Wo werden die Ladepreise hin gehen?

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Re: Wo werden die Ladepreise hin gehen?

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Jake1865 hat geschrieben: Kommt drauf an, was man so an Strommengen einkauft. Je mehr desto günstiger wird der EK.
Wir haben bei ca. 20 Millionen kWh jährlich einen dementsprechend günstigen EK. Wir wollen 10 Ladepunkte in unserem Parkhaus zusätzlich betreiben und den Strom dann z.B. mit 6-10 Cent Gewinn verkaufen um die Ladepunkte und die laufenden Kosten zu finanzieren.
Aber die Ladesäulen im Parkhaus sind an Euren allgemeinen Netzanschluss angeschlossen, nehme ich an? Das ist dann natürlich etwas anderes. Das schwierige ist eher, eine Ladesäule an der Straße zu betreiben, dann geht das nicht so einfach.
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Re: Wo werden die Ladepreise hin gehen?

k_b
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herrohlson hat geschrieben:Warum geht ihr alle der Frage nach, wie günstig es im Idealfall werden kann ?
Jeder Ladesäulenbetreiber wird sich -wie auch im bisherigen Benzinmarkt- die Fragen stellen: Wieviel kann ich maximal kassieren und wie kriege ich möglichst viele Leute an die Säule ?
Die Tarife werden sich also an der Attraktivität der Umgebung orientieren und sie werden während der Ladung steigen,damit die Leute schnell abstöpseln.
Dass man zukünftig immer zu fixen Tarifen laden wird, denke ich nicht.
Da auch die Rahmenbedingungen für den Strompreis sich in den kommenden Jahren sehr schnell verschlechtern werden (Kohle- Kernkraftausstieg, dezentrale Erzeugung, zunehmende Infrastrukturkosten) und auch die Mineralölsteuer ersetzt werden muss (und ersetzen heißt immer überkompensieren), kann man von kräftig steigenden Stromkosten für den Endkunden ausgehen und für sehr kräftig steigende Ladekosten insbesondere an attraktiven Säulen in den Innenstädten und Autobahnen.
Das Laden eines E-Autos wird daher in 10 Jahren nicht mehr bei 5-10€ wie heute liegen, sondern (bei gestiegenen Ladekapazitäten) bei 80-100€ auswärts und bei 40-50€ zuhause.
Dann tanzen uns die Verbrenner auf der Nase rum, die für 40€ den Tank ihres Golf vollmachen, weil der Benzinpreis schon längst zusammengebrochen ist.

herrohlson
herrohlson,
das klingt interessant und sehr logisch.
Ich frage mich allerdings: der Staat erhält vom Betreiber einer Ladestelle die über den Stromverkauf anfallende Umsatzsteuer. Doch wie könnte er praktisch überhaupt weitere Steuern (als quasi „Ersatz“ für Mineralölsteuer) eintreiben?

Re: Wo werden die Ladepreise hin gehen?

hgerhauser
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k_b hat geschrieben:
herrohlson,
das klingt interessant und sehr logisch.
Ich frage mich allerdings: der Staat erhält vom Betreiber einer Ladestelle die über den Stromverkauf anfallende Umsatzsteuer. Doch wie könnte er praktisch überhaupt weitere Steuern (als quasi „Ersatz“ für Mineralölsteuer) eintreiben?
Das einfachste wäre eine Kilometermaut. Strom wird aber schon mit doppelt so viel Steuern, Umlagen und Abgaben belegt wie Diesel.
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Re: Wo werden die Ladepreise hin gehen?

herrohlson
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herrohlson,
das klingt interessant und sehr logisch.
Ich frage mich allerdings: der Staat erhält vom Betreiber einer Ladestelle die über den Stromverkauf anfallende Umsatzsteuer. Doch wie könnte er praktisch überhaupt weitere Steuern (als quasi „Ersatz“ für Mineralölsteuer) eintreiben?
Genau wie mit der Mineralölsteuer. Durch eine Ladesteuer.
Beim Ausdenken neuer Belastungen zur Finanzierung der nächsten Lebensleistungsgerechtigkeitsgrundrente (ohne Vermögenscheck natürlich) kennt der Staat kein Halten.
Das geht dann so: `Zum Ausgleich der in den letzten Jahren rapide gesunkenen Einnahmen aus der Mineralölsteuer, durch die der Verbraucher ja auch erheblich entlastet wurde, führt die Bundesregierung zum 01.07.2020 eine allgemeine Ladesteuer ein ein. Die Steuerhöhe berechnet sich nach der Ladeleistung und beträgt zwischen 5€ für die 22KW Ladung bis zu 25€ für die Gleichstromladung mit 150KW oder mehr. ´
Schwupps, stimmt die Rechnung im Staatssäckel wieder und Herr Scholz ist zufrieden.
Gut der Finanzminister heißt dann schon Habeck und verkauft uns das Paket noch als Grundbedingung für den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur..

herrohlson

Re: Wo werden die Ladepreise hin gehen?

ubit
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Naja - ganz so einfach wird es wohl nicht werden. Strom ist halt nicht so einfach "verfolgbar" und mit einer solchen Ladesteuer müsste man entweder die Hersteller verpflichten die Ladevorgänge entsprechend zu tracken und vor Allem zu melden - oder man würde Garagenladern eine Einladung zur Steuerhinterziehung schicken...

Eher werden die Ausfälle wohl durch KFZ-Steuern und/oder Maut kompensiert werden. Das hätte dann auch gleich den Vorteil das Verbrenner ebenfalls beteiligt werden bzw. noch unattraktiver würden.

Ciao, Udo
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Re: Wo werden die Ladepreise hin gehen?

herrohlson
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ubit hat geschrieben: Naja - ganz so einfach wird es wohl nicht werden. Strom ist halt nicht so einfach "verfolgbar" und mit einer solchen Ladesteuer müsste man entweder die Hersteller verpflichten die Ladevorgänge entsprechend zu tracken und vor Allem zu melden - oder man würde Garagenladern eine Einladung zur Steuerhinterziehung schicken...

Eher werden die Ausfälle wohl durch KFZ-Steuern und/oder Maut kompensiert werden. Das hätte dann auch gleich den Vorteil das Verbrenner ebenfalls beteiligt werden bzw. noch unattraktiver würden.

Ciao, Udo
Wieso tracken und melden ? Die Ladesäulenbetreiber sollen nur die Kohle an den Fiskus überweisen und natürlich für die Buchprüfung belegen könne, wer wann wo wieviel geladen hat. Die Daten liegen doch eh alle vor. Anonym ist nur das Tanken von Benzin.
Der Privatlader kriegt halt eine Pauschale aufgebrummt. Genau wie die Grundsteuer. Du meldest ein E-Auto an ? Dann bitte hier eintragen, wie die private Ladelösung aussieht. Bescheid vom Amt kommt in den nächsten Tagen.


herrohlson

Re: Wo werden die Ladepreise hin gehen?

p.hase
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immer wenn ich sage, daß 75% aller ladesäulen aussterben, werde ich ausgelacht. ich will sehr gerne eine "durchleitungsgebühr" für meine eigene PV-anlage entrichten die mir 2029 stromüberschuss bietet. laden wo ich will mit meinem ökostrom! noch nie konnte der deutsche michel seinen treibstoff selbst erzeugen, jetzt ist es doch passiert.

Re: Wo werden die Ladepreise hin gehen?

Compton
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Hallo zusammen,

ich halte ehrlich gesagt die meisten Annahmen hier für ziemlich unrealistisch. Am ehesten kann ich mich den Aussagen von Tho anschließen.

Es werden hier leider fast immer unrealistische Preise für den Stromeinkauf sowie für die Auslastung der Ladesäulen angenommen und zudem dann noch laufende Kosten teilweise komplett vernachlässigt.
Eine einfache AC-Säule ist was den Strompreis angeht kaum anders als ein Haus zu betrachten! Es mag kleine Faktoren geben, die zu einem besseren Strompreis führen... Etwas geringerer Strompreis, wenn die Energieabnahme hoch ist. Vielleicht ein Bündelstrompreis für die LIS größerer Anbieter.. Aber da ist nicht so viel rauszuholen wie sich das hier manche vorstellen, denn im kleinen sind das immer noch einzelne Anschlüsse für die sämtliche Netzentgelte, Abgaben, Steuern usw. anfallen. Stellt ein Netzbetreiber in seinem eigenen Gebiet Säulen auf, kann er vielleicht nochmal einen geringen Betrag einrechnen, den er an den Netzentgelten wieder mit verdient (aber auch da hat er Kosten). Aber man will ja auch keine lokalen Monopole der Netzbetreiber haben, dass wäre sicherlich nicht förderlich für den Verkaufspreis. Es muss deutschlandweit vertretene Anbieter geben und die bekommen den Strom nicht wesentlich günstiger als ein normaler Haushaltsstromkunde.
Bei AC bin ich der Ansicht, dass der Preis ca. 9-10 Cent über dem Haushaltsstrompreis liegen muss, um annähernd wirtschaftlich zu sein.
Wenn die Säulen querfinanziert werden durch Marketing, Kundenbindung (wie bei Maingau) etc. dann können die Preise auch geringer sein - da wird sich dann jeder große Anbieter seine eigene Rechnung machen. Unter diesem Gesichtspunkt würde ich langfristig mit 5-10 Cent über dem Haushaltsstrompreis rechnen.


Bei DC-Ladesäulen wird hier mmn ein wichtiger Punkt bei Berechnungen vollkommen vernachlässigt und das ist der Leistungspreis.
Bei DC mag der Verbrauch um einiges größer sein, wodurch der Stromlieferant der Preis nochmal um 1-2 Cent senken mag. Die äußerst niedrigen Strompreise von Industriekunden, die hier oft zugrunde gelegt werden, erreicht man aber nicht. Eine Schnellladesäule (oder auch 5 auf einmal) sind nicht vergleichbar mit einem Industriekunden, der lokal sehr viel Energie im Jahr abnimmt bei relativ geringen Leistungsspitzen.
Der erste Schritt ist, dass man in den RLM-Bereich kommt, d.h. ein Verbrauch von über 100.000 kWh im Jahr hat. Dann sinkt meist der kWh-Preis des Netzbetreibers und ggf. fallen ein paar Umlagen niedriger aus. Dafür kommt dann aber ein Leistungspreis hinzu, der an der höchsten angenommenen Leistung im Jahr bemessen wird!

Mal ein Blick in das Preisblatt der Stadtwerke Bamberg geworfen:
- kWh-Preis im Standardlastprofil: 7,47 ct/kWh (brutto)
- kWh-Preis RLM bei einer Jahresbenutzungsdauer* unter 2.500 h/a: 6,51 ct/kWh
- Leistungspreis RLM: 21,02 €/kW/a -> Bei einer 150 kW Säule also ca. 3.150 € im Jahr
* Wird berechnet aus der verbrauchten Energie im Jahr geteilt durch die Spitzenleistung im Jahr

Das mal als Hinweis. Das muss bei einer WKB berücksichtigt werden.
Und für den Fall, dass die Säulen in den gleichen Anschluss kommen sollen wie ein Betrieb mit hohem Stromverbrauch bei rel. geringen Leistungsspitzen und damit einer Jahresbenutzungsdauer von >2.500 h/a, der entsprechende Eintrag aus dem Preisblatt der STWB dazu:
- Arbeitspreis: 3,17 ct/kWh (brutto)
- Leistungspreis: 104,57 €/kW/a -> Bei 150 kW mehr an Spitzenleistung im Jahr also ca 15.700 € zusätzlich.


Bei Schnellladesäulen müsste der Preis mmn nochmal etwas über dem von AC-Säulen liegen.

Letztlich wird der Preis für einen wirtschaftlichen Betrieb wesentlich von der Ausnutzung abhängen. Hier kommen natürlich immer mehr Autos, aber auch der Bedarf an Ladesäulen wächst gleichzeitig, sodass momentan immer mehr installiert werden. Welcher Verbrauch pro Ladesäule also letztlich erreicht werden kann ist daher sehr schwer vorherzusagen.
Ich bin mir aber absolut sicher, dass der Strompreis an Ladesäulen langfristig über dem von Haushalten liegen wird.

Viele Grüße

Re: Wo werden die Ladepreise hin gehen?

ubit
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Da stecken aber halt auch gesetzliche Möglichkeiten drin. EEG-Umlage-Befreiung für Ladesäulen wäre zum Beispiel keine so schlechte Idee. Und ansonsten: Auch privat bekommt man mittlerweile Strom in Deutschland für <20 ct/kWh für e-Autos - dann halt nicht 24/7. Ggf. kann man das zumindest bei Gleichstromladern auch noch mit einem Pufferakku kombinieren um die Netzlast gleichmäßiger zu verteilen, Spitzenlast zu reduzieren und über Rückspeisung auch dem Netz zu helfen. Da sind schon noch einige Möglichkeiten offen um den Preis in vernünftige Bahnen zu lenken.

Pufferakkus fürs Stromnetz werden wir eh brauchen - insofern könnte man die Dinger auch an Autobahnparkplätzen aufstellen und sie dann halt doppelt nutzen. Hilfreich wäre dabei vermutlich das die Lastspitzen bei den e-Autos im Sommer-Reiseverkehr zeitlich mit hoher PV-Erzeugung korrelieren dürften.

Klar ist: Einfach eine DC-Säule in die Landschaft stellen und auf Gewinne zu hoffen wird nicht funktionieren (bzw. zu inakzeptablen Preisen führen). Hier sind einfach für die Zukunft kreative Ideen gefragt.

Ciao, Udo
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Re: Wo werden die Ladepreise hin gehen?

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Warum nur an der öffentlichen Ladesäule und nicht zuhause?
Passivhaus Premium, 18kWp PV, Sole WP mit Kühlung über BKA, KNX, 530e 3.2l/100km ~50% Elektrisch, Tested X3 xDrive30e, eTron 50, EQC In Testing ID.4, ENYAK, iX3
Mitglied bei Electrify-BW e.V. https://electrify-bw.de/
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