Von Duisburg in der Bayerwald und zurück

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Teil 1: Freitag, der 13. muß kein Unglückstag sein.


Nach fast 5000 km im IONIQ haben wir uns am vergangenen Wochenende das erste Mal auf Langstrecke jenseits der 500 km begeben. Nachdem unser 450 km langer Tagesausflug ans IJsselmeer im Februar bei Schnee und Eis Dank Fastned gut und teuer war, wurde das Wochenende an der Loreley bei Schwanis Elektromobilitätsmesse zum Kinderspiel und Dank Maingau auch preiswert - zumindest was den Autostrom am Schnellader betraf.

Den Geburtstag meiner lieben Frau Mama nahmen wir zum Anlaß, um mal wieder meine Eltern im 650 km entfernten Landkreis Regen zu besuchen. Aus eigener Erfahrung und aus den vielen Berichten im Netz waren wir guter Dinge, daß die Fahrerei selbst kein großer Akt wird, lediglich die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Schnellladesäulen wurde als kritischer Pfad angesehen. Entsprechend haben wir versucht, primär Lademöglichkeiten mit mehreren Ladepunkten mit ausreichend Puffer zur nächsten Ladesäule anzusteuern. Daß das im Jahr 2018 in Deutschland eher die Ausnahme als die Regel ist, wenn man nicht gerade einen Tesla fährt, zeigte ein Blick in den GE-Routenplaner: hinter Frankfurt begann quasi die Wüste, wo man von Oase zu Oase fährt. Es zeigte sich auch, welchen Einfluß Regen und Höhenmeter auf die Reichweite haben. Aber schließlich ist auch das Glück ein Rindvieh und sucht Seinesgleichen - auch am Freitag, den 13. April 2018.

1.Etappe: Duisburg - Mülheim/Ruhr - Oberhonnefeld: Heimspiel zum Warmwerden

Um 9 Uhr morgens bei frischen 10 °C Außentemperatur, 100 % SOC und 209 km angezeigten Kilometern Reichweite ging's erst mal nebenan nach MH, um die Schwiegereltern in spe auf einen Frühstückskaffee zu besuchen. Ziemlich genau eine Stunde später führen wir beim Kreuz Breitscheid schon auf die A3 in Richtung Süden;

93 % SOC und 193 km Reichweite waren mehr als ausreichend, um nach 78 min die vier freien Allego-Ladesäulen anzusteuern. Mit 56 km Restreichweite die Einfachstromladen-Karte gezückt und nach 24 min inklusive An- und Abstecken gings mit 81% SOC weiter. 50%-Punkte mehr als bei Ankunft. Zwischen MH und Oberhonnefeld lagen 111 km, die wir mit 15,0 kWh / 100 km Verbrauch und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 85 km/h bewältigten. Die Baustellen zwischen Oberhausen und Köln und die Topologie fordern ihren Tribut.


2. Etappe: Oberhonnefeld - FFM: Petrus öffnet die Schleusen und Maingau Energie läßt uns nicht mehr los


Um 11:43 Uhr fuhren wir weiter, zurück auf die A3. 12 °C zeigte das Außenthermometer an, im IONIQ hatte es angenehme 21 °C, Klima / Heizung stand auf AUTO. Gefühlt weiß das Auto am besten, wie es damit jongliert, damit wir uns wohlfühlen. Meine Partnerin fährt sowieso immer mit Sitzheizung Stufe 3, egal wie warm oder kalt draußen. Der Verkehr nahm zu, und im Taunus wars dann vorbei mit trockenen Straßen, es schüttete wie aus Kübeln.

Als wir nach 76 min in Frankfurt am Flughafen bei Gateway Gardens ankamen, hatten wir noch 20% und 33 km im Akku. Der Verbrauch auf dieser Etappe lag bei 15,4 kWh / 100 km. Mit 112,2 km war die Distanz ähnlich der vorherigen. Auch hier standen vier freie Allego-Ladesäulen und so zückte ich die Einfachstromladen-Karte und wollte selbiges tun. Nachdem ich keine der Säulen zur Stromabgabe damit überreden konnte, nahm ich durchnäßt wieder Platz hinterm Steuer und versuchte mein Glück mit der App.

Dabei wurde ich wieder eine Erfahrung reicher: mehrere Ladepunkte erhöhen zwar die Wahrscheinlichkeit, daß man sofort laden kann, verringern aber im umgekehrten Verhältnis die Wahrscheinlichkeit, daß man bei nicht vorhandener Identifikationsnummer an Säule oder Stecker in der App auf Anhieb die richtige Säule anspricht. Die erste Säule in der App war dann auch nicht die erste an den Schaltkästen, sondern die zweite. Also umgeparkt und eingesteckt und dann startete tatsächlich der Ladevorgang. Ein Gefühl der Erleichterung machte sich in uns breit, welches für mehrere Minuten anhielt. Geplant war, bis max. 80% zu laden und in Kleinostheim den Ultra-E-Lader auszuprobieren. Diese Rechnung hatten wir jedoch ohne die Maingau-App gemacht, denn trotz Ladevorgang-Beenden-Knopf war die Säule nicht zum Abschalten zu überreden und so harrten wir bis zu 94% SOC aus.

Die ganze Aktion sollte von Ankunft bis Abfahrt 50 min dauern. Nachdem ich meine Dusche hatte und der Akku gut gefüllt war, ließen wir Kleinostheim aus und meine bessere Hälfte steuerte uns den nächsten Halt, Rastplatz Haidt Süd, entgegen.

3. Etappe: FFM - Haidt Süd und Nord: Illegal? Sch… egal!

Hessen, 13:48: Uhr: wir fahren zurück auf die A3 und landen prompt im Stau. Die vom Navi unter Berücksichtigung der aktuellen Verkehrslage empfohlene Route Richtung A5 haben wir gekonnt ignoriert. Starkregen, starker Verkehr, schlechte Sicht, zahlreiche kleinere Unfälle mit Blechschäden, Baustellen und die zunehmenden Höhenmeter erhöhten den Durchschnittsverbrauch für diese 142 km lange Etappe auf 15,8 kWh / 100km. Die Durchschnittsgeschwindigkeit sank auf knappe 58 km/h. Zwischenzeitlich fielen auch die Temperaturen auf einstellige Werte. Was ist doch der adaptive Tempomat im zahfließenden Verkehr und bei Stop und go für eine Erleichterung!

Haidt Süd mit seiner einsamen innogy-Ladesäule war laut GE-Datenbank seit 8. April nicht funktionsfähig, die echarge-App dagegen meldete alles grün. Vor Ort sollte sich dann ersteres Bewahrheiten. Die 25 min vor Ort lassen sich wie folgt zusammenfassen: per App den Ladevorgang gestartet und nichts ist passiert, Stecker probehalber rein, kein rotes Symbol im Armaturenbrett. Der Anruf mit der Hotline war nur eine Überraschung für den bemühten Herrn am anderen Ende. Er konnte zwar die Ladesäule ansprechen, bekam aber nur die Rückmeldung “Ladesäule antwortet nicht” vom System - und ich ein “das hatte ich auch noch nicht” zu hören. Entsprechend konnte er die Säule nicht freischalten, wollte er aber auch gar nicht, da ich nicht einsah, ihm das Paßwort meines BEW-Vertrages nicht am Telefon zu nennen. Immerhin bootete er gnädigerweise die Säule nach kurzer Bitte neu und bot mir an, doch noch mal anzurufen, wenn es immer noch nicht klappen sollte. Man würde dann eine Störungsmeldung im System anlegen.

Mit 14% SOC und ca. 20 km Restreichweite im Akku fuhren wir auf direktem Wege rüber auf die Nordseite. Dort trafen wir auf einen frischgebackenen Zoe-Fahrer, der auf seiner Überführungsfahrt auch schwer mit der echarge-App zu kämpfen hatte. Ohne Vertrag, willig per PayPal 7,95 Euro für eine AC43-Ladung zu bezahlen, ging innogy nicht auf das Angebot ein. Wir konnten indes unseren CCS-Ladevorgang starten und versuchten parallel, einen zweiten für den freundlichen Kollegen zu starten. Keine Chance. Obwohl wir die App und die Vertragsdaten auf zwei Handys hatten, tat sich nichts. Da noch genügend Rest im Zoe-Akku war, machten sich Auto und Fahrer auf nach Würzburg, zum Crowdfunding-Ladepunkt. Wir beendeten den Ladevorgang bei 86 % SOC per App - nach drei oder vier Versuchen - erfolgreich. Immerhin das hat innogy Maingau voraus - noch.

Mittlerweile wars 17:20 Uhr und wir entschieden uns, einen autobahnnahen Blumenhändler in Nürnberg anzusteuern, der ausreichend lange Öffnungszeiten anbot, damit Mama nicht auf ihren Geburtstagsblumenstrauß verzichten muß. An den ursprünglichen Plan, noch kurz vor Ziel in Deggendorf oder ggf. in Regensburg Blumen zu kaufen, war angesichts der fortgeschrittenen Stunde  nicht mehr zu denken.

4. Etappe: Haidt - Nürnberg - Neumarkt in der Oberpfalz: und es geht weiter!

Wieder rüber nach Haidt Süd und ab auf die A3. Es regnete immer noch, wenn auch weniger, sodaß die gut 91 km nach Nürnberg gut zu fahren waren. Ziemlich genau eine Stunde waren wir unterwegs und hatten dabei einen Durchschnittsverbrauch von 16,8 kWh / 100 km.

Fast eine halbe Stunde verbrachten im Blumenladen, mein Schatz war angesichts der Auswahl, auch an Dekoartikeln, begeistert. Ich war zwar von Ergebnis der Floristin ebenfalls beeindruckt; daß der direkt nebenan liegende Aldi Süd keinen 20 kW-CCS-Lader hatte, ließ mich zumindest für einen kurzen Augenblick den Gedanken hegen, daß Duisburg gegenüber Nürnberg doch so seine Vorteile hat.

Mit 68 km Restreichweite war als letzter Ladestopp der Autohof bei Neumarkt einprogrammiert. 24 min und 33 km später kamen wir mit 19 km Restreichweite und 14% SOC an der Ladesäule mit dem Hinkelstein an. Das nennt man dann höhenkorrigiertes Subtrahieren. Der Verbrauch war entsprechend hoch mit 17,3 kWh / 100 km auf diesem Teilstück. Die Säule ließ sich mit der Einfachstromladen-Karte auf Anhieb freischalten und füllte unseren Akku auf 94%. 40 Minuten dauerte der Zwischenstopp.


5. Etappe: Neumarkt - LKR Regen: der Berg ruft!

Um 19:53 Uhr gings auf die letzte Etappe. Vorbei an Regensburg, welches wir am darauffolgenden Sonntag wegen der Sperrung großräumig umfahren werden, verließen wir die A3 bei Metten. Seit Neumarkt war es schon wieder trocken und der Verkehr ließ nach 20 Uhr schlagartig nach, sodaß nach 144 km um 21:26 Uhr mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 92 km/h auf der letzten Etappe das elterliche Haus erreicht wurde. Das liegt auf ca. 700m Höhe. Zuvor geht es allerdings auf 750m hoch. Hatten wir am Fuße des Berges noch 20 km Restreichweite auf die letzten 5 km, kam in der letzten Kurve bergauf die Schildkröte aus ihrem Gehege und aus 20 km wurden auf 400m Höhendifferenz noch 5 km und 5% SOC.

Geschafft! War doch ganz einfach :)

Fahrzeit: 8,6 h
Stillstand: 4,2 h (inklusive laden, einkaufen und Scherereien)
Gesamtzeit: 12,8 h
Gesamtkilometer: 651 km
Verfahrene Energie: 103 kWh (ohne Ladeverluste)
Durchschnittsverbrauch: 15,8 kWh / 100 km


Teil 2 mit der nur halbherzig geplanten Rückfahrt und einem Fazit folgt. Da war das Wetter besser und die Fahrt ebenfalls kein Hexenwerk.BildBildBildBildBildBild
#ecannonball 2018 - HH => M - Team 16 - Alex & Chris im IONIQ
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Re: Von Duisburg in der Bayerwald und zurück

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Danke für diesen schönen Bericht.
Ich versuche heute mal raus zu finden, wie man diese informative Navi Anzeige einstellt.
Bei mir ist immer nur ganzseitige Karte.
2013 - 2017 GEC Stromos :)
2017 - Smart ED 22kW Lader :mrgreen: behält Frau
2018 - Hyundai Ioniq - war sowas von Süchtig
2019 - Hyundai Kona 64 :) - Dabei bleibe ich jetzt.
Bauer des "Frunkenstein Frunk" in ebay-kleinanzeigen.de

Re: Von Duisburg in der Bayerwald und zurück

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Vielen Dank für den Reisebericht. Es ist im Moment leider immer das Problem mit der Funktionsfähigkeit der Säulen - grauenhaft :cry: Der Hinkelstein in Berg liegt noch immer da? *kopfschüttel*

@Waldbaer
Du musst einmal auf Routeninfo drücken, dann erscheinen die Zusatzinformationen.

Re: Von Duisburg in der Bayerwald und zurück

adilen
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Super Bericht! Vielen Dank dafür.
Leider bestätigt das wieder einmal, dass es nie 100% rund läuft.

Hat deine Begleitung das auch ohne Beschwerde hingenommen?
Tesla Model 3

Re: Von Duisburg in der Bayerwald und zurück

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Danke für den Bericht.

Auf solche Abenteuer (ich empfinde das so) habe ich keine Lust.
Spätestens bei 50% SOC würde ich die nächste Säule ansteuern-
-nein, ich würde gleich mit meinem LPG- Schiff fahren.
Ioniq28 Ioniq 5 RWD LR
Der Mensch. Die Krone der Schöpfung, des Denkens nicht fähig, zum handeln geboren.

Re: Von Duisburg in der Bayerwald und zurück

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adilen hat geschrieben:Hat deine Begleitung das auch ohne Beschwerde hingenommen?
Ich darf sie hier zitieren mit “Der Regen war Sch... aber das Elektroauto war super.“

2/3 der Rückfahrt saß sie dann am Steuer, bei 20 °C und Sonnenschein.

Noch steht ein X1 2.0 Diesel Euro 5 im Carport auf ihrer Seite. Heute morgen sind wir damit zum Flughafen, weil ihre Eltern in unserer Abwesenheit den Wagen zum Kundendienst bringen. Wir fühlten uns schon ein bißchen wie Jim Knopf auf seiner Lokomotive, als wir losfuhren.

Aber Madame findet den Kona ja ganz schick ... ;)

In Zukunft bleibt aber der X1 im Carport und der IONIQ wird auf Langstrecke genutzt.
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Re: Von Duisburg in der Bayerwald und zurück

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Intermezzo: 100 km durch den Bayerischen Wald und die unheimliche Begegnung mit der dritten Art

Am Samstag sind wir mit voll geladenem Akku zu einem Ausflug nach Drachselsried und Bodenmais aufgebrochen. Als gebürtiger Niederbayer macht man zwar normalerweise einen großen Bogen um die Touristenzentren des Bayerischen Waldes. Im Winter stehen auf den Straßen überall die Autos mit den gelben Nummernschildern und sobald im Frühjahr die ersten Sonnenstrahlen zum Wandern und Radfahren einladen, ist gefühlt aus jedem Landkreis Deutschlands und den Niederlanden jemand dort anzutreffen.

Wir sind nicht nur als Kundschafter der E-Mobilität unterwegs gewesen an diesem Tag. Unsere Aufgabe lag primär darin, zwei Hotels, die in die engere Auswahl unserer Schwiegereltern für ihren Wanderurlaub im August kamen, vor Ort zu besichtigen. Es zeigte sich tatsächlich, daß sich ein guter Fotograf für das Hochglanzprospekt bares Geld wert sein kann.

Beide Örtlichkeiten boten Ladesäulen für Gäste, wobei Hotel A mit Tiefgarage und Destination Charger bereits bestens vorbereitet war und auch schon den einen oder anderen Hotelgast mit Elektroauto beherbergte. Hotel B bot uns die neben dem Grundstück gelegenen E-Wald-Ladesäulen (2x Typ 2 22 kW, Schuko, 20 kW CCS, 20 kW Chademo) an. Die haben wir auch ausprobiert. Typ 2 ließ sich mit dem E-Wald-RFID-Chip freischalten. Die Maingau-Karte hat er leider nicht akzeptiert.

Bei traumhaften Sonnenschein sind wir durch die kurvenreichen Landstraßen bergauf und bergab mit runden 12 kWh / 100 km gefahren. Zuerst saß ich am Steuer, aber bereits nach dem ersten Zwischenstopp durfte ich auf den Beifahrersitz wechseln.

Ein ganz eigenes Kapitel sind die Reaktionen und die Wahrnehmung meiner Familie. Die Skepsis war anfangs groß, als ich im Januar bei einem sofort verfügbaren IONIQ electric zuschlug. Bei Mama und Papa schwingt das Thema E-Wald im Hinterkopf mit. Ein stetes Bemühen, die Elektromobilität im Bayerischen Wald zu etablieren. Bisher ist der Widerstand der Eingeborenen, auch in den Gemeinderäten, teils noch erheblich. Entsprechend reagierten Passanten und Fußgänger mit verhaltener Neugier auf unseren IONIQ. Es war aber vielleicht auch nur unser Duisburger E-Kennzeichen, was für Irritationen sorgte.

Den elterlichen Rat, doch zum Plug-In-Hybriden zu greifen, schlug ich aus und so war auch der Erstkontakt zwischen Auto und Familie eine Mischung aus verhaltenem Interesse und bassen Erstaunen angesichts der Ausstattung, welche nach einer Probefahrt für Diskussionen und Fragen bei allen Beteiligten sorgte - im positiven Sinne. Da ist mein Vater, seit Jahren überzeugter Toyota-SUV-Diesel-Fahrer; der größte Skeptiker, der seine Meinung insoweit revidierete, saß er sich so etwas als Zweitwagen nun durchaus vorstellen kann. Es müßte allerdings dann schon ein Suzuki Jimny mit Elektromotor sein. Als wir abends gemeinsam in der Deggendorfer Innenstadt essen gingen, war er überrascht, daß man dort kostenlos laden kann. Die beiden exklusiv für Elektroautos reservieren Parkplätze in der Tiefgarage direkt am Ausgang samt Typ2-Lader weckten das Interesse des alten Pfennigfuchsers, waren sie ihm bisher ja nie aufgefallen. Bei unserer Rückkehr zum Auto lud ein i3 neben uns. Und plötzlich nimmt der Verbrenner-Fahrer auch andere Elektroautos wahr.

Da ist meine Frau Mama, die von Form und Optik des IONIQ innen wie außen begeistert ist. Nur die vielen Knöpfe und die fehlende Gangschaltung samt nicht vorhandenem Kupplungspedal waren ihr nicht ganz geheuer. Da sie keine langen Stecken fährt, war ihr auch die Reichweite egal. Sie freut sich, daß ich meinen Fahrspaß habe und ich sie auch damit besuchen kann.

Meine fast gleichaltrige Schwester mit ihrem Mann waren nach kurzer Probefahrt ebenfalls sehr angetan. Er, seines Zeichens Elektromeister, beeindruckte die Schnellladeleistung des IONIQ. Informationen, die man sonst nicht in der lokalen Presse findet. Auch als Fachmann für Elektrizität geht man von völlig anderen Lade- und Reisezeiten aus, wenn man nur an das Laden an Schuko denkt.

Und dann ist da noch meine jüngere Schwester (noch im Studium) mit ihrem LAP, welche uns auf der Rückfahrt bis nach Kitzingen auf der Rücksitzbank begleiteten und für die es auch das erste Mal in einem Elektroauto war. Das leise Fahren sorgte bei beiden anfangs für Irritationen, hatten sie doch mehr das Gefühl, in einem Autoscooter zu sitzen; schnell empfanden aber auch sie das elektrische Fahren als sehr angenehm.

Keine dieser genannten Personen wird sich wohl die nächsten zwei oder drei Jahren ein Elektroauto kaufen, was am relativ aktuellen Fuhrpark und der Gewohnheit liegt, nicht alle drei Jahre ein neues Kraftfahrzeug besitzen oder gar leasen zu müssen, nur damit der Nachbar was zum Schauen hat. Und es liegt auch ein bißchen an der alten Walter-Röhrl-Weisheit, daß ein Auto ohne Allrad nur eine Notlösung ist. Für einen Eingeborenen im Bayerischen Wald quasi das 11. Gebot. Was bleibt, ist ein positiver Oha-Effekt, der nun als kurzer Erlebnisbericht in der mehr oder weniger buckligen Verwandtschaft weitergetragen wird - und wer weiß, was demnächst noch alles passiert. Hellseher ist schließlich keiner von uns.

Am Sonntag ging's auf etwas geänderter Route und anderen Ladestopps zurück ins schönste Ruhrgebiet der Welt. Fortsetzung folgt demnächst.Bild
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Re: Von Duisburg in der Bayerwald und zurück

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Vielen Dank für Deine schönen Berichte.
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Re: Von Duisburg in der Bayerwald und zurück

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sehr schön geschrieben !
Habe letztens für 750km ca 14h gebraucht,
Ursache: defekte Ladesäulen, nicht funktionierende Apps, inkompetente Hotlines
auf der Rückfahrt waren es dann 11h...

Re: Von Duisburg in der Bayerwald und zurück

gekfsns
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@MitmRadldo
Die eWald Ladesäulen konnte ich schon mehrmals mit der Maingau Karte freischalten, ohne die wäre laden an Typ2 mit 11Cent/min schon ziemlich teuer.
Auf die CCS Veefil Säulen kann man sich leider nicht verlassen. Ich kenne nur eine in Bogen, die.bei mir bisher meist funktioniert hat. In Straubing hatte ich bisher immer Pech, die in Haibach scheint monatelang schon defekt zu sein. Lieber noch Mal vorher bei Innogy volladen bevor es in das eWald Gebiet reingeht ;)
Ein Bekannter macht dort auch öfters Urlaub, er hatte bisher immer ohne Probleme an einer roten CEE Saft bekommen. So eine CEE hat im "Woid" auch annähernd jeder Haushalt in seiner Garage :)
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