Tour nach Berlin

[roberto]

Es hatte doch einige Zeit und Mühe gekostet bis ich meine Frau überzeugen konnte, dass es möglich ist mit der Zoe bis nach Berlin zu fahren.
Dass wir nicht so schnell wie üblich voran kommen werden war klar, aber trotz sorgfältiger Planung muß man auch immer mit Überraschungen rechnen,
wessen sich meine Frau gottseidank von vornherein bewusst war. Sie lachte auch immer gern über meine optimistischen Zeitpläne...
Da ich der Fahrer war konnte meine Frau ja glücklicherweise ihre Nerven zwischendurch mit tschechischem Bier beruhigen...

Geplant war eine Route abseits der tschechischen Autobahnen, da diese von uns in Richtung Prag ohnehin kaum vorhanden sind und wir nach Dresden über das Elbtal fahren wollten.

Nachdem es von uns nach Prag fast 180 km sind und die Stadt voller Baustellen und Umleitungen ist,
beschloss ich schon kurz vor Prag zu laden und einen weiteren Zwischenstopp nach Prag zum Mittagessen einzulegen.
Beide Ladestellen habe ich vorher per e-mail bzw. telefonisch kontaktiert was mit meinem schlechten Tschechisch nicht ganz einfach war.
Gefunden habe ich Sie in diesem Verzeichnis: https://maps.google.com/maps/ms?ie=UTF8 ... dg=feature

Start in Kautzen Do, 5.6. um 8:30, 1. Etappe nach Bedrc, 135 km. Das Navi hatte allerdings Probleme das Ziel zu finden...
Ankunft in Bedrc um 10:45 mit SOC 28 %. Leider erwies sich die CEE 32A Dose als nicht kompatibel da nur 4-polig???
Daher mußten wir an einer CEE 16A laden (Gut eine Stunde bis auf 66%)
Der Gastgeber sprach kein Deutsch oder Englisch, war aber sehr freundlich und mit 100 KC für Strom und Getränke mehr als zufrieden.

Weiter um 11:55 Richtung Schloss Liblice nordwestlich von Prag, 76 km, vom Navi auch nicht gleich gefunden aber man kann sich ja durchfragen...
Ankunft im Schlosshotel um 13:25 mit SOC 20%, sehr hübsches Schloss mit großem Park offensichtlich erst kürzlich renoviert.
Die Empfangsdame sprach Deutsch, war sehr freundich und zeigte uns gleich die Ladestelle auf der Hotelterasse.
Leider wieder nur CEE 16A statt der angekündigten 32A, also stellten wir uns auf ein ausgedehntes Mittagessen ein da wir vollladen wollten.
Das Essen war ausgezeichnet und wie in Tschechien üblich relativ preisgünstig, danach relaxen und spazieren im Park.

Abfahrt zu 99% vollgeladen um 16:00 entlang der Elbe und durchs Elbsandsteingebirge Richtung Dresden.
Da die Landschaft dort wirklich sehr schön ist, wollten wir uns trotz Umweg auch noch den Kurort Rathen ansehen.
(Dort hatte ich ursprünglich auch einen Ladehalt eingeplant, aber leider ist diese ENSO-Stromtankstelle für Ausländer nicht benutzbar...)
Nachdem wir feststellten, dass die Strasse entlang der Elbe ab Rathen gesperrt ist, wurde der Umweg etwas länger als geplant...

Dann hatte das Navi noch Probleme nach Dresden zu finden, und die mysteriösen Strassenschilder
mit der sinnigen Aufschrift "alle Richtungen" halfen uns auch nicht wirklich weiter.
Aber wir erreichten unser Hotel schließlich um 19:00 nach 160 km mit SOC 10%.
Um nach dem Check-in noch ein wenig in die Stadt gehen zu können verschob ich das Laden auf den nächsten Tag.
Nach dem sehr angenehmen Stadtbummel in der Dämmerung und einem köstlichen Abendessen im "Villandry"
zogen wir noch durch einige Szene-Lokale in der Neustadt aber dann wurden wir bald richtig müde...

Fazit: Reine Fahrzeit ca. 6 3/4 h also um 2 3/4 h mehr als mit Autobahn und ohne Umwege. Gefahrene Strecke 370 km (anstatt 320 km)
Dazu noch die Ladezeit von 3 3/4 h da immer nur mit 16 A... insgesamt also 10 1/2 h.
Dafür haben wir statt Autobahnen Schloß Liblice und das Elbtal gesehen."Der Weg ist das Ziel!" (mildes Lächeln meiner Frau)
Stromkosten gesamt maximal € 2,-!!!

Am nächsten Tag machte ich mich um 9:00 zuversichtlich auf dem Weg in die Hamburger Straße, wo eine der wenigen 32 A Stromtankstellen der RWE war.
(Die normalerweise auch für Ausländer auch nicht benutzbar sind, da ebenfalls nur mit deutschem Handy freischaltbar.)
Bewaffnet mit den nach meiner Beschwerde freundlicherweise übermittelten Freischaltcodes und dem Handy meiner Frau (auf meinem Handy lief die APP nicht)
hoffte ich diesmal endlich schnell laden zu können. Aber zuerst musste die dort ansässige Leihwagenfirma ihren Verbrenner mal wegfahren...

Leider kam ich mit dem ungewohnten Handy in der prallen Sonne sehr schlecht zurecht
und hatte Probleme bei der Eingabe der schier endlosen Zahlencodes für Ladesäule und Freischaltung...
Nach einigen Fehlversuchen und gar nicht hilfreichen Fehlermeldungen versuchte ich die Hotline anzurufen -
Denkste! 0800 geht nur von einem deutschen Handy, keine Gnade für Ausländer! Genervt gab ich auf und fuhr mit SOC 5% zur nächstgelegenen Ladestation,
wo ich allerdings wieder nur mit 16A laden konnte. (wobei ich anstatt der vergeblichen Versuche schon eine Weile hätte laden können...)
Gottseidank kann man sich als Ausländer bei den meisten Ladestellen der DREWAG in Dresden während der öffnungszeiten (noch) eine Ladekarte ausleihen.

Letztlich kamen wir erst um 13:00 von Dresden weg und fuhren mit SOC 85% knapp 1 Stunde die gut 60 km zum Lausitzring um dort zu Laden und zu Essen.
Da an diesem Tag kein Rennen war und nur ein paar Hobby-Rennfahrer ihre Runden drehten war die Zoe das einzige Auto auf dem PV-überdachten Promi-Parkplatz.
Dass wir trotz Unmengen von produziertem PV-Strom wieder nur mit 16A laden konnten brauch ich wohl nicht mehr zu erwähnen...
Von 36% auf 98% dauerte dann also 2 stunden in denen wir weniger über die Existenzberechtigung dieses monströsen Bauwerkes sondern vielmehr der dort servierten Soljanka nachdachten...
Aber ich will mich nicht beschweren immerhin mußten wir froh sein dort ohne Hindernisse gratis laden zu können! Meine Frau trank auch sächsisches Bier und schwieg.

Da die letzte Etappe nach Berlin nur noch 125 km waren, wollten wir Zoe mal auf die Autobahn lassen.
Also fuhren wir um 16 Uhr mit SOC 98% los und ich beobachtete genau die Differenz zwischen den Rest-km an Navi und Ladestand.
Diese betrug am Start noch fast 50 km, begann jedoch bei Tempo 130 rasch zu schwinden...
Bei Tempo 110 konnte ich die verbliebene "Reserve" gerade noch auf gleich halten.
Dann fuhr ich einige Zeit hinter einem LKW mit nur 90 kmh her, was relativ schnell wieder einige km plus brachte.
Schliesslich entdeckte ich auf einer langen Geraden einen Reisebus, den ich sofort versuchte einzuholen was natürlich wieder einige km kostete...
Aber es machte sich bezahlt, denn der fuhr mit Tempomat genau 110 und ich konnte mit halbem Tacho Abstand gut mitschwimmen.
So kamen wir in Berlin an um 17:30 mit SOC 22%. Meine Frau lächelte wieder, aber nicht mehr wirklich milde und trank Vodka)

Fazit: Reine Fahrzeit 2 1/2 h, also kaum mehr als üblich, Ladezeit 2 h, insgesamt 4 1/2 h, allerdings davor 4 h fürs laden und die Fehlversuche vergeudet.
Nächstes Mal nehme ich ein Hotel mir Lademöglichkeit über Nacht. (War allerdings in Dresden nichts zu finden außer Radisson blu für € 150/Nacht)
Gefahrene Strecke: 187 km. (Plus einige Proberunden (13 km) mit unseren Freunden bzw. deren Nachbarn) Stromkosten: keine
(in Berlin natürlich kostenlos bei unseren Freunden aufgeladen)


Die Rückfahrt sollte nicht über Dresden gehen sondern durch die Lausitz ins Zittauer Gebirge und dann mit Übernachtung in Prag.
Wir starteten um am Mo, 9.6. um 8:30 nach Welzow wo das Besucherzentrum geöffnet sein sollte wegen der Ladekarte.
Falls doch nicht wollte ich noch etwas Reserve haben um ev. eine andere Lademöglichkeit anfahren zu können.
Da am Feiertag wenig Windschattenspender unterwegs waren ging es eher gemächlich voran.

Um 10:15 kamen wir nach 138 km mit SOC 20% in Welzow an und das Besucherzentrum war auch geöffnet.
Einer der sehr freundlichen Herren führte uns zur Ladestelle wo auch die e-sol-cars parkten.
Da die Zoe eine Restladezeit von 3 h anzeigte, fragte ich nochmal nach wie viel Ampere die denn hätte.
Die Antwort war: "keine Ahnung" und es gäbe ohnehin nur diese eine Lademöglichkeit. (Laut GE-Eintrag sollte es eine 16A und eine 32A geben!)
Nun wir waren das ja schon gewohnt und erkundigten uns daher bei den freundlichen Herren nach Ladeweile-Möglichkeiten.

Vor Ort gab es leider kein Buffet, zumindest hatte es nicht geöffnet aber im Ort (ca. 500m) gibts laut Auskunft ein Restaurant.
Außerdem kann man sich für € 30 pro Tag eines der e-sol-cars leihen und sich damit den Tagebau ansehen. (sehr beeindruckend!)
Das taten wir dann auch und bekamen noch den Tipp für ein Restaurant (Reiterhof) an einem der renaturierten Badeseen in der Nähe.
Dort war an diesem Tag Hoffest und es gab hausgemachte Köstlichkeiten wie frisch gebackenes Brot und geräucherte Forellen, wirklich köstlich!
Dazu spielte ein junger Mann alte Songs z.B. von Neil Young, also alles recht nett bis auf das e-sol-car,
das war ein ziemlich lahmer umgebauter Corsa der beim Fahren nervende Pfeifgeräusche produzierte. (Ich liebe meine Zoe!!!)

Um 12:50 ging es mit SOC 99% weiter nach Zittau wo wieder einmal eine 32A Ladestelle auf uns warten sollte...
Ankunft nach 121 km um 14:45 mit SOC 22% im Industriegelände Zittau ohne jegliche Infrastruktur.
Ich fragte noch meine Frau ob ich Sie während des Ladens in die Stadt fahren sollte aber sie wollte lieber hier bleiben.
Und dann die Überraschung! Die sicher genialste Ladestation in ganz Deutschland:
Bedienung: 1 Euro Münze einwerfen - 1 Stunde laden! keine Ladekarte, kein Handy, kein Schnickschnack! Restzeit laut Zoe: 1:05 h!!!
Hallo aufgepasst RWE, ENSO und alle anderen! Die kleine Firma Bosecker in Zittau zeigt Euch wie einfach es gehen kann!
Aber Ihr verschwendet ja lieber die Fördergelder für komplizierte und ausländerfeindliche Abrechnungssysteme die sich vermutlich niemals rechnen werden!

So gegen 1/2 4 kam dann noch ein netter Herr von der Firma Bosecker vorbei um kurz was aus dem Büro zu holen und fragte uns gleich,
ob wir vielleicht das WC benutzen wollten. Dann war die Zoe auch schon zu 96 % voll und wir starteten um 15:45 Richtung Prag.
Normalerweise sollten die rund 130 km in gut 2 Stunden zu schaffen sein, aber etwa 50 km vor Prag in Melnik gab es einen Riesenstau.
Daraufhin beschlossen wir diese Stadt zu umfahren und zu versuchen von Richtung Nordwesten Prag zu erreichen, da unser Hotel auch dort war.
Das gelang zunächst auch mit einigen Umwegen aber dann scheiterten wir und unser Navi wegen riesigen Baustellen daran, den Tunnel Richtung Zentrum zu finden.
Nach einigen vergeblichen Runden beschloß ich mit SOC 8% die nächstgelegene Ladestelle in der Parkgarage Rudolfinum aufzusuchen.

Dort kamen wir um 19:00 nach 147 km mit SOC 4 % an um dann festzustellen, daß die Typ2-Dose nicht funktionierte...
Da wir ja in Prag übernachteten tat es auch die Schuko-Dose, die gottseidank funktionierte und wir fuhren mit dem Taxi ins Hotel.
Meine Frau konnte beim besten Willen nicht mehr lächeln und begann lautstark Ihre Meinung zur e-Mobilität kundzutun...
Der Abend war dann aber doch noch sehr nett und entspannend, wir trafen uns mit einer Freundin zum Abendessen in der Mala Strana.
Meine Frau trank zuerst Bier und später dann noch Absinth, ich zeigte mich sehr solidarisch...

Am nächsten Morgen um 9 fuhr ich dann schon etwas entspannter und ortskundiger mit der Metro zur Parkgarage um die hoffentlich voll geladene Zoe abzuholen.
Die Parkgebühren waren mit Kc 600.- (ca. € 22,-) zwar etwa doppelt so hoch wie die vom Hotelparkplatz aber dafür gratis vollgeladen.
(Ich erhielt bereits die juni-Rechnung von PRE in Höhe von Kc 26,-!!! für einmal voll laden in der Garage Zentrum, das laden mit Schuko wurde nicht verrechnet.)

Um 9:45 machten wir uns auf den Heimweg mit einem von meiner Frau geforderten Zwischenstopp in Sedlec-Prcice zum Zwischenladen und Mittagessen in der örtlichen Kleinstbrauerei.
Diesmal führte uns das Navi über eine sehr Idyllische Strecke entlang der Moldau und durch das Mittelböhmische Hügelland.
Ankunft um 11:15 nach 69 km mit SOC 53%. Das Essen ist dort wirklich gut, meine Frau ist zufrieden und das Bier gibts auch zum Mitnehmen in 2 Liter Flaschen!
Abfahrt um 12:35 mit SOC 96 %. Nach weiteren 118 km kamen wir dann um 14:35 mit SOC 22 % endlich wieder zu Hause an.

Fazit Rückfahrt: Reine Fahrzeit 10 1/2 h, Ladezeit 5 h, insgesamt 15 1/2 h für 600 km. Stromkosten € 1,- (ohne übernachtung und Parken)

Fazit Gesamt: Gefahrene Strecke: 1178 km, reine Fahrzeit 20 1/4 h, Ladezeit 10 3/4 h, insgesamt 31 h.
Durchschnittsgeschwindigkeit 55,7 kmh, Verbrauch 156 kWh = 13,3/100 km, Gesamte Stromkosten € 3,- (€ 14,- inkl. zusätzlicher Parkgebühren)
Die Fahrzeit wäre vermutlich auch mit einem Verbrenner nicht wesentlich kürzer, es sei denn man hats eilig und macht auf Autobahnraser...
Die Ladezeiten könnten mit brauchbaren 32A Lademöglichkeiten deutlich reduziert werden aber sind überschaubar wenn man sie nutzen kann.
Die Kosten für Bier etc. für meine Frau (Normalerweise trinkt sie fast nichts) waren zwar überschaubar aber überstiegen bei weitem die Stromkosten für Zoe.
In Zukunft akzeptiert meine Frau nur noch Zoe-Fahrten mit einem Ladehalt, also bis 300 km.
Mein Resume´: Alles in Allem ein tolles Abenteuer mit vielen Entdeckungen und positiven wie negativen Überraschungen. Ich würds wieder tun!

P.S. es gibt auch fotos aber ich habs nicht geschafft diese einzufügen...bitte um hilfe!
danke jetzt hab ich 3 fotos eingefügt, mehr ging nicht...
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[eDEVIL]

Toller Bericht und tolle Frau, die das mit gemacht hat. Mit meinem LEaf und zwei Kindern hätte ich mich sowas nicht getraut.
Da war die halbe Strecke schon "Bombenstimmung"

unten bei "Dateianhang hochladen" gehst Du auf "Datei auswählen", dann kommt der Systemdialog, Dort datei auswählen und danach auf Datei hinzufügen. Das dann so oft wiedervolen, bis alle Fotos drin sind.

[midimal]

Toller Bericht - danke

[roberto]

Hier sind noch die restlichen Fotos, die ersten 3 zeigen die Ladestation und das Schloß Liblice sowir die Einfahrt zur Ladestelle in Bedric.

[rollo.martins]

Danke für den Bericht. Das weckt bei mir vor allem ein Deja-Vu: Unsere Fahrt von Zürich nach Baden-Baden war auch mit 16-A-Säulen gespickt, die laut LEMnet bzw. Goingelectric 32 hätten liefern müssen. Ich hab angefangen zu zweifeln, ob mein Smart überhaupt 32 kann und mich sehr geärgert... Erst an der Evite-Säule in Basel ging es wieder anständig schnell.

[inlovewithzoe]

toller bericht, danke.
deine frau hat sich drauf eingelassen, das allein find ich schon richtig gut. innerhalb eigener landesgrenzen trauen sich ja bereits ein paar elektroautofahrer langstrecken zu fahren ( ich auch aber bis her lieber allein damit ich mich bei überraschungen nicht rechtfertigen muss) aber über die grenzen , das trauen sich dann ja nur wenige.daumen hoch