
Mercedes-Benz hat im Werk Rastatt die Produktion des elektrischen CLA aufgenommen. Mit digitaler Fertigung, KI und Ökostrom soll der neue Kompaktwagen effizient und nachhaltig hergestellt werden.
Neue Fahrzeuggeneration läuft an: Elektrischer CLA aus Rastatt
Im Werk Rastatt hat Mercedes-Benz die Serienproduktion des neuen CLA gestartet. Es handelt sich um das erste Modell einer neuen Fahrzeugplattform, das sowohl mit elektrischem als auch mit konventionellem Antrieb gefertigt werden kann. Der Fertigungsbeginn erfolgte nach einem umfassenden Umbau der Montagehalle. Dabei kamen digitale Planungsverfahren wie der digitale Zwilling und das hauseigene Mercedes-Benz Operating System (MB.OS) erstmals in einem Serienwerk zum Einsatz. In der Produktionshalle 4.0 wurde eine neue Linie mithilfe von KI-gestützten Simulationsmethoden eingerichtet, die eine deutliche Reduzierung von Bauzeit und Kosten ermöglichte.
Zum Start wird der CLA ausschließlich vollelektrisch produziert. Die elektrischen Antriebseinheiten stammen aus dem Werk Stuttgart-Untertürkheim. Die Hochvoltbatterien liefert die Mercedes-Benz Tochter Accumotive in Kamenz, Struktur- und Karosserieteile kommen vom benachbarten Standort Kuppenheim. Damit übernimmt Rastatt eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der neuen Produktgeneration innerhalb des globalen Produktionsverbunds des Unternehmens.

Technologische Neuerungen in der Produktion
Ein wesentlicher Bestandteil der Produktionsumstellung in Rastatt ist der Einsatz des MB.OS – einer zentralen Software-Plattform, die Fahrzeuge künftig über eine Cloud-basierte Architektur mit Updates versorgt. Dieser Systemansatz ersetzt klassische modulare Hardware-Strukturen und ermöglicht eine flexiblere und schnellere Softwarepflege. Rastatt ist das erste Werk weltweit, das MB.OS im regulären Produktionsbetrieb einsetzt.
Darüber hinaus nutzt die Lackiererei in Rastatt erstmals KI-gesteuerte Steuerungstechnik. Durch die automatische Überwachung der Lackierprozesse konnte der Energieeinsatz um etwa 20 Prozent reduziert und die Zeit für den Produktionshochlauf verkürzt werden.
Investitionen und Werkverbund
Mercedes-Benz hat nach eigenen Angaben einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag in die Umrüstung des Werks Rastatt investiert. In den kommenden Monaten soll die Fertigung des CLA schrittweise auf weitere Werke ausgedehnt werden. So ist geplant, dass Beijing Benz Automotive Co., Ltd (BBAC) das Modell samt Batterien und Antriebseinheiten für den chinesischen Markt produziert. Weitere Fahrzeuge der neuen Modellfamilie werden im ungarischen Werk Kecskemét folgen. Die dort verwendeten Batterien stammen aus der eigenen Batteriefertigung vor Ort; elektrische Antriebseinheiten werden aus dem rumänischen Werk Sebes zugeliefert.
Die Antriebseinheiten des CLA – bestehend aus Elektromotor, Leistungselektronik und Getriebe – werden in Stuttgart-Untertürkheim gefertigt. Auch die Montage der elektrischen Achsen, die später als Komplettsystem nach Rastatt geliefert werden, erfolgt dort. Der Standort umfasst mehrere Werkteile im Raum Stuttgart und feierte 2024 sein 120-jähriges Bestehen.

Batterieproduktion und Lieferkette
Die Hochvoltbatterien für den CLA kommen von Accumotive, einer 100-prozentigen Mercedes-Tochter im sächsischen Kamenz. Dort wurden seit 2012 bereits über zwei Millionen Batteriesysteme auf einer Fläche von rund 80.000 m² gefertigt. Kamenz gilt innerhalb des globalen Batterieverbunds des Konzerns als zentrales Kompetenzzentrum für Lithium-Ionen-Technologie.
Das rund zehn Kilometer entfernte Werk in Kuppenheim beliefert Rastatt mit Struktur- und Karosserieteilen. Seit 2023 befindet sich dort auch eine neue Batterie-Recyclinganlage, die mechanisch-hydrometallurgisch arbeitet und einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leistet.
Nachhaltigkeit und Energieeinsparung
Die Produktion in Rastatt ist bilanziell CO₂-neutral. Der Standort wird vollständig mit Grünstrom versorgt – sowohl aus unternehmenseigenen Solaranlagen als auch durch externe Anbieter. Die installierte Photovoltaikleistung beträgt bis zu 8 Megawattpeak (MWp). Im Vergleich zum Vorgängermodell konnte der Energieverbrauch in der Fertigung des neuen CLA um mehr als 15 Gigawattstunden jährlich reduziert werden. Möglich wurde das unter anderem durch neue, energiesparende Roboter im Karosseriebau, Wärmerückgewinnungssysteme und moderne Lichtsteuerung.
Darüber hinaus soll in Zusammenarbeit mit dem Cleantech-Unternehmen CMBlu Energy AG ein neuartiger Batteriespeicher am Standort entstehen. Die Organic SolidFlow-Technologie ermöglicht eine skalierbare und nachhaltige Energiespeicherung. Die geplante Kapazität liegt bei rund 11 Megawattstunden.
Auch in der Logistik verfolgt Mercedes-Benz CO₂-arme Konzepte. Fahrzeuge aus Rastatt werden künftig per Elektro-Lkw über eine Strecke von 600 Kilometern nach Zeebrugge transportiert. Zusätzlich ging Ende Mai das neue Logistikzentrum „International Consolidation Center“ (ICC) in Bischweier in Betrieb, das als Versorgungsdrehscheibe für die Werke Rastatt und Kuppenheim fungiert.

Rastatt als zentraler Produktionsstandort
Seit 1992 ist das Werk Rastatt Teil des Produktionsnetzwerks von Mercedes-Benz. Mit rund 6.000 Beschäftigten ist es der größte Arbeitgeber der Region. Neben dem neuen CLA entstehen hier auch die A- und B-Klasse, der GLA sowie das vollelektrische Modell EQA. Rastatt ist für eine antriebsflexible Fertigung ausgelegt – auf einer Linie können Fahrzeuge mit Verbrennungs-, Hybrid- oder vollelektrischem Antrieb gefertigt werden.
Der Anlauf der Produktion des elektrischen CLA markiert nicht nur einen technischen Fortschritt, sondern auch ein klares Bekenntnis zum Produktionsstandort Deutschland und insbesondere zum Automobilstandort Baden-Württemberg.