Probefahrt-Marathon: 600 km elektrisch in fünf Tagen

Probefahrt-Marathon: 600 km elektrisch in fünf Tagen

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  • AndreR
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Hallo zusammen,

letzte Woche war es endlich so weit: Meine Frau und ich haben den Probefahrt-Marathon gewagt und sind insgesamt rund 600 km in vier Tagen elektrisch unterwegs gewesen. Hier unsere Reiserouten:

Peugeot iOn:
Theilheim (Würzburg) -> Rothenburg o.d.T. -> Crailsheim -> Schwäbisch Hall -> Crailsheim -> Theilheim (ca. 275 km)

Renault Zoe:
Crailsheim -> Schwäbisch Hall -> Crailsheim -> Pfedelbach -> Heilbronn -> Neckarsulm -> Crailsheim (ca. 235 km)

Citroen C-Zero:
Ellwangen -> Aalen -> Mögglingen -> Essingen -> Aalen -> Ellwangen (ca. 85 km)

Der Auftakt:

Los ging es bereits in NRW. Drei Termine standen an: Zuerst wollten wir uns in Neuss den e.GO ansehen. Dort entdeckten wir dann auch Plakate zu „Neuss Elektrisch“, was zwei Tage später am verkaufsoffenen Sonntag stattfinden sollte. Den Termin haben wir vermerkt.

Anschließend ging es dann am Samstag nach Hilden in den Ladepark. Die Bäckerei Schüren hat uns freundlich versprochen, uns ein Ladekabel auf Typ 2 zu leihen. Das war insgesamt mein drittes Mal im Hebdo – und das zweite Mal für meine Frau. Danke für die vielen netten Gespräche und Tips!

Neuss Elektrisch haben wir dann am Sonntag angesteuert. Hier gab es eine muntere Auswahl an Fahrzeugen: i3, i8, Ampera-E, E-Golf, Golf GTE, ein iOn, Mercedes Hybrid, Toyota und was nicht alles … Noch dazu irgend eine winzige China-Rutsche, bei der ich nicht weiß, was es sein sollte. Wer leider fehlte war Renault, aber einige Twizy-Fahrer haben ein Lade-Spalier an der Kopfseite des Platzes gebildet. Saubere Aktion! Auf jeden Fall viel Input bei der kleinen Leistungsschau. Leider konnte man aber keine Probefahrten mehr machen, da alle Autos schon leer gefahren waren, als wir kamen. Viele verließen den Platz mit dem Abschlepper, da wohl keiner an eine Lademöglichkeit gedacht hat.

Tag 1:

Letzten Montagabend ging es dann von Theilheim bei Würzburg aus gemütlich elektrisch gen Süden. Nach einer kurzen Einweisung durften wir den iOn von Auto Henneberger entgegen nehmen. Eigentlich wollten wir komplett überland fahren, aber wegen einer Straßensperrung mussten wir ein kurzes Stück auf die Autobahn. In Rothenburg wollten wir dann das erste mal an die öffentliche Station bei der VR-Bank. Dank des von Bäckerei Schüren freundlich geliehenen Typ-2-Ladekabels war dies auch kein Thema. Leider gibt es am Fahrzeug aber keine eindeutige Anzeige, ob das Auto lädt und die Anzeige mit minus zwo Komma irgendwas kW in CaniOn hat mich dann doch verwirrt. Leider hat auch die Station bis auf eine grün leuchtende LED keine Anzeige. Also haben wir erst mal beschlossen, zur anderen Rothenburger Ladestation zu fahren, die jedoch gesperrt war. Offenbar braucht man da irgend eine Ladekarte, die wir nicht hatten. Also wieder zurück zur VR-Bank und anstöpseln. Ich hab mich dann auf Anraten meiner Frau ins Auto gesetzt und nach einigen Sekunden gesehen, dass die Reichweite kilometerweise Steigt. Scheint also zu klappen. Essen gehen – Hunger! Also haben wir uns zu Fuß auf den Weg gemacht und im Gasthof „zur Höll“ sehr gut gegessen.

Nach dem Essen ging es mit (laut Fahrzeuganzeige) vollem Akku nach Hause. Hier ist meine Frau gefahren. Da sie kaum Fahrpraxis hat betont langsam überland mit 60–70 km/h. Die Etappe mit 38 km war mit weniger als einem halben Akku zu schaffen.

Tag 2:

Über Nacht haben wir nicht geladen, da wir am nächsten Tag in Schwäbisch Hall den Schnelllader von Kaufland testen wollten. Die Strecke über die ehemalige B14 durchs schöne Kochertal bei Cröffelbach war trotz je 200 Höhenmetern kein Thema für den kleinen iOn und selbst Bergauf schafft er 100 km/h – mit etwas Geduld. Durch Schwäbisch Hall ging es dann nochmals durchs Tal und auf der anderen Talseite zum Kaufland. Beide Ladeplätze waren vorbildlich frei und wir konnten zum ersten mal schnellladen. Die Ladezeit ging schnell vorüber, denn erst wurden wir von einem Interessierten angesprochen, der jedoch der E-Mobilität recht skeptisch gegenüberstand, und anschließend haben wir noch ein paar Snacks und Getränke gekauft und einen Happen an der Heißtheke gegessen.

Voll geladen fuhren wir dann erst zu einem Spaziergang an die Großcomburg und anschließend ging es zum Bahnhof, wo es kostenlose Parkmöglichkeiten gibt. Nach einem Spaziergang durch die Stadt und einem kühlen Radler im Biergarten auf dem Unterwöhrd ging es zum Abendessen zurück nach Hause.

Da wir das Auto am nächsten Tag wieder nach Würzburg bringen mussten, ging es nach dem Essen noch in die städtische Tiefgarage an den Typ 2. Für uns bedeutete das erst einen leckeren Eisbecher und anschließend einen Abstecher ins „Bartenders“, wo ich auch mal was trinken konnte, denn meine Frau wollte mich heim fahren. Premiere!

Tag 3:

Am nächsten Tag ging es wieder zurück nach Würzburg. Doch zunächst mussten wir den Zoe beim örtlichen Renault-Händler Auto Stoll hohlen. Dieser wurde erst mal zu Hause auf den Hof gestellt und dann ging es mit dem iOn weiter.

Die rund 100 km wollten wir nicht ohne Zwischenladen riskieren. Erst ging es überland auf bekannter Strecke nach Rothenburg und von dort zur Raststätte Ohrenbach zum Schnelllader. Auch hier gab es wieder Verwirrungen, da auf der Säule stand, man würde die e.on-App benötigen. Kein Thema, schnell heruntergeladen, aber dann: Die App kann die Säule nicht finden. Was nun? Nach einigem Herumdrücken auf dem Display der Säule stellten wir fest, dass diese auch ohne App funktioniert. Stecker rein, start drücken fertig. Und während ich dem Ladevorgang zusah, war meine Frau kurz drinnen und kam mit Fish and Chips von Nordsee zurück. Unterdessen kam noch ein interessierter Passant vorbei und ließ sich von mir erklären, wie das alles funktionieren würde. Magen voll, Auto voll, weiter geht's.

Überland ging es dann wieder zurück nach Theilheim, wo wir den iOn leider schon wieder abgeben mussten. Danke an Auto Henneberger für die tolle Probefahrt und die kostenlose Autowäsche für meinen pollenbedeckten Diesel!

Für uns ging es anschließend mit dem Diesel auf einen Abstecher ins Wertheim Village (Outlet) und anschließend in die „Burgermeisterei“ in Wertheim. Sehr interessantes Konzept übrigens. Wieder zu Hause wollten wir dann aber doch noch mal den Zoe probefahren und haben uns zu einem kleinen Abstecher nach Schwäbisch Hall ins dortige „Schlachthaus“ auf einen Absacker eingelassen. Anderes Fahrgefühl, aber durchaus auch schön!

Tag 4:

Vatertag. Ausflugstag. Strom hatten wir noch genug, also ging es auf ein Weinfest nach Pfedelbach bei Öhringen. Eigentlich wollten wir unterwegs in Öhringen noch laden, doch der Schnalllader der en-bw war leider durch einen Tesla und einen Mercedes Hybrid verstellt. Das Weinfest nahm leider ein jähes Ende, nachdem die Fritteuse Feuer gefangen hat, kurz nachdem wir uns eine Portion Pommes geholt hatten. Es wurde zwar keiner verletzt und das Feuer konnte mit einem Feuerlöscher gerade noch so unter Kontrolle gebracht werden, aber der Küchenbereich war anschließend völlig verraucht und musste geräumt werden.

Also haben wir uns wieder nach Öhringen begeben, wo der Mercedes inzwischen verschwunden war. Und da, das nächste Problem! Im Verzeichnis war die Säule zwar als barrierefrei eingetragen, aber der Text darauf verhieß, dass man sie per Karte freischalten müsse. Natürlich hatten wir keine. Schon mit etwas Blutdruck kam ich auf die Idee, mal meine RFID-Stempelkarte von der Arbeit dran zu halten. Und siehe da: Der Ladevorgang startete. Glücklicherweise! Die Ladeweile haben wir uns bei einem schönen Becher Eis und einem Spaziergang durch das Landesgartenschaugelände vertrieben.

Anschließend ging es dann noch auf ein Musik- und Foodtruckfest nach Heilbronn, wo jedoch wegen des miesen Wetters kaum Stimmung aufkam. Wir sind dann zum Weindorf nach Neckarsulm gefahren, wo jedoch ebenfalls nicht viel los war und die ersten Buden schon zu gemacht haben. Nach einer kleinen Stärkung ging es also wieder nach Hause. Den Zoe haben wir direkt abgegeben, da er am Morgen schon die nächste Probefahrt hatte und voll sein musste. Also kurz am Autohaus angenabelt und dann die 500 Meter heim gelaufen.

Tag 5(+6):

Über Mobile.de habe ich einen Händler gefunden, der mehrere C-Zero gebraucht im Angebot hatte. Es ging also ins nahe gelegene Ellwangen, wo auf dem Hof tatsächlich auch gut zwei Hände voll C-Zero standen. Rückläufer von der Bahn, hieß es. 48 Stück hatte er, viele schon verkauft. Einer war in optisch guten Zustand und wurde anschließend von uns ein paar km durch die Prärie bewegt. Nicht schlecht.

Dank der Hinweise hier im Forum erfuhren wir dann, dass man die Akkuqualität nur bestimmen könnte, wenn man den Akku leer fährt. Also ging es Samstag wieder zum Händler mit der Vorwarnung, wir würden ihn gerne einmal leer fahren. Erst ging es auf der Autobahn südlich Richtung Aalen mit Vollgas und Klima auf Anschlag, um viel Strom zu verbraten. Mit 30 km Restreichweite ging es dann von der Bahn runter. Dumm nur, dass Aalen im Tal liegt und der Akku sich entsprechend schnell erhohlt hat. Also noch eine kleine „Platzrunde“ hinein in die schwäbische Alb, um dann im einstelligen Bereich am Schnelllader des Kauflands Aalen anzukommen.

Dort ludt bereits ein i3. Mist. Der zweite Platz war zwar frei, aber CCS war belegt und Chademo und CCS funktionieren dort nicht parallel. Da wir noch mit CaniOn zu kämpfen hatten, gingen weitere fünf Minuten ins Land, aber weiter kein Fahrer in Sicht. Die Säule zeigte SoC 99 %, weswegen wir uns erlaubten, den Ladevorgang des i3 zu beenden und selbst zu laden. Nach weiteren sechs, sieben Minuten kam dann der Fahrer. Wir haben uns kurz entschuldigt, der hat das als in Ordnung befunden und dann haben wir uns noch kurz unterhalten. Anschließend ging es dann zügig zurück nach Ellwangen, wo wir den Schlüssel einwarfen, denn die Werkstatt hatte schon zu.

Fazit:

So endete unsere E-Auto-Woche mit vielen Eindrücken und Erfahrungen. Gekostet hat uns der Spaß nichts – außer vielleicht die Zeit. Laden war überall kostenlos und die Fahrten wurden allesamt als Probefahrt verbucht. Funktioniert die E-Mobilität? Wenn man sich darauf einlässt auf jeden Fall. Als Zweitwagen absolut kein Problem, denn für die weiten Strecken haben wir ja den Diesel. Jetzt gilt es noch, ein gutes Angebot zu finden, und dann schlägt meine Frau zu.

Was ich mir gewünscht hätte: Gerade die Tricks mit den Ladesäulen sind nicht selbsterklärend. Dass man dei RFID-Säulen mit dem Perso freischalten kann hat uns der Tesla-Fahrer in Öhringen erzählt. Auch die e.on-Säule in Ohrenbach mit dem Hinweis auf die App hat mehr verwirrt als nötig. Und das sind Sachen, die ich hier noch nirgends gelesen habe. Für gestandene E-Mobilisten sind das wohl Selbstverständlichkeiten, aber für den Laien eine wahre Hürde.

Danke jedenfalls an unsere „Sponsoren“ Bäckerei Schüren in Hilden, Auto Henneberger in Theilheim und Auto Stoll in Crailsheim!
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Unser Fuhrpark: Nissan Leaf ZE1 Zero Edition (*18) + Mégane 4 GT 165 PS 1.6 Diesel (*17)
Sonst so gefahren: Hyundai i30; Smart Fortwo; Renault Mégane III; Mégane 4 BOSE Edition EDC
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