Aktionismus...

Alle Themen über Elektroautos, zu denen es kein eigenes Forum gibt

Re: Aktionismus...

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Es geht doch hier um Unabhängigkeit beim wichtigsten Bauteil eines E-Autos von Importen und Zulieferern und darum dass die Wertschöpfung an diesem Bauteil hier in EU bleiben kann.Wenn der Boom bei den E-Autos erstmal richtig anläuft , und viele meinen, mit den jetzt schnell steigenden Akkukapazitäten und Reichweiten dauert das nicht mehr lange, wirds sowieso zu wenig Akkuzellen geben. Da sollten die Autohersteller schon heute Vorsorge treffen, wenn der Boom schon läuft und zu wenig Zellen auf dem Markt verfügbar sind ist es garantiert zu spät. es bedarf langer Vorlaufzeiten um solche "Gigafabriken" aufzubauen, wie man ja an Tesla sehen kann. Parallel dazu ist auch noch eine Entwicklung hin zu Gebäudespeichern heute schon absehbar die die Nachfrage nach Akkuzellen stark erhöhen, die Knappheit dann noch verschlimmern könnte.
Es werden in Zukunft ernorm viele Arbeitsplätze in Deutschland bei der Fertigung von Teilen für konventionelle Verbrennerfahrzeuge wegfallen, es ist also im Interesse der Belegschaften heute schon die Grundlage für neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Auch ist die Argumentation mit Niedriglohnkosten von gestern, das funktioniert vielleicht noch mit Näherinnen und Färbern in der Textilindustrie, aber nicht bei einer Produktion von Akkuzellen. Im Übrigen läuft so eine Fabrik dann auch hoch automatisiert ab, wie heute schon vielerorts zu sehen. Da sieht man dann kaum noch Menschen in einer riesigen Fabrik.Es sind also wenig Billig-Arbeitskräfte nötig sondern eher hoch qualifizierte.

Viele Grüße:

Klaus
Ist das nicht gut ?
Ja ! Das ist nicht gut !
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Re: Aktionismus...

TeeKay
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Die Gigafactory soll für 500.000 Fahrzeuge Batteriezellen herstellen, 35GWh (bei 70kWh pro Fahrzeug = 500.000). Dafür sind 6500 Arbeiter vorgesehen. Bei Lohnkosten von 50.000 Dollar pro Arbeiter (Lohn, Lohnnebenkosten, Aufenthaltsräume, Kantine, Parkplätze etcppp) macht das 325 Mio Dollar Lohnkosten pro Jahr oder 650 Dollar pro Batteriepack oder knappe 9,30 Dollar pro kWh.

Bei einem chinesischen Mitarbeiter, der vielleicht für 20.000 Dollar zu haben ist, sinken die Kosten auf 3,70 Dollar pro kWh, dafür sind die Transportkosten höher und man hat das Problem interkultureller Verständigungsschwierigkeiten.

Re: Aktionismus...

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Das chinesische Durchschnittseinkommen liegt aktuell bei knapp 10000 USD (die Lohnnebenkosten dürften vernachlässigbar sein). Manche Produzenten jammern darüber bereits und verlagern die Produktion in "echte" Billiglohnländer wie Vietnam und Kambodscha.
Und nein, die Zellen werden alles andere als die Kerntechnologie bei Autos werden. Irgendwann wird die Energiedichte einfach ausreichend sein und in den Hintergrund treten. Dann wird es nur noch darum gehen, wer den Kram am billigsten beschaffen kann.
Und nochmal nein, Zölle und Protektionismus haben noch nie einer Volkswirtschaft nachhaltig geholfen.

Die deutschen Hersteller sollten lieber ihre IT-Kompetenz stärken. Die Zukunft liegt bei vernetzten und autonom betriebenen Autos und die Konkurrenten sind Google und Apple, die die nötige Software und u.U. sogar Hardware liefern werden. Samsung folgt dann später mit entsprechenden Kopien. ;)
BMW i3 (94Ah), Smart (451) ED Cabrio mit 22kW-Bordlader
Audi etron reserviert
bald 10kWp PV auf dem Dach und Erd-Sole-WP im Keller

Re: Aktionismus...

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Ja graefe, da gibts halt hier ganz verschiedene Sichtweisen zu. Ist ja auch nichts gegen einzuwenden.
Ist das nicht gut ?
Ja ! Das ist nicht gut !

Re: Aktionismus...

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Ich denke, dass sich mit einem hohen Automatisierungsgrad auch in Deutschland einiges machen lässt.
Ist halt auch eine strategische Entscheidung. Beim Elektroauto liegt halt ein großer Teil der Wertschöpfung in der Zellproduktion.
Gerade keine Lust auf GE.
Geht Radfahren, ist schöner.

Re: Aktionismus...

TeeKay
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graefe hat geschrieben: Und nochmal nein, Zölle und Protektionismus haben noch nie einer Volkswirtschaft nachhaltig geholfen.
Das gilt nur bei fairen Wettbewerbsbedingungen.

Wenn aber in Land A
1. das Demonstrations- und Streikrecht gesetzlich und faktisch polizeilich geschützt ist
2 die Arbeitsschutzvorschriften so streng sind, dass bei der Kontrolle der Vorschriften mehr Menschen sterben als bei der eigentlich zu schützenden Arbeit
3. wenn die Umwelt so sehr geschützt wird, dass drei brütende Kotzkraulspinnen den Bau einer 10 Mrd Euro teuren Hochgeschwindigkeits-Eisenbahntrasse um 5 Jahre verzögern
4. Der Staat keine strategischen Interessen bei der Unternehmensunterstützung verfolgt

und in Land B
1. Demonstrierende oder streikende Arbeiter vom Panzer überfahren werden
2. Arbeitsschutz darin besteht, dass die Arbeiter T-Shirts tragen dürfen
3. Die Umwelt nur als kostenlose Müllhalde gesehen wird und
4. Der Staat mit hunderten Milliarden für ihn strategisch wichtige Unternehmen bis zum Erbrechen unterstützt,
dann ist kein fairer Wettbewerb gegeben und die Unternehmen, die sich den strengeren, menschenfreundlicheren Bedingungen beugen, müssen vor dem unfairen Wettbewerb geschützt werden.

Alles andere ist neoliberaler Quatsch.

Re: Aktionismus...

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TeeKay hat geschrieben: Alles andere ist neoliberaler Quatsch.
Du bist ja ein Sozialromantiker erster Güte. :-)

Da die aus Land B mit dem Panzer über ihre streikenden Arbeiter fahren machen sie das auch mit den von Dir dort angebotenen Gütern.

Und dann zeigt sich wieder, daß die USA und China uns gegenüber einen großen Vorteil haben: ihr Binnenmarkt ist so groß oder entsprechend gesteuert, daß sie auf unseren Scheiß zur Not auch verzichten können.

Unser Binnenmarkt (oder dessen Steuerung) ist leider nicht groß genug, daß wir auf den Export von unserem Scheiß verzichen können, was uns an dieser Stelle erpressbar macht.

Und: findest Du es nicht etwas arrogant zu glauben, daß unsere Maßstäbe besser sind als deren. Denk nur mal an das wachsende Prekariat in Deutschland, Menschen die erfrieren, weil die Konzerne ihnen im Winter den Strom abstellen (England) und und und....Dir fallen bestimmt selber genug Beispiele ein, wo wir kein Vorbild sind.

Und zu dem Thema "die Akkuzellen werden knapp". Völlig egal, wo die hergestellt werden, wird eine Firma immer für eine bestimmte Stückzahl (plus minus ein paar Prozent) ausgelegt (das legt die Fertigungsverfahren fest usw.).
D.h. es hilft nur gute Planung. Und wenn ich bei LG 50 Mio Zellen/a für in 5 Jahren bestelle, überlegen sich die, wie sie die liefern können. Die wissen wie das geht. Und auf die Stückzahl lege ich auch meine restliche Produktion aus.
Das ändert man nicht von heute auf morgen, wenn die Nachfrage explodiert (oder implodiert). Weder in Korea noch in Deutschland

Gruss
Umbi
10 Jahre Zoe, 41kWh seit Ende 2018 - Verbrauch ab Zähler mit allem (Ladeverluste) und scharf (Vorheizen) Bild
Aixam eCoupé 2018 - E-Auto ab 15 Jahren - man kommt auch mit 45 km/h an - dank der Ampeln meist gleichzeitig. :-)

Aktionismus...

TeeKay
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Dann verkaufen wir eben nichts nach China. Exportüberschüsse sind exportierter Wohlstand. Der Käufer hat die Produkte, der Verkäufer bunt bedruckte Zettel, laut denen der Käufer verspricht, irgendwann Gegenleistungen zu liefern.

Exporte sind nur im Umfang der Importe volkswirtschaftlich sinnvoll.

Offenbar ist China der europäische Exportmarkt wichtig, sonst würden sie nicht versuchen, sich den Zugang zu erpressen. Es sind die Europäer, die sich erpressen lassen.

Re: Aktionismus...

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Exporte sind nur im Umfang der Importe volkswirtschaftlich sinnvoll.
Mit der Logik machst Du in Deuschland das Licht aus, Herr Morgenthau.

Gruss
Umbi
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Aixam eCoupé 2018 - E-Auto ab 15 Jahren - man kommt auch mit 45 km/h an - dank der Ampeln meist gleichzeitig. :-)

Re: Aktionismus...

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TeeKay hat geschrieben:Offenbar ist China der europäische Exportmarkt wichtig, sonst würden sie nicht versuchen, sich den Zugang zu erpressen. Es sind die Europäer, die sich erpressen lassen.
Das Bekämpfen eines angeblichen Dumping mit Zöllen mag vielleicht toll klingen, ist aber in den bisherigen Beispielen mit Wirtschaftsgüter eher nach hinten losgegangen.

Kurzes Beispiel:
Thyssen hat Jahre lang nicht wirklich in seine Stahlwerke investiert und hat sich vor nicht all zu langer Zeit bei der EU zu Wort gemeldet, mit dem Anliegen auf gewisse Stähle antidumping Zölle zu erheben. Es stünden wohl ein paar Tausend Arbeitsplätze auf der Kippe. Thyssen hat recht bekommen. Leider kann Thyssen aber die Stähle nicht in der Qualität liefern, welche die verarbeitenden Betriebe und deren Kunden gern hätte. (Eben wegen der fehlenden Investitionen - alle Gewinne sind immer schön abgeflossen). Da die Strafzölle aber nur auf Coils erhoben werden, werden eben keine Coils mehr zur Weiterverarbeitung bezogen, sondern gleich fertig gestanzte Bleche. D.h die Kunden der Stanzwerke kaufen jetzt direkt im europäischen Ausland um Qualität und Preis im geforderten Rahmen zu haben.
Ich möchte friedlich im Schlaf sterben wie mein Opa. Nicht heulend und schreiend wie sein Beifahrer.
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