Was wäre, wenn alle elektrisch fahren

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Re: Was wäre, wenn alle elektrisch fahren

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Ich bin zur Zeit Mieter und habe auch keine Garage, aber einen Stellplatz, der genau vor meinem Kellerfenster liegt.
Wenn ich mich hier im Viertel (Großstadt) umsehe, ist dieses Privileg eine extreme Ausnahme. Hier wird auf 4 Etagen gewohnt und die Leute sind, sofern sie ein Auto haben, Laternenparker.
Meine Straße ist ein Privatweg, hier gibt es auch persönliche Parkplätze. Aber die lassen sich nicht so einfach mit Strom vom Zähler des Mieters versorgen.
Und warum ist man Mieter? Oft weil man sich eben noch nicht binden möchte. In den ersten Jahren hier war für uns überhaupt nicht klar, dass wir 6 Monate später noch immer hier wohnen, oder ob das nicht kurzfristig am anderen Ende der Republik ist oder im Ausland. In dieser Zeit habe ich von der E-Mobilität noch Abstand genommen und wurde deswegen hier massiv angefeindet.
Auch als dann klar war, dass wir in der Region bleiben, haben wir noch Jahre damit verbracht, die passende Immobilie zu finden. Sprich 3 Jahre Suche und jetzt dauert es noch ein Jahr bis sie fertiggestellt ist. Ohne den Parkplatz direkt vorm Kellernfenster würde ich noch nicht elektrisch fahren. Zumindest nicht mit dem 22kWh Akku.
Mit einem 100kWh Tesla sähe das anders aus, weil ich mir nicht ständig Strom aus öffentlichen Dosen organisieren müsste, sondern nach einer Ladung auch erstmal Ruhe hätte.
Mit einem Tesla Model 3 Long Range mit 75kWh Akku könnte ich es mir auch durchaus als Mieter ohne eigenen Stellplatz vorstellen, elektrisch zu fahren. Zumindest wenn ich beim Arbeitgeber oder in der Nähe ohne großen organisatorischen Aufwand laden könnte.
Hier in der Nähe hab ich zB den Supermarkt, Friseur, Post, Blumenladen, Bäcker, Drogeriemarkt.... wenn da direkt dran 10 Triplelader mit 50kW stehen würden - kein Problem. Ich bin ja eh 3x die Woche beim Supermarkt und bin da 10-20min drin. Mit 50kW würde das schon passen. 100kW wären besser. Und der Akku muss wie gesagt richtig groß sein und es müssen viele Säulen sein. Eine einzelne Säule nützt mir ja nichts wenn da wieder irgendein Döspaddel das Ding den ganzen Tag vollgeladen blockiert. Also bitte viele Säulen und Tarif mit Zeitanteil, damit da auch keiner auf die Ideee kommt, dort länger zu stehen als nötig.
Alternativ halt beim Arbeitgeber. Wenn man da stets sicher Strom bekommt und seine 7-10 Stunden steht, reicht ja auch eine geringere Leistung, zB 11kW 3P Ladung. 1P mit 3,7kW wäre zu wenig, das reicht beim M3 Long Range nur für 50% Akku. Und diese Akku größe sollte es auch schon sein wenn man zuhause nicht laden kann.
Helfried hat geschrieben: In den Innenstädten haben die meisten Leute keine eigene Lademöglichkeit. Dafür gibt es sehr zahlreiche öffentliche Lademöglichkeiten und Schnelllader, sodass die Mietwohnung eigentlich kaum ein Hindernis ist.
Das stimmt so nicht. Es ist nur mit vielen Zugeständnissen und organisatorischem Aufwand möglich. Ich würde keinem zu einem E-Auto in dieser Situation raten.
Bavaria EV hat geschrieben:Ich sehe in den Ladespitzen ein völlig anderes Problem. Es wird nicht dunkel wenn so viele mit dem Nachtstrom laden, aber der Strom wird wieder "schmutzig". Wir brauchen Pufferspeicher für den erzeugten Strom aus regenerativen Quellen!
Da passt die E-Mobilität sehr gut zu, siehe hier:



Prof. Lienkamp hat sich damit gründlich auseinandergesetzt. Für mich macht das alles Sinn, ich kann ihm hier in fast allen Punkten zustimmen.
Gerade keine Lust auf GE.
Geht Radfahren, ist schöner.
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Re: Was wäre, wenn alle elektrisch fahren

Helfried
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Karlsson hat geschrieben: Es ist nur mit vielen Zugeständnissen und organisatorischem Aufwand möglich
Der Aufwand besteht darin, zu überlegen, ob sich während des Ladens beim McDoof überhaupt ein Kaffee ausgeht oder ob die Zeit nur für Pipi reicht. :)

Re: Was wäre, wenn alle elektrisch fahren

Bavaria EV
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Da hast Du schon recht, dass wir damit kein Problem haben mit eigener Lademöglichkeit und den bis jetzt bestehenden Säulen. Das bekommen wir aber schlagartig, wenn sich der E-Antrieb in großen Stückzahlen verbreitet! Die "Städterer" werden dann einen Ladetourismus ins Rollen bringen, da der Ausbau der Infrastruktur mit Sicherheit nicht mitkommt. Man stelle sich nur flächendeckende Diesel-und später auch Benziner -Fahrverbote in den Städten vor:
Wenn nur 1/3 der jetzigen Verbrennerbesitzer auf E-Antrieb umsteigt- wo sollen denn die alle laden? Wir bräuchten relativ schnell einen massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur für die Stadtbewohner! Uns auf dem Land wird das erst klar wenn es soweit ist und die Leute zu uns zum Laden fahren ;) .
Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass es im Moment nicht für alle möglich wäre, elektrisch zu fahren. Wie hat mein geliebter Herr Volker Pispers mal gesagt: "Der Unterschied von "Jeder" und "Alle" besteht darin: Jeder kann Lotto spielen und den Jackpot gewinnen, aber nicht Alle!" ;)

Re: Was wäre, wenn alle elektrisch fahren

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@Karlsson

Ich lese hier immer wieder von deinen dreistelligen kWh-Forderungen an Akkus und Schnelllademöglichkeiten an allen Ecken. Irgendwie drängt sich bei mir da immer der Gedanke übersteigerter Reichweitenangst auf. Der Puffer muss riesig sein, damit ich immer in der Komfortzone bin.

Wieso reichen 150 km (rund 20 kWh) Lademenge beim Arbeitgeber nicht aus? 11 oder 22 kW beim Einkaufen bringen eine ähnliche Menge ein. Bei fünfmal pro Woche ganztags Büro und dreimal Einkaufen kommst du da schon auf Lademengen von 1300 km in der Woche. Das macht hochgerechnet über 50000 km im Jahr. Und dann brauchst du auch keine 100 kWh im Akku. Mit einem vernünftig entwickelten Auto wie dem Ioniq kommst du so mit 50 kWh 500 km weit.

Ich kenne deine Lebensumstände und dein Fahrprofil nicht, aber ich habe immer den Eindruck, dass du einfach noch kein Kandidat für E-Mobilität bist.

Re: Was wäre, wenn alle elektrisch fahren

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Bavaria EV hat geschrieben: Wenn nur 1/3 der jetzigen Verbrennerbesitzer auf E-Antrieb umsteigt- wo sollen denn die alle laden? Wir bräuchten relativ schnell einen massiven Ausbau der Ladeinfrastruktur für die Stadtbewohner! Uns auf dem Land wird das erst klar wenn es soweit ist und die Leute zu uns zum Laden fahren ;) .
Selbst optimistischte Prognosen sehen diesen Zustand im Jahr 2030 noch nicht erreicht. Der Ausbau der Infrasturktur wird sich in den kommenden Jahren sicherlich noch beschleunigen. Und wenn man sieht, wie sie sich in den letzten 3 Jahren entwickelt hat, ist mir um die kommenden 13 Jahre nicht bange.

Re: Was wäre, wenn alle elektrisch fahren

Helfried
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Bavaria EV hat geschrieben:Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass es im Moment nicht für alle möglich wäre, elektrisch zu fahren.
Das E-Auto-Fahren ist, zumindest in Österreich, dermaßen problemlos (mit Ausnahme einiger lästiger Verbrennerfalsch- oder Hybridaudiparker), dass der Hype locker endlich beginnen könnte (tut er aber nicht). Klar muss dann die Infrastruktur mitwachsen, aber das ist ja technisch gar kein Problem.

Lediglich die zahlreichen Gratissäulen würden verschwinden, das wäre meine ganz persönliche große Furcht. Die letzten 2000 Kilometer in meist fremder Gegend haben mich 9 Euro gekostet, und selbst diese Kosten waren hinterher betrachtet sinnlos bzw. nur aus Reichweiten-Angst oder wegen Fehlberechnungen bezahlt.

Re: Was wäre, wenn alle elektrisch fahren

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Ich hab mal was gehört von 8% Auslastung der östereichischen Wasserkraftwerke. Die warten sozusagen auf den Startschuss!

Re: Was wäre, wenn alle elektrisch fahren

Bavaria EV
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Ich bin auch Österreicher aber in Bayern lebend....ja, ich schiele öfter neidisch in die Heimat rüber wenn ich sehe wie problemlos da die Säulenanzahl wächst und wächst...da sind wir hier noch weit davon entfernt. Momentan habe ich überhaupt keine Probleme mit der Ladeinfrastruktur, weil ich daheim an 32A laden kann und meine tägliche Fahrstrecke nicht mal 50% eines 30kw Akkus bei sportlicher Fahrweise in Anspruch nehmen. Monatlich einmal zu den Schwiegereltern von Landshut nach Nürnberg 140km- lächerlich für ein effizientes E-Auto. Geladen wird entweder bei ihnen daheim in der eigenen Garage über´s Wochenende, oder 100 Meter weiter bei nem BMW-Händler mit kostenloser Schnellladestation. Also wir haben null Reichweitenängste oder Versorgungsprobleme. Aber ich sehe hier die Masse und nicht uns paar Hansel :)
@Karlsson
Von der Ifo habe ich mir alles zu dem Thema reingezogen- absolut sehenswert! :D

Re: Was wäre, wenn alle elektrisch fahren

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In Hamburg wurden jetzt schon einige Schnelllader aufgestellt. Eine tolle Sache, zumal die Stadt täglich auch von vielen Touristen besucht wird. Aber wer die vielen Autos auf Hamburgs Parkplätzen kennt, weiß auch ganz genau, das Schnelllader im Alltag eben nicht die Lösung sind. Jedes E Auto braucht eine einfache Steckdose zum laden und sobald man sein Fahrzeug parkt, egal auf welchem Parkplatz, muss eine Stromquelle zur Verfügung stehen. Nur so kann am Ende stressfreies E Auto fahren für alle gelingen. Also wichtig ist natürlich der Aufbau von Ladern durch Deutschland und das mehrfach an jedem Standort, aber fast noch wichtiger sind einfache Steckdosen an jedem Parkplatz.
Kommt bei Dir auch schon Strom vom Dach? :) https://www.youtube.com/watch?v=bBPRBxziQOI
Der Ioniq wartet schon auf die ersten Sonnenstrahlen. :)

Re: Was wäre, wenn alle elektrisch fahren

eGolf-SH
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Sind gerade seit 2 Wochen unterwegs durch Norwegen, nicht gerade eine Ansammlung von Ballungszentren. Bis hoch zum Nirdkapp ein perfekter Mix aus Schnellladern ( je 2x Chademo und Ccs + 2x 22er AC + zumeist 6-8x Tesla). Zusätzlich eine UnmengeTyp 2 Destination Charger und an den meisten Hotels oder Campingparkplätzen normale Schukos. So kann es gehen. Nop Nie zugeparkt, viel genutzte Ladepunkte und es reicht immer von den Kapazitäten.
Letztes Jahr in Schottland ähnliche Erfahrung.
Die Nachbarn machen es statt es tot zu diskutieren
100 000 km eGolf 190 seit 05/15, eGolf 300 seit 4/2019
2016 3.500km durch England und Schottland, überall war Laden einfacher als in Deutschland
2017 5.500 km zum Nordkapp - über die Lofoten zurück
Tesla 3 bestellt. https://ts.la/meer54048
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