Bauer sucht Hilfe

[Bauer]

Hallo. Bin neu hier und hoffe auf Hilfe.

Wir suchen seit einigen Monaten ein vernünftiges E-Auto für unsere drei Kinder, meine Frau und mich. Der Traum ist, daß wir es finanziell schaffen sogar zwei zu besorgen und damit den Verbrenner überflüssig machen können. Angefangen haben wir mit der Mia, dann Reva, Think... Später ging die Überlegung dann über gebrauchte Kangoos und Saxos zum Leaf. Jetzt hänge ich beim Zoe.

Unsere Problematik: Eigentlich haben wir weder die Möglichkeit, noch das Interesse viel Geld in ein Auto zu stecken. Allerdings sind wir zum ersten Mal bereit es doch zu tun, einfach weil es moralisch nicht anders geht...

Meine Fragen an Euch:

1.Wird es in absehbarer Zeit beim Zoe die Akkus zu kaufen geben? Oder ist dieses MietdedönsDing garnicht so schlecht? (Haben noch nie etwas geleast!!)

2. Ist man im Falle einer Miete der Akkus wirklich an RWE gebunden?

3. Was bedeutet die Leasingzeit? Z.b. 36 Monate. Was ist danach??

4. Diese neuen Autos haben soviel Elektronik. Wie zuverlässig ist diese? Man kann ja wohl nichts mehr selber machen. Sind dadurch nicht ständige TEURE Reperaturen fällig?

Wir brauchen alles in allem ein E- Auto mit mindestens vier Sitzen, welches 100km auch im Winter schaffen sollte. (Dann, nach einem Arbeitstag laden nochmal 100km) - Braucht man beim Zoe dann eigentlich noch eine Wallbox, oder werden bei den deutschen Modellen auch Haushaltssteckdosen funktionieren? Das ist eigentlich alles. Habt Ihr vielleicht noch einen umsetzbaren Tip, oder denkt Ihr, daß z.B. der Zoe derzeit die beste Wahl ist?


Ja, viele Fragen und keinen Plan. Aber wir müssen sehr strukturiert vorgehen, denn sonst schmeißen uns entweder unsere Chefs raus (sollte das E-auto ständig Funktionsstörungen haben) oder wir sind auf Dauer Pleite.....


Beste Grüße von den (landlosen) Bauern

P.S

Im Forum stehen jetzt schon soviele Kritikpunkte zum Zoe. Werden diese Dinge wohl noch nachgebessert seitens Renault. UND: Wenn es den Zoe doch noch garnicht gibt, woher dann diese Erfahrungen hier??

[Guy]

Hallo Bauer, willkommen im Forum. Dann versuche mal etwa Licht ins Dunkel zu bringen.

1.Wird es in absehbarer Zeit beim Zoe die Akkus zu kaufen geben? Oder ist dieses MietdedönsDing garnicht so schlecht? (Haben noch nie etwas geleast!!)

Nein, ein Kauf ist nicht vorgesehen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Renault in einigen Jahren versucht die gebrauchten Batterien günstig loszuwerden. Vorerst scheint das jedoch keine Option für Renault zu sein. Einen Nachteil sehe ich bei der Miete nicht wirklich, zwar musst du dann weiteren Bedingungen zustimmen - diese findest du im entsprechenden Thread aufgeführt - , die Miete ist jedoch recht angemessen, es sei denn du hast eine sehr große jährliche Fahrleistung.

2. Ist man im Falle einer Miete der Akkus wirklich an RWE gebunden?

Nein, RWE hat mit der Miete nichts zu tun. Einzig die Installation der Wallbox, sofern du diese Option ziehen magst, läuft über RWE. Auch deinen Strom für den ZOE beziehst du weiterhin von deinem Stromanbieter.

3. Was bedeutet die Leasingzeit? Z.b. 36 Monate. Was ist danach??

Danach kannst du die Batteriemiete verlängern, musst du aber nicht. Ohne Batterie nutzt dir der ZOE allerdings herzlich wenig. Vielleicht gibt es jedoch bis dahin schon Batterien von Drittanbietern zu kaufen.

4. Diese neuen Autos haben soviel Elektronik. Wie zuverlässig ist diese? Man kann ja wohl nichts mehr selber machen. Sind dadurch nicht ständige TEURE Reperaturen fällig?

Das kann dir bei einem neuen Fahrzeug mit neuer Technik niemand genau sagen. Abgesehen von Dingen wie Bremsscheibe o.ä. wird man da selbst nicht mehr viel machen können. Prinzipiell sollte sich der Verschleiß sehr in Grenzen halten, jedoch gibt es auch hierzu keinerlei Langzeiterfahrungen beim ZOE. Was Reparatur angeht, rechne ich nicht damit, dass das günstiger wird als bei anderen Fahrzeugen.

Braucht man beim Zoe dann eigentlich noch eine Wallbox, oder werden bei den deutschen Modellen auch Haushaltssteckdosen funktionieren?

Der Punkt mit der Ladung an Schuko wird hier derzeit stark diskutiert. Es scheint so zu sein, als ob Renault für den ZOE keine direkte Lademöglichkeit an Haushaltssteckdosen anbieten wird. Hier würde ich an deiner Stelle in eine Wallbox investieren. Damit bist du auf der sicheren Seite und hast zudem die Möglichkeit mit höheren Leistungen zu laden. Eine Alternative wären noch die zahlreichen Wallboxen oder ICCB Lösungen.

Die 100km Reichweite soll der ZOE laut Renault im Winter schaffen. Wie optimistisch diese Aussage ist, kann ich nicht bewerten. Das hängt dann auch stark von deinem Fahrprofil ab. Hier fehlen jedoch ebenfalls noch Erfahrungswerte für tiefe Wintertemperaturen.

Ich halte den ZOE noch immer für die derzeit beste Wahl, es ist allerdings nicht so, dass alles so reibungslos funktioniert wie man es erwarten würde. Gut möglich, dass Renault dies noch zur offiziellen Markteinführung behebt.

Wie viele ZOE gibt es mittlerweile hier? Vier?

[Itzi]

Was die Schadenswahrscheinlichkeit betrifft, so sollte der Umstieg von mechanisch-thermisch auf elektrisch ein klarer Vorteil sein. Elektronische Geräte und Anlagen haben eine sehr ausgeprägte Badewannenkurve bei der Ausfallsverteilung:

Das heißt vereinfacht gesagt: Wenns nicht gleich am Beginn (Gewährleistung) bricht, dann mit hoher Wahrscheinlichkeit erst sehr spät (10-20J).

100 km für eine Richtung ist keine Kleinigkeit mehr aber machbar. Auf jeden Fall solltest Du sehr pessimistisch rechnen und alle Faktoren berücksichtigen, und zwar in Kombination:
- Alterung der Batterie
- Weniger vergügbare Kapazität durch Kälte
- Heizaufwand im Winter
- Starke Abweichungen vom NEFZ z.B. Autobahn (doppelte Geschwindigkeit bedeutet achtfacher Energieaufwand für Luftwiderstand)
- Winterreifen
Hab ich was vergessen?

Aus Erfahrung weiß ich, dass z.B. beim Fluence 100 km im Winter nicht immer möglich sind. So realistisch muss man sein. Mit dem ZOE hoffe ich 65km Hin- und zurück bei jeder Witterung zu schaffen.

Wieviele km fährst Du im Jahr? Bei der Strecke zur Arbeit müsste das ja auch wirtschaftlich höchst interessant werden!

Bzgl. Laden (in der Arbeit) solltest Du für den ZOE zumindest eine dreiphasige CEE mit 16A auftreiben, das ist doch gerne mal organisierbar. Dann kannst Du mit einer mobilen Ladebox arbeiten. Je nachdem wie flexibel Dein Arbeitgeber ist, wäre natürlich eine Wallbox besser.

Lasst euch aber auf keinen Fall von hier im Forum besprochenen Problemen entmutigen! Wir haben halt gerade nix anderes zu tun...
Überstürzt nichts und wartet noch ein wenig ab - in wenigen Wochen gibts hier reichlich Erfahrung mit dem Zoe!

[Guy]

Starke Abweichungen vom NEFZ z.B. Autobahn (doppelte Geschwindigkeit bedeutet achtfacher Energieaufwand für Luftwiderstand)

Der Verbrauch steigt zwar mit der Geschwindigkeit, ganz so stark aber doch nicht - doppelte Geschwindigkeit, sofern das mit dem ZOE überhaupt machbar ist, bedeutet vierfache Kraft zur Überwindung des Luftwiderstands.

[Itzi]

Wir haben beide Recht!
Doppelte Geschwindigkeit = doppelter Kraftaufwand (2. Potenz) F = A/2 × Cw × D × v²
Doppelte Geschwindigkeit = achtfacher Energieaufwand (3. Potenz) P = F × v = A/2 × Cw × D × v³

Wie dem auch sei, auf Strecken mit viel Autobahn "säuft" der Fluence.

[wasserkocher]

Achtfacher Energieaufwand stimmt nicht ganz. P steht in der Physik für Leistung (Einheit kW), die steigt in der 3. Potenz zur Geschwindigkeit, d.h. doppelte Geschwindigkeit = achtfache Leistung.
Mit Energie beschreibt man normalerweise die eingesetzte Arbeit. Und Arbeit ist Kraft mal Weg. Wenn der Weg gleich bleibt, die Kraft sich aber vervierfacht, ist auch der Energieeinsatz (Einheit kWh) vierfach.
Kann man sich auch so vorstellen: Man braucht zwar die achtfache Leistung, aber nur halb so lang.

[Itzi]

... und ich dachte, man versteht, dass ich damit implizit die Energie abgeleitet nach der Zeit gemeint habe. Ich hätte das Wort Leistung wohl nicht doch noch wegkürzen sollen.
Aber ja, es stimmt. Die Geschwindigkeit kürzt sich wieder einmal raus, das hab ich nicht bedacht. Schnellfahren bringt also irgendwo wieder was. W = F x s Dann bleibt die zweite Potenz übrig - ist auch genug.

Jedenfalls sollte klar sein worauf ich hinaus will. Schnell fahren braucht viel Strom. Die Reichweite sinkt.

[Guy]

Ich wollte damit auch keine Diskussion über die physikalischen Effekte auslösen. Nun ist es ja geklärt und es kann mit Bauers Fragen weitergehen.

[Bauer]

Danke, guy. Bin schon ins Grübeln geraten...

[Karlsson]

Im Bereich 100km/h sollte der Windwiderstand dominieren.
Dann gilt Energieverbrauch/ Strecke steigt quadratisch mit der Geschwindigkeit, der Leistungsbedarf steigt kubisch.

Also Beispiel 120km/h statt 100 bedeutet 73% mehr Leistung im Windwiderstand. Der Energiebedarf pro Kilometer geht um 44% hoch. Oder anders herum - die Reichweite sinkt um ca 30%.

Ganz so schlimm wird es dann doch nicht, weil die anderen Fahrwiderstände dann doch nicht egal sind - aber so ganz daneben sollte es auch nicht sein.