Altern Akkus schneller, wenn das Auto in der Sonne steht?

[zoppotrump]

Hallo zusammen,

ich habe heute von jemandem gehört, dass es nicht gut sein soll, wenn das Elektroauto in der prallen Sonne parkt wir heute bei den 36 Grad, denn dann würden die Akkus schneller altern.
Stimmt das? Ich habe dazu bisher nichts gefunden.

Danke.

[AbRiNgOi]

Gute Frage...

Das Altern einer Batterie ist halt sehr stark von der verwendeten Chemie abhängig. Akkus die heute gebaut werden unterscheiden sich von denen die älteren Technologie beinhalten. Damit will ich sagen, dass Erfahrungen aus alten Akkus nicht auf moderne angewandt werden können. Was die modernen altern lässt werden wir erst wissen, wenn diese kaputt sind.

Aber, bei manchen Fahrzeugen kann man den sogenannten SOH auslesen, also den Gesundheitszustand. Diese wird durch eine interne Modellrechnung berechnet und beinhaltend alle Informationen die der Fahrzeughersteller in den Tests mit den Zellen gemacht hat. Was besseres haben wir nicht.

Mein SOH steht bei 90%, der Akku ist 5 Jahre alt. Meine Aufzeichnungen wann und nach welchen Aktionen der SOH gesunken ist hat ergeben, dass dies hauptsächlich nur im Winter passiert. Also ein Winterurlaub in den Kitzbühler Alpen bei -15Grad und weniger hat mich jedesmal 2% gekostet. Ein Sommerurlaub in Dubrovnik bei 50 Grad und ohne Schattenplatz hat zwar die Zelltemperatur auf über 40 Grad ansteigen lassen aber der SOH hat sich nicht verändert.

Daher würde ich sagen, die Hohen Temperaturen hier in Europa schädigen den Akku nicht, starke Minusgrade aber sehr wohl.
Diese Erkenntnis natürlich nur richtig, wenn die Modellrechnung der Akku Alterung im Batteriemanagement auch stimmt.
(PS: ja es gibt ein Softwareupdate, welches eine neue Berechnung startet, bei mir aber hat sich sehr schnell auch mit dem neuem Modell ein SOH von 90% eingestellt, sodass ich davon ausgehe mit den -16 Grad den Akku tatsächlich altern habe lassen...)

[R2-D2]

Was denkst du, ist es eher das Fahren bei Minusgraden oder generell der tiefgefrorene Akku der leidet?

[mweisEl]

Wichtig ist die Kombination Temperatur und Ladezustand!

Hohe Temperaturen (> 30°C) und gleichzeitig hoher Ladestand bewirken bei den meisten Zellchemien eine deutlich schnellere kalendarische Alterung (die sonst kaum merkbar ist). Diese Kombination nach Möglichkeit also vermeiden, wenn man das Fahrzeug viele/sehr viele Stunden (z.B. Urlaub) stehen lassen möchte. Dem teilgeladenen, unbelasteten Akku (Herumstehen) sind Temperaturen bis +40°C praktisch egal.

[AbRiNgOi]

Was denkst du, ist es eher das Fahren bei Minusgraden oder generell der tiefgefrorene Akku der leidet?

Beim fahren ist die Energie Aufnahme reduziert, da sehe ich daher keine gefahr, und dann wird die Batterie durch fahren recht schnell warm. Ich denke es ist tatsächlich das herum stehen.
Und dass bei meinem Akku keine alterung durch hohe Temperaturen stattgefunden hat ist eine Beobachtung meinerseits, aber die Quelle zu :

Hohe Temperaturen (> 30°C) und gleichzeitig hoher Ladestand bewirken bei den meisten Zellchemien eine deutlich schnellere kalendarische Alterung

würde mich interessieren... kommt das aus dem Modellbau? da habe ich diese Informationen auch schon gehört. Aber eine Quelle von Fahrzeugakkus???

[mweisEl]

Im TFF gab es z.B. Meßreihen mit Tesla-2170-Zellen oder so.

[dst11]

Sehr grob zusammengefasst: Die Grundlage dafür heisst Arrhenius: Die Reaktivität von chemischen Prozessen (=Alterung in der Batterie) hängt mit der Temperatur zusammen. Betriebt man eine Lithium Ionen Zelle innerhalb ihres Wohlfühlbereiches (Beachtung von Spannungslimits und Stromlimits), so ist Temperatur der Alterungsfaktor Nummer 1. Nicht umsonst spendiert BMW seinem i3 ein Kühlsystem, das die Temperatur der Batterie bei 30°C zu halten versucht. LEistungsfähigkeit der Zoe Kühlung ist mir jetzt nicht bekannt, aber auch sie hat ja eine aktive Kühlung der Zellen. Will man ein langes Leben seiner Batterie, dann muss sie kühl gehalten werden. Die zulässigen Ströme müssen dann aber an die Temperatur angepasst werden...
Lagerung bei tiefen Temperaturen ist der Beste weg, eine Batterie zu konservieren
Der Ladezustand kommt dann noch on top. Bei den meisten Chemien dominiert aber die Temperatur.

@Abringoi: ein onboard BMS kann nur mit eingeschränkter Genauigkeit den SoH bestimmen. Evtl. betreibt dein Auto auch bei tieferen Temperaturen seine Zellen ausserhalb ihres Wohlfühlbereiches (zu hohe Stromlimits oder zu niedrige Spannungslimits), was dann zur beobachteten Degradation geführt hat.

[iOnier]

Das ist auch meine Vermutung.

[Michael_Ohl]

Versuchen wir es mal mit meinen Kangoos. Die französische Postkutsche kommt aus Nancy ( höhe zwischen Stuttgart und München) der andere war seit 2012 in Norddeutschland. Der Postkutsche kann man die viele Sonne am Lack gut ansehen. Der franzose hat 62000km gelaufen der Deutsche 83000km die französische Batterie kommt 5km weiter der deutsche ist ein Maxi und etwas schwerer.
Fazit - kein signifikanter Unterschied. Beide wurden täglich geladen der Franzosen hatte schon getauschte Vorderräder und einen ordentlichen Bremsverschleiss ist also ziemlich geprügelt worden.

MfG
Michael

[AbRiNgOi]

Ich denke wir dürfen zwei Dinge nicht verwechseln:

Fahren/Laden und Parken.

Sehr oft wird hier bei Temperaturen von Leistungsreduktion etz. gesprochen. Hier geht es aber nur um das Parken. Im Fall Fahren/Laden greift natürlich die Klimatisierung (außer neuer Leaf, aber das ist eine andere Geschichte). In meiner ZOE hat es exakt 18 Minuten gedauert nach einstecken des Ladekabels von über 40Grad Akkutemperatur auf 19 Grad (!) runter zu kühlen bevor das Laden begonnen hat.
Und meine Aussage war nicht, den Akku bei 40 Grad betrieben zu haben, geht bei der ZOE gar nicht, sondern dass bei langen in der Sonne stehen (drei Tage) bei 50 Grad Außentemperatur der Akku gerade mal 40 Grad hatte (der ist da unten sehr gut geschützt, da schmilzt schon das Plastik der RFID Karten im Handschuhfach aber der Akku bleibt recht cool. )
Und danach hat das im BMS hinterlegte Modell der Batteriealterung keinerlei Reaktion gezeigt.

Die Frage war hier: Parken in der Sonne: Antwort bei 50 Grad drei Tage Sonne ergibt gerade mal 40Grad Akkutemperatur, und da sehe ich bei reiner Lagerung, also nicht im Betrieb, keinerlei Probleme.

(PS: für einen LiFePO4 wird eine Lagertemperatur von −15 bis +60 °C angegeben, aber das ist halt von Akku zu Akku verschieden, und diese Daten sind von 2012 aus dem "Hotzenblitz")

Ob es eine gute Idee ist, das Fahrzeug Wochenlang in der Sonne stehen zu lassen, kann ich nicht sagen. Aber wenn es zwischendurch mal bewegt oder geladen wird, wird der Akku gekühlt (Ausnahme neuer Leaf...) und es sollte keine Probleme geben.
Und: Temperaturen unter -15 Grad führen nach meiner Beobachtung tatsächlich zu Problemen, desshalb soll man ja den akku seines eBikes im Winter mit in die Wohnung nehmen, auch von eRollern so empfohlen. Aber bei eine EV halt schlecht möglich. Wobei meine Garage selten stark unter 0 Grad geht, aber damals am Bergbauernhof in den Kitzbühler Alpen...