
Euro NCAP hat neun aktuelle Modelle mit teilautomatisierten Assistenzsystemen getestet. Während Porsche, Kia und Renault sehr gute Bewertungen erhalten, enttäuschen Tesla und Volvo in entscheidenden Bereichen.
Kia, Porsche, Renault und Toyota mit Bestnoten
Eine aktuelle Untersuchung von Euro NCAP zeigt deutliche Unterschiede in der Qualität und Sicherheit von Fahrassistenzsystemen. Im Zentrum der Bewertung steht die Frage, wie gut Fahrzeuge teilautomatisiertes Fahren umsetzen – und ob sie den Fahrer dabei sinnvoll einbinden und im Notfall zuverlässig unterstützen.
Im Testjahr 2025 erhielten vier Modelle die Bestnote „Sehr gut“: der vollelektrische Kia EV3, der Porsche Macan mit InnoDrive, der Renault 5 sowie Toyotas bZ4X. Die Fahrzeuge überzeugten sowohl bei der Unterstützung des Fahrers im regulären Fahrbetrieb als auch in der Sicherheitsreserve, etwa wenn der Fahrer nicht mehr reagiert. Besonders hervorgehoben wurde dabei der Porsche Macan, der mit 85 % bei der „Assistance Competence“ und 92 % beim „Safety Backup“ die höchsten Einzelwerte erreichte. Auch Renaults Kompaktmodell 5 schnitt mit 92 % in der Notfallsicherung ähnlich stark ab. Das zeigt laut Euro NCAP, dass zuverlässige Assistenzsysteme nicht nur in der Oberklasse, sondern auch in günstigeren Fahrzeugsegmenten umsetzbar sind.
AnzeigeDefizite bei Tesla Model S und Volvo EX30
Enttäuschend fielen dagegen die Bewertungen für das Tesla Model S und den Volvo EX30 aus. Beide erhielten lediglich die Einstufung „Moderat“. Während Teslas Autopilot mit 94 % bei der Sicherheitsreserve punkten konnte, fiel die Bewertung für die Fahrerunterstützung mit nur 30 % drastisch aus. Kritisiert wurde unter anderem die Systembezeichnung „Autopilot“, die laut Euro NCAP irreführend sei, da sie vollautomatisiertes Fahren suggeriere, das aktuell nicht legal erlaubt und technisch nicht gewährleistet ist. Auch die Reaktion auf Fahrereingriffe sei problematisch: Versucht der Fahrer beispielsweise ein Ausweichmanöver, schaltet sich das System vollständig ab – statt unterstützend einzugreifen.
Beim Volvo EX30 bemängelten die Tester vor allem die fehlende Reaktion auf dauerhaft vom Lenkrad genommene Hände. Auch die Platzierung zentraler Warnhinweise auf einem Touchscreen sei nicht fahrerfreundlich gelöst, da der Blick von der Straße abgewendet werden müsse. Beide Fahrzeuge fielen dadurch in der Gesamtwertung zurück.
Zwischengruppe mit Mazda CX-80 und XPENG G9
Zwischen den Spitzenreitern und den schwächeren Systemen positionieren sich der Mazda CX-80 und der XPENG G9 mit einem „Gut“. Beide Modelle zeigten solide Leistungen bei der Fahrerassistenz und im Sicherheitsverhalten, ohne jedoch die Bestwerte zu erreichen. Der Mazda erreichte 62 % bei der Fahrerunterstützung und 79 % beim Safety Backup, der XPENG jeweils 71 %.
Bewertungskriterien: Zwei Hauptbereiche im Fokus
Die von Euro NCAP verwendete Methodik basiert auf zwei Hauptkategorien: „Assistance Competence“ und „Safety Backup“. Ersteres bewertet, wie gut das System mit dem Fahrer kommuniziert – etwa durch Statusanzeigen, Lenkradüberwachung oder die Möglichkeit, Fahrmanöver selbst durchzuführen. Auch die Qualität der Handbücher und die Klarheit der Systemgrenzen fließen hier ein.
Der Bereich „Safety Backup“ prüft, wie sicher das Fahrzeug bei unerwarteten Situationen reagiert – etwa bei blockierten Sensoren, unaufmerksamen Fahrern oder Kollisionsgefahren mit Autos, Fußgängern oder Zweirädern. Ziel ist es, Systeme zu fördern, die zwar entlasten, aber nicht zu einem falschen Gefühl vollständiger Autonomie verleiten.
Forderung nach klarer Kommunikation durch Hersteller
Euro NCAP betont, dass eine sichere Nutzung von Assistenzsystemen nur dann möglich ist, wenn Fahrer ihre Rolle verstehen, die Systemgrenzen kennen und im Ernstfall die Kontrolle behalten. Missverständliche Begriffe oder mangelhafte Benutzerführung können hier zu erheblichen Risiken führen. Die Tests sollen Verbrauchern helfen, die Unterschiede zwischen bloßer Technikverfügbarkeit und wirklich durchdachten Systemlösungen besser zu erkennen.
Euro NCAP Ergebnisse im Überblick
- Porsche Macan: Sehr gut – Assistance Competence: 85 %, Safety Backup: 92 %
- Toyota bZ4X: Sehr gut – Assistance Competence: 83 %, Safety Backup: 89 %
- Kia EV3: Sehr gut – Assistance Competence: 74 %, Safety Backup: 88 %
- Renault 5: Sehr gut – Assistance Competence: 73 %, Safety Backup: 92 %
- MAZDA CX-80: Gut – Assistance Competence: 62 %, Safety Backup: 79 %
- XPENG G9: Gut – Assistance Competence: 71 %, Safety Backup: 71 %
- MG ZS: Moderat – Assistance Competence: 65 %, Safety Backup: 62 %
- Volvo EX30: Moderat – Assistance Competence: 62 %, Safety Backup: 72 %
- Tesla Model S: Moderat – Assistance Competence: 30 %, Safety Backup: 94 %
Was meint ihr: Reichen diese Bewertungen aus, um auf Fahrerassistenzsysteme zu vertrauen?