Verbrauchsmessungen und Reichweitentest

[Goingi3]

Liebe Freunde der Elektromobilität!

Ich denke, dass Informationen über Reichweite, Verbrauch und Streckenprofil für alle Kauf-Interessenten und Besitzer eines Elektromobils immer wieder interessant sind. Ich gebe daher hier meine persönlichen Erfahrungen weiter.

Ich fahre aus Überzeugung einen i3 ohne Range-Extender. Ich habe mich auf die erzielbare Reichweite eingestellt und es bis jetzt noch nicht bereut. Der i3 deckt mein Fahrprofil perfekt ab.

Ich bin bisher ca. 1800 km gefahren. Das Streckenprofil war sehr gemischt. Ich denke das werden ca. 50 % Autobahn, 25 % Landstraßen und 25 % Stadtgebiet gewesen sein. Der Verbrauch hat sich laut Bordcomputer auf ca. 12,7 kWh eingependelt.

Der Bordcomputer zeigt aber leider nicht den tatsächlichen Verbrauch an. Die Messung mit einem geeichten Subzhähler unmittelbar vor der Wallbox ergibt immer einen um ca. 15 % höheren Verbrauch. Schade, dass hier BMW die Verbrauchsanzeige etwas beschönigt.
Beim Smart Electric Drive ist das eher umgekehrt. Der rechnet den Verbrauch ab BC sehr realitätsnahe und offensichtlich gleich unter Berücksichtigung von Ladeverlusten.

Was mich jetzt einmal interessierte, war der reine Verbrauch auf der Autobahn und auf der Landstraße.


Erster Versuch: Verbrauch auf der Autobahn in kWh/100 km

Wir starteten zu zweit zu einem Verbrauchstest mit dem i3. Als Strecke habe ich ein Autobahnstück zwischen einer Raststätte und einer Wende in Form einer Auf- und Abfahrt ausgesucht. Die Länge beträgt hin und retour 18,9 km. Das Profil ist fast ohne Steigung, wobei sich durch Hin- und Retourfahrt eine vorhandene leichte Steigung ausgleicht.

Als Geschwindigkeiten habe ich jene gewählt, die im Allgemeinen bei uns in Österreich gefahren werden.

Der Start erfolgte immer in der Raststätte mit sanfter Beschleunigung bis zur Zielgeschwindigkeit. Dann weiter bis zur Wende mit dem Tempomaten und wieder zurück. Ich bin dabei nicht so schnell gefahren, dass sich die Zielgeschwindigkeit als Durchschnitt eingestellt hätte, sondern ich habe sofort die Zielgeschwindigkeit eingestellt und bin diese konstant durchgefahren. Ob das ausreichend aussagekräftig ist, kann ich nicht sagen. Wenn man aber in der Praxis ein Stück Autobahn fährt, stellt sich als Schnitt auch nie jene Geschwindigkeit ein, die man meist konstant mit Tempomat fährt, sondern immer ein geringerer. Daher sollte das schon etwas aussagen.

Die Verbrauchswerte waren folgende:

Zielgeschwindigkeit Verbrauch Durchschnitt

90 km/h …………..………..…. 11.6 kWh/100 km …………………… 74,0 km/h
100 km/h …………………....…. 12.7 kWh/100 km …………………… 82,0 km/h
110 km/h ………..………..……. 14,1 kWh/100 km …………………… 85,5 km/h
120 km/h …………………....…. 16,0 kWh/100 km …………………… 91,5 km/h

Die 130 km/h konnte ich nicht mehr testen, weil mir der „Saft“ ausgegangen und die Heimfahrt nicht mehr möglich gewesen wäre.

Der Verbrauchswert bei 100 km/h deckt sich ziemlich genau mit jenem, den meine Frau bei ihren Pendelfahrten über ca. 65 km Autobahn fast immer erreicht. Also können die Werte nicht ganz daneben liegen.

Interessant sind die Verbrauchssteigerungen zwischen den Zielgeschwindigkeiten die deutlich zeigen, wie sich der Verbrauch bei steigender Geschwindigkeit erhöht.

90 auf 100 ………….. 1,1 kWh/100 km
100 auf 110 ………….. 1,4 kWh/100 km
110 auf 120 ………….. 1,9 kWh/100 km

Von 120 auf 130 wären das dann vielleicht noch einmal ca. 2,6 kWh/100 km Mehrverbrauch gewesen.
Zwischen 90 und 130 müsste man also mindestens mit einem Mehrverbrauch von ca. 7 kWh/100 km rechnen.


Zweiter Versuch: Reichweitentest und Verbrauch auf der Landstraße in kWh/100 km

Um den Verbrauch auf der Landstraße zu testen, habe ich einen Reichweitentest durchgeführt.
Ich habe dazu am Routenplaner eine Strecke von knapp 160 km bei uns in Tirol geplant, die durch zahlreiche Ortschaften führte und deren Streckenprofil auch ordentlich Höhenunterschiede besitzt. In Summe waren es 1600 Höhenmeter, die überwunden werden mussten (siehe Höhenprofil, das ich mit meinem Radcomputer exakt mitgemessen habe).

Das Auto stand zuvor in der Garage bei ca. 10°C. Die Ladung stammt von der vorhergegangenen Nacht, wobei der Akku bereits um ca. Mitternacht 100 % voll war. Der Akku war also nicht vortemperiert.

Gefahren bin ich immer möglichst gleichmäßig und sparsam im Modus ECO PRO und auf der Hälfte der Rückfahrt im Modus ECO PRO+, aber nie so langsam, dass ich ein Verkehrshindernis gewesen wäre. Schneller als 90 km/h fuhr ich aber nie. Die Geschwindigkeitsbeschränkungen habe ich immer eingehalten. Ungefähr 5 mal musste ich auch ordentlich „Strom“ geben, um zu überholen.

Die Lufttemperatur betrug ca. 16°C. Die Klimaanlage war bei ECO PRO immer auf AUTO mit 21°C eingestellt. Bis auf ein paar Kilometer mit Scheibenwischer und Abblendlicht und durchgehend Radio waren keine anderen Verbraucher eingeschaltet.

Das Ergebnis seht ihr hier:

Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf der ganzen Strecke betrug übrigens 42 km/h.

Ich habe aus diesem Versuch gelernt, dass man durch vorausschauendes und gleichmäßiges Fahren auch bei großen Höhenunterschieden weite Strecken zurücklegen kann, zumindest auf der Landstraße.
Die Rekuperation funktioniert sehr effektiv. Die Ladeleistungen beim Bergabfahren steigen manchmal weit über 50 kWh. Und was sehr viel bringt, ist das Segeln.

Ich hoffe, dass die Erfahrungswerte aus den Versuchsfahrten für einige von Euch neue oder zumindest interessante Erkenntnisse darstellen.

Ich selbst bin immer wieder an Verbrauchsmessungen interessiert. Es geht mir sehr darum, mit der kostbaren Energie verantwortungsbewusst umzugehen. Darüber hinaus macht es natürlich Spaß, mit so wenig Kosten so weit zu fahren.

Es freut mich sehr, dass ich mit meinen beiden Elektrofahrzeugen dem BMW i3 und einem Smart ED mehr als 90 % aller Fahrten praktisch ohne Einbußen an Komfort abdecken kann und hoffe auf eine möglichst rasche Entwicklung am Akkusektor, um meinen für weitere Fahrten noch vorhandenen „Verbrenner“ irgendwann in die Schrottpresse zu bringen, wo meines Erachtens alle Verbrenner hingehören.

Ich wünsche allen viel Spaß und Freude mit Ihren Elektromobilen.

[marfuh]

Guter Bericht....Ich habe mit meinem i3 die 180 km auch schon geknackt...ich denke ich werde in der nächste Zeit die 200 Marke brechen. das A und O ist vorausschauendes Fahren.

Nicht aber ein Verkehrshindernis sein....der Verkehr in Rhein/Main lässt auch nicht mehr als 90 -100 km/h zu.....in der Regel...

Was ich auch noch festgestellt habe, warum auch immer, mit Schuko bekomme ich mehr Reichweite geladen wie mit Wallbox....

[Goingi3]

Hallo marfuh!

Ich habe nur die Wallbox pure mit 16 Ampere. Der i3 lädt daran mit 14,4 Ampere Maximum.
Das regelt offensichtlich der Lader im i3.

Ansonsten bevorzuge ich ohnehin nur die Schukoladung. Schnellladung ist aus bestimmten Gründen für mich keine Option.
Ist auch keine Notwendigkeit aufgrund meiner Anforderungsprofile.

Einen Test für die 200 km mache ich nicht mehr. Bei meinem Reichweitentest habe ich das Gefühl bekommen, noch viel weiter zu kommen, wenn ich auf die Klimaanlage verzichte und das Dachfenster öfter verwende. Auch bei der Fahrweise kann man noch etwas sparen. Und überholen musss man auch nicht, wenn man es nicht gerade sehr eilig hat.

Für mich war es sehr überraschend, dass so eine Reichweite überhaupt möglich ist, trotz der vielen Höhenmeter.

[franmedia]

Vielen Dank für den ausführlichen Testbericht.
Etwas stört mich allerdings die imho sehr optimistische Geschwindigkeitsangabe. Es könnte der Eindruck entstehen, dass man bei 100 km/h mit 13 kWh/100km auskommt. Das ist definitiv nicht so. Bei dem Verbrauch darfst du nur etwas über 80 fahren, wie du ja selbst mit dem Durchschnittsverbrauch angibst.
Ich find die Reichweite und den Verbrauch meines i3 auch prima, plädiere aber dafür sich nichts vorzumachen. Mein Test über 100km mit Tempomat bei 100km/h ergab 16-17 kWh/100km, je nach Windrichtung, auf ebener Strecke.

[LocutusB]

Hallo Goingi3,

vielen Dank für die ausführlichen Tests . Den Verbrauch bei 100km/h auf der Autobahn kann ich, im Gegensatz zu franmedia, durchaus bestätigen. Fahre jeden Tag 40km Autobahn und Landstraße mit 100km/h. Da stehen dann auch immer knapp 13kW/h auf der Uhr ...

Gruß
Philipp

Also (als Rex-Version) biete ich da eher:
110 km/h -> 18 kWh/100 km
120 km/h -> 19,5 kWh/100 km
130 km/h -> 22 kWh/100 km

150 km/h -> 32 kWh/100 km

War ne gerade flache Strecke, Heizung musste nicht viel tun und auch nur in eine Richtung. Von daher finde ich es nicht unbedingt vergleichbar, aber doch wesentlich höher als die geposteten Werte!

Viele Grüße
Hasi16

[Goingi3]

Hallo hasi16!

Welche Bedingungen bei Deinen Testfahrten und bei den meinen vorherschten, kann ich nicht sagen.
Das spielen viele Faktoren eine Rolle
- Steigungen oder Gefälle
- Beladung
- Lufttemperatur
- Akkutemperatur
- Wind
- Reifendruck
- Fahrbahnbeschaffenheit
- Nebenverbraucher
- Akku-Alter
- etc. ...

Eine auch nur ganz leichte Steigung auf der Autobahn macht gleich was aus.

Ich habe aber erwähnt, dass die angegebenen Zielgeschwindigkeiten nicht die Durchschnittsgeschwindigkeiten darstellen.
Meine Werte entsprechen aber am ehesten der Realität. Man fährt auf die Autobahn, stellt den Tempomaten auf 100 km/h und gleitet dahin. Man fährt ja nicht anfangs gleich ein paar Kilometer mit 130 km/h, um später einen Durchschnittswert von 100 km/h zu erreichen.

Vielleicht sollte man die gemessenen Verbrauchswerte eher den tatsächlichen Durchschnittsgeschwindigkeiten zuordnen, die ich ja auch notiert habe.

Möglich wäre auch, dass einfach die Testdistanz von knapp 19 km zu kurz war. Wenn man noch länger 100 km/h mit Tempomat fährt, nähert sich natürlich die Durchschnittsgeschwindigkeit immer mehr den 100 km/h, wodurch der Verbrauch noch etwas ansteigen würde.

Trotzdem finde ich, dass der gemischte Durchschnittsverbrauch (Autobahn/Landstraße/Stadt) von 12,5 kWh, den ich seit mehr als 1500 km am Reisecomputer erfasse, ein guter Wert ist für ein Fahrzeug mit diesen Fahrwerten. Und damit bin ich eigentlich recht zufrieden. Wohlgemerkt, immer laut Bordcomputer gemessen. Der Wert laut Zähler beträgt etwas mehr als 14 kWh.

Ich weiß jetzt zumindest, mit welchen Werten man auf längeren Fahrten rechnen muss. Das war mir wichtig, weil ich keine Schnelladung verwende und immer mit der entsprechenden Ladung auskommen muss.

Danke für Eure interessanten Antworten.

L.G. Goingi3

[markusmuellerlv]

Also (als Rex-Version) biete ich da eher:
110 km/h -> 18 kWh/100 km
120 km/h -> 19,5 kWh/100 km
130 km/h -> 22 kWh/100 km

150 km/h -> 32 kWh/100 km

Hallo Hasi16,
hat jemand den Verbrauch in Liter/100km im reinen Rex-Betrieb bei den obigen Geschwindigkeiten schon ermittelt ?

Eine Möglichkeit ist natürlich der praktische Test, also z.B. volltanken, dann mit leerer Batterie ein paar dutzend km bei konstanter Geschwindigkeit fahren und dann wieder volltanken und die verbrauchten Liter zu ermitteln.
Die Frage ist, ob man es schafft eine längere Strecke mit konstanter Geschwindigkeit zu fahren (Verkehr, Baustellen).
Eine zweite Möglichkeit wäre, zu ermitteln was der effektive Wirkungsgrad des Rex ist, und dann deine obigen kWh/100km als Referenz zu benutzen. Da Super 95 eine Energiedichte von ca 8.6kWh/Liter hat kann man folgendermaßen den Benzinverbrauch ermitteln:

Verbrauch in Liter/100km = Verbrauch in kWh/100km / ( 8.6kWh/Liter * Wirkungsgrad).
falls der Wirkungsgrad z.B 28% beträgt, dann hätte man bei 120km/h:

19.5kWh/100km / ( 8.6 KWh/Liter * 0.28) = 8.1 Liter/100km

Rexi, hast du bei deiner Reise nach Livorno die Anzahl der verbrauchten Litern, sowie gefahrene Strecke in km und Durchschnittsgeschwindigkeit gemessen? Dadurch könnte man auch den durschnittlichen Verbrauch in Liter/100km sowie den Wirkungsgrad des Rex als Generator berechnen.
Wie schnell bist du gefahren (immer am erlaubten Geschwindigkeitslimit ( zb 130km/h) oder hast du versucht konstant 100,110,120 zu fahren?

Danke für eure Infos.

Hallo Hasi16,
hat jemand den Verbrauch in Liter/100km im reinen Rex-Betrieb bei den obigen Geschwindigkeiten schon ermittelt ?

Für 110km/h kann ich 6,5 Liter/100 km bieten. Ausführliche Details und der Praxistests hier:
http://www.goingelectric.de/forum/bmw-i ... t4500.html
@goingi3: Der Durchschnittverbrauch ist schon auf 12 kWh/100km zu bekommen, da gebe ich dir Recht. Für Strecken in der Batteriereichweite benutze ich die Reichweitenspinne des Navis, aber für längere Strecken ist m. E. der Konstant-Verbrauch bei einer bestimmten Geschwindigkeit relevanter, weil auf langen Autobahnstrecken eher monoton eine bestimmte Geschwindigkeit gehalten wird.

Viele Grüße
Hasi16

[markusmuellerlv]

Hallo Hasi16,
hat jemand den Verbrauch in Liter/100km im reinen Rex-Betrieb bei den obigen Geschwindigkeiten schon ermittelt ?

Für 110km/h kann ich 6,5 Liter/100 km bieten. Ausführliche Details und der Praxistests hier:
http://www.goingelectric.de/forum/bmw-i ... t4500.html

Danke Hasi16,
d.h. laut deinen Daten: Elektrischer Verbrauch bei 110km/h 22kWh/100km und Rex-Benzinverbrauch von 6.5l/100km ergibt einen Wirkungsgrad des Generators von 32%.
Wenn man dies auf deine anderen kWh/100km Werte hochrechnet, dann hat man folgenden (theoretische) Benzinverbrauch:

120km/h 19.5kWh/100km = 7.1l/100km
130km/h 22.0kWh/100km = 8.0l/100km
150km/h 32.0kWh/100km = 11.6l/100km

Glückliche i3 Rex fahrer, bitte bei Gelegenheit die obigen Werte in der Praxis bestätigen bzw widerlegen

Wobei 150km/h im Schnitt zu halten ein nicht einfaches Unterfangen ist. Das geht wahrscheinlich nur nachts und entlang einer selten vorzufindenden, baustellenfreien Autobahnstrecke.