wer hat's erfunden? - Transporter 1973

[berndamsee]

Hei!
Ja, wer hat´s erfunden. Ich bin bei meinen Recherchen zum Elektroauto der nicht allzu langen Vergangenheit auf das Jahr 1992 gestossen:

Im Jahr 1992 hatten drei grosse deutsche Autobauer die Konzepte für Batteriebetriebene Fahrzeuge samt Prototypen fertig.

BMW E1, AUDI A2 und MB A-Klasse
Alle Autos waren in ihren Abmessungen sehr ähnlich, teilweise auch im Design.
BMW als klassischer Hecktriebler stellte seinen Prototyp bereits 1991 schon vor.
AUDIs A2 SpaceFrame Alu-Technologie ergibt damit auch Sinn, da Batterien schwer waren/sind, muss daher das Auto leichter werden.
MB war zu dem Zeitpunkt am weitesten, die Prototypen waren serienreif.
Alle Autos hatten Reichweiten von über 200 km mit einer Batterieladung

Ausgelöst bzw. den Anstoss zu dieser Entwicklung legte der Staat Californien mit seinem neuen Gesetz (CARB), dass bis ins Jahr 2003 10% aller Neuzulassungen Zero-Emission-Fahrzeuge sein müssen, was zum damaligen Zeitpunkt am einfachsten mit elektrisch betriebenen Fahrzeugen zu realisieren war.
Das veranlasste ua. damals auch GM sein Elektroauto EV1 1997 auf den Markt zu bringen. Und es 1999 wieder verschwinden zu lassen ... die Geschichte ist bekannt und inzwischen dokumentiert (who killed the electric car?).

BMWs E1 brannte ab und BMW entschloss sich zu einem Nachfolger, dem E1/1, heraus gekommen 1993. Jetzt aber nicht mehr als reines Elektrofahrzeug, sondern als Hybrid.
MB hatte seine A-Klasse mit der in den USA entwickelten ZEBRA-Batterie ausgestattet. Gewicht: 300 kg komplett im Sandwichboden. Das Besondere an dieser Batterie war auch ihre Arbeitstemperatur: 270-350 °C. Mit dieser Temperatur liess sich auch hervorragend das Auto temperieren. Servolenkung, Servobremsen und AC waren Standard.

Mit dem zunehmenden Widerstand gegen das kalifornische Gesetz, gingen die Deutschen erst einmal auf Warteposition ... BMW hatte schon vorher das Handtuch geworfen und ist ausgestiegen aus seinem Projekt.
Als klar wurde, dass das kalifornische Gesetz kippen würde, kam die grosse Umstrukturierung und Umkonstruktion bei den beiden Herstellern AUDI und MB.

AUDI wusste nun nicht mehr, wie sie das teure SpaceFrame Konzept rechtfertigen sollen, alle Hinweise auf Technologievorsprung und bla, bla, bla ... die Kundschaft honorierte es nicht und der A2 wurde ein Flop.

MB wurde nun mit dem legendären Umfaller bestraft. Klar, jetzt fehlten 300 kg im Sandwichboden und der Schwerpunkt war weit nach vorne gerückt! Mit dem Gewicht der Batterie hätte niemand den kleinen Benz umschmeissen können, siehe TESLAs Limo S, nicht zum Kippen zu bringen.

Der Sandwichboden, jetzt seiner Funktion beraubt, wird von MB genau so unglaubwürdig verteidigt, wie AUDIs SpaceFrame.
Aus der Situation wollen sie bei MB noch das Beste machen und bestimmen die A-Klasse zum Alternativ-Konzept-Flagschiff NECAR. Zuerst für die E-Cell, dann für die F-Cell, dann für nichts mehr und lassen die A-Klasse sterben (vom Konzept her).

AUDI versucht 2011 noch einmal einen Anlauf und will den A2 wieder beleben, diesmal aber mit Alternativantrieb (BEV und Hybrid), Erscheinung 2015. Im Herbst 2011 werden noch Prototypen nachgereicht.
Doch schon 2013 streicht AUDI die Flaggen und erklärt den Ausstieg aus den eCars, sowohl mit dem A2 wie mit dem A8 e-tron.

BMW hat inzwischen in aller Stille gelernt und eine eigene Fahrzeugklasse aus dem Hut gezaubert: die i-Serie.
Mit dem i3 und dem i8 machen sie dem Mitbewerb jetzt Druck, MB hat den e-Smart und die e-B-Klasse, beide mit Tesla-Technologie ausgestattet. Jahre davor hat MB schon mit der chinesischen Firme BYD die Firma DENZA in China gegründet und das erste Auto Ende 2014 auf den chinesischen Markt gebracht.

Selbst VW reagiert mit eUp und eGolf und einem weniger glücklichen Versuchsträger ... und AUDI sieht sich jetzt doch wieder veranlasst, auch etwas zu tun. Aber nicht wegen dem deutschen Mitbewerb, nein, wegen Tesla und seiner Luxuslimousine S.

Wem soll man/frau da noch glauben, dass sie es Ernst meinen mit dem eCar?

Wenn man/frau das alles sich so durch den Kopf gehen lässt, dann kann er nur mehr geschüttelt werden! Diese Mutlosigkeit grosser Konzerne ist erschütternd ... aber sie bekommen jetzt zum zweiten Mal die Rechnung präsentiert.
Mal sehen, wer sie begleichen kann ...?

Ich bin ebenso für solche Personen, wie Elon Musk so dankbar, dass sie der Welt einfach zeigen, was machbar ist!
Wobei viele, es ja immer nocht nicht glauben können oder wollen ... als wäre er von einem anderen Stern.

Aber es bleibt spannend.
LG Bernd

[Solarstromer]

Spätestens als Toyota den Prius auf den Markt brachte , hätte Audi den DUO wieder aus der Schublade ziehen
müssen ....

Für die USA, ja. Für Europa dagegen macht Hybrid ohne Stecker bis heute keinen richtigen Sinn. Letztlich ist das auch nur eine Spritspartechnik mit Verbesserung der Dynamik. Das hatte Audi als erster Hersteller mit dem direkteinspritzenden Diesel mit Turboaufladung schon sehr lange bevor Toyota mit seinem Hybridgeraffel kam. Die TDI Motoren haben meiner Meinung Audi letztlich vollends auf das Niveau von Daimler und BMW gehievt.

[TJ0705]

Hi Solarstromer,

gerade bei der Hybridtechnik von Toyota geht es vor allem um einen SAUBEREN Betrieb.Das in einem Atemzug zu nennen mit Turbodiesel *igitt* , ist der blanke Hohn.

Dein Beitrag strotzt imo vor Unkenntnis.

Grüße Dirk

[berndamsee]

Die deutsche Autoindustrie hätte nur da weiter fortsetzen brauchen, wo sie 1996 aufgehört haben. Dann wären sie heute die führende Nation beim eCar.

Aber leider, ist das einzige worin sie Weltmeister sind, ihre Mutlosigkeit und als zweites kommt gleich ihre Fantasielosigkeit ...

Ich bin schon ein älteres Semester und kann mich noch genau erinnern, wie in den 70er Jahren die deutsche Fotoindustrie quasi über Nacht von der Bildfläche verschwunden war ... erst haben sie gelacht über die Japaner ...

Und ich sehe sie schon wieder auf dem gleichen Abstellgleis fahren. Sie manövrieren sich schon wieder ins Aus ... und gestorben wird dann schnell.
Hätte man dem NOKIA-Vorstand gesagt, dass NOKIA als absolute Nr 1 der Welt in 300 Wochen Geschichte ist, hätten sie sich vor Lachen gebogen. Heute lacht in Finnland niemand mehr darüber ... im Gegenteil.
300 Wochen, das war die Zeitspanne von der Vorstellung des iPhones bis zum Verkauf NOKIAs an Microsoft.

Wie lange wird es dauern, bis die Chinesen oder die Inder oder die Süd-Koreaner die deutsche Autoindustrie aufkaufen, weil sie in ihrer Überheblichkeit wieder einmal die Zeichen der Zeit nicht verstanden haben?
Die Geschichte wiederholt sich immer wieder.

LG Bernd

[TJ0705]

100% Zustimmung, Bernd.

Die Geschichte lehrt uns, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt...

[umberto]

Der Unterschied zum iPhone ist: die Leute haben das Teil auch in Massen gekauft, weil es Ihnen wohl einen Vorteil bot. So weit sind wir bei den E-Autos für die breite Masse irgendwie noch nicht.

Aber heute habe ich ein schönes Foto zum "wer hat's erfunden" gefunden:

Hier clicken und dann oben im Suchfeld "electrique" eingeben.

Auf dem mittleren Bild: ein mit Radnabenmotoren ausgerüsteter Elektro-Feuerwehrlöschzug von...1908.

Gruss
Umbi

[berndamsee]

Der Unterschied zum iPhone ist: die Leute haben das Teil auch in Massen gekauft, weil es Ihnen wohl einen Vorteil bot. So weit sind wir bei den E-Autos für die breite Masse irgendwie noch nicht.

Ja, das stimmt. Nicht einmal die günstigen Unterhaltskosten eines eCars überzeugen die Masse.
Ich denke, das hängt auch damit zusammen, dass keine Regierung in Europa bisher gesgt hat, wie sie die entfallende Mineralölsteuer bei grösserer Marktdurchdringung der eCars kompensieren wird.

Hier herrscht einfach ein Vakuum, in das sich momentan nur die wenigsten hineintrauen.
Und die Regierungen spielen geschickt diesen Ball, denn in Wahrheit sind ihnen und noch ein paar anderen die eCars ein Dorn im Auge. Also nur nichts forcieren und schön alles im Unklaren lassen ... aber immer schöne Augen machen.

Ob das die geeignete Taktik für die Zukunft ist, wage ich zu bezweifeln.

Gut, warten wir ab. Irgendwann müssen sie rauskommen mit ihren Ideen ... der Druck steigt von Tag zu Tag. Einen Rückzieher wie 1999 wird es diesmal nicht mehr geben ... dafür ist es gottseidank schon zu spät.

LG Bernd

[umberto]

Ja, das stimmt. Nicht einmal die günstigen Unterhaltskosten eines eCars überzeugen die Masse.

Das hängt aber auch stark vom Nutzungsprofil ab. Im Vergleich zu meinem A-Klasse-Diesel ist die Zoe bei 6000 km/a reiner Luxus. Aber was für einer!

Ich denke, das hängt auch damit zusammen, dass keine Regierung in Europa bisher gesgt hat, wie sie die entfallende Mineralölsteuer bei grösserer Marktdurchdringung der eCars kompensieren wird.

Das interessiert doch keinen Endkunden. Der sieht nur, dass er 30000 € für ein Auto ausgeben soll, wo er manche Fahrten vorher planen muss. Will ich nicht, laß ich. Selber denken kommt eh aus der Mode..

Gut, warten wir ab. Irgendwann müssen sie rauskommen mit ihren Ideen ... der Druck steigt von Tag zu Tag. Einen Rückzieher wie 1999 wird es diesmal nicht mehr geben ... dafür ist es gottseidank schon zu spät.

Sollte man meinen. Aber laß Tesla krachend pleite gehen (ich hoffe es nicht), das wäre so ein Signal für den Rückzug...

Gruss
Umbi

[EV_de]

Ich und hoffentlich viele Elektrofahrer auch, werden dann trotzdem bzw. gerade deswegen keinem deutschen
Autobauer Geld geben ....

Model S bzw. ZOE Akkus bekomme ich dann auch von anderen Anbietern, bis das der Charger uns scheidet !