News

„Wir kommen mit Ihrem Kennzeichen nicht klar“.

Bild: comobility
Bild: comobility
Anzeige

Weil sie nicht wusste, wofür das „E“ auf dem Nummernschild steht, hat mich die Autobahnpolizei am Wochenende doch glatt aus dem Verkehr gefischt.

Bild: comobility
Bild: comobility

Wir haben drei Elektroautos im Carsharing, die mehr oder weniger bei uns um die Ecke stationiert sind. Für die Fahrt zum Strand am Sonntag setzte ich mich hinter das Steuer des neuen Renault Zoe. Für 100 Kilometer musste der Akku reichen, denn eine Ladesäule gab es erst auf dem Rückweg (mit Umwegen). Dank der vielen Baustellen, ging es auf der Autobahn anfangs nur mit 60 km/h voran. Dann wurde der Tempomat auf 90 km/h gestellt und weiter ging die Fahrt. Aber nicht für lange. Hinter mir schwirrte die Autobahnpolizei, die mich schließlich überholte, rechts ran fuhr, mir wieder folgte und mich wieder überholte. Das übliche Spiel. Das „bitte folgen“, lies auch nicht lange auf sich warten.

Um zu übermitteln, wie laut mein Herz in diesem Moment geklopft hat, sollte ich vielleicht ein paar Dinge klarstellen: Seit rund vier Jahren beschäftige ich mich beruflich mit dem Thema Elektromobilität und seit ungefähr zwei Jahren gibt es auch bei uns am Frühstückstisch gefühlt kein anderes Thema mehr. Aber einen deutschen Führerschein habe ich erst seit zwei Wochen (Autofahren tue ich schon seit 15 Jahren, aber meine kalifornischen Papiere bringen mir hierzulande nichts). Auch jetzt habe ich bloß einen provisorischen Umschreibungsbescheid, der mir überreicht wurde mit den Worten: „Das sollte hier in der Gegend als Fahrerlaubnis reichen, bis Sie Ihren Führerschein erhalten.“ Und das hier war meine erste Alleinfahrt ohne Fahrlehrer!

Wir hatten natürlich gedacht, dass man uns aufgrund unserer recht geringen Geschwindigkeit von der Straße geholt hatte. Es waren immerhin 120 km/h erlaubt. Aber als ich das Fenster runterkurbelte sagte der Polizist nur: „Wir kommen mit Ihrem Kennzeichen nicht klar.“ Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Vom Beifahrersitze kam schließlich ein: „Wie? Wir sind halt aus Lübeck.“

Bild: comobility
Bild: comobility

Das wussten die Beamten wohl selbst. Nur was das „E“ am Ende unseres Kennzeichens bedeuten sollte, blieb ihnen ein Rätsel. Da ich wohl immer noch etwas perplex geguckt haben muss, ergriff auch hier wieder mein Beifahrer das Wort und erklärte denn Polizisten, was es denn mit dem E-Kennzeichen so auf sich hat. „Und warum sagt man UNS so etwas nicht?“, fragte der eine Polizist. Gute Frage. Und es war nicht die einzige, die sie hatten. Wie das denn so mit dem Carsharing funktioniert und wie mit den Ladesäulen, ob es denn eine in der Nähe gäbe du ob sie mal unter die Motorhaube gucken dürften.

Wenn man selbst versucht das Thema Elektromobilität und Ladeinfrastruktur voranzutreiben, lässt man Fragende ja nicht im Dunkeln. Also gab es auf dem Rastplatz eine kurze Lektion in Ladeinfrastrukturprojekten, AC und DC, Reichweite, Preisen und dem besagten E-Kennzeichen. Hat es sich gelohnt? Zumindest fragten sich die Beamten am Ende laut, warum sie denn für ihre Fahrten nicht so ein Auto hätten. Und der nächste Elektromobilist mit E-Kennzeichen sollte auch nicht mehr angehalten werden. Aber, um sicher zu gehen, dass mir das nicht nochmal passiert, werde ich der Kommunikation bei der Landespolizei Schleswig-Holstein wohl etwas Zeit lassen und fahre das nächste Mal lieber mit dem Nissan Leaf. Der hat noch ein normales Nummernschild.

„Wir kommen mit Ihrem Kennzeichen nicht klar“.: 1 Star2 Stars3 Stars4 Stars5 Stars 4,48 von 5 Punkten, basieren auf 54 abgegebenen Stimmen.
Loading...
Anzeige

25 Kommentare zu “„Wir kommen mit Ihrem Kennzeichen nicht klar“.

  1. schaurig-schöne Geschichte. hoffentlich hattet Ihr es nicht eilig.

  2. Muahhaha 🙂 Sorry, aber schon „lustig“

  3. 🙂
    Das ist mir tatsächlich auch schon passiert.
    Nicht auf der Autobahn, aber ein Streifenwagen ist mit auf den Parkplatz eines Einkaufszentrums gefolgt und hat mich angesprochen, was das „E“ auf sich hat.

    Eigentlich traurig, dass Streifenpolizisten so etwas nicht mitbekommen bzw die Information über die Dienststelle erhalten.

    Naja, so hast Du mind. die zwei plus deren Frühstücksrunde auf den „neuesten“ Stand gebracht 😉

    Michael

  4. Bei der Zulassungsstelle hatte es heute auch etwas länger gedauert, wegen dem „E“ und wegen dem Kalifornischen Fahrzeugbrief. ;-))

  5. Super Geschichte. Vor allem, weil sie dann nicht „aha, soso“ weiterfahren, sondern sich für die Materie interessieren, auch habenwollen-Effekt kriegen und bestimmt in der Dienststelle ein bisschen Mundpropaganda machen 🙂

  6. Ja die fahrenden Beamten in Uniform. Eigentlich ein Trauerspiel. Einige wissen nicht mal dass ein LKW größer 7,5 t auf Bundesstrasse nur 60 km/h fahren darf.
    Hand aufs Herz, wer wusste das?

  7. @Leonardtronic
    Ich wusste das – aber ich reiß ja auch den ein oder anderen Kilometer im Jahr ab ^^

  8. hey, das mit den 7.5t / 60 ist doch klar – wenn das alle wuessten, muessten die auch jesmal einschreiten wenn wieder einer im Begrenzer haengt (87 km/h), und das hiesse doch wieder viiiel Arbeit :/

    Das mit der Unwissenheit bzgl. E ist echt traurig, wundert mich aber nicht – mir wollte mal einer ein Steuervergehen und Fuehrerscheinprobleme andichten, als es Schwierigkeiten mit einem Mitfahrer gab (das sei doch nicht zulaessig etc – sein Kollege war allerdings richtigwissend und nahm ihn beiseite)…

  9. Ist mir mit meinem ZOE in GP passiert. Ich hab beim parken ein anderes Fahrzeug gestreift und mich telefonisch auf der Polizeiwache gemeldet um hinterher nicht als Unfallfluchtler dazustehen.
    Als ich mein E-Kennzeichen durchgegeben habe, kam vom anderen Ende bloß ein: „Hä? Was isch’n des jetzt au wieder?“
    Sowas stärkt nicht gerade das Vertrauen in die Sachkenntnis der Polizei:-(

  10. Sind E-Autos im Polizei-Streifendienst nicht sowieso sinnvoller? Müssen wir Bürger für solche sinnvollen Dinge erst eine Petition einreichen, oder gibt es dafür schon formale Voraussetzungen bei den Behörden?

  11. Die Frage “ Was ist das den Für ein Kennzeichen?“ bekam ich auch noch bei der Inspektion bei meinem Renault ZE Händler 😉

    Ein Hinweis darauf, dass das E-Kennzeichen bald einjähriges feiert? 😉

  12. Tja, die Polizeibeamten sind nicht die Einzigen, die verwirrt auf das Kennzeichen E reagieren: Ich brauchte selbst bei der ausstellenden Behörde in Berlin zwei Anläufe und habe drei Mal unterschiedliche Beträge bezahlen müssen, bis ich mein bisheriges Kennzeichen damit schmücken konnte.
    Andere E-Mobilisten berichteten bei einer anderen Zulassungsstelle im selben Berlin dann auch eine komplett andere Vorgehensweise…

    Letzten Ende zeigt das aber auch, wie sehr die Politik und die Verwaltung mit dem Thema umgeht. Zu viele andere – sicherlich drängende – Themen, beschäftigen die Beteiligten mehr.

  13. Komisch, da wissen die Kollegen nicht mal, das sie selbst schon e-Fahrzeuge als Einsatzwagen haben?
    http://www.spiegel.de/auto/aktuell/elektro-einsatzwagen-auf-helgoland-neuer-e-golf-fuer-die-polizei-a-1001663.html

  14. Letzte Woche war der TÜV fällig mein SmartED hatte keine Probleme..

    Allerdings gab es Verwirrung bei S&G Pforzheim, als das Kennzeichen angemeldet wurde. Dies endet auch auf E und das kennt man bei S&G nicht, H wäre bekannt, aber E, das müsste man ihnen erklären was das sein soll…. Mercedes eben, Historische Fahrzeuge kennt man, neuer nicht ^^

  15. Sensationelle Informationslücke in der Exekutiven die uns Wissende zwar begeistert aber im Großen und Ganzen ziemlich genau beschreibt was das Problem der Elektromobilität darstellt. Niemand weiß garnichts.
    Ich gewinne hier in Hamburg mit meinen E-Kennzeichen momentan ein Bußgeldverfahren nach dem Anderen und dabei frage ich mich sollten nicht die Gesetzteshüter als erste über die neuen Gesetze informiert werden? Nach meiner ersten durch schlichte Neugierde motivierten Verkehrskontrolle (halb zwei Nachts) stellte ich mich bereits der Frage ob diese Staatsbediensteten denn wenigesten nach der der peinlichen Belehrung mal endlich Nachforschungen angestellt haben oder weiter im trüben Fischen. Mal sollte dieses mal auf die Probe stellen und vielleicht weitere Kennzeichen erzeugen mit einem „B“ für Berufspendler oder „S“ für Stillende Mütter….
    Armes überverwaltetes aber trotzdem des-informiertes Deutschland…..

  16. wie ist das eigentlich bei der Videomaut in Österreich z.B.?
    Erkennt das System das E-Kennzeichen korrekt bzw. kann man das bei der Onlinebestellung überhaupt so erfassen?

  17. So was ähnliches ist mir gestern in München passiert. Ein Streifenwagen hinter mir , die Polizisten schauen, bleiben in der Balanstraße und Ständlerstraße hinter, mir obwohl ich wegen eines LKW vor mir nur knapp 40 fahren kann. Ich sehe wie sie mit Funkgerät was machen.Sie bleiben noch fast 2 km hinter mir.
    Dannsind sie plötzlich neben mir hupen gaaanz leicht und Grüßen mich , überholen und fahren zur Wache in der Tegernseer Landstraße.

  18. An der Ausbildung lässt sich eben so richtig gut sparen.

    Die Kennzeichensache ist ja nicht das einzige, was Polizisten vom Dienstherren nicht mehr mit auf den Weg bekommen. In Berlin gibts auch kein Schießtraining, weil nach und nach alle Schießbahnen bis auf 2 geschlossen wurden – es waren wohl mal fast 30. Bei den 2 sollen nun die waffentragenden Polizisten auch nachts und am Wochenende trainieren, um die Erlaubnis zum Waffentragen nicht zu verlieren.

  19. lol !!!!!!!!!!!

    Aber der Bürger soll jedes Gesetz und damit verbundenes Verbot kennen.
    denn: „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht“

  20. Na hoffentlich bekomme ich nächste Woche mein E Kennzeichen. Ich hoffe die auf der Zulassungsstellen wissen wenigstens was das ist. Gehen eigentlich 8 Zeichen? Meine Nummer ist ja schon 7 Stellen lang.

  21. „Wir kommen mit Ihrem Kennzeichen nicht klar“
    Genau das bekam ich auch schon zu hören. Von ’ner Zivilstreife auf dem Nachhauseweg rausgewunken.

  22. Hab gerade die abgelaufene Parkvignette neu bekommen: ohne E. Auf Nachfrage wurde mir gesagt, dass die Zusatzzeichen H oder E auf der Vignette weggelassen werden.

    Ok, schauen wir mal. Die Umweltplakette habe ich ja ebenfalls noch mit dem „nicht elektrischen“ Kennzeichen ohne E beschriftet.

    Bei der Umkennzeichnung musste das E aber unbedingt in den Brief.

  23. Hahaha…!
    Ich habe weiter oben schon geschrieben was mir an dieser Sache so maßlos ärgert.
    Nun lese ich aber dass die Polizistinnen selbst auch schon mit Zoes unterwegs sind:

    http://www.grueneautos.com/2016/06/polizei-sachsen-umweltschonend-in-20-neuen-renault-elektroautos-unterwegs/

    Ich werde mir diesen Artikel ausdrucken und ins Handschuhfach legen.
    Genau wie ich mir den Schrieb von der LBV über die Parkgebührenbefreiung ins Fenster legen musste weil die Parkraumüberwacher nichts von den E-Kennzeichen gehört haben.
    Das Paradoxe dabei: Mein Auto ist noch mit der WErbung von renault Beklebt. darauf heißt es in riesigen Lettern: 100% Elektrisch!
    Aber was soll man noch sagen wenn Polizisten nachts autos anhalten weil Sie mal wissen wollen wie sich das so fährt….

    Arme, desinteressierte Menschen.
    Ich hingegen flitze im Flüsterton durch die Stadt und parke kostenlos in der ersten Reihe und dabei wird dann noch geladen.
    Juhuuuui…..

  24. In meinem Zulassungsschein Teil 1 ist das Kennzeichen mit dem „E“ am Ende und im Zulassungsschein Teil 2 (Kfz-Brief) ist das „E“ nicht ausgedruckt.
    Bei der Zulassungsstelle sagte die Dame das wäre immer so.
    Was sagt ihr? Was soll der Blödsinn?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert