Business Case DC Ladeinfrastruktur

Re: Business Case DC Ladeinfrastruktur

TeeKay
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Dass 50kW Lader nicht kostendeckend zu betreiben sind, rechne ich hier Jahr für Jahr vor. Bei 120kW der Supercharger ist das schon eher möglich, da die Fixkosten nicht genauso schnell steigen wie die Ladeleistung und pro Zeiteinheit mehr Energie abgegeben werden kann. Es werden mehr Kunden bedient, die gleichzeitig mehr Energie kaufen, auf die die nichtlinear gestiegenen Kosten umgelegt werden können. Darum finde ich es auch so seltsam, dass noch immer so viele 50kW Lader gebaut werden. Die sind weder für den Kunden schnell noch für den Betreiber rentabel genug. Wenigstens die ganzen T&R & SLAM Säulen hätten von Anfang an 150kW sein können und sollen.
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Re: Business Case DC Ladeinfrastruktur

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  • EVduck
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Die will doch auch keiner kostendeckend betreiben. Ich habe den Verdacht, die dienen nur dazu die Förderung abzugreifen und danach den Gewinn zu schmälern und so zu einem relativ günstigen Kurs ein wenig Imagepflege zu betreiben.
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Re: Business Case DC Ladeinfrastruktur

AndiH
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Die bisherigen 50kW Lader sind "Leuchttürme" aus dem Marketing Etat. Da geht es darum Präsenz zu zeigen und das Image zu polieren, nicht darum mit dem Lader die Kosten zu decken. Deshalb stehen die Dinger i.d.R. auch alleine rum. Ausnahme ist die EnBW mit zwei pro Standort, dort ist aber schon die Option für mehr Ladeleistung eingebaut.
Einen Business Case gibt es für DC Lader nur an größeren Standorten bei denen der Kunde mit hoher Wahrscheinlichkeit einen freien Anschluss findet, viel nachladen will/muss, schnell laden kann und schnell wieder weg will. Das sieht wohl auch Ionity so, deshalb die Standorte an der AB mit der Zielgruppe Geschäftswagen auf Tour.
Ein Schnelllader im Dunstkreis der Stadt wird dagegen lange defizitär bleiben, weil die Zielgruppe Laternenparker zu ähnlichen Zeiten laden will (hohe Peakauslastung) und sehr genau auf den Preis schauen wird. Ganz düster sieht es mit DC Lader auf dem platten Land abseits des Transitverkehrs aus, das wird sich wahrscheinlich auch in 10 Jahren nur als Werbesäule mit weniger Leistung rechnen.

Das Fazit "Fast charging is used mostly in the afternoon, and more during weekends than weekdays" zeigt aber auch das die einzige Zielgruppe die schnelle DC Lader rentabel machen kann noch nicht existiert, da fehlen wohl auch noch die Fahrzeuge.
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Re: Business Case DC Ladeinfrastruktur

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hghildeb hat geschrieben:
spark-ed hat geschrieben:Wenn ich die Grafik analysiere, komme ich auf einen mittleren Nutzungsgrad von 1,35%
Dann liegt also hier der Hase im Pfeffer. Bei einer Erhöhung der Auslastung reduzieren sich die anteiligen Fixkosten. Bei angenommenen 50% Nutzungsgrad wären wir nur noch bei 5cent/kWh Fixkosten plus Einkauf und Nebenkosten. Allerdings habe ich bei 50% Gesamt-Auslastung natürlich auch eine 50%ige Chance, dass ich als Kunde an eine besetzte Säule komme und erstmal warten muss. Dann müssen mehr Outlets her und die Investition steigt wieder.
50% Nutzungsgrad sind nach den vorliegenden Profilen als Mittelwert kaum zu erreichen.
Wenn ich mich nicht täusche, sollte es wie eingangs erläutert möglich sein, den Maximalbedarf (Osterwochenpeak bei 5%) bei ausreichender Anzahl an Ladesäulen auf 100% zu skalieren.
Also nur zur höchstbelasteten Stunde des Jahres sind statistisch alle Ladepunkte ausgebucht.
Das verbessert den Nutzungsgrad um den Faktor 20
Der Mittelwert läge dann aber immer noch bei unter 30%. (100%/5% * 1,35%)
Natürlich müssten da auf Standortebene individuell der Faktor für die Anzahl der erforderlichen Ladepunkte bestimmt werden.
Dabei wird man immer in Kauf nehmen müssen, dass sich an einzelnen Standorten trotzdem noch Schlangen bilden können. Einzelne geographische Lagen werden saisonal- oder ereignisbedingt bedingt immer ausreißen.

An einigen Stellen werden wohl lange 5-10 Säulen reichen, während es anderswo auch gerne 100 oder Mehr Ladepunkte an einem Standort sein dürfen.

Möglichkeiten den Nutzungsgrad zu erhöhen wären:
1. Höhere mögliche Einzelleistung, dafür mehr Säulen und teilweise Powersharing (Mehrere Säulen teilen sich eine Peak-Leistung)
Das erhöht die erforderliche Gesamtanschlussleistung nicht, führt dabei zu einer Kappung der Leistungsspitze und drückt in den Spitzenzeiten dafür die Ladezeit etwas in die Breite. >nichtlineare Kostensteigerung, wie von Teekay beschrieben
Dieses Prinzip nutz Tesla (1 Gleichrichter für 2 Stalls)

2. Glättung durch finanzielle Anreize (Auslastungsabhängige Tarifgestaltung)
Laden ist immer dann teuer, wenn die Auslastung hoch ist und umgekehrt

3. Unterversorgung auf >100% theoretichen Spitzenbedarf
Die Verknappung beeinflusst das Nutzerverhalten dahingehend, dass typische Hauptreisezeiten gemieden werden und wo immer möglich vorsorglich lieber Destinationladung genutzt wird (oder die dämliche Elektrokiste wieder gegen einen anständigen Verbrenner getauscht wird ;) )

Und natürlich dürfte in Zukunft die Ladeleistung immer weiter ansteigen, um den Durchsatz zu erhöhen. Ich weiss aber noch nicht so recht, wo irgendwann die kleinwagentauglichen Batterien herkommen, die 175kW oder gar 350kW mit 800V Technik nutzen können. Bin ich wohl nicht Visionär genug.

Hat noch jemand ähnliche (anonymisierte) Diagramme zu Nutzerverhalten beizusteuern?
Die hohe Deckungsgleichheit der Kurven in dem Artikel aus 2017 lässt die Vermutung zu, das auch in anderen Szenarios ein ähnliches Profil vorliegen sollte.
SmartED - einfach, wie für mich gemacht

Re: Business Case DC Ladeinfrastruktur

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EVduck hat geschrieben:Die will doch auch keiner kostendeckend betreiben. Ich habe den Verdacht, die dienen nur dazu die Förderung abzugreifen und danach den Gewinn zu schmälern und so zu einem relativ günstigen Kurs ein wenig Imagepflege zu betreiben.
Eher Standorte sicheren.
Passivhaus Premium, 18kWp PV, Sole WP mit Kühlung über BKA, KNX, 530e 3.2l/100km ~50% Elektrisch, Tested X3 xDrive30e, eTron 50, EQC In Testing ID.4, ENYAK, iX3
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Re: Business Case DC Ladeinfrastruktur

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EVduck hat geschrieben:Die will doch auch keiner kostendeckend betreiben. Ich habe den Verdacht, die dienen nur dazu die Förderung abzugreifen und danach den Gewinn zu schmälern und so zu einem relativ günstigen Kurs ein wenig Imagepflege zu betreiben.
Da geht es eher um Standorte sichern.
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Re: Business Case DC Ladeinfrastruktur

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AndiH hat geschrieben:Ein Schnelllader im Dunstkreis der Stadt wird dagegen lange defizitär bleiben, weil die Zielgruppe Laternenparker zu ähnlichen Zeiten laden will (hohe Peakauslastung) und sehr genau auf den Preis schauen wird. Ganz düster sieht es mit DC Lader auf dem platten Land abseits des Transitverkehrs aus, das wird sich wahrscheinlich auch in 10 Jahren nur als Werbesäule mit weniger Leistung rechnen.
DC-Lader sind für den Stromlieferant ein Verlustgeschäft. Hohe Investitionskosten, Unterhaltskosten und notwendige Strompreise werden in den nächsten 10 Jahre keine einzige DC-Säule in die Gewinnzone bringen. Ich schätze mal auf Grund von eigenen Erfahrungen, dass 90% des benötigten Stromes zu Hause oder am Zielort geladen wird. Mietgaragen und Stellplätze werden wohl oder übel mit Ladesäulen ausgestattet werden. Größere Akkus werden das preisewerte Laden zu Hause ggf. mit eigenem PV-Strom befördern.

Die jetzige Betreiber der DC-Säule haben bisher fast nur mit Fördermitteln gebaut. Wenn es keine Förderung mehr gibt, werden die DC-Säulen sich, wenn überhaupt, nur noch an den Autobahnen halten können.
Rechnen hilft. Bleistift, Stück Papier und ein Taschenrechner und man wird sich über einige Ergebnisse wundern. :idea:
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Re: Business Case DC Ladeinfrastruktur

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spark-ed hat geschrieben: Wenn ich die Grafik analysiere, komme ich auf einen mittleren Nutzungsgrad von 1,35%
Wenn mal eine bestimmte Masse an nutzern erreicht werden das es sich lohnt 6 und mehr Ladesäulen an einen Standort zu stellen steigt diese Auslastung ganz automatisch. An Autobahnen und Supermärkten denke ich das man da auf 10 bis 15% kommt.
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Re: Business Case DC Ladeinfrastruktur

geko
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Positive Contribution Margin für DC-Ladepunkte ist durchaus schnell erreichbar (18-24 Monate), ROI dauert natürlich wesentlich länger - je nach Marktsituation unterschiedlich. Problematisch ist, dass viele Anbieter die Doppelrolle CPO+EMP einnehmen. Das mag auf den ersten Blick verlockend aussehen, bringt jedoch deutlich höhere laufende Kosten mit sich. Das Fokussieren auf einen der beiden Bereiche ist wesentlich sinnvoller, wenngleich am Ende EMP mit reinem Plattformgeschäft wesentlich mehr verdienen werden als CPOs.
emobly. Das Magazin für Elektroautos. Unabhängig. Authentisch. Elektrisch.

Re: Business Case DC Ladeinfrastruktur

hgerhauser
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Zu heutigen Tankstellen und deren Business Case habe ich nur begrenzt viel gefunden, zu Schnellladern aber diese Studie:
https://www.theicct.org/sites/default/f ... _final.pdf

Ein interessanter Fund: Es gibt nur 360 Tankstellen an Autobahnen in Deutschland. (Quelle Statista).

Aus der Studie entnehme ich, dass unter 500 Euro pro kW für größere Ladeparks kein Problem sein dürfte. Da wird zum Beispiel ein Invest von 600 Tausend Dollar für 10 140 kW Ladepunkte genannt. Da müsste man schon in näherer Zukunft mit 10 Cent Aufschlag einen Profit machen können, und wie erwähnt in der Studie, man kann ja auch was am Shop/Restaurant etc. direkt neben den Ladesäulen verdienen.

Da bleibt dann die Frage, wie teuer der Strom im Einkauf ist und da hängt sicher viel an den regulatorischen Rahmenbedingungen.
heikoheiko.blogspot.com
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