Butter beim Fisch: Wie sieht ein optimales Bezahlsystem aus?

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Re: Butter beim Fisch: Wie sieht ein optimales Bezahlsystem

Marcel_S
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Genau - Butter bei die Fische:

Was will der Kunde?
Der Kunde will:
1) kWh-genaue oder doch zeitgenaue Abrechnung
2) Eine Karte/App/EC-Karte für alles
3) kein zwingenden Vertrag, sondern auch pay per charge. Oder auch doch nicht.
Aber auf jeden Fall:
4) vergleichbare Energiekosten wie zu Hause (ausser bei DC bei der Autobahn). Wird dies nicht erfüllt, lädt der Kunde zu Hause und die Säulen machen noch weniger Umsatz.

Schön - bald ist ja Weihnachten, da sind Wünsche willkommen. Aber wie kann man diese Wünsche erfüllen?

Nun muß man mal zwischen drei (öffentliche) Lade-Szenarien unterscheiden:
a) DC Schnelllader
b) AC-Säule
c) AC-Säulen-Verbund

Bei a) und c) lässt sich ein EC-Kartentterminal pro Standort vielleicht noch argumentieren - bei den einzeln stehenden AC Säulen hingegen ganz-und-gar nicht. Denn sonst wird der Kundenwunsch 4) nicht erfüllt werden können.

Was also dann? Eine moderne Ladesäule ist standardmäßig u.a. zum Monitoring in einem Backend integriert. Das heisst, es steht eine Online-Anbindung zur Verfügung. Diese für Authentifizierungszwecke zu verwenden ist naheliegend und kostengünstig. Und dazu gibt es bereits mit OCPP auch ein dafür vorgesehenes Protokoll.
Ein RFID-Leser ist auch (fast) überall verbaut. Dieser ist vandalensicher, wartungsfrei und deutlich günstiger in der Anschaffung als z.B. ein EC-Terminal. Also die erste Wahl bei kleinen Ladestandorten, wo man wohl eh nie Gewinn machen wird.

Also hat man einen RFID-Leser, eine Online-Anbindung und muß versuchen, Kundenwunsch 1-4 zu erfüllen.

Und hier kommt man um einen Roaming Verbund kaum vorbei.

Warum sind Roaming-Verbünde so interessant für die EVUs? Nehmen wir mal Hubject als Anbieter an (andere haben die ähnlichen Rahmenbedingungen): Als Ladestationsbetreiber ("CPO") bindet man sein Backend an den Roaming-Betreiber an. Ist das einmal erledigt, und die Preise pro kWh oder Zeit dort hinterlegt, agiert der Roaming-Betreiber als "Marktplatz", um diese Ladelösung interessierten "Elektromobilitätsbetreibern" (z.B. Hubject-Speak EMP) wie auch TNM anzubieten.

Die EMPs verwalten also die Kunden und bietet denen die Produkte an, die CPOs verwalten die Ladesäulen. Ein CPO kann natürlich auch EMP und vice-versa sein.

Bietet ein EMP eine Pay-per-Charge-Lösung seinen Kunden an, eine kWh-genaue oder eine zeitgenaue Abrechnung - dem Ladestationsanbieter ist das egal - er schreibt seine Rechnung nach dem über Hubject vereinbarten Tarif dem EMP. Wie dessen Geschäftsmodell ggü. dem Kunden dann aussieht, kann dem CPO egal sein.
So kann dieser EMP natürlich auch ein Pay-Per-Charge seinen Kunden anbieten, den Strom verschenken oder mittels eines Vertrages einen Staffeltarif anbieten. Natürlich könnte dieser dem Kunden dann auch einen Zeittarif anbieten, und gleichzeitig dem CPO per kWh zahlen. Und umgekehrt.

Durch diese Abstrahierung zwischen der Kunden-Service-Sicht und der Ladestations-Betreiber-Sicht lassen sich alle möglichen Varianten anbieten.

Und dies für den Kunden vollkommen transparent. TNM macht es ja schon sehr schön vor und andere werden nachziehen.

Quintessenz: Kundenwunsch 1-4 lässt sich machen - aber wahrscheinlich nur mittels einem Roamingverbund.

Meine 2 cents.
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Re: Butter beim Fisch: Wie sieht ein optimales Bezahlsystem

ratzfatz
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Marcel_S hat geschrieben:Meine 2 cents.
+++++1

Das waren definitiv mehr als 2 Cent und für diesen Beitrag mein voller Respekt. Überhaupt mein großer Dank an das Forum, hier vereint eine Sache nach vorne tragen zu wollen, die aufgrund (gewollter?) Komplexität der Anbieter ein wichtiger Schritt nach vorne sein kann, den Gordischen Knoten zu entwirren. Vom Durchschlagen des Knotens darf aufgrund der politischen Dimension abgesehen werden.

Es wird sich Mitte Januar zeigen, welche Tendenzen sich durchsetzen.

Die aktuelle Situation erinnert mich an das Mittelalter mit Hunderten von Herzogtümern, die an den grenznahen Perdewechselstationen ihre Zölle und Tribute abkassiert haben. Dieses "Geschäftsmodell" sollte im Zeitalter der Elektromobilität vorbei sein, bzw. ein Ende haben.

Weiter so, Leute.

Re: Butter beim Fisch: Wie sieht ein optimales Bezahlsystem

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Marcel_S: Was genau wolltest du uns sagen?
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Re: Butter beim Fisch: Wie sieht ein optimales Bezahlsystem

Wackelstein
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Die aktuelle Situation erinnert mich an das Mittelalter mit Hunderten von Herzogtümern, die an den grenznahen Perdewechselstationen ihre Zölle und Tribute abkassiert haben. Dieses "Geschäftsmodell" sollte im Zeitalter der Elektromobilität vorbei sein, bzw. ein Ende haben.
:clap: :clap:
Gut, so isses wohl immer, wenn etwas Neues kommt. Irgendwann wird sich dann wohl ein Standard entwickeln.
Für mich wäre es optimal, wenn man wie an einer normalen Tankstelle mit Bankomatkarte den verbrauchten Strom bezahlen könnte. Mit so einer Karte kann man fast auf der ganzen Welt problemlos Geld abheben, in den meisten Geschäften bezahlen usw. usf. Warum sollte das nicht auch für Strom-Tankstellen gelten?
Meine Liebe zu Benzin/Diesel steigt mit dem Quadrat der Entfernung

Re: Butter beim Fisch: Wie sieht ein optimales Bezahlsystem

TeeKay
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Hat doch Marcel dargelegt. Weil es zu teuer und wartungsaufwendig ist. Jeder Kaugummiautomat macht mehr Umsatz als eine DC-Ladesäule an der Autobahn in Deutschland.

Re: Butter beim Fisch: Wie sieht ein optimales Bezahlsystem

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Meine erste Präferenz: bitte nicht noch eine neue Karte !
Europa-weit soll es auf jeden Fall laufen: damit scheidet die EC-Karte schon einmal aus, da sie z.B. in Frankreich weitgehend unbekannt ist (wird auch nicht an jedem Bank-/Tankautomaten akzeptiert.
Europaweit anerkannt ist die Kreditkarte, die gibt es heute alle auch mit NFC-Chip zum vandalismus-sicheren bezahlen.
NFC-Kreditkartenabrechnung MUSS an jeder Säule das Grundbezahlsystem sein. (den NFC-Chip gibt es z.B. bei mpass/PAYpass auch zum Aufkleben aufs Handy, dann hat man ihn immer dabei)
Darüber hinaus sind zusätzliche Systeme natürlich immer möglich, macht aber wegen Kosten bei neuen Säulen wenig Sinn.

Ein weiterer Punkt ist mir extrem wichtig (wie auch einigen anderen oben schon):
Die Abrechnung soll leistungsbezogen (pro kWh) sein, NICHT zeitbezogen (pro Minute).
Warum: weil es extrem unfair ist, manche Fahrer den mehrfachen Preis für die bezogene Energiemenge Zahlen zu lassen, nur weil sie aufgrund technischer Beschränkungen ihres Fahrzeuges nicht schneller Laden können.

Einzige akzeptierte Ausnahme: DC-Schnellladesäulen, um durch kürzere Ladedauern den Durchsatz an Kunden (und Energiemenge) zu erhöhen.
VW ID.3 PRO Life AHK #ELECTRICchallenge1000km
1000km an einem Tag, von Sonnenauf- bis Untergang, Schweiz-Dänemark, ohne Ladekabel ohne RFID-Karten
"Gewicht ist der Feind, Luftwiderstand das Hindernis"
Felice Bianchi Anderloni 1952

Re: Butter beim Fisch: Wie sieht ein optimales Bezahlsystem

eCar
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Zur kWh-genauen Abrechnung:
RWE ist laut eigener Aussage der einzige Anbieter, der diese Art der Abrechnung anbieten DARF. Es war wohl ein aufwändiger Zertifizierungsprozess bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt nötig. Ich sehe es als eine Aufgabe des Gesetzgebers an, die Hürden für die Ladesäulenbetrieber beim Einrichten einer kWh-genauen Abrechnung so niedrig wie möglich zu halten.

Re: Butter beim Fisch: Wie sieht ein optimales Bezahlsystem

e-lectrified
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eCar hat geschrieben:Ich sehe es als eine Aufgabe des Gesetzgebers an, die Hürden für die Ladesäulenbetrieber beim Einrichten einer kWh-genauen Abrechnung so niedrig wie möglich zu halten.
Ich sehe das nicht. Die Stromkonzerne machen mehr als genug Geld, also sollten sie auch dafür sorgen, dass die Abrechnung absolut korrekt ist, egal, wieviel die das kostet. Denn eines geht nicht: dass der Kunde bei der Abrechnung abgezogen wird - es reicht schon, wenn die Preise völlig unverschämt sind...

Re: Butter beim Fisch: Wie sieht ein optimales Bezahlsystem

Marcel_S
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eCar hat geschrieben:RWE ist laut eigener Aussage der einzige Anbieter, der diese Art der Abrechnung anbieten DARF.
Das ist meines Wissens korrekt. Die Herausforderung ist es, dass die konsumierte Energiemenge _gerichtshaltbar_ dokumentiert werden muß. Normalerweise macht man das mit einem Belegdrucker, aber das würde natürlich Punkt 4 in http://www.goingelectric.de/forum/posti ... 8#pr150013 entgegenlaufen.
Deswegen wird das mit digital signierten Zählerwerten durchgeführt. Ist aber knifflig in der Implementierung.
e-lectrified hat geschrieben: Die Stromkonzerne machen mehr als genug Geld, also sollten sie auch dafür sorgen, dass die Abrechnung absolut korrekt ist, egal, wieviel die das kostet.
Solche Aussagen ärgern mich und sind kontraproduktiv. Ginge es um das Thema "Wirtschaftlichkeit", dann müsste man morgen sämtliche (AC-)Ladesäulen herunterfahren und abmontieren. Es hat noch kein EVU auch nur einen Cent Gewinn mit Elektromobilität gemacht - ohne Aussicht auf Veränderung dieser Situation.
Abhilfe schaffen könnte natürlich der Eine-Euro-pro-kWh - aber wer wird dann noch öffentlich laden?
Siehe Punkt 4 in http://www.goingelectric.de/forum/posti ... 8#pr150013

Ob Zeit- oder kWh-Abrechnung fairer ist, darüber kann man streiten. Durch Roaming und dadurch entstehende Verbünde wird wohl jeder Wunsch erfüllt werden können. Aber sicher nicht für 30c/kWh

Re: Butter beim Fisch: Wie sieht ein optimales Bezahlsystem

bash_m
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Man könnte klar nach Zeit abrechnen. Dafür müsste man aber unterschiedliche Tarife haben.
Bsp. Kostet die Stunde an Schuko oder 1 Phasen Typ2 einen Euro.
3 Phasen Typ2 11kW 3 Euro
3 Phasen Typ2 22kW 6 Euro

Dumm nur, dass man hierfür alle Säulen umbauen müsste für diese Auswahlmöglichkeit
Tesla Model 3, powered by Photovoltaik 20kWp, charged with openWB.de
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