
In Landvetter hat Milence erstmals das neue Megawatt-Laden für Elektro-Lkw demonstriert. Das Ziel: Europas erster MCS-Korridor – mit Ladezeiten unter 45 Minuten für den Fernverkehr.
Erste öffentliche MCS-Demonstration in Landvetter
Milence, Betreiber eines europaweiten Ladenetzes für elektrische Lkw, hat am 16. Juni 2025 am Standort Landvetter bei Göteborg erstmals ein Megawatt Charging System (MCS) öffentlich vorgeführt. Die Präsentation fand im Rahmen des internationalen E-Mobilitätskongresses EVS38 statt – in Kooperation mit Volvo Trucks, die dafür ein vollelektrisches Fahrzeug bereitstellten.
Der Ladehub in Landvetter wurde im Zuge dessen deutlich erweitert: Die Zahl der Ladepunkte mit dem bisherigen Combined Charging System (CCS) wurde verdoppelt, gleichzeitig kam erstmals die MCS-Technologie zum Einsatz. Diese ermöglicht deutlich höhere Ladeleistungen und soll insbesondere den Fernverkehr mit batterieelektrischen Lkw praktikabler machen.
MCS-Technologie für den Schwerlastverkehr
Das vorgestellte Megawatt Charging System stellt den neuen Industriestandard für Hochleistungs-Gleichstromladen bei schweren Nutzfahrzeugen dar. Die Technik wurde speziell für die Anforderungen batterieelektrischer Lkw entwickelt. Mit einer Ladeleistung von bis zu 1.440 kW (1.500 A, 1.000 V) erlaubt MCS das Laden großer Traktionsbatterien in nur 30 bis 45 Minuten. Die Ladesysteme stammen vom Hersteller Power Electronics und werden bereits an anderen Standorten wie Zwolle (Niederlande) und dem Hafen von Antwerpen-Brügge eingesetzt.
Die öffentliche Demonstration erfolgte mit einem Volvo FH Aero Electric, der ab 2026 erhältlich sein soll. Das Fahrzeug ist mit einer E-Achse ausgestattet und bietet eine installierte Batteriekapazität von bis zu 780 kWh, verteilt auf acht Batterien. Die maximale Reichweite liegt laut Volvo bei bis zu 600 Kilometern. Das Laden von 20 auf 80 Prozent soll rund 40 Minuten in Anspruch nehmen – also innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeit für Lkw-Fahrer in der EU.

Europas erstes MCS-Korridorprojekt
Mit der Aufrüstung des Landvetter-Hubs rückt Milence dem Ziel näher, einen zusammenhängenden MCS-Ladekorridor durch Europa zu schaffen. Dieser soll Standorte von Antwerpen bis Stockholm miteinander verbinden – auf einer Strecke von über 1.500 Kilometern entlang wichtiger europäischer TEN-T-Korridore.
Im Rahmen des von der EU geförderten Projekts „Alternative Fuels Infrastructure Facility (AFIF)“ plant Milence, insgesamt 284 MCS-Ladepunkte an 71 Standorten in zehn Mitgliedsstaaten zu errichten. Ziel ist es, die Dekarbonisierung des Güterverkehrs zu beschleunigen.
Der Standort Landvetter bietet nach dem Ausbau acht Ladeplätze mit CCS-Technologie und einen mit MCS. Fahrer profitieren zusätzlich von sanitären Anlagen, Aufenthaltsräumen, kostenlosem WLAN und verschiedenen Zahlungsoptionen, darunter auch ein Vor-Ort-Terminal und die Milence Charge Card. Der Strompreis beträgt einheitlich 0,399 €/kWh (zzgl. MwSt.) – unabhängig vom verwendeten Ladesystem.
Schweden als Vorreiter beim elektrischen Güterverkehr
Mit mehr als 1.000 batterieelektrischen Fernverkehrs-Lkw auf den Straßen und über 150 öffentlich zugänglichen Ladepunkten zählt Schweden europaweit zu den führenden Ländern bei der Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs. Der Ausbau des Milence-Hubs in Landvetter fügt sich in diese Entwicklung ein und soll die Wettbewerbsfähigkeit des elektrischen Langstreckentransports weiter stärken.
Was meint ihr – sind Ladezeiten unter 45 Minuten der Durchbruch für elektrische Fernverkehrs-Lkw?