Psychologischer Rebound-Effekt beim E-Auto

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Psychologischer Rebound-Effekt beim E-Auto

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Moin,
bei Einführung jedweder, effizienzsteigender Technik gibt es unterschiedliche Rebound-Effekte, die den Effizienzgewinn mehr oder weniger abmildern oder evtl. sogar ganz zunichte machen.

Mich interessiert der psychologische Rebound-Effekt oder anders ausgedrückt: Verleiten E-Autos wirklich zu mehr Rumheizen ?

Dazu habe ich folgenden Artikel gefunden:
https://bizz-energy.com/wenn_elektroaut ... _verleiten

und interessant ist besonders auch der Kommentar eines e-Auto Fahrers zu dem Artikel.

Es wird öfters behauptet, dass durch die Einführung von E-Autos sehr ungünstige Rebound-Effekte eintreten, auf die UPI-Studie von Hr. Teufel möchte ich dabei nicht näher eingehen :roll:, nur soviel: Er bezieht sich u.a. auf eine norwegische Studie nach der die frischgebackenen E-Auto Fahrer eine radikale Abkehr vom ÖPNV vollzogen haben.

In einer älteren Studie http://www.santarius.de/wp-content/uplo ... t-2012.pdf, die auch vom Bundesumweltamt https://www.umweltbundesamt.de/sites/de ... ndbuch.pdf referenziert wird, ist zu lesen:
Studie_Japan.JPG
Meine Erfahrungen nach wenigen Monaten Golf GTE sind ganz andere. Die Probefahrt im GTE (wir sind nur rein elektrisch gefahren) hat einen ziemlichen Eindruck hinterlassen und so scheint es jedem zu gehen, der einmal diese Art der Fortbewegung genossen hat. Ich bin in meinem 6-Zyl Benziner eher zügig unterwegs und war beeindruckt, welche Gelassenheit sich unwillkürlich beim elektrischen Dahingleiten einstellt. Natürlich macht es mal Spaß an der Ampel etwas "Strom" zu geben, aber das wars dann auch schon - es ist insgesamt ein viel entspannteres und stressfreieres Fahren in dem Auto, was zu einer entschleunigten, ökonomischen Fahrweise führt.

Dieser psychologische Effekt ist meiner Meinung nach nicht zu vernachlässigen, wird aber - warum auch immer - in keiner Studie untersucht oder auch nur ansatzweise erwähnt.

Wie sind eure Rebound-Erfahrungen ? Ist die jährliche Fahrstrecke durch das E-Auto gestiegen, weil das Fahren ja Spaß macht, günstig oder öko ist ? Hat sich der Fahrstil verändert, wird mehr "geheizt" oder mehr gesegelt als zuvor ? Hat das E-Auto mehr Leistung als der zuvor gefahrene Verbrenner ? Seid ihr vom ÖPNV aufs E-Auto umgestiegen ?

Gruß,
Ebi
Golf GTE 2018 - 2020 / Hyundai Kona 2020 - 2023 / Tesla M3 SR+ US seit 3.2020 / PV 10 kWp SMA WR mit BYD Batteriespeicher
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Re: Psychologischer Rebound-Effekt beim E-Auto

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Insgesamt ist unsere jährliche Fahrleistung gefallen. Folgende Effekte:
- Es war vorher so, dass ich mit dem Verbrenner eher mal eine Fahrt nicht gemacht hatte und mit dem e-golf eher schon mal irgendwo hin fahre, mal ein paar km weiter weg, um dort wandern zu gehen oder so.
Dadurch steigt die km-Zahl.

- Andererseits wird einem durch den Besitz von e-Auto, Fotovoltaikanlage, Batteriespeicher, Diskussionen mit anderen Leuten, etc, immer klarer, wie wichtig es ist Energie zu sparen.
Durch diese Überlegungen haben wir auch auf viele Fahrten verzichtet und gestalten unsere Freizeit anders.

Also, in manchen Bereichen mehr gefahren, insgesamt aber weniger.
e-Golf und Polestar 2 (78 kWh, Single-Motor, 19" Räder)
PV-Anlage 18kWp, Speicher 13,5kWh netto, von der Notwendigkeit der Energie- und Mobilitätswende überzeugt

Re: Psychologischer Rebound-Effekt beim E-Auto

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Die Mechanismen dieses Reboundeffekts klingen sehr plausibel. Vermutlich weniger bei ganzheitlich reflektierten Menschen, aber die sind glaube ich nicht die Mehrheit.

Ich fürchte auch, dass viele die sich bisher aus Umweltgründen zurückgehalten haben jetzt meinen, dass es ja nun "egal" ist. Die Hemmschwelle das Auto zu nehmen also sinkt. Wenn man hier anbringt, dass ein EV auch umweltschädlich ist, aber nicht so sehr wie ein Verbrenner, dann macht man sich bei einigen ja schon unbeliebt. Ich vermute auch, dass einige Foristen sich nicht wirkliach auf dieses Thema einlassen werden und gleich "Lobbypropaganda" oder sowas rufen. Und Leute die bisher selten den ÖPNV genommen haben sind natürlich auch für diese subthese kein Maßstab. Ich kann mich aber auch an Forenbeiträge erinnern, die sagen, sie sind froh sich nun ökologisch bewegen zu müssen, ohne weiter den (unbeliebten) ÖPNV benutzen zu müssen...

Ich persönlich kann das bei mir noch nicht bewerten, da ich in der Stadt immer schon den ÖPNV bevorzugt habe und ich dort sowieso kein Auto habe (ich pendel mit den Zug in die Stadt) Bei mir zu Hause muss ich sowieso alles mit dem Auto machen. Da ich aber an einem nachhaltigem Haus interessiert bin und der Strom aus der PV Anlage eben nur für ca. 11MWh pro Jahr reicht, ist bei mir das Energiehaushalten aber tief drin...
Ich habe aus dem Grund auch schon immer eine gewisse Antipathie zu kostenlosem Laden gehabt. Das SC Konzept war zwar sicher eine gute Sache und hat die EV Verbreitung nachhaltig beschleunigt, aber ich begrüße TESLAs abkehr davon sehr (auch wenn sie es aus anderen Gründen tun).

Auch wenn es ebenso wichtig für den Erfolg des EVs war, ist auch die Leistungsorgie bei TESLA nicht in meinem Geschmack. Auch hier auf dem Forum wird ein neues Produkt ja als "fail" bezeichnet, wenn es nicht die Beschleunigungswerte oder Spitzengeschwindigkeit eines TESLA erreicht. Klar, Moderat gefahren macht diese massig vorhandene Leistung nichts aus - und viele TESLA Fahrer fahren auch sparsam - aber ich fürchte viele warten nur auf größere Akkus, damit sie mit dem EV richtig "Strom" geben können...
05/2021 VW ID.3 Pro Business: Hauptfahrzeug
08/2019 Outlander PHEV PLUS: für Restmobilität, sowie Zweitwagen für Kurzstrecken, Anhängerfahrten, oder wenn Allrad vorteilhaft ist

Re: Psychologischer Rebound-Effekt beim E-Auto

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Ich fahre auch deutlich mehr mit meinem elektrischen, als mit dem A2 vorher, allerdings steht jetzt der Kombi viel länger... In Summe benötige ich für meine Mobilität viel weniger Energie.

Es braucht aber auch nicht unbedingt ein Elektroauto, um ein Mehrverbrauch der individuellen Mobilität zu rechtfertigen. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Lage, ist es vielen möglich, größere und verbrauchsstärkere Fahrzeuge zu fahren. Auch der Zweitwagen für die Frau darf etwas größer ausfallen.
Ich habe schon öfters im Bekanntenkreis das Argument vernommen, dass man jetzt noch mal ein leistungsstarkes Modell kauft - gerade weil bzw. solange man es sich noch leisten kann.
Da fehlen mir echt die Worte...
Seit Mai 2016 mit einem e-UP unterwegs -- Skoda Enyaq seit Mai 2021

Re: Psychologischer Rebound-Effekt beim E-Auto

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GTE_Ebi hat geschrieben:Ich bin in meinem 6-Zyl Benziner eher zügig unterwegs und war beeindruckt, welche Gelassenheit sich unwillkürlich beim elektrischen Dahingleiten einstellt. Natürlich macht es mal Spaß an der Ampel etwas "Strom" zu geben, aber das wars dann auch schon - es ist insgesamt ein viel entspannteres und stressfreieres Fahren in dem Auto, was zu einer entschleunigten, ökonomischen Fahrweise führt....
:thumb:
100% meine Ansicht (nur, daß ich als Verbrenner 4 Zylinder Diesel fahre.... ;) )!

Ökonomisch bin ich auch meine Diesel immer schon gefahren, der Verbrauch meines Galaxy 1,9TDI mit 115PS liegt schon seit Jahren immer um die 6,5l/100km. Das entspricht praktisch genau der werksseitigen Verbrauchsangabe, ein Wert, den der durchschnittliche Autofahrer nur selten erreicht!

Aufgrund des kleinen 24kWh-Akkus meines Leaf und der daraus resultierenden bescheidenen Reichweite war ich praktisch gezwungen, meine ohnedies ökonomische Fahrweise noch weiter zu verfeinern (AB-Fahrten im Windschatten von Bus oder LKW mit max. 100km/h, Bundesstraßen mit 80-90km/h, sanftes Beschleunigen, Segeln, etc....).
Das daraus resultierende entspanntere und stressfreiere Fahren ist für mich ein äußerst angenehmer Nebeneffekt der ökonomischen Fahrweise!

Daß ich mit dem E-Fahrzeug jetzt öfter bzw. längere Strecken fahre konnte ich nicht feststellen, meine in den vergangenen 3 Jahren bisher mehr als 80.000 elektrisch zurückgelegten Kilometer gehen praktisch alle zu Lasten meiner Alt-Dieselfahrzeuge! :)
Seit 11/2015 Leaf Tekna 24kWh (EZ 03/2015), 229.000 gefahrene km
seit 07/2020 Leaf Tekna 40kWh (EZ 10/2019), 39t gef. km
seit 04/2023 Leaf Tekna 62kWh (EZ 08/2021), 9t gef. km
verkauft: 2016er Leaf Acenta 30kWh, 42t gef. km

Re: Psychologischer Rebound-Effekt beim E-Auto

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Wenn ich die Seite insideEv besuche...finde ich sehr viele Prol vergleiche...sie stellen sehr oft die Vorzüge des Drehmomentverlaufs der E-motoren hervor.

Um den Standby möglichst gering zu halten...gebe ich auch ohne Reue den Strom frei.
LEAF 75000 km <15 kWh Rest Akku-Schäm Dich Nissan....Hand-Made egolf Dresden...Ahk liegt bereit...EV6 RunawayRot AWD LR AHK P1+2 WPnutzlos…Citroen AMI Getriebedefekt 1300km-nie wieder Stellantis = Citroen D:Km=5500

Re: Psychologischer Rebound-Effekt beim E-Auto

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Ja, kann gut sein, daß man in der Begeisterung für die neue Technologie mehr fährt als vorher. Zugegebenermaßen muß ich auch als Prius-Fahrer bestätigen, daß durch die geringen Kilometerkosten die ein- oder andere Langstrecke mehr gefahren wurde, als wenn ich einen Spritfresser in der Garage gehabt hätte. Es gibt ja die berühmte Statistik, daß ein Prius mehr Sprit verbraucht, als ein Hummer. (Weil ein Hummer eben weniger gefahren wird!)
Beim Elektroauto sind wir aber im Vergleich zum Rest der Fortbewegungsmöglichkeiten bereits so effizient, daß die Einsparungen trotz Rebound-Effekt wohl trotzdem einen guten Faktor über den zusätzlichen Verbräuchen liegen.
Ioniq vFL - mit 28kWh voll Fahrspaß unterwegs :mrgreen:

Re: Psychologischer Rebound-Effekt beim E-Auto

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Man muss aber auch sagen, dass wenn einmal das E-Auto da ist (und damit die Produktionsenergie schonmal aufgewendet wurde), es für den Betrieb nur noch sehr sehr wenig Energie aufwendet.

Ich habe deshalb auch schon gemerkt, dass ich manchmal Fahrten mache, die ich mit dem Benziner nie gemacht hätte, also Kurzstrecken <2km zum Beispiel aus Zeitdruck oder Faulheit. Im Verbrenner wäre das ein Killer in Sachen Verbrauch und Verschleiß.

Andererseits sieht man gerade an Teslas auf der ABahn, dass frühere Cayenne-etc.-Rennfahrer heute mit ihrem Model-S ganz "brav" mit 120 dahingleiten. Ich denke, dass das die eine oder andere Beschleunigungsorgie mehr als ausgleicht.
Sprit war gestern - Saft ist heute - Seit 2016 nur noch elektrisch
(Zoe R240 seit Juni 2015 - 115 Mm gefahren
Model Y SR in blau seit Mai 2023)

Re: Psychologischer Rebound-Effekt beim E-Auto

mobafan
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Man muss doch mit einem E-Auto viel fahren. Es wird doch immer gesagt, dass E-Autos wegen des Akkus einen enormen CO2-Rucksack mitbringen und sie erst nach soundsoviel Xtausendkilometern sich amortisiert haben. Und da ich die Umwelt schützen will, muss ich dieses Ziel möglichst schnell erreichen :mrgreen: :lol:

Nein, im Ernst: Kein Unterschied bei mir zu den vorherigen Dieseln, was die gefahrenen Kilometer angeht. Allerdings fahre ich mit dem GTE aus irgendeinem Grund noch vorausschauender, als ich es früher gemacht habe. Ich habe einen gewissen Ehrgeiz entwickelt, sparsam unterwegs zu sein - allerdings ohne zu trödeln (d. h. wenn 100 erlaubt sind, fahre ich auch echte 100, also Tacho 105, gelegentlich auch 110). Nur auf der Autobahn fahre ich heute langsamer. Habe ich mich früher bei (Tacho) 160 - 180 bewegt mit Spitzen über 200, bin ich heute eher mit (Tacho) 135 bis 140 mit Spitzen bei 160 unterwegs (Spitzen fallen z. B. an, wenn ich überhole, von hinten aber schnellere Teilnehmer ankommen, die ich nicht unbedingt ausbremsen oder zumindest nicht stark behindern möchte). Und merke dabei, dass ich viel entspannter am Ziel ankomme als früher, aber nicht viel später. Durch Rasen kann man nur auf wirklichen Langstrecken Zeit gewinnen, wenn es optimal läuft. Aber selbst auf der von mir häufiger gefahrenen Strecke zwischen Bonn und Hannover (ca. 320km) verliere ich vielleicht fünf bis zehn Minuten durch das weniger schnelle Fahren, habe aber einen erheblich geringeren Verbrauch und komme viel entspannter am Ziel an. Und selbst die A2 verliert dann einen großen Teil ihres Schreckens.
Verbrennerfreier Haushalt im Energieplushaus.
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Re: Psychologischer Rebound-Effekt beim E-Auto

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- und wegen dem Kauf eines BEVs und eines PHEVs habe ich mir eine große Fotovoltaikanlage mit Batteriespeicher gegönnt.
Das hätte ich ohne E-Auto nicht getan. Das kommt zur Gesamtbetrachtung dazu.

- Vorher bin ich ungern, fast nie Bahn gefahren.
Weil ich nun durch die vielen Gespräche sensibler geworden bin, würde ich gerne mit der Bahn fahren, hab's auch schon versucht, es scheitert noch ein wenig an den Verbindungen. Ich arbeite aber an einer Lösung. Von uns sind es halt 30-50 Minuten mit dem Auto bis zum nächsten Hbf.

- Als e-Autofahrer biete ich mich grundsätzlich bei Fahrgemeinschaften an, wodurch andere ihren Verbrenner stehen lassen.
e-Golf und Polestar 2 (78 kWh, Single-Motor, 19" Räder)
PV-Anlage 18kWp, Speicher 13,5kWh netto, von der Notwendigkeit der Energie- und Mobilitätswende überzeugt
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