Zentraler Kummerkasten Ladeinfrastruktur - wie können Betreiber motiviert werden, ihre Arbeit richtig zu machen?

Zentraler Kummerkasten Ladeinfrastruktur - wie können Betreiber motiviert werden, ihre Arbeit richtig zu machen?

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Hallo,

ich habe nun mein 10 jähriges E-Auto Jubiläum und in dieser Zeit die öffentliche Ladeinfrastruktur viel und gern genutzt. Die Entwicklung in den letzten Jahren hat gute Fortschritte gemacht, und doch stolpere ich immer wieder über ein einfaches Problem. Betreiber von Ladeinfrastruktur verwenden bei Arbeiten an den Ladestationen offenbar keine ausgereifte Checkliste und so schleichen sich immer wieder Fehler ein, die für den Nutzer mal mehr oder weniger Auswirkungen haben.

Jeder macht mal Fehler, aber sie sind inzwischen so zahlreich, dass ich mich nicht mehr in der Lage sehe dies hinreichend kommunizieren zu können, zumal die Ansprechpartner bei den Betreibern nicht selten die Schuld von sich weisen. Sinngemäß "Vielen Dank für Ihre Nachricht, aber das ist nicht unsere Baustelle." - obwohl das natürlich der Fall ist.

Wie kann hier zukünftig eine Lösung aussehen? Ich könnte mir ein zentrales Ticketsystem vorstellen, bei dem der Nutzer den Betreiber und die betroffene Ladestation auswählt, eine Fehlerbeschreibung hinzufügt und den senden Button bemüht. Das setzt aber voraus, dass am anderen Ende ein motivierter und kompetenter Mitarbeiter sitzt, der die Probleme versteht. Ich hatte mal 7 Tickets bei E.ON eröffnet, das geht tatsächlich sehr einfach über die E.ON Drive App. Nach einigen Monaten erhielt ich zu jedem Ticket eine automatisierte E-Mail, dass das Problem behoben sei. Kurze Kontrolle: 3 Tickets wurden korrekt bearbeitet, 2 wurden falsch bearbeitet und 2 gar nicht. Danke für nichts.

Ich lasse euch einfach mal an ein paar Beispielen aus meiner Region teilhaben. Wenn man tief genug bohrt, findet man deutschlandweit vermutlich mehr als 2.000 Baustellen, die relativ einfach zu beheben wären und mit einer Checkliste sofort auffallen würden.

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Kaufland Leipzig-Schönau
Die Geokoordinaten sind nicht sehr präzise gesetzt (auf dem Gebäude, etwa 100 Meter Abweichung) und im Roaming erscheinen nur 8 von 10 Ladepunkten. In der Kaufland eCharge App sind alle 10 Ladepunkte enthalten.

Fraunhofer IPMS Dresden
Im Roaming erscheinen nur 3 von 4 Ladepunkten. In der charge it easy App sind alle 4 Ladepunkte enthalten.

Auto Schultz Ruhland
Die Ladestationen sind nur zu den Öffnungszeiten des Autohauses zugänglich. Sowohl im Roaming als auch in der charge it easy App ist als Öffnungszeit 24/7 hinterlegt. Ich habe den Betreiber darüber persönlich vor Ort informiert und er wollte sich kümmern. Das ist nun ein halbes Jahr her.

enviaM Rochlitz
Nach Reparatur bzw. Austausch der Ladestation aufgrund eines Brandschadens wurde vergessen das Roaming zu aktivieren.

EG Chemnitz-Zwickau Eibenstock
Wenn man einen Ladevorgang an Ladepunkt 1 startet, wird in den Apps Ladepunkt 2 als belegt angezeigt und umgekehrt. Wenn man direkt über die App startet wird der genau andere Ladepunkt aktiviert.

Volksbank Chemnitz
Ad-hoc Laden ist möglich, wenn man die richtige URL kennt. Die angebrachten QR Codes sind jedenfalls veraltet und zeigen dem Nutzer eine Fehlermeldung.

BASF Schwarzheide
Alle Ladepunkte sind in der Compleo eCharge+ App mit 11 kW angegeben, im Roaming dagegen mit 22 kW.

Total Glauchau
Alle CCS Ladepunkte sind bei Total EV Charge mit 175 kW angegeben, im Roaming dagegen mit 475 kW.

EDEKA Joachimsthal
Nicht meine Region, trotzdem bezeichnend. Im ENIO Backend ist eine der Ladestationen korrekt in Joachimsthal angegeben, die andere wurde in Wittingen platziert und auch mit falscher Adresse hinterlegt.

CBV Blechbearbeitung Laasdorf
Auch hier sind die gesetzten Geokoordinaten völliger Müll. Schaut einfach in die App eures Vertrauens, die Ladepunkte wurden etwa 1 km entfernt von der tatsächlichen Position mitten auf die Autobahn platziert. Wer diese Ladestationen z.B. über das Fahrzeugnavi ansteuert, wird sie so niemals finden und muss auf die Adresssuche ausweichen.

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Dazu kommen auch noch backendspezifische Abweichungen. Während z.B. Kaufland und Lidl Ladestationen außerhalb der Öffnungszeiten auf "nicht verfügbar" schalten und diese somit in den Apps rot gekennzeichnet sind, bleiben EnBW Ladestationen außerhalb der Öffnungszeiten "verfügbar" und in den Apps grün gekennzeichnet. Fährst du nun hin siehst du zwar eine Ladestation die in Betrieb ist, kommst aber wegen einer Schranke nicht heran. Hier wäre eine backendübergreifende Logik absolut sinnvoll.

Wieviel geiler könnte E-Mobilität sein, wenn die Betreiber einfach mal einen gewissen Qualitätsanspruch an den Tag legen würden. Für sich selbst und für ihre Kunden. Denn für einen geschmeidigen Betrieb und gute Auslastung ist nunmal eine fehlerfreie Konfiguration der Ladestation zwingend erforderlich.
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2018-2020: Mietfahrzeuge || 2021-2023: Renault Twingo Electric
Und nun Deutschlandticket Nutzer ohne Auto.
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Re: Zentraler Kummerkasten Ladeinfrastruktur - wie können Betreiber motiviert werden, ihre Arbeit richtig zu machen?

MaXXuS
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Ich sehe durch die genannten Punkte die Einrichtung einer zentralen Beschwerdestelle als sinnvoll. Übernähme bspw. die Bundesnetzagentur diese Funktion, könnte sie die Betreiber dazu auffordern, gemeldete Mängel nachvollziehbar zu beheben.
Auch im Zuge der Einheitlichkeit von Logik und Daten von Backends sollte es leistbar sein, von einer den Betreibern übergeordneten Stelle Vorgaben zu machen.

Zusätzlich erachte ich es auch als sinnvoll, Kandidaten dauergestörter Ladestationen über ein solches System zu melden und dadurch Druck aufgebaut zu bekommen.
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Re: Zentraler Kummerkasten Ladeinfrastruktur - wie können Betreiber motiviert werden, ihre Arbeit richtig zu machen?

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Wäre für den zentralen Kanal nicht eine Formularseite, die hier im Forum verlinkt wird interessant.
Mit dem Routing aller Mails, damit die Übersicht vorhanden bleibt.

Dann könnte eine aussagekräftige Statistik geliefert werden, die zu öffentlichem Druck führen könnte.
Fiat 500e seit 2017, zusätzlich VW eGolf. inzwischen auch ein i3s in der Familie; 115 MWh Strom an den Ladesäulen verkauft.
Ladesäule vor der Haustür
#2307 Ladestart um 23:07

Re: Zentraler Kummerkasten Ladeinfrastruktur - wie können Betreiber motiviert werden, ihre Arbeit richtig zu machen?

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Da müssten die Betreiber erst mal gewillt sein und einsehen, dass ihre Infrastruktur in Schuss gehalten werden muss.

Nur mal zwei Beispiele:

- Ladesäule Stadtwerke Stuttgart ist seit Anfang/Mitte Juli ausgeschaltet, laut Hotline defekt. Es tut sich nichts, es gibt keinerlei Reaktion auf Emails. An der Hotline wird nur gesagt "da ist eine Störung gemeldet und vermerkt, dass ein Techniker raus muss". Ob der sich seitdem überhaupt mal rausbewegt hat, keine Ahnung.

- Ladesäule eze.network: Samstag früh aus dem Display "Störung, bitte anrufen". Angerufen, man landet jedoch auf dem AB mit der Aussage, dass die Hotline nur Montag bis Freitag 08-18 Uhr besetzt sei. Was hätte ich gemacht, wenn die Säule das Typ 2 Kabel verriegelt hätte, und dann nicht mehr freigegeben hätte? Hängen lassen bis Montag?
Montag hab ich dann angerufen, war zu der Zeit natürlich nicht mehr vor Ort. An der Hotline gab es dann die Aussage, dass sie die Säule nur neustarten und/oder ein Ticket aufnehmen, wenn man zum Zeitpunkt des Anrufes noch vor Ort an der Säule ist. Ob die Säule inzwischen wieder funktioniert? Keine Ahnung.

Will sagen: solange es auf Betreiber-Seite kein Interesse gibt, sich um die eigene Infrastruktur zu kümmern, sehe ich für ein Ticket-System schwarz.
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Re: Zentraler Kummerkasten Ladeinfrastruktur - wie können Betreiber motiviert werden, ihre Arbeit richtig zu machen?

tommywp
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warum CPOs nicht auf die Idee kommen mal selber die 10 wichtigsten APPs zu Starten und nachzuschauen ob alles stimmt. Wäre ja zu einfach.

Meine beobachtung ist auch das wenn ein CPO eine eigen APP hat diese am schlechtesten gepflegt ist. Bei der EWE ist das definitiv so.

Re: Zentraler Kummerkasten Ladeinfrastruktur - wie können Betreiber motiviert werden, ihre Arbeit richtig zu machen?

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Ich sehe es aks Möglichkeit so,
Wir im Forum bauen eine Meldeplatform, über die zentral alle Meldungen zu und von den CPOs laufen.
Am Jahresende haben wir dann eine Statistik, welcher CPO wie gut reagiert.
Dann laden wir diesen, eventuell zusammen mit der ihn fördernden Stelle ein und küren den Besten und den Schlechtesten.
Wenn dann noch der ADAC und ähnliche Verbände dabei sind, dürfte das spätestens im 2. Jahr ausreichend Beachtung finden.

Leider brauchen wir dafür einen langen Atem.

Betreiber einer öffentlichen AC-Stationen vor der eigenen Haustür

Fiat 500e seit 2017, zusätzlich VW eGolf. inzwischen auch ein i3s in der Familie; 115 MWh Strom an den Ladesäulen verkauft.
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#2307 Ladestart um 23:07

Re: Zentraler Kummerkasten Ladeinfrastruktur - wie können Betreiber motiviert werden, ihre Arbeit richtig zu machen?

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PowerTower hat geschrieben: ... Ich hatte mal 7 Tickets bei E.ON eröffnet... 3 Tickets wurden korrekt bearbeitet...
Na immerhin! Ich hätte deutlich weniger erwartet.

Aber im Kern natürlich richtig. Mit den politischen Ansprüchen an den Mobilitätswandel müssten öffentliche Ladesäulen zu 99,999% anstandslos und vollumfänglich funktionieren!
BMW CE 04 (15kW); epf-1; (mangels eigener Lademöglichkeit und derzeiter E-Auto-Preislage noch Benziner-Auto)

Re: Zentraler Kummerkasten Ladeinfrastruktur - wie können Betreiber motiviert werden, ihre Arbeit richtig zu machen?

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Fritzchen-66 hat geschrieben: (...)Wir im Forum bauen eine Meldeplatform, über die zentral alle Meldungen zu und von den CPOs laufen.
Am Jahresende haben wir dann eine Statistik, welcher CPO wie gut reagiert.
Dann laden wir diesen, eventuell zusammen mit der ihn fördernden Stelle ein und küren den Besten und den Schlechtesten.
(...)
Das funktioniert ja nicht einmal forumsintern : Sei es, daß Störungen nicht eingetragen werden, sei es, daß deren Behebung nicht - geschweige denn zeitnah ! - gemeldet wird. :(

Letzteres geschieht nach meinem Eindruck noch (viel) seltener, so daß ich mich nicht mehr darauf verlasse und Säulen erst einmal auch dann anfahre, wenn eine Störung gemeldt ist ... ! :evil:

Ein zentrales Ticketsystem z. B. bei der Bundesnetzagentur wäre sicher sinnvoll und der Sache durchaus förderlich, aber selbst ein weitestgehend automatisiertes System (das auch erst einmal entwickelt und bezahlt werden will ! ) braucht jemanden, der es beaufsichtigt und pflegt, sprich : Es ist - zusätzliches - Personal nötig und zieht weitere entsprechende Kosten nach sich, für die letztlich niemand aufkommen möchte.

Sicher, das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler belegt alljährlich, daß Millionen weitaus sinnloser verpulvert werden, aber niemand - kein Politiker - möchte mit Kosten in Verbindung gebracht werden ... ! :roll:
BMW i3 94 AH REx

Re: Zentraler Kummerkasten Ladeinfrastruktur - wie können Betreiber motiviert werden, ihre Arbeit richtig zu machen?

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Hat schon mal wer die "Status melden" Funktion bei moovility gesehen/genutzt?
Ich hab jetzt noch nicht explizit dort nachgefrag, aber deren Datenbank scheint recht weit oben angesiedelt.
Vielleicht wäre das ein Kanal?

#2307
Tesla MS 5.100 km in 7,5 Tagen :-)
Peugeot Partner L2 seit 09/21 - 45.000 km in 23 Monaten mit "Notladeziegel" oder ChaDeMo bei einem BC-Verbrauch von 15,6 kWh/100km und 45 km/h Durchschnitt
https://sternmutterersatz.de

Re: Zentraler Kummerkasten Ladeinfrastruktur - wie können Betreiber motiviert werden, ihre Arbeit richtig zu machen?

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99,999% sind niemals erreichbar, aber wenn eine Verfügbarkeit und Funktionssicherheit im Bereich von besser 98% erreicht wäre hätte sich die Situation schon erheblich besser als das derzeitige Roulette Spiel an diversen Ladesäulen.
Ein erhebliches Problem dürfte wohl sein gut ausgebildete Techniker zum Hungerlohn durch die Republik zu schicken um die Bananenware der Hersteller in den Griff zu bekommen. Noch wird einfach zu viel Geld an der falschen Stelle verbrannt um die Technik im Griff zu behalten.

mfG
Michael
Kangoo ZE maxi 130.000km, Kangoo ZE 102.000km, E-UP 27.500km, C180TD 48.000km , max G30d 1100km, Sunlight Caravan, Humbauer 1300kg, E-Expert 75kWh 43.000km, Prophete Pedelek 560km, Zündapp Pedelec 80km, F20D 60km
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