370 km für 320 - meine Einstieg in die E-Mobilität

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  • eve
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Servus allerseits,

hier schreibe ich euch etwas zu meinem Einstieg in die E-Mobilität:

vor rund 2 1/2 Jahren hab ich gemerkt, dass sich beim Thema Elektromobilität (für die Masse) was tut. Nachdem ich dann ausbildungstechnisch mit elektrischen Antrieben zu tun und seit ich mir die Unterschiede bei der Drehzahl Drehmoment Kennlinie von Elektro- und Verbrennungsmotoren vor Augen zu führen hatte ist es um mich geschehen.

Inzwischen habe ich einige Elektroautos Probe gefahren. Als erstes und am längsten die Zoe (3 Tage). Es ist vorzüglich. Da ich aber noch nie ein Auto besaß, dachte ich, wir sollten erst mal klein anfangen, weshalb es jetzt ein Twizy geworden ist.

Da es mit dem ersten Anlauf zum Gebrauchtkauf nicht geklappt hatte, da der Twizy nach meinem Rückruf bei dem Verkäufer bereits von jemand anderem abgeholt worden war, waren wir zunächst ernüchtert. Schon dachte ich, es wird nix mehr dieses Jahr. Da sah ich doch glatt am nächsten Tag wieder einen. Der ist's der nun hier bei uns vorm Haus steht.

Wovon ich hier berichten möchte ist meine erste Fahrt in meinem ersten E-Fahrzeug - ja, in meinem überhaupt allerersten Fahrzeug. Nach der Fahrt mit der Zoe war mir nämlich schon klar: Ich werde niemals einen Verbrenner besitzen (klar, man soll niemals nie sagen, aber unter natürlichen Umständen: NO!).

Zunächst fuhr ich also von Sachsen nach Bayern und zwar ohne Transportmittel. Mir war klar, dass der Twizy nicht langstreckentauglich ist, aber überschlagsmäßig dachte ich, dass ich bei sparsamer Fahrweise ca. 30 km/h laden kann. Also zum Beispiel für 240 km nachladen grob 8 h.

Um 16:30 Uhr gings nahe Nürnberg los. Ich dachte mir aber gleich, dass ich lieber mehr und dafür kürzere Ladepausen mache, als dann auf Reserve an eine defekte Station zu kommen. Das hat soweit recht gut geklapp, obwohl ich dennoch teils desinformiert war, denn obwohl mir das Ladesäulen-nur-für-registrierte-Nutzer-nutzbar-Problem bekannt war, dachte ich: Na an den meisten wird man schon irgendwie laden können.

Bis Bayreuth kam ich erstmal gut durch. Zuvor hatte ich schon bei Park&Charge getankt. Den Schlüssel erhielt ich vom Gastwirt vor Ort. Das man dafür normalerweise so eine Mitgliedschaft mit Jahresbeitrag hat, darauf kam ich zu jenem Zeitpunkt wie gehabt nicht.

In Bayreuth jedenfalls wurde es dann knapp. War schon nach 8 Uhr abends und die erste von 3 Ladestationen bzw. die Steckdose war nicht auffindbar. Bei der Zweiten war klar, dass nach Geschaftsschluss Schluss ist. Die letzte, die mir PlugFinder anbot, sei kaputt, wurde mir von einem vor der Säule parkenden Model S Besitzer mitgeteilt. Mal abgesehen davon wäre auch die Säule nur mit e.on Karte zugänglich gewesen, aber vielleicht hätte ja jmd (z.B. der Teslafahrer) Erbarmen gezeigt.

Da ging es dann erstmal leicht bergab (gemütsmäßig). Der Teslafahrer hatte mir jedoch noch vor seine Abfahrt gesteckt, das auf dem bayreuther real Gelände eine Außensteckdose sei. Gut dachte ich. Probier ich's mal mit meinen noch 10 km Restreichweite. Dort angelangt hatte ich dann allerdings wegen kurzen Verfahrens nur noch 4 km und mir wurde schon mulmig. Steckdose gefunden, probiert und leider keine Spannung drauf. Tja, dachte ich, bleib ich ggf. einfach bis morgen hier stehen und frag, ob die mir die Steckdose anschalten. Fahren wollte ich nicht mehr. Mitten auf der Straße stehen bleiben und das Ding dann den Bürgersteig hochschieben? Geht, wenn er abgesenkt ist, aber nicht so die Traumtätigkeit. Möchte ja auch nicht andere Leute abschrecken. War eh schon müde. Zeit für einen kleinen Spaziergang und ein Schläfchen im Fond.

Das war so in etwa die Zeit, als mir bewusst wurde, das Deutschland die Elektromobilität nicht will, denn sonst wären in jeder Stadt hunderte oder gar tausende frei zugängliche zumindest Schukosteckdosen an denen man, während man seine Geschäfte tätigt, etwas nachladen kann.

Leider wurde es nicht so richtig ruhig, weil dann immer mal Lieferfahrzeuge und LKWs durch das Areal fuhren und weil dort auch eine Burger King und ein MD waren. Dort hab ich übrigens nicht nach Strom gefragt, weil ich kein Verlängerungskabel mit hatte, mir nicht die Blöße geben wollte und ich vermutete, dass die Arbeiterschaft dort sich nicht anmaßen wird mal eben Strom raus zu geben, da das sicherlich dann ein Kündigungsgrund wäre.

Bin dann jedenfalls noch mal so übers Gelände getorkelt und traue meinen Augen nicht. Ganz unweit war da doch ne Steckdose. Angestöpselt, nochmal ein Schläfchen und die weitere Routenplanung gemacht und weiter ging's.

Der Rest ist unspektakulär. Musste ohnehin dann regelmäßig Ladepausen machen um auch ein Nickerchen zu machen, da der Nachtschlaf im sitzen nur mäßig erholsam war. Summa summarum habe ich 11 h und 3 min geladen. Batterie hatte dahim noch ca. 1/3. Um des Ladehoppings Willen war die Strecke nun mal auch länger und selbst mit dem Hopping bin ich nicht den kürzest möglichen Weg gefahren.

Durch den unfreiwilligen langen Aufenthalt in Bayreuth hat die Aktion 31 h gedauert. Davon aber rund 10 h in Bayreuth. Das Fahren selbst hat natürlich auch recht lange gedauert. Unbekanntes Terrain, Navi nur über Handy, Standorte der Ladestationen unbekannt, teils Ladestationen vergeblich angefahren, etc.

Nun aber steht er hier, allzeit bereit. Einer von weniger als 300 rollenden e's im Raum Dresden nehme ich mal an. In Dresden selbst gibt's keine 200 E-Fahrzeuge. Viele davon oder gar die meisten sind gewerblich.

Vielen Dank allen für das Teilen eures Wissens und eurer Erfahrungen. Hilft unbeschreiblich. Heute haben wir den Kleinen 15 Tage und wir sind bei 1400+. Die 7.500 werden kein Problem. Zu dem Mietmodell sag ich hier mal nix...
Twizy, Zoe, Leaf 1/2, eUp/Golf/Trans, Ampera-e, i3, ID3/4, Ioniq1/5, Model S/3/X/Y, eNV200
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Re: 370 km für 320 - meine Einstieg in die E-Mobilität

Guin
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Sehr ausdauernd und mutig. Ich hätte mir das Auto liefern lassen.

Re: 370 km für 320 - meine Einstieg in die E-Mobilität

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Wollte gleich viel fahren. Das nächste mal würde ich die Sache dann aber doch auf zwei Tage mit einer angemessenen Nächtigungsart verteilen. Bei einem richtigen Auto säh's dann wieder anders aus.
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Re: 370 km für 320 - meine Einstieg in die E-Mobilität

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Ich hab's ja ähnlich gemacht und meinen Drilling im Januar selbst aus Würzburg geholt; ich hab' zwar intensiver geplant und mir damals hier auch vorab schon Hilfe geholt. Unwägbarkeiten kann man aber nie einplanen ...

So ging das (zunächst mit der Planung) los: http://www.goingelectric.de/forum/c-zer ... ng#p291751. Die Fahrt wurde dann online begleitet (Seiten 9-15 des Threads); eine kürzere Zusammenfassung hatte ich dann auch noch mal veröffentlicht: https://www.dropbox.com/s/3qhrej6b0l1ma ... t.pdf?dl=0.

Fazit: es geht viel, wenn man nur will, es geht aber nicht immer alles, wie es soll ;)
Gruß
Werner
Peugeot iOn Produktionsdatum 09/15 seit 01/16
Hyundai ioniq 5 RWD LR seit 11/21

Re: 370 km für 320 - meine Einstieg in die E-Mobilität

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Die Ladegeschwindigkeit beim Twizy ist mit 30 km/h zu optimistisch angenommen, es sind eher 20.
Der 8,5 A Lader ist über den Tag verteilt spürbar langsamer als der alte mit 10A. Das macht nachher eine halbe Akkufüllung aus.
Als Tagesetappe würde ich nicht mehr als 200 km planen, dann Übernachtung in einer Pension mit Lademöglichkeit.
Gemütlich als Urlaubstrip gehen 120 - 150 km / Tag.
Twizy 3/2015-1/2023, Zoe Q210 12/2015-11/2017, Ioniq 12/2017-2/2020, Kona seit 2/2020
CF Box 43kW Typ2 Kabel / 22kW Typ2 Buchse / 32A CEE
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