Langstrecke mit dem Elektroauto – mein erstes Abenteuer

Langstrecke mit dem Elektroauto – mein erstes Abenteuer

MucStefan
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Am vergangenen Wochenende habe ich das erste Mal eine Langstreckentour mit meinem BMW i3s gemacht. Die Konstellation schien mir günstig: Ich wollte von München einen Kongress in Würzburg besuchen und anschließend bei einer Verwandten etwa eine gute Stunde von Würzburg entfernt übernachten – genügend Möglichkeiten für Ladungen unterwegs, wenn das Auto länger steht, dachte ich zumindest. Geplant hatte ich, auf der Strecke München-Würzburg einen kurzen und einen längeren Ladestopp einzulegen. Gestartet bin ich natürlich voll geladen, die Reichweite wurde mit 253 km am Vorabend angezeigt.
Die erste Überraschung kam schon beim Losfahren: Außentemperatur 2,5 Grad – die Reichweite war mal eben über Nacht auf etwa 190 km gefallen! Egal, dachte ich, den ersten Stopp wollte ich sowieso bei Nürnberg machen, das reicht also.

Nachdem ich ein Schnäppchenjäger bin, hatte ich mir einen ALDI mit 50kW-Schnelllader ausgesucht. Schließlich kann man dort kostenlos laden. Als ich dort ankam, hing ein Auto an der Säule, daneben wartete noch ein Tesla. Selbst wenn ich davon ausgehe, dass jeder nur 30 Minuten lädt, wäre das mit meiner eigenen Ladung über 1 Stunde Zeitverlust. Den wollte ich nicht eingehen.

Also mal in meiner Lade-App schauen, wo es Alternativen gibt. Mobility+ hatte mich seinerzeit mit seiner Sonderaktion eingefangen, also dort mal geschaut. 2 BMW-Händler, die auf der Strecke liegen, haben angeblich einen 50kW-Schnelllader, also dorthin gefahren.

Die Ladestation beim ersten Händler ließ sich problemlos starten, allerdings zeigt sie nur 20kW an. Beim Empfang an der Information nachgefragt, die Dame meinte jedoch, da kenne sie sich nicht aus, dafür braucht es einen Verkäufer. Der hatte jedoch leider auch keine Ahnung. Also Auto wieder ausgesteckt, zum zweiten Händler. Dort ziemlich das gleiche Spiel. Die Station zeigt nur 20kW an, der Verkäufer meinte nur „Bei Elektro bin ich raus!“.

Okay, mit den Zeiten, die ich bei den Händlern an der Ladesäule verbracht hatte, schaffe ich es gerade so bis zum Rasthof Aurach, dort gibt es auf jeden Fall einen 50kW-Lader. Dort wieder eine Überraschung, diesmal aber positiv: Die Ladestation funktionierte und war sogar kostenlos! Da hätte ich mir die ganze ALDI-Geschichte auch sparen können. Zweite positive Überraschung: Die Schnellladung ging viel schneller als von mir erwartet.

Der Rest der Hinfahrt funktionierte problemlos. In Würzburg wurde das Auto während meiner Zeit am Kongress vollgeladen, anschließend weiter zu meiner Verwandten. Theoretisch hätte ich mit der Vollladung in Würzburg hin und wieder zurück zum Kongress kommen müssen. Da die Temperatur wieder am abstürzen war, wollte ich aber bei meiner Verwandten sicherheitshalber über Nacht auch laden. Kleinstadt, keine Ladestation in der Nähe, also mittels einer Kabeltrommel an eine herkömmliche Haushaltssteckdose angeschlossen, wird ja wohl zumindest ein paar km bringen.

Die nächste böse Überraschung am Morgen: Die Sicherung in der Trommel hatte ausgelöst! Gut, es hätte mir auffallen können, dass die Kabel an der Trommel einen deutlich geringeren Querschnitt hatten als das Ladekabel selbst, aber ich bin ja schließlich kein Elektriker.

Außerdem wieder eine Außentemperatur von Nahe Null Grad, wieder war die Restreichweite von 143 auf 107 km abgestürzt. Nach Würzburg sind es 108 km. Mist! Also nicht wie geplant über die Landstraße fahren, sondern den Umweg zur Autobahn machen und kurz an einen Schnelllader anschließen.

Diesmal war es keine Raststätte, sondern ein Autohof. Klasse, immerhin 6 Ladestationen und alle frei allerdings von 3 unterschiedlichen Anbietern. Also ran an die erste, aber irgendwie tut sich dort nichts, obwohl die Station meine Ladekarte akzeptierte und angeblich den Ladevorgang startete.

Egal, es gibt hier ja noch mehr. An die zweite angesteckt, leider wird dort das erste Mal meine Mobility+-Karte nicht akzeptiert. Zum Glück habe ich ja noch eine Karte von Telekom Ladestrom, oder Get charge, wie es jetzt ja heißt, im Wagen. Die Station startet sofort und das Auto lädt während eines zweiten Frühstücks genug auf. Zu welchem Tarif ich jetzt dort geladen habe, weiß ich bis heute nicht. Meine Telekom-App zeigt keinen Ladevorgang an und ich habe mir nicht die Mühe gemacht, nachzuschauen, ob die Säule dort zu den günstigeren bevorzugten Ladesäulen gehört oder nicht. Es sollte ja schnell gehen.
Würzburg war dann wieder ohne Problem, anschließend weiter auf den Rückweg. Mein Plan war, wieder in Aurach zu laden (schließlich bin ich Schnäppchenjäger und dort war es ja kostenlos!). Gut gelaunt dort angekommen, dann die nächste Überraschung. Meine App hatte dort eine funktionstüchtige und freie Ladesäule angezeigt. An der Säule hängt allerdings ein handgeschriebener Zettel „Störung bei CCS, Kundendienst ist schon informiert“. Hm, die anderen Anschlüsse gingen zwar, aber keine Ahnung, wie lange das mit 43kW-Wechselstrom statt 50kW-Schnellstrom dauern würde, also lieber mal weiter zur nächsten Raststätte.

Die war in Feucht. Dort war die Ladestation allerdings ein bisschen widerspenstig. Weder auf irgendwelches Drücken von Knöpfen reagierte sie, noch auf das Vorhalten meiner Mobility+-Karte. Versuch über die App: Geglückt! Mit dem Starten des Ladevorgangs über die Mobility+-App erwacht die Station zum Leben. Ein paar Minuten geladen und dann weiter zu unserem Ziel für den großen Stopp während des Abendessens in Greding.

Dort eine Eon-Station, laut Eintrag in der Going-Elektro-Karte auch kostenlos. Scheint aber leider nicht mehr zu stimmen. Die Station zeigt an, dass ein Ladevorgang 5 Euro kostet und man seine Karte vorhalten soll. Okay, 5 Euro ist jetzt auch kein so schlechter Deal. Immerhin ist mein Akku wirklich fast leer und ich möchte ihn zumindest 75 % voll machen. Aber welche Karte meint die Ladestation eigentlich, mit der man die 5 Euro zahlen soll?

Die Eon-Ladekarte kann nicht gemeint sein, das habe ich inzwischen recherchiert. Die kostet deutlich mehr pro Ladevorgang. Ein Versuch mit einer normalen VISA-Karte brachte beim Vorhalten die Meldung „Systemfehler“ und beim Reinstecken die Station zu einem längeren Einfrieren. Okay, am Ende also doch wieder per Mobility+-Karte geladen. Ging problemlos, kostete allerdings fast 10 Euro statt der versprochenen 5 Euro.

Gut 100 km hatte ich noch zu fahren, nach dem Abendessen zeigte meine BMW-App eine Reichweite von 140 km an. Das sollte als Puffer reichen, also kein Grund, länger zu warten. Was ich nicht bedacht hatte, waren die sinkenden Temperaturen. Als ich einstieg und startete, wieder die böse Überraschung: Reichweite gerade noch 106 km! Das ist natürlich schon ein bisschen knapp.

Jetzt hatte ich allerdings keine Lust mehr, mich noch länger mit Ladestationen rumzuschlagen. Dann lieber im Eco Pro+-Modus die restlichen 100 km über die Autobahn schleichen!

Licht und Schatten wechselten sich bei diesem ersten Langstrecken-Erlebnis mit dem i3S ab.

Positiv:

Erst bei dieser Fahrt ist mir aufgefallen, dass inzwischen offenbar jede Raststätte und jeder Autohof über eine Ladestation verfügt. Da muss man weniger im Voraus planen als gedacht.

Das Laden an den Schnellladern geht wirklich sehr schnell. Wenn man da in Ruhe einen Kaffee trinkt, hat man meistens schon genug zur Weiterfahrt. Das hatte ich mir langsamer vorgestellt. Wenn in Zukunft mal 150 oder sogar 350 kW möglich sind (und die Autos das auch können) wird das Laden auf der Langstrecke völlig problemlos.

Vom Verbrauch her bleibt ein E-Auto unschlagbar. Ich habe für gut 40 Euro bei über 800 km geladen. Mit meinem alten Benziner (ja, den habe ich auch noch behalten) wäre locker mehr als das Doppelte angefallen.

Negativ:

Wieso sind eigentlich die Ladestationen so störanfällig, dass man immer wieder an Stationen kommt, die nicht gehen? Ist es einem Wirtschaftsstandort wie Deutschland nicht einmal möglich, zuverlässige und dauerhaft funktionierende Ladesäulen zu bauen? Das kann doch nicht sein!

Dieses Chaos aus Ladekarten und Apps, bei denen mal das eine, mal das andere funktioniert, und auch noch jeder Anbieter die gleiche Ladestation unterschiedlich abrechnet, muss aufhören. Wir brauchen ein einheitliches System und auch einen einheitlichen Tarif.

Zumindest die Tank + Rast-Raststätten hatten jeweils nur eine einzige Ladesäule. Das geht heute noch, weil kaum jemand elektrisch fährt. Es bleibt zu hoffen, dass diese Kapazitäten deutlich ausgebaut werden, wenn mehr Leute auf Elektro umsteigen, sonst wird es irgendwann ein Abenteuer eine freie Ladesäule zu finden.

Ich habe deutlich mehr Zeit verloren als ich eingeplant habe. Aber eben nicht für den eigentlichen Ladevorgang, sondern für das Suchen einer passenden und funktionierenden Ladesäule.

Fazit:

Mein BMW i3s ist bedingt langstreckengeeignet. Am besten im Frühling, wenn man weder Heizung noch Klimaanlage braucht und am besten Strecken von 200-300km, auf denen man nur einmal kurz laden muss. Für den Rest werde ich weiterhin meinen MINI-Benziner nehmen. Mal eben in 2 Minuten 40 Liter Benzin reinschütten bleibt auf der Langstrecke einfach bequemer!
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Re: Langstrecke mit dem Elektroauto – mein erstes Abenteuer

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Schöner Bericht, ich habe eine Frage: Hast du die nicht funktionierenden, bzw. falsch deklarierten Säulen hier im Verzeichnis gemeldet? :-)
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Re: Langstrecke mit dem Elektroauto – mein erstes Abenteuer

MucStefan
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Ehrlicht gesagt nicht, allerdings sind die BMW-Ladesäulen hier im Verzeichnis auch richtig deklariert, lediglich in der Mobility+-App, wo ich unterwegs geschaut hatte, waren sie falsch.

Re: Langstrecke mit dem Elektroauto – mein erstes Abenteuer

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Du solltest darüber nachdenken. Leider ist das gepflegte Verzeichnis hier noch das einzige Hilfsmittel gegen die unbefriedigende Situation bei den Ladesäulen.
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Re: Langstrecke mit dem Elektroauto – mein erstes Abenteuer

MucStefan
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Okay, danke für den Tipp! Werde mich daran beteiligen!

Re: Langstrecke mit dem Elektroauto – mein erstes Abenteuer

marcometer
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Auch ich danke für den Bericht, zeigt mir auch das was im Fazit ja eigentlich steht: Für "Lang"strecke ist der i3 nur zu gebrauchen, wenn man nebenher noch Rastättentester von Beruf ist.
Die Reichweite ist einfach zu gering.

Für dich als Sparfuchs hätte ich noch den Tipp vielleicht auf was anderes als die EnBW Karte als Standard zu setzen.
Gerade an DC ist das doch nicht so wirklich günstig.
Mit der ESL von Maingau fährst du gerade an DC deutlich günstiger und hast noch eine größere Abdeckung.

Re: Langstrecke mit dem Elektroauto – mein erstes Abenteuer

WentorferStromer
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Diese oder ähnliche Erfahrungen hat bestimmt jeder von uns E Autofahrern bestimmt schon einmal gemacht. Meine letzte Erfahrung:
A7 Raststätte Lüneburger Heide:
Keine Karte funktionierte. App ebenfalls nicht. Gott sei Dank hatten bislang alle Ladesäulen eine Telefonnummer an der Säule.
Also Anruf bei EnBW: Der gute Mann hat sofort geholfen. Ladesäule freigeschaltet.
Nach dem Essen im Rasthof genug für die Weiterfahrt geladen.
Aber: Oh Schreck! Ladung liess sich nicht abbrechen, Stecker nicht ziehen.
Also wieder ein Anruf. Denselben Ansprechpartner wieder am Telefon gehabt. Nach einigen Hin und Her gab die Säule das Auto wieder
frei. Kosten für die Ladung: 0,00. Einfach toll, wenn der Notdienst erreichbar ist und auch helfen kann.
Zuletzt geändert von WentorferStromer am Di 16. Apr 2019, 13:57, insgesamt 1-mal geändert.
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Spaßauto: Fiat 500 C

Re: Langstrecke mit dem Elektroauto – mein erstes Abenteuer

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marcometer hat geschrieben: ...Auch ich danke für den Bericht, zeigt mir auch das was im Fazit ja eigentlich steht: Für "Lang"strecke ist der i3 nur zu gebrauchen, wenn man nebenher noch Rastättentester von Beruf ist.
Die Reichweite ist einfach zu gering. ...
Das ist mir leider zu pauschal und undifferenziert, den "i3" gibt es leider nicht, es gibt mittlerweile welche mit 60, 94 und 120Ah und es gibt auch einen Unterschied bei der Reichweite zwischen "s" und der normalen Ausführung. Des Weiteren entscheidet auch die gefahrene Geschwindigkeit auf BAB. Wir beschränken uns dabei auf echte 100 und fahren gut damit. Unser i3 ohne "s" mit 120 Ah ist für längere Strecken die wir nur selten damit zurücklegen ausreichend gut zu gebrauchen. Übrigens fahren wir dann auch meist auf den Autobahnen und da gibt es auch ausreichend Schnelllader, wie im Bericht auch schon angemerkt wurde, außerdem funktioniert die Anzeige der nächsten aktuellen Ladepunkte im i3 Navi eigentlich recht gut und zuverlässig im Gegensatz zu beispielsweise beim Nissan Leaf, den wir auch mal hatten, also überhaupt keine Probleme bei uns bisher. Leuten die über 30000 km im Jahr fahren wollen und die vorwiegend auf Strecken die selbst mit der 40kWh-Ausführung bereits ein Zwischenladen auf der einfachen Strecke erfordern, würde ich allerdings selbst den i3 mit 40kWh nicht empfehlen aber das ist ja auch eine Minderheit.

VG:

Klaus
Ist das nicht gut ?
Ja ! Das ist nicht gut !

Re: Langstrecke mit dem Elektroauto – mein erstes Abenteuer

MucStefan
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@marcometer: Danke für den Tipp, werde ich in Zukunft nutzen, wenn möglich!

Re: Langstrecke mit dem Elektroauto – mein erstes Abenteuer

ntruchsess
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MucStefan hat geschrieben: Die nächste böse Überraschung am Morgen: Die Sicherung in der Trommel hatte ausgelöst! Gut, es hätte mir auffallen können, dass die Kabel an der Trommel einen deutlich geringeren Querschnitt hatten als das Ladekabel selbst, aber ich bin ja schließlich kein Elektriker.
Sobald man etwas mehr als ne Lampe anstöpseln will muss man Kabeltrommeln immer komplett abrollen. Die haben in der Regel eine thermische Sicherung (in der Trommel selber), wenn da das Kabel aufgewickelt ist löst die bei formal eigentlich ausreichendem Querschnitt schon bei relativ geringen Strömen nach genügend langer Zeit wegen zu hoher Temperatur aus.
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