Preisdiskussion: Preishorizont bei Fahrstrom

Re: Preisdiskussion: Preishorizont bei Fahrstrom

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Dass viele Kunden ihre Kaufentscheidung nach Hintergrundwissen oder umwelttechnischen Aspekten ausrichten, bezweifle ich. Bei dem Punkt "Aufwand" bin ich dabei. Meiner Meinung nach wird die Attraktivität einer Lademöglichkeit hauptsächlich durch zwei Merkmale bestimmt:
1. Preis pro kWh plus evtl. vorhandene Nebenkosten (Park- und Blockiergebühren, Session fee, Grundgebühr etc)
2. Nutzungskomfort, also Anzahl freier Ladepunkte, Lage, Ladeleistung und Peripherie (Gastro, Einkaufen etc)

Diese beiden Merkmale sind bis zu einem gewissen Grad gegenläufig. Je nach Nutzer und nach Situation wird mancher für einen günstigeren Preis Einschränkungen im Komfort hinnehmen und umgekehrt wird ein anderer bereit sein, für höhere Leistung mehr zu bezahlen. Diesen Sweet Spot für die maximale Anzahl Kunden (=Umsatz) herauszufinden, ist die Aufgabe, vor der die Betreiber gerade stehen.
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Re: Preisdiskussion: Preishorizont bei Fahrstrom

kutscher_tom
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Optimus hat geschrieben: Mit dem letzen Satz wird es klar: Solange es genügend Dumme/Unbedachte/Sorglose/Nichtselbszahler (Firmenwagen mit Tankkarte) gibt, die die Preise akzeptiern und ohne drüber nachzudenken (Strom kommt wie immer aus der Steckdose) laden, geht die Rechnung für die Unternehmen auf. Der Preishorizont ändert sich also nicht oder nur seeehr langsam.

Was ich mir nur nicht vorstellen kann, ist, dass Unternehmen mit den jetzigen Preisen für Fahrstrom noch Miese machen (ausgenommen vllt. reine MSP die noch neu sind) und wie das mit dem Ziel einer Dekarboniserung im Verkehrssektor zusammen passt.
Wie kommst du auf die Idee, dass man mit dem Firmenwagen jeden Preis akzeptiert? Bei uns war das früher mit den Tankkarten schon reglementiert und ist jetzt mit den e-Ladekarten noch extremer. Du tankst / lädst dort, wo die Firma einen Rahmenvertrag hat, oder zu bezahlst selbst. Auch in den Firmen einiger Bekannten von mir wird das so gehandhabt. Denn auch Firmen sind nicht die Wohlfahrt und haben nichts zu verschenken.

Es mag sicher Firmen geben, die vielleicht jetzt am Anfang das mit dem Laden, dem Roaming usw. noch nicht so ganz überblicken, weil dort an den entscheidenden Stellen Leute sitzen, die sich mit E Mobilität nicht beschäftigen. Oder welche denen das wirklich komplett egal ist, was der Fuhrpark kostet. Aber das dürften immer weniger werden. Denn die aktuelle Wirtschaftslage animiert ganz automatisch dazu, sich seine internen Kostenstellen anzuschauen und zu überlegen, wo man sparen kann.
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Re: Preisdiskussion: Preishorizont bei Fahrstrom

kutscher_tom
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hghildeb hat geschrieben: Dass viele Kunden ihre Kaufentscheidung nach Hintergrundwissen oder umwelttechnischen Aspekten ausrichten, bezweifle ich. Bei dem Punkt "Aufwand" bin ich dabei. Meiner Meinung nach wird die Attraktivität einer Lademöglichkeit hauptsächlich durch zwei Merkmale bestimmt:
1. Preis pro kWh plus evtl. vorhandene Nebenkosten (Park- und Blockiergebühren, Session fee, Grundgebühr etc)
2. Nutzungskomfort, also Anzahl freier Ladepunkte, Lage, Ladeleistung und Peripherie (Gastro, Einkaufen etc)
Ich würde noch einen dritten Punkt sehen: Verfügbarkeit in "meiner" Region / auf "meinen" Strecken.
Hier im Großraum München komm ich mit Aldi Lidl Kaufland super klar und bin dementsprechend nicht bereit, mehr als die dort aufgerufenen Preise zu bezahlen. Für die Fernstrecke hab ich Renault Charge Pass und lade bei Ionity. Es gibt aber auch noch andere Regionen in Deutschland, wo Aldi und Lidl nicht so flächendeckend Ladestationen anbieten. Da würde ich persönlich dann wohl bereit sein müssen, deutlich mehr zu bezahlen oder (falls dort gut Verfügbar) in z.B. den EnBW L Tarif investieren um mit guter Abdeckung auch gute Preise zu erzielen.

Es ist also schwierig, einen für ganz Deutschland gültigen Preishorizont zu bestimmen.
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Optimus
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kutscher_tom hat geschrieben: Es mag sicher Firmen geben, die vielleicht jetzt am Anfang das mit dem Laden, dem Roaming usw. noch nicht so ganz überblicken, weil dort an den entscheidenden Stellen Leute sitzen, die sich mit E Mobilität nicht beschäftigen. Oder welche denen das wirklich komplett egal ist,...
Jetzt weißt du, wie ich zu der Idee komme. Gerade die PHEV, die nur wg. der geringeren Versteuerung angeschafft/geleast werden, achten da wenig(er) drauf. Was willst du bei einer DKV/Shell Tank-/Ladekarte noch zusätzlich an Rahmenvertrag abschließen? Einige MSP bieten Business-Verträge an. SInd die wirklich besser/vorteilhafter für Firmen? Ab welchem Volumen/Anzahl Ladekarten?
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Re: Preisdiskussion: Preishorizont bei Fahrstrom

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kutscher_tom hat geschrieben: Ich würde noch einen dritten Punkt sehen: Verfügbarkeit in "meiner" Region / auf "meinen" Strecken.
Völlig richtig, das meinte ich mit "Lage". Das was gefühlt nicht existiert bzw. weit weg ist, kann so billig sein wie es will - es kommt einfach nicht zum Tragen.
Bzgl. Ladesäulen beim LEH bin ich übrigens in genau so einer Region zuhause. Der nächste Aldi-DC ist 40km entfernt, Lidl hat gar nichts, Norma 2x3.7kW und Kaufland einen einzigen, dauerbelegten 50kW-Triple.
Optimus hat geschrieben: (Rahmenvertrag) Sind die wirklich besser/vorteilhafter für Firmen? Ab welchem Volumen/Anzahl Ladekarten?
Bei Flottenverträgen spielt ja der Preis oftmals nur eine Rolle von vielen. Da haben breite (internationale) Akzeptanz der Karten und Serviceleistungen wie z.B. Sammelrechnung nach Kostenstellen, eine mindestens genauso hohe Priorität. Ich glaube, man kann das nur bedingt mit Privatkunden-Angeboten vergleichen.
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Re: Preisdiskussion: Preishorizont bei Fahrstrom

Optimus
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Das widerspricht ja dann wieder der Aussage von @kutscher_tom. Es wird eher ein höherer Preis am LP akzeptiert, wenn damit in der Verwaltung der Lade-/Tankkarten Vorteile für die Firma entstehen. Somit stimmt meine Aussage wieder, dass von dieser Seite kein Druck auf die Preise an den LP kommt. Ein privater Fahrstromkonsument braucht den administrativen Overhead nicht unbedingt. Es sei denn, er möchte seinen eigenen Verbrauch bis ins Detail analysieren oder weiter berechnen/erstattet haben.
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Re: Preisdiskussion: Preishorizont bei Fahrstrom

kutscher_tom
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Optimus hat geschrieben: Jetzt weißt du, wie ich zu der Idee komme. Gerade die PHEV, die nur wg. der geringeren Versteuerung angeschafft/geleast werden, achten da wenig(er) drauf. Was willst du bei einer DKV/Shell Tank-/Ladekarte noch zusätzlich an Rahmenvertrag abschließen? Einige MSP bieten Business-Verträge an. SInd die wirklich besser/vorteilhafter für Firmen? Ab welchem Volumen/Anzahl Ladekarten?
Wer sagt denn, dass wir in der Firma DKV oder Shell haben? Und wer sagt, dass eine breite oder gar internationale Akzeptanz wie sie @hghildeb anspricht wichtig ist?
Ja, sicher gibt es solche Firmen, für die das wichtig ist. Aber halt nicht für alle. Ihr dürft nicht immer nur an die international tätige Unternehmensberatung denken. Ja Für die ist wichtig, dass sie immer und überall laden können. Aber denkt auch mal an die ganzen kleineren Unternehmen oder gar lokale Unternehmen mit begrenztem Aktionsradius, dem ist wichtig, dass er seine Flotte günstig getankt / geladen bekommt. Ob er dann in Hamburg vielleicht auch laden kann spielt für den bayrischen Metzger gar keine Rolle.
In der Firma meiner Freundin haben sie für das alltägliche Tanken in jedem Fahrzeug eine Tankkarte der örtlichen Raiffeisen. Damit kann man nur bei deren Tankstellen tanken und es gibt einmal im Monat eine Abrechnung über alle Fahrzeuge zu den vereinbarten Konditionen. Die BEV werden sowieso nur in der Firma geladen. Wenn es wirklich mal weiter weg geht, bekommt man eine Tank / Ladekarte die halt dann "überall" geht. Aber man darf damit nicht "hirnlos" einfach an der nächsten Autobahntankstelle für 2 Euro den Liter zapfen. Das zahlt man dann schön selbst. Genauso ist es bei den Ladekarten. Man lädt entweder beim passenden Betreiber oder bezahlt die entstandene Differenz selbst.

Das Thema PHEV ist sowieso eine einzige Wirtschaftsförderungsmaßnahme gewesen. Sowohl für den Hersteller als auch für den Käufer. Darüber, dass die meisten dieser Fahrzeuge in ihrem leben nie eine Steckdose sehen brauchen wir denke ich nicht diskutieren.
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Re: Preisdiskussion: Preishorizont bei Fahrstrom

Tom7
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Also hier sind die 50 kW Triples von Kaufland und Lidl schon länger nicht mehr dauerbelegt. Und zwar seit der Preis recht marktgerechte 48 Cent/kWh beträgt.

P.S.: Was nicht vorhanden ist, ist nicht vorhanden und Bedarf auch keiner näheren Würdigung. Was Umweg erfordert fällt voll in den Punkt 2, Nutzungskomfort.

Re: Preisdiskussion: Preishorizont bei Fahrstrom

Tom7
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Optimus hat geschrieben: Ein privater Fahrstromkonsument braucht den administrativen Overhead nicht unbedingt. Es sei denn, er möchte seinen eigenen Verbrauch bis ins Detail analysieren oder weiter berechnen/erstattet haben.
Naja, auch der Private hat einen gewissen administrativen Overhead, wenn dieser Private möglichst günstige Preise will. Aber privat ist Zeit halt bei weitem nicht gleich so knallhart Geld, wie geschäftlich. Und vor allem auch nicht in der Höhe.
Wenn die Arbeitsstunde 120€ kostet, also jede Minute 2€, dann ist das Suchen nach günstigen Ladesäulen, Routenanpassungen und ggf. die Inkaufnahme einer niedrigeren Ladegeschwindigkeit ganz schnell teurer, als das was man an der Ladesäule spart.

Re: Preisdiskussion: Preishorizont bei Fahrstrom

kutscher_tom
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@Tom7 natürlich macht es keinen Sinn, wenn der Wirtschaftsprüfer mit nem Stundensatz von 200 Euro nen Umweg fährt um 10 Euro beim Laden zu sparen. Aber nicht jeder ist Wirtschaftsprüfer und nicht jeder muss nen Umweg fahren um günstig zu laden.
Der Elektrotrucker hat es in seinem letzten Video mal vorgerechnet. Durch den hohen Verbrauch seines Sattelzugs ist es halt schon ein Unterschied, ob er für 39 Cent oder 51Cent lädt und für ihn wirtschaftlich sinnvoll auch einen kleinen Umweg zu fahren oder eben die Routenplanung so zu optimieren, dass er an der 39 Cent Station laden kann.
Ich will damit nur sagen, dass es eben nicht nur "es is egal was Sprit / Strom kostet" Firmen gibt, sondern auch welche die auf ihre Kosten schauen und nicht bereit sind, jeden beliebigen Preis zu bezahlen. Was am Ende auf dem Ladestrommarkt passiert werden wir eh nicht abschließend voraussagen können. Denn wenn wir das könnten, würden wir damit sehr sehr viel Geld machen können.
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