Zoe Antrieb in Umbau-Projekt

[lamouette]

Hallo beisammen,

es gibt Zoe-Unfallautos für 3-5000€ (Fahrakku ausgebaut).
Da stellt sich bei mir sofort die Frage: Lässt sich der feine Antrieb in ein anderes Auto einbauen?

Für o.g. Preis erhält man ja immerhin einen Motor (mit 43kW Dauerleistung), Controller, Schnellladegerät und noch haufenweise gut brauchbare Kleinteile (Unterdruckpumpe Bremskraftverstärker, reichlich Kabelei mit Sicherungen etc). Vielleicht könnte man sogar die Wärmepumpe/Klimaanlage weiternutzen. Ganz vielleicht sogar das BMS.

Als Umbauobjekt z.b. ein T4 Transporter. (Obwohl auch viele andere Autos interessant wären, Cabrios, Oldtimer, etc..)
Die Akkus in den Laderaum mit Zwischenboden, 10-15cm weniger Laderaumhöhe wären zu verschmerzen. Für den Anfang vielleicht 15kWh (und zukünftig beliebig aufrüstbar).

Die großen Fragen:
- Bekommt man den Zoe-Antrieb an einem 96zelligen Akku (Winston o.ä.) irgendwie zum Laufen?
- Wieviel der Renaultsoftware müsste weiterverwendet werden?

Die ganz herbe Nummer wäre der komplette Umbau der kompletten E-technik (inkl. aller Sensoren, Steuergeräte, R-Link, Fensterhebern ), so ähnlich:
https://www.youtube.com/watch?v=McvDjpdcBw0
Dann müsste aber vermutlich auch der Originalakku weitergenutzt werden - das ist bei einem Mietakku aber eher ungeschickt.

Also - Was meinen die Spezialisten? Hätte ein geübter Autoschrauber eine Chance? Oder gibts bei 400V DC sowieso ein Veto vom TÜV/Dekra?

Gruß
L.

[Gerhard]

Also ich sehe nicht das große Problem. Einen Zugang zum Controller und zum BMS muss man schon haben um die neuen Werte (Prorammierung) einzugeben.

Gerhard

[lamouette]

Tja, Zugang zum BMS?!
Klar - theoretisch müsste man dort nur ein paar Grenzwerte ändern. Aber ich fürchte, da kommt nichmal ein Z.E.-Händler so einfach dran. Sonst könnte dieser ja mal dem Q210 die Akkukapazität vom R240 freigeben.
Kennt sich denn hier jemand detailierter mit der Zoe-Technik aus? Sitzt das BMS innerhalb vom Akkugehäuse oder in einem Steuergerät im Auto?

[chrisma]

Das Thema würde mich auch interessieren -

Konzeptionell wäre es entweder "blackbox" Umbau - also Zoe Kabelbaum mit allem Drum und Dran woanders einbauen, das System "denkt" es wäre immer noch ein Zoe - das wäre die einfachere Variante, weil man das Zusammenspiel der Komponenten untereinander nicht verstehen muss. Aber selbst hier gibt es Hürden, z.B. kann Renault über den Fernzugriff via TCU die Aufladung der Batterie blockieren (wohl gedacht wenn jemand seine Miete nicht mehr zahlt). Dass die Teile vom Unfallwagen stammen und nun Deine eigene Batterie dranhängt ... wie will man das offiziell Renault mitteilen ?
Gut, Zoefahrer wissen ... auch ohne bzw mit defekter TCU lässt sich gut leben äh fahren.
Wenn der Fernzugriff aber funktioniert - und man das System 1:1 so belässt wie es ist - dann reagieren Hersteller mitunter durchaus allergisch auf Umbauten, besonders wenn die HW subventioniert ist weil das eigentliche Geschäftsmodell anders funktioniert, das sieht man bei Microsoft schön mit der XBOX, die per Fernzugriff zerstört werden kann - und wird.

Das führt dann zu Punkt 2 - Das Gesamtsystem verstehen und modifizieren - und das ist bei jedem modernen Auto schwierig -- wenn nicht sogar unmöglich -- solange der Hersteller die proprietären Informationen nicht offenlegt ... was Renault auch auf Anfrage nicht tut, siehe Story eptender - also selbst dann nicht wenn es für Renault Vorteile hätte und das ganze Thema e-Mobility voranbringen würde. Und die Zulieferer (Bosch, Continental etc) sind sicher vertraglich zur Verschwiegenheit verpflichtet.
Bleibt dann noch reverse engineering, auch da sind wir beim Zoe schon weiter als bei jedem anderen Modell: Viele der Can-Bus Botschaften sind per reverse engineering schon entschlüsselt worden für die CanZE App, aber es zeigt auch: nach wie vor läuft noch viel über den Bus, von dem man bis jetzt nicht die geringste Ahnung hat, was es ist und was es bedeutet? Wer kann - mit welchem Risiko - in so ein System eingreifen ? Wie will man dann TÜV oder Versicherungen überzeugen ?

Sicher, man könnte sagen ... ich kenne jetzt die Can-Botschaften für den Motor, und kann beschleunigen z.B. - und ESP bleibt einfach das, was vorher in meinem Altfahrzeug drin war (z.B. Audi A2) - ich baue da (nur) den Zoe Motor ein.
Aber das ESP erwartet die Can-Botschaften der "alten" Motorsteuerung, die nun ausbleiben - und folglich wird es wohl nicht funktionieren. Nur ein Beispiel - oder wir bauen für immer nur die Autos *vor* der Jahrtausendwende um, die noch keinen Can-Bus hatten.

Wer mag, kann mal bei scribd suchen nach den Begriffen "Renault Zoe 2013" und sollte dort ein Dokument der Renault Academy finden, das Alex Lake hochgeladen hat - das erklärt den Zoe in seinen Komponenten für Werkstatt-Personal - das ist schon technischer als die meiste andere öffentlich zugängliche Dokumentation zum Zoe - und immer noch Galaxien von dem Detailgrad entfernt den man für einen (verantwortungsvollen) Eingriff ins System bräuchte - Leider

[lamouette]

Hi chrisma,

es freut mich, dass das Thema Dich auch schon zum Grübeln gebracht hat.
Eigentlich ist die Entschlüsselung der Antriebssoftware für fast alle Zoefahrer interessant. Spätestens wenn jemand einen größeren oder günstigeren Akku zum Kauf anbieten würde. Aber bis dahin ist es wohl ein sehr weiter, steiniger Weg.
Ich wüsste gerne: Hat schon jemand ein paar Schritte auf dem Weg gemacht?
Der CAN-Bus-Hacking-thread ist mir bekannt. Aber vielleicht hat auch schon jemand direktere Versuche gestartet.
Z.B.: Hat schonmal jemand den Originalakku getrennt (unter Beifahrerfussmatte) und stattdessen einen anderen Akku angeschlossen?

Gruß
L.

[chrisma]

Bisher habe ich Schritte nur auf dem Papier gemacht: In dem Dokument der Renault Academy, das man z.B. auf scribd findet, steht auf S.59, dass das BMS in der Batterie-Einheit integriert ist -
Auf S.71 ist der 400V Bus erklärt, welche Steuergeräte hier dazugehören: Das sind "2093 BCB" (Battery Charging Box), "2092 PEB", "938 LBC" und "938 LBC2" (LCB = Lithium Battery Controller) - und schließlich noch "946 EVC".
Dass die "938 LBC" und "938 LBC2" zusammen das BMS bilden steht dann auf S.74
Also wenn jemand einen Unfall-Zoe kauft und dort die ganze gekapselte Batterie-Einheit fehlt (wird nur mit 4 Schrauben am Fahrzeug gehalten, siehe S.65) - dann fehlen sowohl die Akkus als auch das BMS - leider.

Das ist einerseits gut, denn wenn Austausch-Produkte für die gekapselte Batterie-Einheit kommen würden, dann hätten diese ein auf die verbauten Batterien abgestimmtes eigenes BMS - das sich auf dem CAN-Bus wie eines von Renault verhalten müsste (was auch nicht trivial ist, aber zumindest mitgelesen werden kann und daher bekannt ist) - man muss aber nicht undokumentierte Parameter in einer vorhandenen original BMS verändern und hoffen dass die Parameter passen bzw nix kaputt machen.
Andererseits kommen zu den Kosten für die Batterien selbst eben alle anderen Komponenten hinzu, die im o.g. Dokument auf S.58-65 erklärt sind

[MarcE]

Möchte das Thema nochmal aufnehmen. Unfallautos und Teile sind ja einige verfügbar, was es für Umbauer interessant macht. Hat schon jemand den Motor mit einem fremden Controller zum laufen gebracht? Standard-Controller wie Curtis funktionieren ja nicht, weil der Zoe Motor fremderregt ist.

[chrisma]

Ich denke der erste logische Schritt wäre zunächst einmal alle Komponenten aus der Zoe zu nehmen und das einmal zum Laufen zu bekommen - und anschließend dann zu probieren ob einzelne Blöcke wie Batterie/BMS zwischen den Zoe Generationen austauschbar sind - oder ob sich der neueste CCS Anschluß, der wahrsch über ein eigenes Steuergerät läuft, sich in das Ensemble integrieren läßt? Bis heute habe ich aber noch nichts gefunden wo irgendwelche technisch brauchbare Informationen geteilt werden - geschweige denn konkrete Erfahrungen ausgetauscht - da ist die Tesla Gemeinde deutlich weiter

[Greenhorn]

eCap in Winsen hat die Zoe Technik in einen alten Audi/DKW eingebaut und betreibt den mit anderen Akkus. Dort Mal nachfragen.
Ich gebe das seit ich das mitbekommen habe auch als Idee für meinen Umbauplan.

[chrisma]

danke für den Tipp - haben die ein Interesse dieses (doch eher exklusive) Wissen auch zu teilen - oder behalten die das eher für sich ?