Ökonomie der Betreiber: Verluste wie lange noch durchhaltbar?

Ökonomie der Betreiber: Verluste wie lange noch durchhaltbar?

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Habe heute die in der offiziellen Zeitung unserer Republik veröffentlichte Bilanz des "Verbund" und seiner 40% Tochter "Smatrics", einer eigenen GmbH, gelesen.
Der Seite 49 der "Wiener Zeitung" kann entnommen werden. 2018 setzte Smatrics 5,2 Millionen Euro um. Erlöse, d.h. Einnahmen waren 1,7 Millionen. Verlust war 3,5 Millionen. Wie lange können das die Ladestellenbetreiber in Kontintentaleuropa noch durchhalten. Das Schicksal von Ella zeigt.... wenn kein großer Konzern die Ladestellen-Firma über Jahre - Jahrzente durchfüttert, rien ne va pluis....
so schauts aus!
War im März in Norwegen, über dem Polarkreis .... da in N ist vermutlich der Umsatz schon gegeben, trotz niedrigster Ladekosten und für "Fortum" und "Gronn Kontakt" wird langsam eine Gewinnzone sichtbar.... aber das ist eine reine Vermutung..
Weiss jemand von uns hier mehr darüber?
Zuletzt geändert von ZoeDoktor am Di 30. Apr 2019, 07:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ökonomie der Betreiber: Verluste wie lange noch durchaltbar?

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Och, das ist doch alles so einfach zu machen und die Technik so billig.
Den Strom könnten die doch eigentlich kostenlos abgeben...
:ironie: off
45 kWp PV
Outlander PHEV 06/17 - 11/18, e-load up! 02/18, Kona 64kWh 11/18 - 09.21, P45 09.21; Sohn Ioniq

Re: Ökonomie der Betreiber: Verluste wie lange noch durchaltbar?

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Verluste sind so lange durchhaltbar, wie Geld vorhanden ist oder Investoren bereit sind, Geld nachzuschießen. Das ist überall das gleiche.

Wichtig ist aber zu schauen, was das für Verluste sind.
Sind es operative Verluste?
Sind es Investitionen?

Wer heute eine Ladesäule aufbaut und erwartet, diese in absehbarer Zeit rentabel zu betreiben, macht ziemlich sicher eine Milchmädchenrechnung. Das ist ein langfristiges Geschäft. Aktuell geht es nur darum, sich gute Standorte zu sichern und einen Ruf aufzubauen. Mehr nicht.

Das Geld wird verdient, wenn die breite Masse elektrisch fährt und der Stromdurchsatz ein paar Nullen mehr als heute hat. Davon sind wir aber noch einige Jahre entfernt.
IONIQ "Bumblebee" 05.04.2017-18.11.2018
Kona "Pummel" 22.11.2018 -17.09.2019
Model 3 "Schneeweißchen" seit 26.09.2019
Zero SR/F (seit 3/21)

Re: Ökonomie der Betreiber: Verluste wie lange noch durchaltbar?

kirovchanin
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..
Ich denke, das geht erst, wenn die potenzielle Kundenbasis wächst, also die E-Auto-Dichte steigt.

Irgendwie war und ist ja auch allgemein bekannt, dass die Betreiber in Vorleistung gegangen sind.

Wenn dann das Netz gut abgedeckt ist, die Standorte gut gewählt sind und die E-Auto-Dichte langsam zunimmt, kommen die schwarzen Zahlen irgendwann.

Bei Fastned war's doch letzten Herbst so weit:https://insideevs.com/news/340378/fastn ... reak-even/
Klar, in den NL sind die Ausgangsbedingungen besser – größerer EV-Anteil, geringere Stromkosten –, aber mit der Zeit werden auch in anderen Ländern die ersten Standorte profitabel.

Re: Ökonomie der Betreiber: Verluste wie lange noch durchaltbar?

TeeKay
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Fastned sagte, dass die Kosten des Betriebs erstmals gedeckt sind. Das ist meilenweit davon entfernt, mit den Säulen Geld zu verdienen. Operativ profitabel ist Fastned, wenn die Kosten für den Strom und die Miete für Standorte kleiner sind als die Umsätze. Nicht mit dabei sind die Kosten für den Bau der Stationen, für die Büros, für die Planer, für die Buchhalter, für die Geschäftsführung, für den technischen Support. Blöderweise sind die Kosten für den Betrieb der Säulen selbst minimal verglichen mit den Gesamtkosten bei Fastned. Das waren nur 1,379 Mio Euro im vergangenen Jahr.

2018 hat Fastned 2.903.000kWh verkauft, damit 1,64 Mio Euro Umsatz und 6,3 Mio Euro Verlust gemacht. Außerdem brauchten sie 21,5 Mio Euro Cash, um den Betrieb zu führen. Fastned hat insgesamt schon 38 Mio Euro Verbindlichkeiten aufgebaut, die irgendwann zurückzuzahlen sind. Selbst wenn sie ab sofort keinen Cent mehr ausgeben würden und trotzdem weiterhin soviel Umsatz wie im vergangenen Jahr machen könnten, würde das mehr als 23 Jahre brauchen. Die Umsätze steigen zwar prozentual stark, absolut jedoch kaum. Allein die Zinskosten waren 2018 höher als der Umsatz.

In Norwegen sagt Fortum, dass sie beim operativen Betrieb bei +-0 sind. Also so wie Fastned an einzelnen Schnellladern. Das heißt, wenn ihnen jemand die Schnelllader samt Bau und Grundstück schenkt, dann würden sie kein Geld verlieren, aber auch keines verdienen. In der Realität reicht es aber nicht, nur kein Geld zu verlieren, wenn ideale Sonderbedingungen herrschen würden.

Solange die meisten Ladesäulenbetreiber Tochterfirmen von Großkonzernen mit Milliardengewinnen oder Investments von Investmentgesellschaften sind, können die vergleichsweise winzigen Verluste noch Jahrzehnte fortgeführt werden. Was kümmerts BP und Shell, ob ihre Lade-Töchter ein paar Mio Verlust im Jahr machen? Was interessiert es Fortum (850 Mio Jahresgewinn), ob die zur Hälfte subventionierten paar hundert Schnelllader nur operativ breakeven sind?

Re: Ökonomie der Betreiber: Verluste wie lange noch durchaltbar?

Kartsimpson
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ZoeDoktor hat geschrieben: Der Seite 49 der "Wiener Zeitung" kann entnommen werden. 2018 setzte Smatrics 5,2 Millionen Euro um. Erlöse, d.h. Einnahmen waren 1,7 Millionen. Verlust war 3,5 Millionen. Wie lange können das die Ladestellenbetreiber in Kontintentaleuropa noch durchhalten. Das Schicksal von Ella zeigt.... wenn kein großer Konzern die Ladestellen-Firma über Jahre - Jahrzente durchfüttert, rien ne va pluis....
so schauts aus!
Smatrics hat einerseits seit jeher ein sehr teures Tarifmodell und bietet andererseits dafür wenig.
In den Städten stehen die Säulen fast immer in Tiefgaragen. Man darf also neben den ohnehin hohen Gebühren auch noch fest Parkgebühren abtreten.
Langstrecke ist auch nicht berauschend, denn es gibt zwar an vielen Raststätten Säulen, meist aber nur eine. Dort dann bis zu 30 Minuten warten müssen, wenn die Säule belegt ist, macht bei den Tarifen auch keinen Spass.
Es fehlt eben ordentlich Umsatz wenn dann die meisten öffentlich (z. B. Tanke Wien Energie City Säulen) oder unterwegs (z. B. bei Ionity, da Emobil,... - bis zu 6 Säulen pro Standort) laden. Vor allem, da Smatrics sich auch beim Roaming sehr oft verweigert.
BMW iX3 Phytonicblau (08/2023 - )
BMW i3s 120Ah Jucarobeige (11/2018 - 08/2023)

Re: Ökonomie der Betreiber: Verluste wie lange noch durchaltbar?

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Fastned mag irgendwie profitabel sein, ist aber ein schlechtes Beispiel.

Sie agieren primär in den Niederlanden. Dort herrschen aber komplett andere Bedingungen. Der Strom ist dort verhältnismäßig billig (ca. 15 ct/kWh für Endkunden) und Fastned verlangt trotzdem satte 59 ct/kWh. D.h., sie haben satte 44 ct (abzüglich Steuern), um damit ihren Betrieb zu finanzieren.

In Deutschland kostet die kWh für Endkunden fast 30 ct/kWh. D.h., Fastned müsste eigentlich satte 74 ct/kWh verlangen, um die gleiche Marge zu erwirtschaften. Das dürfte selbst für die größten "Service kostet eben Geld!"-Verfechter etwas viel sein.

Andererseits sind die Entferungen in den NL auch ganz andere. Man braucht kaum Schnelllader, da das Land recht klein ist. Entsprechend dürfte auch das Klientel vor allem aus Businessleuten bestehen. Denen ist der Preis möglicherweise wirklich eher egal.
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Re: Ökonomie der Betreiber: Verluste wie lange noch durchaltbar?

Pitz
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umrath hat geschrieben: Fastned mag irgendwie profitabel sein, ist aber ein schlechtes Beispiel.

Sie agieren primär in den Niederlanden. Dort herrschen aber komplett andere Bedingungen. Der Strom ist dort verhältnismäßig billig (ca. 15 ct/kWh für Endkunden) und Fastned verlangt trotzdem satte 59 ct/kWh. D.h., sie haben satte 44 ct (abzüglich Steuern), um damit ihren Betrieb zu finanzieren.

In Deutschland kostet die kWh für Endkunden fast 30 ct/kWh. D.h., Fastned müsste eigentlich satte 74 ct/kWh verlangen, um die gleiche Marge zu erwirtschaften. Das dürfte selbst für die größten "Service kostet eben Geld!"-Verfechter etwas viel sein.

Andererseits sind die Entferungen in den NL auch ganz andere. Man braucht kaum Schnelllader, da das Land recht klein ist. Entsprechend dürfte auch das Klientel vor allem aus Businessleuten bestehen. Denen ist der Preis möglicherweise wirklich eher egal.
Sie sind aber auch mitt 44 Cent "Spanne" nicht profitabel, Teekay hat es ja erklärt.

Langfristig geht es aber nur mit Gewinnen, dass sollte jedem klar sein.
Wer das nicht will, will im Endergebnis keine öffentlichen Ladesäulen auf lange SIcht.

Re: Ökonomie der Betreiber: Verluste wie lange noch durchaltbar?

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Ich glaube es wird auf sehr teure CCS mit 150-350kW hinauslaufen und billige AC als Destination. Die 50kW CCS/Chademo/AC kann sich niemals rechnen, weil der Nutzen für den E-Mobilisten zu gering ist um die notwendigen Gebühren zu zahlen.
Wenn die modernen CCS mit 8 x 150kW an der Autobahn von vielen Fahrzeugen auf der Langstrecke auch genutzt werden, wenn ein Preis von 1€/kWh erzielbar ist, könnte es gehen (Bauchgefühl).
Und wenn das Destination Laden, 11-22kW AC an den Gasthäusern und Wanderwegen billiger ist, kann man es sich aussuchen, und im Mittel, wenn man nicht immer auf die 150++ kW angewiesen ist, wird es billiger als Diesel oder Wasserstoff bleiben. Bei Reichweiten von 600km++ werden sich die Kosten für den Einzelnen pro Fahrt von zusätzlichen 600km für 100€ Strom auch in Grenzen halten. (Diesel von 1,50 €/L sind bei einem Verbrauch von 6 Liter für diese 1200km auch schon über 100€ weil man ja auch die ersten 600km Diesel bezahlen muss)
ZOE Live Q210 6/2013 * AHK legal Typisiert 18.07.2017 * 40kWh Batterie 12.03.2019
Aktuell: 149.000 km

Niemand ist bei mir auf der Ignor-Liste!

Re: Ökonomie der Betreiber: Verluste wie lange noch durchaltbar?

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AbRiNgOi hat geschrieben: ... wird es billiger als Diesel oder Wasserstoff bleiben. Bei Reichweiten von 600km++ werden sich die Kosten für den Einzelnen pro Fahrt von zusätzlichen 600km für 100€ Strom auch in Grenzen halten. (Diesel von 1,50 €/L sind bei einem Verbrauch von 6 Liter für diese 1200km auch schon über 100€ weil man ja auch die ersten 600km Diesel bezahlen muss)
Na ja.
Bei zügiger Fahrweise zahle ich bei LPG 6€/100km. Bei Strom dann 20€/100km. Also grob Faktor drei.
Wenn das die Kostenstruktur der Ladesäulenbetreiber erfordert, ist Elektromobilität auf der Fernstrecke eine Fehlentscheidung.
Smart 451 ED Brabus Cabrio seit 28.07.2017 (ca. 12.000km/a)
(ex Audi A3 1.8 TFSI LPG) Passat Variant CNG + Porsche 968 - warte auf (ID, e-tron,) Taycan als Leasingrückläufer
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