Akkuherstellung erzeugt mehr Schadstoffe als Verbrenner!??

[olsvse]

Hallo Zusammen,

ich habe gerade eine Diskussion mit einem Bekannten.
Der sagt, dass es (interne) Studien gebe, die nachweisen, dass die Herstellung von Lithium-Ionen-Akkus mehr Schadstoffe erzeugt, als die Herstellung und der Betrieb eines Verbrenners. Zumindest müsste man da ca. 250.000 bis 300.000 km fahren um das auszugleichen. Es handelt sich hierbei ausdrücklich nicht um CO2, sondern um andere bedenkliche Schadstoffe.
Aktuell, kann er kann mir leider nicht sagen um welche Schadstoffe es sich handelt. Und in welchem Zusammenhang.
Er versucht mir eine Liste zukommen zu lassen, aber das könnte daran scheitern da es sich um eine Firmen-Interne Studie handelt.

Darum meine Frage an das Forum, ob euch da was bekannt ist, was so problematisch sein könnte?
Und ob euch öffentliche Studien bekannt sind, welche das gleiche aussagen.

Gruß,
OlSvSe

[E-lmo]

Mir stellen sich auch so einige Fragen:
Sind die Schadstoffe in der Batterie gebunden, oder fallen diese bei der Produktion an?
Können diese entsorgt werden?

Diese ganze Betrachtung steht und fällt außerdem mit dem Recycling der Batterie am Lebensende.
In welchem Umfang kann man deren Material wiederverwenden?
Fallen die angesprochenen Schadstoffe bei der Produktion zukünftiger Akkus aus den gewonnenen Wertstoffen wieder an?
Beim Verbrenner wissen wir alle, dass vom eingesetzten Treibstoff nichts wiederverwendet werden kann und die Schadstoffe in die Umwelt entlassen werden, wenn sie denn nicht schon bei Herstellung und Transport in die Umwelt gelangen.

Edit:
Vielleicht beruht die Frage auf so einem Beitrag:
https://www.zdf.de/verbraucher/makro/di ... t-100.html

[Gerhard, OA]

interessant wären nicht nur die Zahlen für die Schadstoffe und wo sie entstehen, sondern auch die Datenbasis und die Annahmen der Studien. Die Ergebnisse solcher Untersuchungen schwanken u.a. deswegen stark, weil viele Daten nicht bekannt sind und geschätzt werden müssen, oder auch einfach nur angenommen werden (selbstverständlich nicht einfach, sondern aufgrund der kompetenten begründeten Meinung von wem auch immer). Es kann sich dann jeder raussuchen was gerade ins Weltbild passt.

Davon abgesehen kommt es auch darauf an, wo die Schadstoffe sich anreichern, dass ist ja gerade bei den Stickoxiden und beim Feinstaub das Problem (wenn es nicht in den Innenstädten wäre, interessierte es niemanden).

Zum Thema:

Hier steht was von einer Verfünffachung des Schwefeloxid-Ausstoßes. Das hängt nur daran, welche Annahmen über das Wachstum der Elektromobilität und die Stromerzeugung getroffen werden:

https://www.eea.europa.eu/themes/transp ... and-energy

Und hier noch die Studie zum CO2 bei der Batterieherstellung, auch wenn das gerade nicht gefragt war:

http://www.ivl.se/download/18.592228171 ... eries+.pdf

Und hier ein paar Beiträge zu dieser Studie die zeigen, dass das mit den Vergleichen nicht so einfach ist:

https://www.energie-experten.ch/de/mobi ... autos.html
https://edison.handelsblatt.com/erklaer ... 5fTl4f-ap1
https://www.mobilegeeks.de/artikel/umwe ... akkus-co2/
https://www.mobilegeeks.de/artikel/stud ... rd-fiesta/

[Gerhard, OA]

ich habe noch ein paar Berichte (keine Studien) gefunden, da geht es um die Umweltbelastung beim Rohstoffabbau (und die weiteren Auswirkungen auf die Bevölkerung). Ich denke, das muss man schon ernst nehmen, auch wenn das natürlich genauso bei der Ölförderung und überhaupt beim Abbau von allen Rohstoffen zutrifft.

https://www.theguardian.com/sustainable ... -batteries
https://www.wired.co.uk/article/lithium ... ent-impact
https://www.weforum.org/agenda/2017/11/ ... er-energy/
https://www.kitco.com/ind/Albrecht/2014 ... thium.html

und zum Recycling, hier tatsächlich mit ein paar Studien, die meisten schon älter, und auch nicht speziell für Fahrzeugakkus
http://ec.europa.eu/environment/waste/b ... /index.htm

[bm3]

Die Studien gehen irgendwo zwischen positiv und negativ fürs E-Autos aus.Jedes E-Auto schiebt allerdings einen Rucksack für die Akkuproduktion vor sich her. Dagegen setzen kann man allerdings mehrere Dinge. Es entfallen auch ein paar Fahrzeugkomponenten gegenüber dem Verbrenner bei der Produktion, die Akkus können nachdem sie in den Autos ausgemustert wurden noch ein zweites Leben als Speicher fürs Stromnetz haben, zudem können die Akkus in den Autos bereits als Zwischenspeicher (V2G) schon die EE unterstützen und somit Schadstoffemissionen einsparen, die Rohstoffe können teilweise danach auch noch mit Recycling zurückgewonnen werden. Auch ist heute schon die vollständige Akkuproduktion mit EE möglich. Außerdem wird auch das Fahren mit E-Autos jedes Jahr umweltfreundlicher weil auch der Anteil der EE im Stromnetz stetig ansteigt
Die Tendenz ist also eher positiv, auch bei den Studien dazu. Das Ergebnis hängt wahrscheinlich auch von den Intentionen des Auftraggebers der Studien ab.
Ist auch eine Frage des Glaubens und Urteilsvermögens, wenn dein Bekannter daran glauben will dass E-Autos nicht umweltfreundlicher als Verbrenner-Autos fahren, dann wird ihm schon eine passende Studie dazu über den Weg laufen.

[zoppotrump]

Falls es um CO2 geht, auch mal hier schauen: https://www.youtube.com/watch?v=6RhtiPefVzM

[Elektrolurch]

Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) wies schon 2015 in einer Analyse „Wie klimafreundlich sind Elektroautos?” nach

„… dass E-Fahrzeuge selbst unter Berücksichtigung des derzeitigen deutschen Strommix klimafreundlicher sind als vergleichbare verbrennungsmotorische Fahrzeuge, auch solche mit Spritspartechniken.”

Bei dieser Analyse ging das BMUB von sehr konservativen Rahmenbedingungen aus:

• keine Berücksichtigung der CO2-Obergrenzen des Emissionshandels
• Einrechnung der Verluste zwischen Kraftwerk, Steckdose und Fahrzeugbatterie
• Verwendung realer Energieverbräuche (Alltagstests auf der Straße)
• Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge, einschließlich Produktion, Betrieb und Entsorgung aller Fahrzeugkomponenten (inkl. Batterie)
• Verzicht auf etwaige Gutschriften, z.B. aus einer Zweitverwendung der Batterie
• Vergleich mit einem deutschen Verbrenner-Durchschnittsfahrzeug sowie mit einem aktuellen Modell aus dem Autohaus und ebenso mit einer Variante, bei der der Verbrennungsmotor über besondere Spritspartechnologien verfügt
• Anrechnung von zunehmenden Emissionsminderungen bei Benzin und Diesel, vor allem aufgrund der Beimischung von Biokraftstoffen

Das BMUB kommt zu dem Fazit:

„Die Analyse der Klimabilanz eines Elektroautos, genauer gesagt der spezifischen klimarelevanten Emissionen pro Fahrzeugkilometer über die Fahrzeuglebensdauer, zeigt, dass die Treibhausgasemissionen eines batterieelektrischen Fahrzeugs (kurz: Elektroauto) selbst unter Berücksichtigung des deutschen Strommix geringer ausfallen als bei vergleichbaren Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren (verbrennungsmotorisches Fahrzeug), und das schon heute.”

(Quelle: Blog elektroauto-zoe.de)

[Alex1]

Das ist schlichtwag fake news.

Aktuell braucht ein eAuto etwa 30.000 km mit dem kohlelastigen deutschen Strommix, um seinen Akku-Rucksack auszugleichen. Mit Ökostrom schon nach 15.000 km.

Der Daimler selbst hat belegt, dass schon 2014 sein BED (der nun wahrlich nicht die Krone der eMobilität war...) 24 % besser beim CO2 war als der vergleichbare Verpester, bei Ökostrom sogar 74 %.

Und seitdem ist der Strom immer grüner geworden.

Auch die EMPA aus der Schweiz hatte von noch längerer Zeit nachgewiesen, dass eAutos viel klimafreundlicher sind als Verbrenner.

Solche Desinformationen werden von interessierten Kreisen immer mal wieder gestreut.

Siehe auch https://www.mimikama.at/allgemein/tesla-ladestation/

Oder diese gaaanz wahre Story: https://robert-betz.com/mediathek/inspi ... euchtturm/

[olsvse]

Es ging meinem Gesprächspartner definitiv nicht um die CO2-Werte sondern um irgend welche andeten Schadstoffe. Ich hab speziell da nachgehakt.

Ich sollte ihn heute abend wieder treffen.
Vielleicht kann ich dann mit neuen Infos aufwarten.

Gruß,
OlSvSe

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[bm3]

Ja, bitte auch dann konkret die Studie benennen auf die er sich bezieht.