Installation von ersten Wallboxen nichts im Wege stünde. Soviel vorab.

Vor der Hintergrund der anstehenden Novellierung des WEG mit einhergehendem Rechtsanspruch auf Installation einer Lademöglichkeit, möchte ich an dieser Stelle gerne einmal eure Meinung zur Vorgehensweise erfragen. Ich erwarte von den Stadtwerken aktuell ein Angebot für die Installation einer Wallbox an unserem Stellplatz. Der Stellplatz ist so gelegen, dass bei einer Kabelverlegung vom Hauptverteilerkasten (unseres Hauses) max. ein weiterer Stellplatz tangiert werden würde. Nach dem vorgestellten Gesetzesentwurf ist es nun ja so, dass lediglich die Zustimmung des Eigentümers eben dieses betroffenen Stellplatzes erforderlich wäre. Es sei denn, die Eigentümergemeinschaft überstimmt und müsste dann jedoch eine Gemeinschaftslösung herbeiführen (Installation im Auftrag der Gemeinschaft, Abrechnung über die Verwaltung). So zumindest mein Verständnis. Für die Tiefgarage existiert eine eigene Eigentümergemeinschaft.

Die Frage, die sich mir nun stellt ist, ob es denkbar wäre, dass ich mir eine Wallbox setzen lasse, welche die Möglichkeit eines dynamischen Lastmanagements ermöglicht. Könnte man diese Wallbox dann mit einem Zähler versehen und über den "Allgemeinstrom" unseres Hauses laufen lassen. Bestünde dann perspektivisch die Möglichkeit diese Anlage bei Bedarf um weitere Ladepunkte zu erweitern? Oder ist die Installation vielmehr als Gesamtanlage für alle Stellplätze aufzuplanen?

Idealerweise hätte ich einen eigenen Anschluss und könnte autark den Stromanbieter wählen. Das ist wohl utopisch....

[Orion]

Du hast demnächst einen Rechtsanspruch darauf, also kann die Gemeinschaft nicht mehr komplett ablehnen.

Ich würde mal in die Runde fragen, ob sich jemand der Nachbarn die nächsten Jahre auch ein E-Auto kaufen will.
Wenn das verneint wird, würde ich mir die einfachste und günstigste 11kW-Wallbox montieren lassen.

Können sich das bis zu 3 Parteien vorstellen, würde ich mit denen reden und 3 einfache Wallbox-Anschlüsse vorsehen, deine direkt montieren. Wenns dir reicht, dann 1phasig 3,6 kW. Das ist simpel, billig und du brauchst keinerlei Lastmanagement. Da können 3 Autos über Nacht mehr als 100km laden, eine Überlastung des Hausanschlusses ist kaum zu befürchten. Kann ein Elektriker vor Ort locker beurteilen, vermutlich auch ohne aufwändige Messungen im Vorlauf.

Wenn mehr als 3 Parteien in absehbarer Zeit eine Wallbox wollen, dann musst du größer denken, dann gehts ohne Lastmanagement vielleicht nicht mehr. Dann brauchst du auch eine Elektrofirma, die von der E-Auto-Thematik richtig was versteht, musst eine Steuerung, Zwischenzähler und vielleicht sogar einen eigenen Schaltschrank setzen lassen, usw.
Muss geplant werden, wird deutlich teurer.

Idealerweise hätte ich einen eigenen Anschluss und könnte autark den Stromanbieter wählen. Das ist wohl utopisch....

Wäre für dich allein Unsinn, denn das bedeutet, dass du einen eigenen Zähler bekommst und dafür jeden Monat Grundgebühr zahlst, das lohnt sich nie.

Moin
ich sehe es ähnlich wie @Orion und unsere Umgebung ist Deiner sehr ähnlich; beim Lesen der ersten Zeilen dachte ich, Du wärst ein Nachbar Da in diesem Jahr vermutlich nicht nur bei uns die ordentlichen WEG-Versammlungen mehr oder weniger ausfallen und durch Umlaufbeschlüsse etc. ersetzt werden, wir aber ebenfalls die Installation einer Wallbox beabsichtigen und die grundsätzliche Möglichkeit der Elektrifizierung unserer Stellplätze bereits 2016 beschlossen wurde, haben wir das Thema zunächst zur Koordination an unsere Hausverwaltung abgegeben (ich habe bei uns als größere Lösung ChargeX und smopi ins Spiel gebracht)
Alternativ habe ich ebenfalls die Möglichkeit einer Einzellösung durch unseren lokalen Stromversorger prüfen lassen, der sein ok für eine 11kW-Lösung ab unserem Zähler gegeben hat; allerdings ebenfalls mit der Einschränkung, dass dann bei uns (3x8 TG-Stellplätze) nicht allzu viele Wallboxen gleicher Leistung dazukommen dürfen.
Sofern sich also bei den Miteigentümern keine Mehrheit für eine der größeren Lösungen findet, würde ich dann für unseren Stellplatz eine Insellösung mit 3,7kW favorisieren. Die wäre zwar in NRW nicht förderfähig, dafür dürfte sich einiger Verdruss in der Zukunft einsparen lassen, falls dann doch, auf Grund der irgendwann geänderten Gesetzeslage, noch weitere Wallboxen dazukommen sollten.

[jetfish]

Vielen Dank für Eure Antworten. Das hilft mir schon weiter.

@SamEye Wie sähe denn die Einzellösung bei dir konkret aus? Du schreibst von 3x8 Stellplätzen, bedeutet dies 3 Häuser mit jeweils 8 Stellplätzen? Würde die Einzellösung über euren Hausanschluss, euren vorhandenen (Wohnungs)Stromzähler laufen? Dies entspräche nämlich auch meiner Vorstellung einer Individuallösung. In unserer Eigentümergemeinschaft hat mittelfristig keine weitere Partei Bedarf angemeldet. Mir schwebt eine 11kW Wallbox vor.

[Ilchi]

Hallo,

wir von YourCharge.eu bieten zumindest erstmal im Großraum München genau das an, was Du suchst: Wir kümmern uns um das Lademanagement in privaten Großgaragen.

Natürlich gibt es hier ein Lastmanagement. Das stellt sicher, dass du jederzeit bestmöglich laden kannst und dich nicht fix auf zB 3,6 kW runterregeln lassen musst. Viel wichtiger ist daran aber, dass es auf alle Ladeplätze skalierbar ist. Denn auch 50 Autos zu je 3,6 kW sprengen in der Regel den Hausanschluss. Insofern ist für mich die fixe Verteilung keine Lösung, da sie letztlich nicht auf alle anwendbar ist. Normalerweise kommt man aber bei 50 Autos mit 50 kW zurecht - man muss es nur sinnvoll regeln.

Viel wichtiger ist aber darüber hinaus, dass wir eine Kostenaufschlüsselung bieten. So können die Kosten fair auf alle Nutzer verteilt werden, ohne den Dieselfahrern die Angst zu geben, dass sie für irgendetwas aufkommen müssen, das sie nicht nutzen. Das erhöht die Akzeptanz und schafft durchaus auch bei der derzeitigen Allstimmigkeit positive Beschlüsse.

Nach unserer Erfahrung machen diese beiden Punkte das System rund für die WEGs. Wenn du mehr wissen willst, kontaktiere uns gerne.

VG
Ilchi

@jetfish: ja, exakt so sähe die Einzelllsung bei uns auch aus: von unserem Zähler im Verteilerschrank würde eine neue Leitung bis zu unserem Stellplatz gelegt werden. Diese könnte ein- oder dreiphasig ausgeführt werden; dementsprechend mit 3,7 oder 11kW Leistung.

Die Garage selbst ist als Sammelgarage für drei Häuser ausgeführt, von denen jedes über eigene Hausanschlüsse verfügt. Lediglich der Allgemeinstrom für die Tiefgarage läuft über das mittlere Haus und die Kosten dafür werden entsprechend ungelegt. Daher bietet es sich meiner Meinung nach an, sofern sich bei uns für eine der größeren Lösungen entschieden werden sollte, diese je Haus und zugehörige Stellplätze herunter zu brechen.

[Ilchi]

Hallo @SamEye,

ich empfehle euch, das ganze mal etwas größer zu denken. Natürlich kann man die ersten Kabel vom eigenen Verteiler in die TG ziehen. Aber:

Geht das wirklich für alle Stellplätze? A) wird dies ein riesiges Bündel an Kabel - was für eine Kupferverschwendung und was für ein Verlegeaufwand, inkl. ggfls. vorhandener Brandschottungen. B) klappt vielleicht dann noch 3,6 kW ungeregelt, 11 kW aber sicher nicht mehr. Außer, ihr habt ein eigenes Kraftwerk.

Insofern ist es für mich fraglich, ob diese Denkweise für die Zukunft mit hoffentlich höherer Elektroautoquote tauglich ist. Klar, kann man sagen, ist mir doch egal, dass der Nachbar sich nicht mehr anschließen kann, ich kann ja laden. Ist meines Erachtens aber nicht fair und schafft sicher nicht die beste Stimmung in der Gemeinschaft.

Des Weiteren hat eine zentrale Lösung folgende Vorteile:
deutlich einfachere Installation, ein großes Hauptkabel, dann Abzweigungen zu den Wallboxen
hohe Ladeleistung bis 22 kW möglich
bei eigenem Zähler auch günstiger Elektromobilitätsstrom (abschaltbare Last) möglich. Alleine das kann eine Ersparnis von 150 Euro je Jahr und Ladepunkt bedeuten
absolut modular und in der Regel auf 100 % Elektromobilität skalierbar

Ja, es bedarf ein wenig mehr Aufwand am Anfang - dafür ist es aus meiner Sicht deutlich zukunftsfähiger. Wenn du mehr wissen möchtest, gerne unter [Mod: Werbelink entfernt] oder auch per PN.

Unabhängig davon wünsche ich euch viel Erfolg bei der Umsetzung.

VG
Ilchi

@Ilchi: meinen ersten Beitrag hier im Thread zu dem Thema hast Du auch gelesen? Die Einzelplatzlösung würde ich angehen, falls es kein entsprechendes Votum für eine der beiden genannten (oder weiteren ähnlichen) Lösungen innerhalb der Eigentümergemeinschaft geben sollte
Vielen Dank aber für Deine Infos und den Link, den ich als dritte Alternative an unseren Verwalter weitergeleitet hab

[Ilchi]

Doch, hatte ich schon gelesen. Ich hoffe, dass ihr eine zentrale Lösung umsetzen könnt, da - wie ja auch geschrieben - meiner Einschätzung nach alles andere mit starken und nicht wirklich notwendigen Einschränkungen verbunden ist. Kritisch ist hierbei gar nicht die geringere Ladeleistung als vielmehr je nach tatsächlicher Absicherung der HAKs dann der Umstand, dass ggfls. später hinzukommende Teilnehmer nicht mehr so einfach angeschlossen werden können.

Die Installation von Ladestellen im WEG-Umfeld ist aber ein spannendes Thema. Ich hoffe, dass wir in ein paar Jahren (oder Jahrzehnten), wenn dann alle Stellplätze verkabelt sind, zurückschauen und denken: Was haben wir uns damals nur für einen Kopf gemacht - es ist doch nur die Installation (vernetzter) "Steckdosen" .

exakt das Problem mit der späteren Nachinstallation weiterer "Insellösungen" sehe ich auch und hoffe auf einsichtige Miteigentümer. Leider gibt es bei uns auch einige, die nicht erkennen, dass eine solche Maßnahme zukünftig eine Steigerung des Wertes der Immobilie selbst und der Erhöhung der Attraktivität auf dem Wohnungsmarkt bedeutet... dass sie irgendwann einmal gesetzlich in die Lage gebracht werden, etwas tun zu müssen, erkennen sie (noch) nicht