Eine neue Studie zeigt: Viele E-Auto-Fahrer denken regelmäßig über einen Anbieterwechsel nach. Ausschlaggebend für die Wahl eines Tarifs sind zunehmend Zusatzleistungen statt nur der Preis.
Hohe Wechselbereitschaft stellt Anbieter vor Herausforderungen
Die aktuelle „EV Charging Tariff & Pricing Study“ des Marktforschungsunternehmens USCALE hat erstmals systematisch untersucht, wie Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos öffentliche Ladetarife bewerten. Grundlage der Erhebung war eine Befragung von 1.722 Personen im April 2025, darunter rund 650 sogenannte „Pioniere“ – also Personen mit mehrjähriger Elektroauto-Erfahrung – sowie etwa 1.050 „Early Adopters“, die erst seit ein bis zwei Jahren elektrisch unterwegs sind.
Leistung gewinnt an Bedeutung – besonders bei neueren Nutzern
Während bei den erfahrenen E-Auto-Fahrern weiterhin der Preis im Vordergrund steht, zeigen sich Early Adopters deutlich stärker an Zusatzleistungen interessiert. Für sie zählen variable Tarife, einfache Bedienung, Bonusprogramme oder kombinierte Angebote mit Hausstrom inzwischen mehr als ein niedriger Preis allein. Anbieter, die hier attraktive Lösungen bieten, können sich langfristig vom Wettbewerb abheben.
Ein weiterer Punkt: Die Offenheit gegenüber Grundgebühren ist gespalten. Etwa ein Drittel der Befragten lehnt Grundgebührentarife grundsätzlich ab, während rund 15 % diese bevorzugen. Für Anbieter ergibt sich daraus die Möglichkeit, durch maßvoll gestaltete Grundgebührentarife sowohl verlässliche Einnahmen als auch stärkere Kundenbindung zu erzielen – vorausgesetzt, das Angebot ist nachvollziehbar und bietet einen erkennbaren Mehrwert.
Bonusprogramme und Kombitarife als Bindungsinstrumente
Zwei Drittel der Teilnehmenden zeigten sich offen für Bonusprogramme, wie sie in anderen Branchen bereits etabliert sind. Diese ließen sich unkompliziert in bestehende Lade-Apps und Ladekarten integrieren. Bisher werden solche Programme im öffentlichen Laden jedoch kaum eingesetzt – ein ungenutztes Potenzial für Anbieter.
Ein weiteres Ergebnis betrifft die Verbindung von Ladestrom und Haushaltsstrom: Zwei Drittel der Befragten bewerten kombinierte Stromtarife positiv oder nutzen sie bereits. Wer also sowohl den Haus- als auch den Ladestrom aus einer Hand anbietet, könnte sich langfristig Kunden sichern. Gerade bei den Early Adopters scheint dieser „Doppeltarif“ ein wirkungsvoller Hebel zu sein, um sich im Markt zu positionieren.
Ladeangebote mit Weitblick gefragt
Die Studie unterstreicht, dass die Gestaltung von Fahrstromtarifen immer mehr zum zentralen Wettbewerbsfaktor wird – sowohl für bestehende E-Auto-Fahrer als auch für Umsteiger vom Verbrenner. Anbieter sind gefordert, ihre Modelle stärker an den Bedürfnissen ihrer Zielgruppen auszurichten. Dazu gehört es, Preistransparenz mit zusätzlichen Funktionen und fairen, nachvollziehbaren Preisstrukturen zu kombinieren.
USCALE-Geschäftsführer Dr. Axel Sprenger kommentiert die Lage so: „Die Entwicklung der Elektromobilität ist weiterhin schleppend, was sich auch auf die Auslastung der öffentlichen Lademöglichkeiten auswirkt. Wer künftig erfolgreich sein will, muss deshalb mehr bieten als Strom – es geht um Vertrauen, Flexibilität und echte Nutzerorientierung.“
Hier gehts zu Studie: uscale.digital
Absurd! Beim Verbrenner würde keiner auf die Idee kommen, darüber zu klagen, dass die Fahrer eine „hohe Wechselbereitschaft“ hätten, weil sie mal hier und mal da tanken.
Ein schönes Beispiel, wie absurd sich „das Ladeerlebnis“ derzeit darstellt.
Ich halte solche Auswüchse für ein erhebliches Problem für den Hochlauf der E-Mobilität. Laden muss so selbstverständlich und einfach werden wie tanken, sonst kommt die Geschichte nie aus der Nische.