Lastmanagement für Mehrparteienhaus

Re: Lastmanagement für Mehrparteienhaus

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Der Preis ist sicher etwas hoch (insbesondere für die €2.500 pro Wallbox), aber andererseits bestand wahrscheinlich der Wunsch nach 11 kW. Und bevor hier lange hin- und her erklärt wird, warum 3,6 kW ausreichen, wird es eben so gemacht und etwas teurer. Letztendlich auch OK. Und €3.000 sind zwar nicht wenig Geld, aber das wird ja auch relativ lang genutzt werden.
Tags: Mehrfamilienhaus gemeinsames-Lastmanagement
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Re: Lastmanagement für Mehrparteienhaus

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hghildeb hat geschrieben: Wobei ich jetzt aufgrund von Halbwissen nicht weiß was die VDE-Richtlinien zum Thema Gleichzeitigkeit hergeben.
Das hat mit der VDE nix zu tun. Weltweit müssten alle Stromnetze zusammenbrechen, wenn der Gleichzeitigkeitsfaktor 1 wäre. Die Netzbetreiber gehen bei der Netzberechnung z.B. nur von 2 kW pro Haushalt aus obwohl im Haushalt Geräte mit einer Gesammtleistung von ca. 16 bis 20 kW vorhanden sind. D.h. Gleichzeitigkeitsfaktor von 0,1. Bei einem Stromverbrauch von 4000 kWh/a kommt man sogar auf einen mittleren Wert von 0,025. Die rechnen somit schon einem Sicherheitfaktor von 4 für das ganze Netz. In Teilbereichen muss man die tatsächlichen Verhältnisse genauer ansehen. Man rechnet daher im MFH mit einem Faktor von 0,2 (10 und mehr WE) bis 0,3 (2 bis 5 WE).
Rechnen hilft. Bleistift, Stück Papier und ein Taschenrechner und man wird sich über einige Ergebnisse wundern. :idea:
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Re: Lastmanagement für Mehrparteienhaus

ubit
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E-Autos sind aber insofern "besonders" weil sie längere Zeit mit konstant hoher Leistung laufen. Das machen Herdplatten oder Backöfen halt nicht - die brauchen die Spitzenleistung nur zum "anheizen". In einem normalen Haushalt sind elektrische Durchlauferhitzer der "Worst Case" - aber die laufen normalerweise auch nur für ein paar Minuten bis maximal 15-20 Minuten falls man eine Badewanne füllt.

Bei e-Autos ist es durchaus denkbar das Abends fast alle Fahrzeuge innerhalb eines Zeitfensters von 1-2 Stunden nach Hause kommen und jeweils angesteckt werden. In einem normalen Haushalt gibt es schlicht keine Verbraucher die konstant einige kW über mehrere Stunden ziehen - e-Autos machen aber genau das. Da mit einem Gleichzeitigkeitsfaktor von 0,1-0,2 zu rechnen finde ich daher schon etwas gewagt...

Lastmanagement ist doch kein Hexenwerk und damit ist man halt auf der sicheren Seite und lädt die Fahrzeuge trotzdem optimal entsprechend den Möglichkeiten des Hausanschlusses. Die Mehrkosten sind doch überschaubar - auch wenn sie aktuell auf Grund der geringen Verbreitung solcher Installationen noch etwas teurer sind. Solche Anlagen mit Lastmanagements werden mit zunehmender Verbreitung der e-Mobilität zum Standard werden. Zentrale Box mit Kopplung zum Hausanschluss für das Lastmanagent, "Slave"-Boxen die dann entsprechend gesteuert werden, einzige Konfigurationoption: Maximale Leistung des Hausanschlusses. Noch gibt es halt nur relativ wenige Anbieter die sowas "können", aber das wird sich mit Sicherheit ändern.

Ciao, Udo
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Lastmanagement für Mehrparteienhaus

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Ob ich mich da jetzt als Laie in die Diskussion einbringen sollte?

Das mit dem Gleichzeitigkeitsfaktor ist verständlich, aber müsste dieser statistisch nicht immer größer werden, je enger oder konkreter man die betrachtete Menge fasst?

Beim Laden von Elektroautos ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, daß hier - ungesteuert - eine Häufung nach Feierabend auftritt. Nach Hause kommen und einstecken führt eben, wenn man es nicht intelligent regelt, dazu, daß dann relativ viel Leistung gleichzeitig beansprucht wird.

Das ist freilich überhaupt kein Problem, da weder alle gleichzeitig laden müssten noch dies mit hoher Leistung müssten. Aber solange das nicht sauber gesteuert wird, könnte eben jeder, der sich anstöpselt, zu dem Zeitpunkt dann die volle Leistung abrufen.

Re: Lastmanagement für Mehrparteienhaus

Frog
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gekfsns hat geschrieben: Danke für den Bericht !
Mich würde auch interessieren wie das Lastmanagement genau aussieht.
Ich habe mich mal etwas kundiger gemacht:
Unser Haus mit 8 Wohnungen (zwei Garagennutzer wohnen in der Nachbarschaft) ist mit 65 Ampere abgesichert. Geplant sind bis zu neun Ladestationen mit je 22 kW maximal. Von welchem Spitzenwert des Hauses (alle sind zu Hause und hängen mit Verbrauchern am Netz) das Lastmanagement ausgehen soll, ist noch nicht geklärt.
Die Ladestationen sind von Wallbe pro online und kosten pro Platz (Subventionen eingerechnet) 670 Euro. Dazu kommt für jeden Nutzer noch die Verkabelung bis zur Verteilungseinheit. Letztere kostet 5200 Euro (Subventionen eingerechnet), verteilt auf 10 Parteien. Jeder Nutzer einer Ladestation schließt einen eigenen Vertrag mit enercity Hannover, der monatlich 9 Euro kostet zuzügl. einheitsgenau abgerechnete Stromkosten. Enercity verpflichtet sich zu 100% "grünen" Strom zu liefern.
Soweit die Daten.

Und noch einmal zum Anfang:
Es geht hier nicht um den cleversten technischen Sachverstand, es geht hier nicht um die billigste technische Lösung. Es geht hier um die soziale und kommunikative Kompetenz, mit der Miteigentümer oder Vermieter überzeugt werden können, dass es auch in ihrem Interesse ist, Strukturmaßnahmen für E-Mobilität auch finanziell zu unterstützen, selbst wenn sie sich nicht sofort oder nicht direkt an E-Mobilität beteiligen.
Das haben wir in unserem Haus geschafft, und darauf sind wir stolz - stolz auf uns, aber auch stolz auf unsere vernunftzugänglichen Mitbewohner - (mit denen wir im übrigen gar nicht viel Kontakt haben.) Wir sind ein ganz urbanes Haus.

Nun bitte ich alle, die an diesem Erfolg herummäkeln wollen, einfach den Mund zu halten.
Und alle, die hier mit ihren Kenntnissen und ihrer Cleverness prunken wollten, ohne sich vorher über die genaue Sachlage und die Bedürfnisse vor Ort informiert haben, sollen einfach stille sein!


Gruß frosch

Re: Lastmanagement für Mehrparteienhaus

gekfsns
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Frog hat geschrieben: ....Von welchem Spitzenwert des Hauses (alle sind zu Hause und hängen mit Verbrauchern am Netz) das Lastmanagement ausgehen soll, ist noch nicht geklärt.
...
Danke für die Infos !
Wird der aktuelle Verbrauch vom Haus gar nicht mit in das Lastmanagement mit einbezogen ? Ich als Laie hab mir das so vorgestellt, dass es so läuft wie bei einer PV Anlage, dass die aktuelle Leistung am Hausanschluss gemessen und berücksichtigt wird. Um 19:00 wenn die Herdplatten, Waschmaschinen und Wäschetrockner auf Hochtouren laufen, würden die Ladesäulen den kleine Rest abbekommen, dafür dann um 2:00 wenn alle schlafen die volle Power.

Find es toll was ihr da geschafft habt ! Kaufe mir gerade eine Wohnung in einem 12 Parteienhaus, da geht sowas noch einfacher. Da hab ich nur den Bauträger davon überzeugen müssen, dass anstatt dem vorgeschriebenem Leerrohr gleich jeder Tiefgaragenstellplatz eine Box mit Schuko- und Campingsteckdose fertig montiert bekommt. Kostet keine 100€ pro Stellplatz und ich brauch mich später nicht in der Eigentümerversammlung herumärgern. Vorerst 1-Phase /16A. Sobald es mehr werden die wirklich anstecken, wird es vermutlich auch ein Lastmanagement geben.
Erlebte es daheim auch, dass wenn ich das Auto anstecke, dass ausgerechnet dann von der Familie alle möglichen Großverbraucher gleichzeitig angeschaltet werden und ich dann lenkend eingreife. In einem Mehrparteienhaus funktioniert das nicht und wenn ausgerechnet am Heiligabend das Haus finster wird, ist der Ärger groß - da brauchst dann nicht mit Gleichzeitigkeitsfaktor Diskussion kommen :lol:

Re: Lastmanagement für Mehrparteienhaus

ubit
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gekfsns hat geschrieben: Wird der aktuelle Verbrauch vom Haus gar nicht mit in das Lastmanagement mit einbezogen ? Ich als Laie hab mir das so vorgestellt, dass es so läuft wie bei einer PV Anlage, dass die aktuelle Leistung am Hausanschluss gemessen und berücksichtigt wird. Um 19:00 wenn die Herdplatten, Waschmaschinen und Wäschetrockner auf Hochtouren laufen, würden die Ladesäulen den kleine Rest abbekommen, dafür dann um 2:00 wenn alle schlafen die volle Power.
Jo, so sollte das eigentlich laufen... Das können aber nicht viele Wallboxen und daher findet man auch andere "Lösungen". Die meisten Möglichkeiten hat man da aktuell wohl mit der OpenWB in der Variante "Professional". Viele andere Ladeboxen verteilen nur eine maximale Ladeleistung an die gerade genutzten Boxen, was nicht sonderlich geschickt ist. Hier scheine so eine Lösung vorzuliegen.

Wie gesagt: Aktuell sind solche Installationen eher die Ausnahme. Die meisten Installationen mit "vielen" Ladeboxen bekomme wohl eine eigenen Netzanschluss - da reicht die beschriebene einfache Variante.

Ciao, Udo
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Re: Lastmanagement für Mehrparteienhaus

Frog
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gekfsns hat geschrieben: Find es toll was ihr da geschafft habt ! Kaufe mir gerade eine Wohnung in einem 12 Parteienhaus, da geht sowas noch einfacher. Da hab ich nur den Bauträger davon überzeugen müssen, dass anstatt dem vorgeschriebenem Leerrohr gleich jeder Tiefgaragenstellplatz eine Box mit Schuko- und Campingsteckdose fertig montiert bekommt. Kostet keine 100€ pro Stellplatz und ich brauch mich später nicht in der Eigentümerversammlung herumärgern. Vorerst 1-Phase /16A. Sobald es mehr werden die wirklich anstecken, wird es vermutlich auch ein Lastmanagement geben.
Wenn alles noch in der Bauphase ist, gibt es noch eine komfortablere Lösung für dich: Alles, was du auf eigene Kosten anbringen willst, muss nur vom Bauträger genehmigt werden. Die anderen Miteigentümer, die sich nach dir in das Haus einkaufen, finden diese Installation vor. Nach meinem jetzigen Informationsstand ist eine einzelne Ladestation mit 11 kW (oder gar mit 22 kW?) für die Stromversorgung eines Mehrfamilien-Hauses unproblematisch.
So war es in unserem Haus: Einer beantragte 2014 auf eigene Kosten eine Ladestation, da hat sich niemand groß Gedanken gemacht und alle haben zugestimmt. Jetzt in 2019 kamen wir um die Ecke und wollten "das gleiche wie der". Da erst begann das große Nachdenken, welche Folgen das für die Miteigentümer hat. Das führte dann zu einer gemeinsamen Lösung.
Derjenige, der zuerst kam, dessen Investition wird durch die gemeinsame Lösung allerdings hinfällig. Er ist aber trotzdem mit ihm Boot, weil die Gemeinschaftsanlage mit 22 kW laden kann und er bisher nur 7,5 (?) kW hat. Und: er hat seine Anlage fünf Jahre lang genutzt.
Zuletzt geändert von Frog am Fr 23. Aug 2019, 14:38, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Lastmanagement für Mehrparteienhaus

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Tut mir leid es mal deutlich zu sagen zu müssen aber hier wird teilweise von Laien mit gefährlichem Halbwissen diskutiert. Die Messwerten aus der Praxis zeigen dass bei vernüftiger Auslegung es gerade im MFH auch ohne Lastmanagement zu keinen Probleme kommen kann. Wenn man an einem Hausanschluss mit 63 A unvernünftiger Weise jedem der 12 WE eine 22 kW Ladestation verpassen will, kann das nur in die Hose gehen. Wofür muss wenn nach Hause kommt eine Std. später der Akku schon wieder voll sein, wenn das Auto sowieso die ganze Nacht nicht mehr benutzt wird. Ich hoffe, dass der Netzbetreiber diesem Unsinn einen Riegel vorschiebt. Fakt ist brauchen tut man zu Hause in 90% der Fälle nur einen 3,7 bzw. 4,6 kW Anschluss.
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Re: Lastmanagement für Mehrparteienhaus

ubit
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ecopowerprofi hat geschrieben: Fakt ist brauchen tut man zu Hause in 90% der Fälle nur einen 3,7 bzw. 4,6 kW Anschluss.
Was dann aber bedeutet das die Leute die ausnahmsweise mal schneller laden müssten anderswo laden MÜSSEN. Und mit einem vernünftig implementierten Lastmanagement welches den Hausanschluss überwachen kann, könnte man jedem Stellplatz auch 11 kW oder 22 kW "Spitzenleistung" zur Verfügung stellen. Und diese Leistung könnte dann auch relativ häufig genutzt werden, nämlich dann, wenn eben nicht alle Fahrzeuge gleichzeitig laden und/oder zu Zeiten in denen die Haushalte wenig Strom verbrauchen.

In dem beschriebenen Beispiel sind 8 Haushalte mit 65 A abgesichert. Laden daran 8 e-Autos gleichzeitig, so kämen im ungünstigsten Fall 3 Autos auf eine Phase. Wenn die gleichzeitig laden, dann sind es halt schon 48 A bei 3,7 kW oder 60 A bei 4,6 kW Ladeleistung. Und dieser Fall kann und wird vorkommen, da viele Fahrzeuge bei 3,7 kW halt relativ lange an der Strippe hängen und damit die Chance auf mehrere gleichzeitig ladende Fahrzeuge steigt.

Sorry - das wird vermutlich sogar (meistens) funktionieren, aber es bezieht dabei eine ständige Überlastung des Hausanschlusses als "normalen Betriebszustand" mit ein. Das halte ich nicht für eine sonderlich gute Basis für eine dauerhafte Installation.

Ein Lastmanagement ohne Messung des aktuellen Leistungsbedarfs am Hausanschluss kann sinnvoll sein wenn der Hausanschluss groß bemessen ist oder aufgerüstet werden kann. Dann kann man die Leistung für die e-Autos pauschal benennen und die Haushalte immer noch sinnvoll mit den üblichen Gleichzeitigkeitsfaktoren versorgen. Das scheint in diesem Fall gemacht zu werden.

Die Lösung über die Messung des aktuellen Leistungsbedarfs ist aber "eigentlich" nur wenig komplizierter. Leider können die wenigsten Boxen das derzeit und es gibt auch keine schlüsselfertige Lösung die der örtliche Elektriker "aus der Schachtel" einfach so installieren kann. Einfach weil es dafür bisher praktisch keinen Markt gibt. Da ist - z.B. laut dem Entwickler der OpenWB - jede Installation eine individuelle Lösung die - kostenpflichtig - erarbeitet wird.

Die angestrebte Lösung mit dem einfachen Lastmanagement und einer Erhöhung der Hausanschlussleistung ist sicherlich nicht die optimale Lösung, aber sie wird dauerhaft funktionieren.

Ciao, Udo
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