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Laden teurer als Tanken: LichtBlick fordert Reform

LichtBlick eMobilityLaden unterwegs bleibt teurer als Tanken mit dem Verbrenner. Laut LichtBlick verhindert mangelnder Wettbewerb faire Preise. Ein neues Modell soll Abhilfe schaffen – mit Stromtarifwahl an jeder Ladesäule.

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Unterwegs Laden weiterhin teurer als Tanken

Die achte Ausgabe des Ladesäulenchecks von LichtBlick zeigt, dass das Laden eines Elektroautos an öffentlichen Ladesäulen in Deutschland nach wie vor teurer ist als das Tanken eines Benziners. Trotz gesunkener Energiepreise zahlen Fahrer von E-Autos im Schnitt 10,45 Euro für eine 100-Kilometer-Strecke bei Nutzung von Normalladestationen (AC). Das entspricht einem Preis von 0,52 Euro pro Kilowattstunde. Beim Schnellladen (DC) steigen die Kosten sogar auf durchschnittlich 12,06 Euro beziehungsweise 0,60 Euro pro Kilowattstunde. Zum Vergleich: Eine vergleichbare Fahrt mit einem Verbrenner, basierend auf einem Verbrauch von 6 Litern Super E10, kostet derzeit im Schnitt 10,21 Euro.

Die Berechnungen basieren auf einem Verbrauch von 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer, wie er beispielsweise beim VW ID.3 Pro S angenommen wird. Damit liegt das Preisniveau beim AC-Laden auf dem Stand von 2023, während die DC-Preise gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken sind – ein Effekt gesunkener Haushaltsstrompreise.

Strukturprobleme durch lokale Monopole

Die Untersuchung von LichtBlick legt offen, dass viele öffentliche Ladesäulen von lokalen Energieversorgern betrieben werden, die einen Marktanteil von bis zu 94 Prozent in einzelnen Städten halten. Als sogenannte natürliche Monopole verhindern diese Anbieter wirksamen Wettbewerb. Drittanbieter, die ihren Kunden Zugang zu diesen Ladesäulen verschaffen möchten, zahlen bis zu 194 Prozent höhere Nutzungsentgelte als die Endkunden der Betreiber. In der Folge können sie keine wettbewerbsfähigen Preise anbieten und werden zunehmend vom Markt verdrängt.

Roaming-Modelle, bei denen Drittanbieter Ladeleistungen über Partnernetze anbieten, stellen keine echte Lösung dar. Sie beinhalten zusätzliche Entgelte und lassen den Kunden keine Wahl beim Stromanbieter. Auch das spontane Ad-hoc-Laden, das ohne Vertrag möglich ist, ist für Nutzeren meist teurer, intransparent und technisch wenig zuverlässig.

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Komplexität beim Zugang und Bezahlen

Hinzu kommt die fragmentierte Struktur des Marktes: Zugang und Bezahlvorgänge unterscheiden sich je nach Anbieter deutlich. Manche verlangen minutengenaue Parkentgelte bei Überschreiten gewisser Standzeiten, andere setzen auf zeitlich begrenzte Höchstparkdauern. Auch die verfügbaren Zahlungsmethoden reichen von EC-Karten über PayPal bis hin zur SMS-Abrechnung. Dieses Nebeneinander erschwert insbesondere Langstreckenfahrten, bei denen mehrere Anbieter genutzt werden müssen.

Durchleitungsmodell als Lösungsansatz

LichtBlick plädiert für ein sogenanntes Durchleitungsmodell, das den Wettbewerb auf dem nachgelagerten Fahrstrommarkt ermöglichen soll. Dabei darf jeder Stromanbieter seinen eigenen Tarif an jeder öffentlichen Ladesäule anbieten. Die Betreiber der Ladepunkte erhalten ein festes Entgelt für Installation, Wartung und Betrieb, während die Preisbildung dem freien Markt überlassen wird.

Ein entscheidender Vorteil: E-Autofahrern könnten unabhängig vom Standort zu ihrem gewählten Tarif laden. Eine einheitliche Abrechnung, Transparenz über Stromqualität und Preis, sowie eine verbesserte Auslastung der Ladepunkte wären die Folge. Die technische Umsetzung ist laut LichtBlick bereits heute möglich. Erste Projekte, unter anderem mit decarbon1ze und Granular Energy, befinden sich im Regelbetrieb. Auch im Bereich E-Lkw kommt das Modell zunehmend zum Einsatz – beispielsweise bei der Ausschreibung von Ladepunkten an unbewirtschafteten Autobahnraststätten.

Steigende Emissionen im Verkehrssektor als Mahnung

Die Diskussion um faire Ladepreise findet vor dem Hintergrund stagnierender Fortschritte im Klimaschutz statt. Während andere Sektoren ihre Emissionen senken konnten, stiegen die CO₂-Werte im Verkehrsbereich zuletzt deutlich an. Laut Umweltbundesamt wurde das sektorale Klimaziel erneut verfehlt. Das unterstreicht die Bedeutung von bezahlbaren und nutzerfreundlichen Ladeangeboten als Voraussetzung für den Umstieg auf Elektromobilität.

Wie erlebt ihr das Laden unterwegs mit dem E-Auto – zu teuer, zu kompliziert oder beides?

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5 Kommentare zu “Laden teurer als Tanken: LichtBlick fordert Reform

  1. Habe in Bonn Nachts geladen. Kosten bei den Stadtwerken für 68kw 38€, mit der BMW – Flex 141€!! Jeder kocht sein eigenes Süppchen.

  2. Die Stadtwerke haben kein natürliches Monopol für
    AC-Ladesäulen. Das ist von der Kommune politisch so entschieden. In anderen Orten, z. B. Essen, hat man sich sofort für eine offene Vergabe entschieden. Deshalb habe ich im Umkreis von ca. 700m jetzt die Wahl zwischen vier verschiedenen Anbietern, in der ganzen Stadt gibt es noch mehr.
    Leider ist das trotzdem noch kein funktionierender Markt, die Preise an den Säulen sind teils astronomisch und bestehen aus bis zu drei Bestandteilen (Start, kWh und Zeit). Das nennen die Anbieter dann „transparent“.

  3. Lustig, dass ausgerechnet LichtBlick sich hier über zu hohe und undurchsichtige Preise beschwert:
    An den LichtBlick-Säulen ein paar Dörfer weiter werben sie selbst im Display groß mit 50 ct / kWh für DC, was zunächst günstig klingt. Erst auf dem Beleg NACH der Ladung wird die Blockiergebühr von einem Euro pro Minute(!) aufgeführt. Ich habe es mehrfach kontrolliert, vor Beginn der Ladung gibt es keinen Hinweis auf eine Blockiergebühr und hinterher fällt man aus allen Wolken.

  4. Tja, ein Schnelllader ist eben zum aufladen da. Es ist kein Parkplatz für einer einstündigen Mittagspause.

  5. @Schnelllader: Das ist mir durchaus bewusst, allerdings wird die Blockiergebühr ab der ersten Minute fällig und es wird vorher nicht darauf hingewiesen. Das ist schon mindestens frech. Ich habe ja nur einen kurzen Zwischenstopp von 12 Minuten gemacht.

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