Vom Waldviertel an die Adria (650 km)

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roberto
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Zuerst wollte mir meine Frau nicht so ganz glauben, dass die Strecke theoretisch mit nur 5 Ladehalten und einer Ladedauer von insgesamt nur 3 Stunden zu bewältigen wäre. Aber als ich ihr dann die ganzen Triple-Lader auf der Strecke zeigte, war sie einverstanden mit der Zoe zu fahren. Da sie aber überzeugt war, dass wir sicher die doppelte Zeit zum Laden bräuchten und wir keinen Rekord aufstellen wollten, planten wir die Tour auf gemütlich ("Der Weg ist das Ziel")

Wir fuhren also am Mittwoch um 11 Uhr weg, damit wir in Linz gemütlich und gut mittagessen konnten um dann weiter nach Salzburg zu fahren, wo ich noch etwas geschäftliches erledigen wollte und wir dort auch eine Gelegenheit zum Übernachten hatten.

Ankunft bei der Linz AG nach 130 km um 13 Uhr mit 70 km Rest (35% SOC). Die 500 Höhenmeter bergauf nach machten sich wie immer nur vorübergehend bemerkbar und wurden von den folgenden 700 Höhenmetern bergab mehr als kompensiert. Wenn wir keine längere Pause machen wollen, fahren wir normalerweise zum Triple-Lader nach Wels was zwar 10 km Umweg aber 30 min kürzeres Laden bedeutet.
Reichweite in Linz.jpg
Weiter nach Salzburg um 14:15 mit 99% SOC auf der Autobahn immer gemütlich mit 90 km/h wenn verfügbar im Windschatten eines Lasters. Ankunft bei unserem Quartier nach 130 km um 15:45 mit 60 km Rest (31% SOC) also genug Rest für meine Erledigungen. Danach testete ich den Triple-Lader in Wals der war samt (einzigem) reservierten Pakplatz frei und ich lud in 30 min. von 16 auf 99% SOC. In der zwischenzeit ging ich einkaufen und besorgte eine Vignette für Slowenien. Gerüstet für unseren Start am nächsten Morgen stand einem gemütlichen Abend in Salzburg nichts mehr im Wege.

Donnerstag früh starteten wir um 8:40 mit 93% SOC Richtung Kärnten. Kurz nach Salzburg begann es stark zu regnen und es waren kaum windschattentaugliche Fahrzeuge unterwegs, aber die erste Etappe nach Altenmarkt war ja nur 75 km lang. Ankunft um 9:40 mit 40 km Rest (32% SOC) beim Triple-Lader in Sinnhub, der wie erwartet frei war, das Restaurant hatte allerdings auch noch zu. Der Regen war schwächer geworden also gingen wir hinauf zum Hotel und bekamen dort am Frühstücksbuffet einen heißen Tee.

Weiter um 10:10 mit 99% SOC der Regen hörte langsam auf und es fand sich auch wieder Windschatten. Immerhin wartete ja zum ersten Mal der Tauern auf Zoe und da gehts ordentlich bergauf. Ich wusste aber wenn wir durch den Katschbergtunnel sind, gehts nur noch bergab. Und wir hatten nicht nur genügend Restreichweite, es erwartete uns auch strahlender Sonnenschein in Kärnten!

Ankunft beim Triple-Lader in Villach nach 122 km um 11:50 mit 60 km Rest (30% SOC) es ging also wirklich fast nur noch bergab. Ursprünglich wollten wir erst etwas später in Ljubljana mittagessen, aber die Kärntner Kasnudeln als Mittagsmenü im Racers Pub lockten uns zu sehr...obwohl der Name des Pubs nicht gerade zu unserer Fahrweise passte ;)

Leider brach der linke Triple-Lader auf dem Parkplatz auch keinen Geschwindigkeitsrekord sondern die Ladung bei 50% ab. Nachdem der rechte auch frei war, nahmen wir diesen und blieben diesmal in der Nähe, aber er funktionierte einwandfrei.

Dann fuhren wir um 12:50 mit 95 % SOC weiter Richtung Ljubljana, wo wir nach 100 km um 14:15 mit 60 km Rest ( 36 % SOC) bei der Ladestation in der Miklosiceva Cesta ankamen. Die war allerdings durch 2 Schnarchlader (einen i-Miev und einen E-Golf) besetzt, also suchte ich im Navi nach weiteren Stationen. Nur 350 Meter entfernt war die Cigaletova Ulica - allerdings auch besetzt!

Eine 3-Phasige Ladesäule mit 11 kW gab es laut Verzeichnis noch in der Kotnikova Ulica also fuhren wir dorthin und sie war auch frei. Da ich mich auf der homepage von elektro-crpalke angemeldet hatte und mir dies auch bestätigt wurde, sollte ich die Säule jetzt mittels SMS freischalten können. Der QR-Code funktionierte und generierte die SMS, die ich auch senden konnte aber die Säule wollte nicht starten. Stattdessen bekam ich eine SMS auf slowenisch zurück die etwa bedeutete: "Benutzer nicht vom System akzeptiert"!

Da die Chancen eher gering waren, dass die Schnarchlader in der Miklosiceva Cesta ihre Ladung schon beendet hatten, ging ich in das direkt daneben liegende Bürogebäude von Elektro Ljubljana und hoffte auf Hilfe. Leider sprach bei der Anmeldung dort niemand Englisch oder Deutsch also versuchte ich mich mit ein paar Wörtern Tschechisch zu verständigen, was sich etwa so anhören muß als versucht jemand der ein paar Brocken Holländisch kann sich auf Deutsch zu verständigen.

Nach einigem hinundher bekam ich einen Telefonhörer in die Hand gedrückt und am anderen Ende war eine sehr nette Frau die Englisch sprach. Sie entschuldigte sich für die Probleme und meinte, daß die Anmeldungen im Internet manchmal trotz positiver Bestätigung nicht funktionierten. Dann fragte sie mich, wie lange ich in Ljubljana bliebe denn sie könnte mir ihre Ladekarte borgen.

Etwa 10 Minuten später erschien einer ihrer Kollegen mit der Ladekarte und zeigte mir auch gleich wie sie funktionierte.
Er sagte es sei kein Problem, die Karte bis zu unserer Rückreise am Sonntag zu behalten und ich könne sie dann beim Empfang abgeben. Währenddessen kam sogar noch ein slowenischer Ampera-Fahrer und fragte mich ob er mir helfen könnte, er hätte auch eine Ladekarte und sah mich vorhin vergeblich an der Ladesäule hantieren. Der sagte mir auch, dass die Ladesäule mit 22 kW laden würde und meine Zoe in 1 Stunde sicher schon voll wäre. Leider vergaß ich zu fragen, ob ich während des Ladens Parkgebühr zahlen muß.

Wir stellten fest, dass man sich nicht immer auf die Technik verlassen kann und auch nicht, dass eine angepeilte Ladesäule frei ist, dafür aber auf die Hilfsbereitschaft der freundlichen Slowenen. Meine Frau war zwischendurch zwar schon etwas ungeduldig geworden, aber jetzt wirkte sie wieder zufrieden. Scherzhaft meinte sie, die Tour wäre ja sonst schon fast langweiig gewesen. Also schlenderten wir Richtung Fluss um dort gemütlich ein Bier zu trinken.

Mein ursprünglich in einem Hotel am Stadtrand vereinbartes Treffen mit slowenischen Geschäftspartnern verlegte ich dann kuzerhand hierher. Nach einer Stunde ging ich zurück um ein paar Sachen zu holen und da war Zoe auch schon voll. Also parkte ich sie um zahlte noch € 2,10 Parkgebühr bis 19 Uhr. Danach erkundeten wir noch ein wenig die sehr nette Innenstadt von Ljubljana und gingen gemütlich zu unserem Quartier. Der Abend war lau und es war noch einiges los in der Stadt.

Am Freitag Morgen fuhren wir um 9:30 mit 99% SOC los Richtung Triest. Nachdem laut Verzeichnis in Triest keine zuverlässigen Ladestationen existieren und es nach wie vor unmöglich ist als Ausländer eine ENEL-Karte zu bekommen, fuhren wir über Divaca. Dort kamen wir nach 75 km um 10:30 mit 70 km Rest (47%SOC) an. Im Hotel Malovec waren nur 2 ältere Herrschaften die nur Slowenisch und Italienisch sprachen und nichts von einer ausleihbaren Ladekarte wussten.

Da das Gemeindeamt noch geöffnet war holte ich die Ladekarte dort und informierte die Damen über die Unwissenheit im Hotel. Immerhin war das ja der einzige Punkt, wo die Karte 24 h verfügbar sein sollte. Die Sache wurde sofort geklärt und ich erfuhr auch, dass auch eine Karte in der Bar Itak neben Gemeindeamt und Ladesäule erhältlich ist.

Nach einer kurzen Erfrischung in dieser Bar fuhren wir um 12 Uhr mit 99 % SOC weiter nach Triest um dort gleich unser Quartier zu beziehen und freuten uns schon auf ein gutes Mittagessen. Da es fast nur begab ging kamen wir mit fast unverändertem Ladestand um 12:30 an. Da sich in der Nähe unseres Quartiers eine ENEL Ladesäule befindet, beschloss ich mir diese genauer anzusehen. Natürlich funktionierten die beiden Typ 2 Anschlüsse ohne Ladekarte nicht aber die beiden für ladende Elektroautos reservierten Parkplätze waren frei.

Nachdem die Parkplatzsituation in Triest katastrophal ist und ich mich genug über ENEL geärgert hatte, steckte ich den mein Ladekabel an und blieb während des Mittagessens dort stehen. Als ich zurück kam war der 2. Ladeplatz immer noch frei und ein junger Mann, der sich sehr interessiert zeigte, erzählte mir dass er täglich hier vorbei ginge und noch nie ein Elektroauto hier laden sah. Gut, dachte ich mir, kostenpflichtig laden darf ich hier nicht, dafür aber kostenlos parken ;)

Resümee:
Distanz 650 km, Fahrzeit 9 h, Ladezeit 6 h (meine Frau hat immer recht) Gesamt 15 h, Durchschnittstempo 45 km/h
Gesamtverbrauch 85 kWh, Durchschnittsverbrauch 13 kWh/100 km, Gesamtladekosten 0 €

Die Zoe ist heute ein voll alltagstaugliches Langstreckenfahreug! Im Idealfall sollte die Strecke auch in einem durch in 13 h zu schaffen sein. mit einem anderen E-Auto außer Tesla kaum zu schaffen und selbst ein Tesla wird nicht sehr viel schneller sein.

Trotz immer noch vorhandener Hürden in italien und auftretender technischer Schwierigkeitennsgesamt kein Vergleich mit unserer 1. Tour nach Berlin. Ich werde es sicher wieder machen, meine Frau auch!
Aber wir würden nie in einem durch fahren, das sind wir auch nicht mit dem Verbrenner.

Weitere Tips für die Strecke gerne auf Anfrage. Falls es jemanden interessiert kann ich auch die Rückfahrt dokumentieren.
Leider bin ich zu blöd, mehr als 1 Foto hochzuladen...
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Re: Vom Waldviertel an die Adria (650 km)

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Dein Bericht ist ja fast ein Roman. ;)

Aber es bestätigt sich immer wieder. Die Ladesäulen müssen verbessert werden !
Online Abfrage ob besetzt und einfaches Bezahlen.

Mit einem größeren Akku würden sich die weiteren Strecken auch bezüglich Laden jedoch deutlich entschärfen.

Naja mit dem Tesla ist man schon noch um einiges flotter. (Wenn SC oder zumindest Chademo am Weg)
Schau hier: http://supercharge.info/

Für Deine Strecke hättest Du mit dem Tesla ca. 7-8 h gebraucht. Laut Routenplaner sind es direkt sogar nur 6,5 h.
Zuletzt geändert von redvienna am So 3. Mai 2015, 13:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Vom Waldviertel an die Adria (650 km)

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Super Bericht, Roberto.

Muss wirklich mal laden kommen bei dir und ein bisschen tratschen.

Mit ein paar Schnellladern lassen sich auch lange Strecken gut überwinden. Schwieriger ist es da schon mit den Sprachbarrieren. ;)

Re: Vom Waldviertel an die Adria (650 km)

roberto
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Naja der Routenplaner veranschlagt auch für die Zoe nur ca. 10 h, tatsächlich ist es bei moderater Reisegeschwindigkeit nicht unter 13 h zu schaffen. OK Tesla muß nur 2x Laden aber ich würde trotzdem mehr Pausen machen und wenn man nicht am Limit dahinbrettert sind dann auch eher etwa 10 h realistisch.

Sprachbarrieren lassen sich auch immer überwinden!

Re: Vom Waldviertel an die Adria (650 km)

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Was meinst Du mit am Limit ?

Schneller als 140 km/h fahre ich mit dem Tesla S eigentlich nicht.

Meist 120/130 km/h.
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Re: Vom Waldviertel an die Adria (650 km)

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:thumb: Netter Bericht und wider Erwarten relativ stressfrei gelaufen. Mich verwundert aber immer wieder, dass Italien auf den Elektroauto und Ladesäulen Zug nicht so recht aufspringen möchte. :roll:
Wie viel Spass macht dein Auto ?

Re: Vom Waldviertel an die Adria (650 km)

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In Italien setzen wir auf Supercharger und Chademo bei Nissan.

;)

Natürlich mit dem Tesla S.

Weiters als Rom wird es aber auch schwierig.
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Re: Vom Waldviertel an die Adria (650 km)

roberto
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Meine Theorie ist ja dass die Länder mit mächtiger Autoindustrie eben schauen, dass es nicht gar zu schnell geht...

Aber es gibt mehr Lademöglichkeiten In Italien als man glauben sollte, allein in Triest sicher 6-7 Stück Typ 2 22kW von ENEL.
Es bringt nur nichts wenn ich die jetzt eintrage wenn die uns als Ausländer nicht laden lassen, kann sie ja auch keiner testen.
Bin aber schon dabei die Leute von ENEL etwas zu "motivieren" ich halt Euch natürlich auf dem Laufenden.

@ redvienna: Mit am Limit meinte ich eben knapp am Geschwindigkeitslimit von 130. So schnell fahre ich nur selten weil der Energieverbrauch gegenüber 100 schon deutlich höher ist.

Außerdem ist es deutlich stressiger, man muß sich mehr konzentrieren und viel öfter die Spur wechseln. Und Zeitgewinn bringt es meistens ohnehin keinen weil man dann öfter laden muß.

Aber vielleicht ist der Unterschied beim Tesla nicht so krass und ich kann mir vorstellen, dass der etwas mehr zum Strom geben verleitet ;)

Aber abgesehen vom Fahrspass, gibt es eigentlich für den Tesla auch so etwas wie eine optimale Reisegeschwindigkeit?

Für die Zoe hat das ja Umbi errechnet:
http://www.goingelectric.de/forum/renau ... ml#p124256

Re: Vom Waldviertel an die Adria (650 km)

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Beim Tesla sind es laut dem Teslaforum 120 km/h.
http://tff-forum.de/viewtopic.php?t=4450

Aber auch bei 130/140 km/h sind es im Schnitt dann meist nur 115 km/h. ;)

(Baustellen, Beschränkungen, Kurven)
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Re: Vom Waldviertel an die Adria (650 km)

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redvienna hat geschrieben: (Baustellen, Beschränkungen, Kurven)
Vollstrom in den Kurven, oder nicht? ;) :lol:
Wer bremst, verliert ... ähhmm ... das war gestern. Heute gilt ja: Wer rekuperiert, gewinnt... :mrgreen:
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