Rekuperation und Bremskraft veringert bei vollem Akku!?

[Fritzchen-66]

Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Ist doch logisch, dass mit 100% SOC keine Rekuperation erfolgen kann - wo soll denn der erzeugte Strom auch hin?

Jede Technik hat eben ihre Besonderheiten, das ist auch beim Verbrenner so...

Ich habe vor Jahren die Funktion beim i3 implementiert, daß der beim Verzögern automatisch die mechanische Bremse genommen wird, wenn der Akku die Energie nicht aufnehmen kann.
Die Physik hilft dabei, daß das Fahrzeug trotzdem immer elektrisch anhält.

[UliZE40]

Das ist bei der ZOE auch so. Die Hydraulik gleicht automatisch jederzeit fehlende Verzögerung des Motors beim Bremsvorgang aus.
Nur wenn man nur vom Spasspedal geht („One-Pedal-Driving“) und der Akku wirklich randvoll ist ist dabei die Bremsleistung ev. reduziert.
Beim 40kWh-Akku muss man sich aber schon wirklich anstrengen diesen Zustand zu erreichen.

[Zoe100E]

Ich stelle noch einen weiteren Gesichtspunkt zur Diskussion. Ich könnte mir folgendes Szenario vorstellen:

Angenommen ich bin mit der Zoe im Skiurlaub und es ist mächtig kalt, deutlich unter Null. Ich habe nicht voll geladen um auf dem Weg ins Tal keine böse Überraschung zu erleben. Die Zoe war schon zwei Tage nicht mehr an der Ladestation und hat den Akku deswegen nicht vorgeheizt, die Akkutemperatur ist also auch deutlich unter Null. Die Zoe lässt nur eine eingeschränkte Rekuperation zu weil der Ladestrom wenn es so kalt ist nicht zu hoch werden darf (Stichwort Lithium Plating). Wir fahren also ins Tal und müssen dauerhaft mit den Bremsscheiben bremsen. Diese werden auch bei Frost in Nullkommanix rot glühend …
Hat hier jemand Erfahrungen?

Gruß
Johannes

[UliZE40]

Das ist wie bei jedem anderen Auto auch.

[HeinHH]

Wir fahren also ins Tal und müssen dauerhaft mit den Bremsscheiben bremsen. Diese werden auch bei Frost in Nullkommanix rot glühend …

Warum sollten sie rot glühend werden, wenn Du situationskonform den Berg runter fährst? Wenn Du natürlich ein Rallyefahrer bist ...

Bye Thomas

[Zoe100E]

@ UliZE40:
Nein, das ist nicht wie bei jedem andern Auto auch. Beim Verbrenner habe ich die Möglichkeit runterzuschalten. Wenn es sein muss bis in den ersten Gang. Die potentielle Energie wird im Motor in Kompressionswärme ungesetzt und über Motoröl/Kühlwasser/Auspuff abgeführt. In dem von mir geschilderten Fall (keine Rekuperation mehr) würde sie vollständig in die Bremsscheibe gehen, die nur eine sehr kleine Wärmekapazität hat und schon bei wenigen kW schnell überhitzt. Wenn man das nicht rechtzeitig merkt und anhält hat man ein Problem, besonders wenn die Bremsfüssigkeit schon länger nicht gewechselt wurde

@Thomas:
Wenn man langsam runterfährt überhitzt die Bremsscheibe auch weil die gesamte potentielle Energie aus der Höhendifferenz in die Bremsscheibe geht, es dauert bei halber Geschwindigkeit nur doppelt so lang (das nützt wenig wenn der Weg ins Tal lang ist). Die Wärmeabfuhr durch die Belüftung ist (besonders wenn man langsam bergab fährt) klein gegenüber der Wärmezufuhr durch Reibung. Um das Problem zu vermeiden hilft nur regelmäßig ganz anhalten und abkühlen lassen.

Ein wenig kann man evtl. durch "Heizung auf volle Pulle" reißen weil die Zoe meines Wissens bei extremer Kälte die Wärmepumpe durch ein PTC-Heizelement unterstützt, so dass bei Rekuperation weniger in die Batterie geschafft werden muss. Wenn die Software einigermaßen intelligent programmiert ist lässt sie bei starker Heizung mehr Rekuperation zu (werde das diesen Winter mal ausprobieren, vielleicht hat schon jemand Versuche dazu durchgeführt?).

Ich weiß nicht wie realistisch dieses Szenario in der Praxis ist, deswegen habe ich es zur Diskussion gestellt.

Gruß
Johannes

[Ollinord]

Warum kann die ZOE eigentlich bei den Temperaturen locker rekuperieren bis über 20 kW und mehr, aber beim Laden ist bei 7 kW Schluss?

Kann das jemand erklären?

[Zoe100E]

@fritzchen-66:
Du hast am i3 gearbeitet. Kannst Du (bzw. darfst Du) was dazu sagen? Ich bin begeisterter und überzeugter Elektrofahrer. Allerdings halte ich Aufklärung für notwendig wenn es um die Sicherheit geht. In der Fahrschule lernt jeder dass man auf dem Weg vom Pass ins Tal runterschalten muss und nur spärlich mit dem Fuß bremsen darf. In der Fliegerei ist es extrem wichtig die Betriebsgrenzen seines Flugzeugs zu kennen. Auch beim Elektroauto gibt es Betriebsgrenzen die jedoch vermutlich etwas anders sind als beim Verbrenner, besonders bei Kälte und voll geladenem Akku. Beim Tesla gibt es noch mehr: Angeblich ist das sagenhafte Beschleunigungsvermögen des Tesla stark temperaturabhängig, was beim Überholen auch zu Fehleinschätzungen führen kann (etwas off Topic, ich weiß).

[Helfried]

Warum kann die ZOE eigentlich bei den Temperaturen locker rekuperieren bis über 20 kW und mehr, aber beim Laden ist bei 7 kW Schluss?

Kann das jemand erklären?

Viele kurze Belastungen sind für den Akku wesentlich weniger schlimm als eine lange. Man sollte freilich nicht mit kaltem Akku einen 20 Kilometer langen Berg wie ein Verrückter runter rekuperieren.

[one-ge]

Ich habe vor Jahren die Funktion beim i3 implementiert, daß der beim Verzögern automatisch die mechanische Bremse genommen wird, wenn der Akku die Energie nicht aufnehmen kann.
Die Physik hilft dabei, daß das Fahrzeug trotzdem immer elektrisch anhält.

Eine der coolsten Funktionen im i3 - butterweich im Einsatz, die Verzögerung ist völlig identisch. Nur anhand des harten Bremspedals merkt man, dass die mechanische Bremse genutzt wird. Frage: Warum quietscht die machanische Bremse so fürchterlich, wenn man zum Stillstand nachhelfen (d.h. Bremspedal betätigen) muss? Klingt wie ein Fahrrad und ist sehr laut...