Hat sich BMW mit Carbon-Schiene voll verschätzt?

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Re: Hat sich BMW mit Carbon-Schiene voll verschätzt?

motion
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Norbert W hat geschrieben:Ja, es kann durchaus sein, dass das Carbonchassis bei so einem Aufprall nicht kaputt geht.

Gemeinhin denkt man, dass Carbon leicht, fest und brüchig ist; das muss aber nicht so sein. Wie brüchig, bzw. flexibel Carbon ist, wird durch das verwendete Harz eingestellt. Ich habe schon Gummistiefel gesehen, die aus GFK hergestellt waren.

Wenn das Carbonlaminat so hergestellt ist, dass es eine gewisse Flexibilität hat, kann es so einen Unfall ggf. schadlos überstehen. Es verformt sich beim Einschlag leicht, danach geht es wieder in die Ausgangsposition. Genau so beschreibt es BMW selbst, bei den Carbonfelgen, die sie bei Motorrädern verbauen. Die Carbonfelgen sollen wegen der oben beschriebenen Eigenschaften robuster sein als die alternativen Metallfelgen.

Aus meiner Sicht ist die Carbonbauweise von BMW nach wie vor eine Revolution im Serienbau.
Ist sie auch. Und laut Experten beträgt der Vorsprung 10 Jahre, den BMW/SGL in der Automobilproduktuktion von CFK in Großserie hat.

Zu den Felgen. BMW wollte für den i3 auch mal CFK-Felgen produzieren, daraus wurde nichts.
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Re: Hat sich BMW mit Carbon-Schiene voll verschätzt?

umali
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Wenn diese Bauweise sooo toll und günstig wäre, hätten das andere Hersteller längst übernommen. Des Weiteren wird gerade wegen Carbon kein höherer Durchsatz in Leipzig erreicht.

Die Technologie hat gegenüber Stahl deutliche Nachteile:
* höhere Kosten
* spezielle Reparaturerfordernisse
* schlechtere Recyclingfähigkeit

CfK wollte man schon in viele Bereiche bringen. Allen voran der Brückenbau, wo Gewicht nun mal eine große Rolle spielt. Das ist allenfalls für ein paar Versuchsobjekten gelungen - nie im Massenmarkt.

Des Weiteren schläft die Stahlindustrie auch nicht und bietet mittlerweile mit hochfesten Stählen, die durch Umformprozesse hohe Traglasten bei gleichzeitigem Erhalt der Duktilität erreichen, dazu bei, leichtgewichtige Konstruktionen zu ermöglichen.
D.h. im Klartext, dass Serienproduktionen von normalen Fahrzeugen in Stahl noch lange am wirtschaftlichsten sind.

VG U x I

Re: Hat sich BMW mit Carbon-Schiene voll verschätzt?

motion
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Du musst unterscheiden zwischen Großserie und Volumenmodellen, die zu 100.000 fach gebaut werden.
Fakt ist, BMW verdient nach eigenen Angaben gut mit dem i3.

Bei der Reperatur stimme ich dir nicht zu. Zumindest nicht, wenn die Außenhaut aus Thermoplast besteht, wie beim i3. Wenn die Fahrgastzelle (Life-Module) so stark beschädigt ist, dass sie repariert werden muss, wäre jede andere Fahrgastzelle aus Metall ein Fall für die Schrottpresse.

Womit du Recht hast, nach derzeitigen Stand kann man nicht beliebig viele Autos in dieser Bauweise herstellen, weil dafür die Kapazitäten in der Fabrik nicht ausreichen. Außerdem ist die Produktion wenig flexibel, aber auch Presswerke für Bleche haben ihre Nachteile.

Ich stimme dir auch beim Recycling zu, es ist praktisch Sondermüll. Jedoch ist Recycling möglich, aber um ein vielfaches aufwendiger und damit teurer.

Und im Falle eines Fahrzeugsbrad ist es noch giftiger und ein zusätzlicher Brandbeschleuniger.

Die Vorteile sind aber:

- CFK ist leichter
- CFK ist sicherer, weil steifer
- CFK ermöglicht neue Wege bei der Gestaltung
- Keine Korission möglich

Re: Hat sich BMW mit Carbon-Schiene voll verschätzt?

umali
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motion hat geschrieben:Du musst unterscheiden zwischen Großserie und Volumenmodellen, die zu 100.000 fach gebaut werden.
Fakt ist, BMW verdient nach eigenen Angaben gut mit dem i3.
Wenn man mit einem Kleinwagen wie dem i3 für >40k keinen Gewinn erwirtschaftet, würde etwas grundlegend schief laufen.
motion hat geschrieben: Bei der Reperatur stimme ich dir nicht zu. Zumindest nicht, wenn die Außenhaut aus Thermoplast besteht, wie beim i3. Wenn die Fahrgastzelle (Life-Module) so stark beschädigt ist, dass sie repariert werden muss, wäre jede andere Fahrgastzelle aus Metall ein Fall für die Schrottpresse.
Es ging ja um's Carbon, was nicht in der Außenhaut steckt - also Life-Modul.
Schrottpresse:
Da muss ich Dir aber deutlich widersprechen, denn ein Stahlfahrzeug lässt sich hervorragend in Teilen auswechseln und durch Schweißen leicht neu verbinden. Das ist sogar planmäßig von den Herstellern so vorgesehen. Des Weiteren kann das Stahlchassis auf der Richtbank gezogen werden. Mach das mal mit CfK :lol: .
motion hat geschrieben: Die Vorteile sind aber:
- CFK ist leichter
- CFK ist sicherer, weil steifer
- CFK ermöglicht neue Wege bei der Gestaltung
- Keine Korission möglich
Der Reihe nach:
1. Dank Reku nicht entscheidend.
2. Es gibt kein "sicherer und steifer". Die Konstruktion wird für gewisse Schutzszenarien (Crashtest etc.) ausgelegt. Verwendet der Hersteller statt CfK Stahl, wird ev. etwas Mehrgewicht auftreten, aber das Sicherheitsniveau ist deshalb nicht schlechter, weil es vorab definiert und eingehalten wird.
3. Das Chassis ist der Träger im Verborgenen. Die Gestaltung übernehmen die Thermoplastteile, Kunststoffe oder Stahlbleche. Stahl kann in jede erdenkliche Form gebracht werden. Bei CfK braucht es auch Formen, aber dort kommt zusätzlich das Problem "Faserrichtung einhalten" hinzu.
4. Korrosion - ja das ist ein echter Vorteil. Dem stehen aber viele Nachteile entgegen - allen voran der Preis.

VG U x I

Re: Hat sich BMW mit Carbon-Schiene voll verschätzt?

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umali hat geschrieben:Wenn diese Bauweise sooo toll und günstig wäre, hätten das andere Hersteller längst übernommen. Des Weiteren wird gerade wegen Carbon kein höherer Durchsatz in Leipzig erreicht.
Liegt wohl eher an der Produktionskapazität der Fabrik als am Carbon.

Die Technologie hat gegenüber Stahl deutliche Vorteile:
* deutlich günstigere Produktionsanlagen, und weniger Lärmbelästigung für die Mitarbeiter in der Fahrzeugproduktion
* leichtere Fahrzeuge und damit weniger Verschleiß wegen Gewicht an anderen Fahrzeugkomponenten.
* recyceltes Carbon kann zu 100% wieder eingesetzt werden, Stahl und Aluminium können nur in schlechterer Qualität wiedergewonnen werden. Man braucht immer Neu-Stahl oder Aluminium für die sicherheitsrelevanten Bauteile.
* für den Kunden - sofern es so verbaut wird wie beim i3 - deutlich geringere Gefahr von Dellen, bei den üblichen Parkremplern, beim Türöffnen oder wenn der Einkaufswagen sich mal selbständig macht.
* preiswerte Reparaturen, da im Regelfall nur die äußeren Kunststoffplanken ausgetauscht werden müssen, das hatte beim i3 u.a. zur Folge, dass dort die Kaskostufe der Versicherung reduziert wurde.

Den höheren Preis macht Carbon durch längere Haltbarkeit wieder wett. Was aber bei der heutigen Wegwerfmentalität - auch bei PKW - kein entscheidendes Argument ist. Beim E-Fahrzeug aber schon eher, weil es hier keine verschärften Abgasregelungen gibt, die Fahrzeuge relativ schnell unverkaufbar machen, und man die Fahrzeuge bis zum Verbot des individuellen Lenkens der Wagen fahren könnte.
Des Weiteren schläft die Stahlindustrie auch nicht und bietet mittlerweile mit hochfesten Stählen, die durch Umformprozesse hohe Traglasten bei gleichzeitigem Erhalt der Duktilität erreichen, dazu bei, leichtgewichtige Konstruktionen zu ermöglichen.
D.h. im Klartext, dass Serienproduktionen von normalen Fahrzeugen in Stahl noch lange am wirtschaftlichsten sind.
Für die Fahrzeugindustrie sicher, ob das auch für den Käufer gilt wage ich zu bezweifeln.
i3 REX 120 Ah - einziger i3 mit vernünftiger Reichweite und ohne Ladestress

Re: Hat sich BMW mit Carbon-Schiene voll verschätzt?

Kabelbaum
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Es wird oft behauptet, das Carbon bzw. das reduzierte Gewicht keinen Vorteil bringen würde, Stichwort "Rekuperation".

Das mag ja alles so sein, jedoch sehe ich bei Carbon auch als großen Vorteil die deutlich bessere Beschleunigung, was allein für mich schon der Kaufgrund für den i3s war.
"Ladestressfrei elektrisch fahren" | mit KIA Sportage PHEV, verkauft BMW i3s | 120Ah | go-eCharger(22kW)-Wallbox

Re: Hat sich BMW mit Carbon-Schiene voll verschätzt?

umali
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Carbon wurde bei der Entwicklung des i3 zu Zeiten extrem teurer Akkus forciert, wo auch noch jedes Gramm Gewicht in die Waagschale geworfen wurde. Die Akkus sind jetzt nur noch teuer (ohne extrem), so dass BMW betriebswirtschaftlich korrigieren wird.
=> Der Nachfolger ist daher nicht mehr aus Carbon und das hat berechtigte Gründe. Die Nachteile von Carbon wurden bereits mehrfach hier benannt. Nur weil Ihr das Zeug g.... findet, macht das BMW (zum Glück) nicht. Die Kiste muss erstmal günstiger werden, sonst kauft den Nachfolger keiner mehr.

Da könnt Ihr hier noch so sehr ein Loblied auf Carbon singen - bei einem Kleinwagen wie dem i3 ist es einfach zu teuer erkauft und statisch-konstruktiv nicht zwingend. Es ist und bleibt ein Großversuch von BMW, der nur die positiven Dinge in die neue Generation übernimmt. Das Life-Modul gehört nicht dazu.

Bsp.
Was bringt eine fehlende B-Säule, wenn man sich dennoch am oberen Schließmechanismus den Kopf stößt? Da kann man die auch gleich drin lassen.

VG U x I

Re: Hat sich BMW mit Carbon-Schiene voll verschätzt?

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Ob durch den Einsatz von Carbon oder was auch immer, Leichtbau macht das Auto besser.
Mehrgewicht ist z.B. in Kurven und beim Beschleunigen nachteilig.

Ich bin mehrfach i3s gefahren, mit ca. 200 Kilo Gewichtsunterschied. Für mich waren die Unterschiede beim Fahrgefühl sehr deutlich spürbar. Die leichtere Kiste macht einfach mehr Spaß.

Wenn aus einem PKW 4 erwachsene Personen aussteigen und man weiterfährt, ist dieser Unterschied leicht nachvollziehbar.

Und der i3 bereitet mir jede Mange Fahrspaß, ohne Carbon wäre das sicher nicht ganz so.
i3 (120 Ah), i8, V8-Touring

Re: Hat sich BMW mit Carbon-Schiene voll verschätzt?

umali
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Norbert W hat geschrieben:...Und der i3 bereitet mir jede Mange Fahrspaß, ohne Carbon wäre das sicher nicht ganz so.
Das bestreitet auch niemand.
Aber BMW wird sich sagen, "Pfeif' ich auf die 0,5s mehr bei 0-100km/h. Das merkt eh nur jeder 10. Fahrer. Dafür generiere ich mir eine höhere Marge und ich bin flexibler in der Produktion, wenn ich wieder auf Stahl setze."

Gesamtheitlich betrachtet, war der BMW-"Carbonausflug" nicht wirtschaftlich, sonst würden sie es ja in Größenordnungen vervielfachen.
Also kauft Euch noch einen 2. i3 als Andenken oder zum Einschweißen. Der wird Seltenheitswert bekommen.

VG U x I

Re: Hat sich BMW mit Carbon-Schiene voll verschätzt?

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Du musst was anderes betrachten. Da gehört nicht nur Geld dazu, sondern auch jede Menge Know-how - sprich: Die richtigen Menschen. BMW hat mit der Auflösung von BMW-i in der ursprünglichen Form auch einiges an Personal verloren und Gruppen aufgelöst, die wissen worauf es an kommt. Ich bin der Meinung, dass wenn der i3 tatsächlich wirtschaftlich so zu bauen war, BMW das nicht ohne Not aufgeben würde. Moderne Werkzeuge für ein Presswerk etc. sind unglaublich aufwändig herzustellen und mehr als nur Formen in die Blech gelegt wird. Aber dafür findet man eher das Personal, muss weniger Leute ausbilden etc.
Das ganze hat ja auch eine soziale Komponente : wenn im Großen Stil auf Karbon umgestellt wird, wird gleich das Fass aufgemacht wo sich Leute um ihre Arbeitsplätze sorgen machen...

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BMW i3s 120Ah (seit 1/2019) || Tesla Model 3 LR AWD (12/19-8/21) || AUDI e-Tron 55 (02/22-08/22)|| VW ID.3 12/22-02/23|| VW ID.4 (seit 02/2023)
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