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Social Leasing: Neue Chance für bezahlbare E-Mobilität

Social Leasing Transport Environment klein
Grafik: T&E

Bis zu 800.000 Haushalte in Deutschland könnten durch ein staatlich gefördertes Social Leasing-Modell Zugang zu erschwinglichen E-Autos erhalten. Finanziert werden soll es über Einnahmen aus dem EU-Emissionshandel ETS2.

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Analyse zeigt großes Potenzial für einkommensschwächere Haushalte

Laut einer neuen Bedarfsanalyse der Organisation Transport & Environment (T&E), die auf Daten des Öko-Instituts basiert, könnten in Deutschland bis zu 800.000 Haushalte mit geringem oder mittlerem Einkommen künftig durch sogenannte Social Leasing-Programme Zugang zu erschwinglichen Elektroautos erhalten. Insgesamt könnten in den fünf bevölkerungsreichsten EU-Ländern – Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien und Polen – bis zum Jahr 2032 bis zu drei Millionen Haushalte von diesem Modell profitieren.

Social Leasing bezeichnet ein Modell, bei dem Elektroautos zu deutlich vergünstigten Monatsraten zwischen 130 und 215 Euro geleast werden können. Die Initiative wurde ursprünglich in Frankreich eingeführt und soll bei erfolgreicher Umsetzung auch in anderen EU-Mitgliedstaaten Anwendung finden. In Deutschland wäre dies insbesondere für ländliche Regionen von Bedeutung, in denen öffentliche Verkehrsmittel oft unzureichend verfügbar sind und viele Menschen auf ein eigenes Fahrzeug angewiesen bleiben.

Finanzierung über Einnahmen aus dem EU-Emissionshandel vorgesehen

Die Umsetzung solcher Programme könnte durch die Einnahmen aus dem neuen EU-Emissionshandelssystem für Straßenverkehr und Gebäude (ETS2) finanziert werden. Dieses tritt 2027 in Kraft und wird voraussichtlich zu einem Anstieg der Kraftstoffpreise führen. Um Haushalte mit begrenztem Einkommen frühzeitig zu entlasten, empfiehlt T&E, bereits in den Jahren 2025 und 2026 einen Teil der erwarteten ETS2-Einnahmen bereitzustellen.

Allein Deutschland könnte laut Analyse rund 60 Milliarden Euro aus dem ETS2 generieren, die für verschiedene Klimaschutzmaßnahmen wie Social Leasing oder die Förderung aktiver Mobilität genutzt werden könnten. Besonders betroffen von den steigenden Kraftstoffpreisen seien laut T&E rund 4,4 Millionen Menschen in Deutschland, die aktuell auf Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren angewiesen sind und in Regionen mit schlechter öffentlicher Verkehrsanbindung leben.

Social Leasing Transport Environment
Grafik: T&E
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Empfehlungen für eine faire Ausgestaltung in Deutschland

Für die Einführung eines nationalen Social-Leasing-Programms in Deutschland schlägt T&E eine gezielte Ausrichtung vor: Teilnahmeberechtigt sollten nur Haushalte mit niedrigem Einkommen sein, die keinen Zugang zu einem leistungsfähigen öffentlichen Verkehrsnetz haben. Zusätzlich könnte das Abwracken eines älteren Verbrennerfahrzeugs Voraussetzung für die Förderung sein. Ziel sei es, die Fördermittel gezielt dort einzusetzen, wo sie am meisten soziale und ökologische Wirkung entfalten können.

T&E geht davon aus, dass bei einer Laufzeit von sechs Jahren zwischen 1,5 und 3 Millionen Haushalte in den fünf analysierten EU-Ländern von Social Leasing profitieren könnten – je nach Ausgestaltung der staatlichen Subventionen. Dies könnte nicht nur die Elektrifizierung des Verkehrs beschleunigen, sondern auch insbesondere das Kleinwagensegment der europäischen Autohersteller stärken. Voraussetzung hierfür sei allerdings, dass nur in der EU gefertigte Fahrzeuge förderfähig sind.

Susanne Goetz, Referentin für E-Mobilität bei T&E Deutschland, kritisiert die bisherige Förderpolitik in Deutschland: „Aktuell profitieren vor allem besserverdienende Haushalte von der E-Mobilitätsförderung. Social Leasing wäre eine Chance, diese Schieflage zu korrigieren – im Sinne der Menschen, der Industrie und des Klimas.“

Breiter gesellschaftlicher Nutzen bei gezielter Förderung

Die Idee des Social Leasing könnte einen grundlegenden Wandel in der Verkehrspolitik einleiten – weg von steuerlichen Vorteilen für Dienstwagen und hin zu einer gezielten Förderung einkommensschwacher Gruppen. Gerade angesichts der erwarteten Preissteigerungen bei fossilen Kraftstoffen ab 2027 ist es aus Sicht der Studie entscheidend, möglichst frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die Betroffenen nicht zusätzlich zu belasten. Der frühzeitige Einsatz von ETS2-Mitteln könnte hier eine entscheidende Rolle spielen.

Das französische Modell dient dabei als Orientierung. Deutschland könnte von den dort gesammelten Erfahrungen profitieren und diese an nationale Gegebenheiten anpassen. Ziel bleibt, mehr Menschen unabhängig von fossilen Brennstoffen zu machen und gleichzeitig soziale Gerechtigkeit in der Verkehrswende zu stärken.

Was meint ihr – sollte Deutschland Social Leasing zügig einführen, um mehr Menschen den Umstieg auf E-Mobilität zu ermöglichen?

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Ein Kommentar zu “Social Leasing: Neue Chance für bezahlbare E-Mobilität

  1. Da kommt gar nichts, denn Deutschland ist nicht Frankreich. Man sollte von schwarz-rot nicht zu viel erwarten.

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