Permanenter Rechtfertigungsdruck

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Re: Permanenter Rechtfertigungsdruck

Pianist
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Elektrolurch hat geschrieben:
Pianist hat geschrieben:Gibt es keine zentrale Lobby-Organisation, die sich für Elektromobilität einsetzt, wo man dann schnell zu irgendwelchen Studien verlinken kann?
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) wies schon in einer Analyse von 2015 „Wie klimafreundlich sind Elektroautos?” nach

„… dass E-Fahrzeuge selbst unter Berücksichtigung des derzeitigen deutschen Strommix klimafreundlicher sind als vergleichbare verbrennungsmotorische Fahrzeuge, auch solche mit Spritspartechniken.“

Die Klimabilanz von Elektroautos wird dabei immer besser, je grüner der Strommix wird. Jedes Kohlekraftwerk, das vom Netz geht, verbessert sofort die Klimabilanz aller schon fahrenden Elektroautos.
Tja, und wenn ich ein Bundesministerium als Quelle anführe, dann wird mir entgegnet: "Die wollen doch nur ihre politischen Spinnereien durchdrücken, um unser Land kaputtzumachen". Auf diesem Level wird inzwischen über das Thema diskutiert. Ich wurde auch schon als "Öko-Terrorist" beschimpft.
phonehoppy hat geschrieben:So etwas beobachte ich auch, und ich denke, es ist eine absichtliche Trotzreaktion gegen das, was man allgemein als die "Herrschaft der Intelligenz" oder das "Primat der Vernunft" nennt.
Dazu gehören auch Dinge wie offen zur Schau getragene Fremdenfeindlichkeit, Abneigung gegen alles "Andere" (LGBT, Flüchtlinge, Behinderte, Ökos...), Abneigung gegen "Political Correctness", leugnen des Klimawandels und überhaupt der negativen Auswirkungen des Menschen auf die Umwelt, und generelle Intellektuellen- und Wissenschaftsfeindlichkeit.
Leider ist das wohl so. Es ist echt total verrückt - einerseits kann man sich heute aus dem Internet mit allen erdenklichen Informationen versorgen, um sich eine Meinung zu bilden, und andererseits bewirkt das genau die von Dir beschriebene Überforderung. Nun ist die Frage: Wie geht man damit um? Informationen in leichter Sprache?

Matthias
Seit Dezember 2020 mit Tesla Model 3 SR+ unterwegs.
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Permanenter Rechtfertigungsdruck

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Pianist hat geschrieben:... Nun ist die Frage: Wie geht man damit um? Informationen in leichter Sprache?
Ich glaube, das lässt sich nur viel langfristiger lösen, z.B. durch gleiche Bildungschancen für alle, die abgekoppelt von der sozialen Herkunft sein müssen. Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind die Bildungschancen immer noch viel zu sehr von der Herkunft abhängig und dadurch verstärkt sich das Problem von Generation zu Generation noch.

Re: Permanenter Rechtfertigungsdruck

Toumal
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Ich glaube bei vielen Leuten auf der Strasse ist es einfach nur Trotz. Die eigene Lebensweise wird von anderen "schlechtgeredet", darum wird u.a. mit Aufklebern am Auto reagiert:

"Dieselpower"
"Eat my Feinstaub"
etc.

Vorzugsweise auf leicht heruntergekommenen VW Golfs und Polos, bei welchen das Luftholen im Bereich von 30 Metern hinter dem Fahrzeug zum Abenteuer wird.

Re: Permanenter Rechtfertigungsdruck

Rudi L
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Pianist hat geschrieben: So verrückt es klingt: Ich fürchte, man ist mit einem Diesel-SUV weniger Anfeindungen ausgesetzt als mit einem Elektroauto. Aber das kann doch eigentlich nicht wahr sein, oder?
Wo hast Du das erlebt bzw. wie kommst Du da drauf?

Mir ist es im realen Leben noch nie passiert, daß ich mit einem Elektroauto Anfeindungen ausgesetzt war. Eher war die Resonanz gleichgültig, nur einmal gab es mal auf der Autobahn zu meinem Tesla ein "Daumen hoch". Ansonsten fragen auch mal welche neugierig. Wenn jemand polemisiert dann ignoriere ich den oder er bekommt den passenden Spruch, das war es dann aber auch.

Die Diesel oder Benziner die ich noch fahre werden neutral wahrgenommen, eigentlich ist es völlig egal mit welchem Auto man in diesem Land rumfährt, wenn es nicht ein völliger Exot oder sonst irgendwie auffällig ist und man sich damit normal im Verkehrsfluß bewegt.

Und was in Internetforen und anderen Medien abläuft hängt davon ab wo Du Dich grade bewegst. Das ist eine Filterblase, daher reicht das nicht zu einer Bewertung der Sache. Mal wirst Du vielleicht angefeindet, dann wieder gefeiert.
Zuletzt geändert von Rudi L am Do 1. Jun 2017, 09:46, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Permanenter Rechtfertigungsdruck

Helfried
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phonehoppy hat geschrieben:Auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind die Bildungschancen immer noch viel zu sehr von der Herkunft abhängig und dadurch verstärkt sich das Problem von Generation zu Generation noch.
Blödsinn. Die Bildung ist in Österreich praktisch kostenlos, die Chancen sind üppig vorhanden. Es liegt schon auch ein bisschen an der Mentalität, ob man die Chancen wahrnimmt. Es gibt sogar kostenlose Sprachkurse, auch Lesen und Schreiben kann man lernen, wenn man wirklich will.

Re: Permanenter Rechtfertigungsdruck

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Rudi L hat geschrieben:eigentlich ist es völlig egal mit welchem Auto man in diesem Land rumfährt
Da müsste ja der typische E-Mobilitäts-Lobbyist aus seiner Opferrolle schlüpfen, wenn er das dermaßen objektiv betrachten würde.

Meine Erfahrungen aus den letzten zwei Wochen: Vereinzelt an den Ladestationen neugieriges Interesse. Im Bekannten- und Kollegenkreis ein paar Rückfragen und Probefahrtwünsche. Anfeindungen genau Null... Eher Mitleid, dass ich jetzt in die Holzklasse (Kompaktwagengrösse) abgestiegen bin. :D
IONIQ electric Premium Phantom Black seit 18.05.2017. Bestellt am 18.01.2017 (Sangl #94).
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Re: Permanenter Rechtfertigungsdruck

Rudi L
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Die Frage ist, begibt man sich mit dem Elektroauto im realen Leben in eine Opferrolle? Klar nein, da sehe ich keinen Grund.

Eher spielt das eigene Empfinden einen Streich, weil latent der Wunsch vorhanden sein könnte ein Märtyrer zu sein. Diese Neigungen gibt es zuweilen auch zu anderen Gelegenheiten und Themen. (Religionen eignen sich dafür gut)

Wem solche Allüren fremd sind, der wird sich ganz normal damit auseinandersetzen, im Netz wie im normalen Leben.

Re: Permanenter Rechtfertigungsdruck

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Also gut, "Anfeindungen" im Sinne von direkten Angriffen erlebe ich auch bisher nicht. Aber ich betrachte es auch als Anfeindung, wenn bewusst Schnellladestationen zugeparkt und nach höflicher Anfrage auch nicht wieder freigemacht werden, sondern wenn dann muffig und betont unfreundlich reagiert und auf einen Bummelstreik umgeschaltet wird. Diese Situation habe ich jetzt schon mehrfach erlebt, sowohl mehrfach an Triple-Ladern, als auch an einem Tesla Supercharger, der ja nun wirklich sehr eindeutig gekennzeichnet und baulich von einem normalen Parkplatz auf jeden Fall zu unterscheiden ist (was für die Triple-Lader oder die Typ2-Säulen oft nicht gilt).

Es scheint, als Elektroautofahrer wird man als arrogant wahrgenommen, wenn man nur einfach an eine Ladesäule heranfahren möchte, da hiermit ein Vorrecht für einen bestimmten Stellplatz verbunden ist. Daran lässt sich auch mit freundlichem Verhalten nichts ändern. Für die anderen kommt es wohl oft so rüber wie: "Seht her, ich verhalte mich umweltfreundlich und korrekt, während Du noch mit dem Stinkeauto herumfährst. Ich mache es richtig, Du machst es falsch.". Damit ist ja eine Trotzreaktion schon vorprogrammiert, gerade bei Leuten, die es eigentlich besser wissen müssten.

Re: Permanenter Rechtfertigungsdruck

Rudi L
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Also ganz ehrlich, bevor ich mich mit Elektroautos beschäftigt und deswegen einen Blick für Ladestationen entwickelt habe sind mir diese unscheinbaren Dinger nie aufgefallen. Es könnte auch ein Parkscheinautomat sein. So langsam wird die Situation besser weil deutlicher gekennzeichnet. Das ist keine Rechtfertigung, aber im Verkehrsgetümmel einer Großstadt fällt Dir das nicht immer sofort auf, wenn Du damit sonst nichts zu tun hast.

Und wenn einer muffelt weil er mit dem Verbrenner von der Ladesäule wegfahren muß ist das dem eher peinlich, weil er sich ertappt fühlt. Das hat keiner gern.

Über zugeparkte Tesla-Supercharger hatte ich mich auch geärgert. War auch mit ein Grund wieder umzusteigen.

Allerdings treten manche Elektroautofahrer tatsächlich wie arrogante Weltverbesserer auf, die brauchen sich nicht wundern wenn sie mal Gegenwind spüren, da finde ich es auch gerechtfertigt.

Re: Permanenter Rechtfertigungsdruck

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phonehoppy hat geschrieben: Es scheint, als Elektroautofahrer wird man als arrogant wahrgenommen, wenn man nur einfach an eine Ladesäule heranfahren möchte, da hiermit ein Vorrecht für einen bestimmten Stellplatz verbunden ist.
Bei meiner vorherigen Firma durfte ich gegen einen Pauschalbetrag laden, die meisten Kollegen dachten aber es wäre kostenlos. Das hat mir niemand geneidet, dass damit aber ein guter, reservierter Parkplatz verbunden war schon!
eMobilität: Wer will findet Wege, wer nicht will, der findet Gründe
eFahrzeuge: Zoe Intens perlweiß 125.000km; Zoe Limited Titanium 1.000km
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