Wer hätte das gedacht ?

Re: Wer hätte das gedacht ?

franmedia
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achimha hat geschrieben:Porsche hat wie jeder Hersteller so ziemlich jedes Konkurrenzmodell auf dem Hof. Porsche ist etwas offener, andere machen es gern über Zwischenfirmen. Sehr viele Mitarbeiter dürfen die Konkurrenzmodelle ein paar Tage fahren, damit wird der Betriebsblindheit entgegengewirkt. Meine Porsche-Bekannten waren alle sehr angetan vom Model S.
Ja, sicher. Jetzt, im Jahre 2014, ein Model S probegefahren zu sein, dürfte aber selbst für den langsamsten deutschen Autohersteller keine Auszeichnung mehr darstellen.

Nach fast 10-jährigen Diskussionen mit dem damaligen Vorstand über den Einstieg in die E-Mobilität und die Bitte, sich den Tesla Roadster doch mal genauer anzusehen, glaub ich halt nicht mehr an die Innovationskraft der ein oder anderen Firma. In der Zeit hätte BMW ja offensichtlich den i3 zweimal unabhängig hintereinander neu entwickeln können.

Das sind schon Unterschiede. Da reicht es auch nicht, mal ein Modell probezufahren. Deswegen fand ich die Aussage von H. Reithofer ja so klasse, dass er sich in Genf Tesla selbstverständlich nicht angesehen hätte, die würde er ja schliesslich kennen, und das offensichtlich im Sinne von kennen und nicht von probefahren.
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Re: Wer hätte das gedacht ?

franmedia
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achimha hat geschrieben: Man muss bei dem BWL-Sprech aufpassen. "Geld verdienen" bezieht sich auf Teilkosten, d.h. die Summe der Teile und Arbeitsstunden der Produktion kostet weniger als das Auto an Verkaufserlösen bringt. Dann kommen aber noch eine ganze Menge an Gemeinkosten und er sagt dass die Entwicklung bereits abgeschrieben wurde ("verdaut"), d.h. die wird komplett ignoriert bei seiner Aussage "Geld verdienen" obwohl sie mit koloportierten 1,5 Mrd Euro sehr hoch war. Auf Deutsch könnte man sagen, dass die finanzielle Situation durch jeden zusätzlich verkauften i3 besser wird, nicht schlechter. Allerdings wahrscheinlich niemals gut, so dass es ein Geschäft wäre. Das kommt dann mit der nächsten Generation hoffentlich.
Das hab ich auch so verstanden. Damit ist BMW dann in einer ähnlichen Situation, wie wir alle. Jeder E-Wagen Käufer (erst recht Zweitkäufer) weiß, das es rein betriebswirtschaftlich ein Verlust ist (ok, jeder Autokauf ist ein Verlust, aber bei E-Autos ist er viel höher). Wir sehen es halt als Investition in die Zukunft und haben auch noch Spaß dabei. Das hat, zum Glück, BMW dann wohl auch so gesehen ;-)

Re: Wer hätte das gedacht ?

achimha
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franmedia hat geschrieben:Nach fast 10-jährigen Diskussionen mit dem damaligen Vorstand über den Einstieg in die E-Mobilität und die Bitte, sich den Tesla Roadster doch mal genauer anzusehen, glaub ich halt nicht mehr an die Innovationskraft der ein oder anderen Firma. In der Zeit hätte BMW ja offensichtlich den i3 zweimal unabhängig hintereinander neu entwickeln können
BMW hat nichts aufzuholen, im Gegenteil, sie haben es geschafft wirkliche Innovation zu bringen mit einem gänzlich neuen Fahrzeugkonzept. Tesla ist ein sehr konventionell gebautes Auto, da ist nicht sonderlich viel Innovation drinnen. Ich hätte mir einen gekauft aber mich hat der hemdsärmlige Ansatz mit den günstigen Laptop-Batterien gestört.

Außerdem sind das alles Hobbies. Die große Nachfrage nach dem i3 (11 000 Bestellungen) ist weniger als die Hälfte der ersten Jahresproduktion des neuen Nischenmodells BMW 2er. Erinnert sich noch jemand an die Diesel-Katalysatoren und den Vorsprung den die Franzosen hatten, während die Deutschen noch von "innermotorischen Maßnahmen" gefaselt haben? Man muss nicht der erste sein, auch Google war Suchmaschine Nummer 20 oder so.

Re: Wer hätte das gedacht ?

eMarkus
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Insgesamt bin ich sehr froh, dass es Tesla gibt, weil es die Elektroautos vom "Öko-Image" in das "Prestige-Image" hebt, das eine viel breitere Käuferschicht anspricht. Auch zeigt es, dass das mittelständische Unternehmen mit "125KW Supercharger" aus der Portokasse ganze Kontinente überzieht, während es Schwergewichte am Markt es nicht mal schaffen ein paar mikrige CCS 50KW Säulen aufzustellen.
Das Problem an Tesla ist, dass es bei dieser Firmengrösse sehr schwer ist, richtig grosse Innovationen zu stemmen. Das ist bei BMW anders, die haben Milliarden in Innovationen investiert, die sich teilweise erst in Jahren lohnen werden. Deswegen habe ich auch keine Tesla Aktien, obwohl sich diese die letzten zwei Jahre voll ausgezahlt hätten.
Hätte Tesla eine Kooperation mit einem grossen anderen Hersteller, würde die Marktposition ganz anders aussehen.

Allerdings sehe ich die Überheblichkeit von anderen deutschen Autoherstellern als hoch problematisch an:

05.03.2014
"Ausgerechnet der allmächtige VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech lancierte eine Attacke gegen die Elektromobilität bzw. gegen den US-Konkurrenten Tesla. Dafür habe er keinen Platz in der Garage, so der ätzende Kommentar des VW-Chefstrategen. In Anspielung auf die Vorfälle bei dem amerikanischen Hersteller gab es noch einen Seitenhieb gratis: Man baue keine brennenden Autos, so Piech. Solange die Batterien brennen, mache ihm Tesla keine sonderliche Angst."

Hier gibt es schlimme Parallelen zur Überheblichkeit von Managern anderen Grossunternehmen die alle inzwischen weg vom Markt oder pleite sind:
Nokia, Kodak, Olympia, Netscape, Löwe, Suntech (grösster Solarmodulhersteller der Welt der pleite ist)...

Ich verstehe auch nicht, dass man mit so einer kindischen Einstellung Aufsichtsratschef werden kann. Wäre ich einflussreich oder Grossaktionär, würde ich ihm sagen dass ich so eine kindische Einstellung in einer solchen Position nicht dulde, und dass er bitte ein Jahr lang nur noch Tesla fährt oder zu Fuss geht.

Interessant ist auch dieser Beitrag hier, weiss nicht ob den jeder kennt:
Elektromob​ilität: Revolution der Automobili​ndustrie von Lars Thomsen
http://www.youtube.com/watch?v=JHUzfw24oCk

Re: Wer hätte das gedacht ?

achimha
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eMarkus hat geschrieben:Auch zeigt es, dass das mittelständische Unternehmen mit "125KW Supercharger" aus der Portokasse ganze Kontinente überzieht, während es Schwergewichte am Markt es nicht mal schaffen ein paar mikrige CCS 50KW Säulen aufzustellen.
Man muss bedenken, dass Tesla nicht mit dem Geld arbeitet, das sie von ihren Kunden bekommen, sondern mit dem Geld, das sie von ihren Aktionären einsammeln. Ein mit allen Marketingtricks der Welt aufgeblasenes Unternehmen, das den Kapitalmarkt immer mehr anzapft, bis -- nach meiner Ansicht -- irgendwann die Blase platzt. Nach jedem Streich kommt ein neuer, noch größerer, jetzt eine gigantische Batteriefabrik. Die etablierten Hersteller finanzieren ihre Entwicklungen aus dem Cashflow und zahlen weiterhin eine Dividende.

Die Analogie zu Nokia, Kodak etc sehe ich nicht, denn technologisch bedeutet Elektromobilität keine große Herausforderung für den einzelnen Hersteller. Elektromotoren sind etablierte Produkte und bei den Batterien hat niemand wirklich einen Vorsprung, kein Hersteller produziert die Zellen selbst, alle haben Zugriff.

Bei neuen Technologien geht es meistens so, dass nach dem Hype die Ernüchterung kommt (da sind wir gerade) und dann langsam der Durchbruch.
eMarkus hat geschrieben: Dafür habe er keinen Platz in der Garage, so der ätzende Kommentar des VW-Chefstrategen. In Anspielung auf die Vorfälle bei dem amerikanischen Hersteller gab es noch einen Seitenhieb gratis: Man baue keine brennenden Autos, so Piech. Solange die Batterien brennen, mache ihm Tesla keine sonderliche Angst."
Was erwartet man von so einem alten Knochen? :) Gegen den Tesla CEO Elon Musk ist Piech noch bescheiden. Bisher muss man Piech/VW Recht geben, die Elektromobilität zündet nicht. Renault hat unheimlich investiert und sehr Respektables geschaffen aber verkaufen tut sich das trotz staatlicher Förderung in vielen Ländern nur sehr schlecht. Es ist eben eine Frage, ob man etwas aus Prestigegründen macht (BMW mit i), E-Autos mit anderer massiver Innovation verbindet (BMW mit Karbon) oder einfach den richtigen Moment abwartet und bis dahin nur kleinere Versuche unternimmt (Mercedes, VW).

Re: Wer hätte das gedacht ?

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Naja ganz so arg sehe ich das nicht.
Tesla baut die Giga Factory ja nicht alleine.
Da kommt frisches, gesundes Kapital von anderen (Panasonic, Apple) und das kann dann auch was.
Elektroautos sind für VIELE noch einfach zu teuer und die meisten wissen nicht viel darüber.
Wenn jeder wüsste, welche Vor und Nachteile da wirklich sind, gäbe es sicher (!) mehr Elektroautos auf den Straßen, da bin ich mir absolut sicher.

Aber: Mit dem Verbrenner ist man aufgewachsen, so hats Papa gemacht, so mach ichs auch, denken sich sicher viele.
Never touch a running system - so war man es gewohnt, so soll es bleiben.

Dieser Bruch im Geiste der Gesellschaft muss vollzogen werden. Und wahrscheinlich wird ein fester Ruck erstmal der Preis sein.
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Re: Wer hätte das gedacht ?

TeeKay
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eMarkus hat geschrieben: Ich verstehe auch nicht, dass man mit so einer kindischen Einstellung Aufsichtsratschef werden kann.
Wenn dir 53,1% der Aktien gehören, kannst du auf Wunsch auch "Gott des Automobils" auf die Visitenkarte drucken.
achimha hat geschrieben: Man muss bedenken, dass Tesla nicht mit dem Geld arbeitet, das sie von ihren Kunden bekommen, sondern mit dem Geld, das sie von ihren Aktionären einsammeln. Ein mit allen Marketingtricks der Welt aufgeblasenes Unternehmen, das den Kapitalmarkt immer mehr anzapft, bis -- nach meiner Ansicht -- irgendwann die Blase platzt. Nach jedem Streich kommt ein neuer, noch größerer, jetzt eine gigantische Batteriefabrik. Die etablierten Hersteller finanzieren ihre Entwicklungen aus dem Cashflow und zahlen weiterhin eine Dividende.
Also VW hat in der Bilanz Verbindlichkeiten von mehr als 200 Mrd Euro stehen. Bei Tesla sinds nur 1,75 Mrd Dollar. Wer zapft den Kapitalmarkt nun mehr an? Wo stünde VW, wenn sie sich nicht mit dem Kapitalmarkt auf eine profitable Größe aufgepumpt hätten?

Tesla verbrennt kein Geld, sondern investiert es in Wachstum, so wie es jeder Unternehmer tut. Da der Großteil der Investitionen aber in Entwicklungsleistungen fließt, die in der Bilanz nicht aktivierbar sind, steht am Jahresende ein Verlust im Buch.

Die Batteriefabrik ist kein Spleen vom Chef so wie der Bugatti und Phaeton für den Machthaber bei VW, sondern schlichte Notwendigkeit, wenn die Wachstumsziele erfüllt werden sollen. Wenn auf der Welt pro Jahr x Batteriezellen produziert werden, Tesla für seine 2020er Wachstumsziele aber bereits x+y Zellen benötigt, leuchtet jedem Mathematikgenie ein, dass sie die Batteriefabrik benötigen. Und die kann niemand anderes bauen als sie selbst, weil niemand sonst die weltweite Produktionskapazität im Hoffen auf Teslas Erfolg verdoppeln wird.

Die PR bei Tesla ist zuweilen von einer rührenden Naivität durchdrungen - zum Beispiel, wenn der CEO auf seinem Block darüber weint, wie böse die Presse zu einem ist. Alle Marketingtricks der Welt nutzen wohl eher die Unternehmen, die Milliarden ins Marketing investieren und nicht die, bei denen das Marketing vom Halbtags-CEO nebenbei mit erledigt wird.

Dass Tesla ein Blase darstellen soll, wird bereits behauptet, seit sie mit zig hundert Millionen Dollar an der Börse erstnotiert sind. Bislang platzte da nichts, sondern die Profitabilität wurde schnellen Schrittes deutlich verbessert. Allenfalls der Market Cap zeigt Blasentendenzen - aber das liegt nicht in Teslas Einflussbereich.

Re: Wer hätte das gedacht ?

eMarkus
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Aktien gekauft ?

Re: Wer hätte das gedacht ?

TeeKay
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Ich denke im Gegenteil eher an eine niedrig gehebelte Short-Position...

Re: Wer hätte das gedacht ?

franmedia
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TeeKay hat geschrieben:Ich denke im Gegenteil eher an eine niedrig gehebelte Short-Position...
Ja, und einer von beiden wird recht haben :lol:
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