Öffentliche Ladestationen sind zu unauffällig!

[A.Q.]

Mir ist in privaten Gesprächen über Elektromobilität immer wieder aufgefallen, dass eine große Unkenntnis darüber herrscht, wie viele Schnellladestationen es inzwischen gibt. Immer wieder stoße ich auf Menschen, die glauben, dass man auf Fernstrecken lange danach suchen müsse und seine Reise ganz genau planen müsse, um von einer Ladestation zur nächsten zu kommen.

Wenn ich dann entgegne, dass es in Deutschland bald genauso viele Schnellladestationen wie Tankstellen gibt (Stand heute laut GE-Verzeichnis etwa 9500 Schnelllade-Standorte vs. 14.500 Tankstellen => bei weiter gleichem Ausbau wird Parität in ca. einem Jahr erreicht), dann ernte ich ungläubige Blicke: "Wo sind die denn? Ich habe fast noch nie eine gesehen."

Als E-Auto-Fahrer wundert man sich da zunächst, aber wenn man sich einmal ansieht, wie die Ladestationen aussehen, dann versteht man diese Reaktionen.

Denn im Vergleich:
So sieht eine ganz normale (schon eher unauffällige) Tankstelle aus: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/ ... 0/Aral.JPG
Da gibt es so gut wie immer:

• Zunächst einmal eine Lage an stark befahrenen Straßen, bevorzugt Kreuzungen
• Ein recht großes, separates Gelände, das keinem anderen Zweck dient.
• Ein großes Dach mit auffälligem farbigem Rand.
• Eine hohe, weithin sichtbare Säule mit einem großen Logo und allen Preisen.
• Daneben noch den "Shop" mit Schaufenstern.
• Und nachts ist das alles auch noch hervorragend beleuchtet (Dach, Preissäule mit Logo, Gelände, Shop)

Wenn man sich hingegen die Ladestationen ansieht, dann findet man sehr oft:

• Eine unauffällige Lage an abgelegenen Orten
• Kein separates Gelände, sondern nur einzelne Stellflächen auf einem normalen Parkplatz
• Meistens kein Dach
• Keinerlei hohen Preissäulen / Logos, oft nicht einmal Schilder
• Kein Shop
• Oftmals keine Beleuchtung, oder lediglich eine normale Straßenlaterne am Rand.

Wir brauchen mehr Ladeparks, die wie Tankstellen sind, damit die Menschen auch einmal merken, wie viel Ladeinfrastruktur es schon gibt!

Die großen Ladeparks von EnBW kommen da ja schon recht nah heran. aber so auffällig wie Tankstellen sind sie aufgrund ihrer Lage meist trotzdem nicht.

[env20040]

Es braucht nur Menschen welche nicht jeder Ausrede hinterherlaufen Ihr Verhalten nicht ändern zu müssen da ein gewisser %-Satz vermutlich max 3 x jährlich überhaupt öffentlich laden wird.

Es braucht eher Fahrzeugverkäufer welche hinter der E-Mobilität stehen....
"Das ist alles kein Problem"

klingt besser als "das weiss ich auch nicht"....
ich glaube dass Wasserstoff kommen wird.....
etc, etc.
dort wird getriggert.
Oh, sie kenenn den Bäcker xy?
Dort um die Ecke stehen 2 Ladepunkte und 3 Gassen in Richtung XY die nächsten.

Wiewohl wir Ladeparks benötigen werden wo Verkehrsknoten, möglicherweise noch Höhenlinien bedingt ( z.b. Porta Westfalica? Brenner, Knoten Steinhäusl, Drackensteiner Hang, Irschenberg uvm.) exponiert, aufeinandertreffen da davor genauso Ängste bestehen.

[Tom7]

Ich sehe Ladeparks, nach Vorbild der EnBW nur an großen Fernverkehrsknoten als sinnvoll an. Also überall dort, wo Fernstrecke gefahren wird und wirklich geladen wird, weil man laden muss.

Davon abgesehen hinkt die öffentliche Meinung immer hinter dem Status Quo hinterher, vor allem wenn einen das Thema eigentlich nicht interessiert. Das wird man nicht ändern können.

Und bei Schnellladesäulen im sonstigem Umfeld sehe ich es nicht als erstrebenswert an, dass man mit einer Sichtbarkeit die Landschaft verschandelt. Der Totem einer Tankstelle ist keine gesellschaftliche Errungenschaft. Und man braucht sie auch ernsthaft dezentral. Selbst eine Schnellladesäule ist ja nicht so wirklich schnell. Optimal stehen sie wirklich auf Supermarktparkplätzen, da kommen fast alle mal vorbei.

Ansonsten würde ich bei solchen Fragezeichen klare Ansagen machen. Meist redet man ja mit Menschen aus dem eigenen örtlichen Umfeld. Ich kenne natürlich jede Ladesäule in der Umgebung. Und für die Fernstrecke kann man tatsächlich die klare Aussage treffen, dass es an jeder Raststätte Schnelllader gibt (seltene Defekte und Umbauten mal ausgenommen) und auch auf fast allen Autohöfen einen Schnelllader gibt.

Das Thema ist aktuell halt schnelllebig und du wirst nicht vermeiden können, dass nicht jeder ganz auf Stand ist. Aber dafür sollte man nicht baulichen Murks machen.

[mlie]

Ist eher eine Frage der (selektiven) Wahrnehmung.
Wer einen Oldtimer fährt, wird sich in der Regel nicht für Ladesäulen interessieren und diese nicht bewusst wahrnehmen, selbst wenn die blinken und ein Rundumlicht obendrauf haben würde.
Ebenso könnten die Fahrer von richtigen Autos wohl auch nicht auf Anhieb nennen, ob es jetzt Super, Superplus, Superminus, 98oktan, Diesel usw irgendwo gibt, weil das Thema nach dem Kauf des Elektroautos einfach völlig uninteressant wird. Ich könnte nicht mal den aktuellen Spritpreis nennen, auch wenn ich mehrmals die Woche an einer Tankstelle vorbeifahre und somit theoretisch den Blick auf den Turm werfen könnte, der ist mit seiner Preisanzeige ja weithin sichtbar.
Ist wahrscheinlich dieselbe selektive Wahrnehmung mit dem eigenen Auto, wer eine Zoe fährt/gekauft hat, sieht nur noch Zoes rumfahren (obwohl es ja nicht mehr geworden sind, ausser die eigene Zoe), wer einen Ionoq fährt, sieht auf einmal jede Menge Ioniqs im Ort, wer ein Model 3 fährt, sieht nur noch M3 usw.

[Michael_Ohl]

Hier in Hamburg sind die gut zu erkenn an der Weißen Haube, die die meisten Säulen der Stromnez Hamburg zieren. Danach sind die dann 6 Monate später einfach verschwunden, wie die am Krohnstieg z.B.


MfG
Michael

[SüdSchwabe]

Ich bin eigentlich ziemlich froh, dass Ladesäulen (abgesehen von Ladeparks, die ihre Berechtigung an Verkehrsknoten haben) nicht aussehen, wie eine verunglückte Jahrmarktbude.

Die dürfen sehr unauffällig sein, wer eine braucht, findet sie.

Ja, das mag ein Problem sein, was das „Marketing“ (in Bezug auf Sichtbarkeit) der Elektromobilität angeht. Ich weise regelmäßig Fragende darauf hin, wo in der unmittelbaren Umgebung Lademöglichkeiten sind - mit der Aufforderung, einfach mal die Augen auf zu machen.

Da wird dann mit großen Augen gestaunt „Echt, da ist eine?“. Weil die die Orte in aller Regel kennen, ist der Lerneffekt groß.

Dann noch den Zusatz: und entlang von Autobahnen stehen die in regelmäßigen Abständen.

Dann mal eben eine App gezückt: Schau da, eine Karte. Augen:

Wie gesagt: ich bin froh, dass die nicht schreiend in der Gegend stehen. Fossil-Tankstellen finde ich wahrlich keine optische Schönheit.

Ob da Infrastruktur daneben sein muss... Nun ja.

Wie gesagt: an Knotenpunkten. Sonst eher: nein.

Wenn ich mal „in der Stadt“ lade, stecke ich an und gehe weg. Überteuerte „Snacks“ oder vergleichbaren Popanz brauche ich nicht. Ein Dach wäre hin und wieder nett - aber nicht notwendig.

Preisanzeige? Wozu? Dazu habe ich Ladekarten und weiß im Voraus, was es kostet.

Ja, das sind in aller Regel Parkplätze mit Bevorrechtigung. Was ich mir wünschen würde wäre, dass das ordentlich kontrolliert und bei Verstoß konsequent sanktioniert wird.

Das ist mir wichtiger, als Bling-Bling. Denn das Problem ist oft genug nicht der vermeintliche Mangel an Lademöglichkeiten, sondern, dass eben die oft reichlich vorhandenen blockiert sind.

SüdSchwabe.

[AntiGravEinheit]

Ob da Infrastruktur daneben sein muss...

Mal weiter gedacht:
Der LKW-Verkehr soll ja über kurz oder lang auch elektrifiziert werden. Wo stehen die alle während ihrer langen Pause, wenn sie auf der Autobahn unterwegs sind?
An Knotenpunkten und großen Rastplätzen, klar. Aber auch an den vielen kleineren Parkplätzen dazwischen.

Ich hätte jedenfalls nichts dagegen, wenn heute schon begonnen würde, wenigstens an den kleineren Parkplätzen mit WC schon mal ein (gerne auch zwei) HPC aufgestellt werden.

Was die Auffälligkeit der Ladesäulen betrifft:
Bei uns hier gibt es hauptsächlich die ABL-Säulen mit dem LED-Licht, das aber nur von einer Seite zu sehen ist. Viele Säulen stehen so, daß man sie auch nachts problemlos findet. Aber es gibt auch viele, bei denen die LEDs von der Straße wegzeigen. Sieht man dann auch in der Nacht kaum bis gar nicht.

[SandroMa]

Also eine Station von Fastned oder EnBW mit Dach sieht man schon wenn mn daran vorbeifährt das problem mit diesem ist das sie in B-oder C Lagen sind weil die besten Lagen meist schon von den Tankstellen belegt werden.

Warscheinlich werden diese Stationen eh früher oder später mit einer Anzeigetafel für den Strompreis ausgestattet wie bei Tankstellen üblich dann kann man diese auch besser erkennen. Eine anzeigepflicht für den aktuellen Ladestrompreis ist eh überfällig.

In unserem städtischen Einzugsgebiet gibt es bis auf Elz (Q2) keine einzige Schnellladesäule an Tankstellen, genauso sieht es auf allen Parkplätzen an den Supermärkten, Baumärkten aus. Die AC Lader am großen OBI sind seit Monaten außer Betrieb.

Die Erdarbeiten für den Ladepark am Globus Limburg sind abgeschlossen, es sind nun die blauen EnBW Deckel für die Alpitronic zu sehen und die neugierige Kundschaft wundert sich gerade, was da gemacht wird.

Ich bin mir absolut sicher, dass außer der örtlichen E- Auto Blasen Kundschaft, zu der wir auch gehören, keinem bekannt ist, das Deutschlands erster Fastned Ladepark in Limburg Süd steht.

Wenn Aral, Shell, Esso und die anderen üblichen Verdächtigen allerdings beginnen würden, jeweils zwei Tanksysteme an ihren Standorten abzubauen und durch Schnellladesäulen zu ersetzen, würde auch für die bisher uninteressierte Kundschaft, der notwendige Wandel bei der individuellen Mobilität sichtbar.

[city_lion]

Als ich den ersten Ladehub der EnBW in Rutesheim vor - glaube - drei Jahren zum Fotos erstellen besucht habe, haben sich innerhalb von einer halben Stunde mind. 5 Verbrenner darauf verirrt, weil sie ihn mit einer Tankstelle verwechselt haben, einer hats sogar erst bemerkt als er ausgestiegen ist und keinen Tankrüssel gefunden hatte. Also "so unauffällig" sind sie nun wirklich nicht mehr.
Es ist am Ende, wie andere schon geschrieben haben, nur selektive Wahrnehmung. Genauso stand ich schon mit Freunden an der Straße und als sie sagten ich sei ja ein Exot mit meinem E-Auto, sie sehen sonst nie ein E-Auto, da habe ich auf die Straße gezeigt: "guck da ein i3, da ne Zoe, da ein Polestar, da ein EQA ..." da kamen in wenigen Minuten zig E-Autos zusammen - da war auch das Erstaunen groß.