Langstreckenerfahrung 630km München - Dortmund

Langstreckenerfahrung 630km München - Dortmund

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  • Xiberger
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Hallo zusammen,

nachdem ich den i3 jetzt für 30 Tage habe, wollte ich natürlich auch für unseren 9 Tage Familienurlaub in Dortmund und Sauerland den i3 nutzen - macht kann ja wenig Sinn, das Auto zu 1/3 der Zeit in der Garage stehen zu lassen.
Also auf nach Dortmund, 630km.
Erste Ernüchterung bei der Vorbereitung der Fahrt: an den Autobahnen (und auch Autohöfen) keine DC Ladestationen, sodass ich beim Tanken sowohl Akku als auch Benzin laden hätte können. WTF. Tesla kriegt das mit den Superchargern hin, aber Deutschland / BMW / wer auch immer nicht ? Einfach armselig und überhaupt nicht nachzuvollziehen.
Nun gut, das war zu erwarten, also die Familie (Frau, Sohn 7 J.) auf 3+ Tankstopps eingestellt. Reaktion: super. Endlich entspannt aufs Klo und vielleicht während der 7+h Reise vielleicht auch mal was essen (beides mit dem Diesel undenkbar :-) ). Na denn.
Beim Packen: es mussten 2 Gitarren mit, um dem Opa Happy Birthday vorspielen zu können. Dazu Reisegepäck für 9 Tage. Frau packt, entsprechend ist der Sohn für alle Eventualitäten (inkl. Wintereinbruch und Sturmgefahr) gerüstet, was das Gepäck etwas anschwellen lässt. Überraschung: die linke Rücksitzlehne umgelegt, schon passen die beiden Gitarren rein. Der ganze Rest (Reisetaschen, Rucksäcke etc.) hätte sogar so ohne Umlegen hinten rein gepasst. Erstaunlich geräumig, auch wenn's auf den 1. Blick nicht so ausschaut.
Abfahrt dann pünktlich zum Ferienbeginn zusammen mit 1Mio Bayern am Freitag 13.30h.
Benzin 100%, Akku 70% Ladestand. Verkehr Hölle, das Navi meldete +62min länger als geplant. Also flugs der Versuch während des Fahrens auf der A8 Richtung Augsburg, Alternativrouten zu "schnell" (alternativ, eco pro) auszurechnen. Versuch deshalb, weil weder Routen noch Zeiten und Entfernungen angezeigt worden sind. Entweder, weil kein SIM Kartenempfang fürs rtti oder die Route zu lang und ich zu ungeduldig, nach 2min Warten hab ich aufgegeben. Also zurück zur Route, bis Augsburg, dann RIchtung Norden Donauwörth, 4spurige Bundesstraße, ging (anfangs) prima. Navi weist mich netterweise permanent darauf hin, dass die elektrische Reichweite nicht ausreicht. JA ICH WEISS!!! Einen REX kennt das Navi leider nicht.
Nächste Überraschung: plötzlich der Tunnel nach Donauwörth gesperrt, Riesenumleitung über irgendwelche Landstraßen. Dem Navi leider nicht bekannt, dementsprechend hartnäckig hat es auch versucht, uns wieder auf die (gesperrte) Bundesstraße zurück zu leiten. Naja, 30min verloren.
Die aufkommende Unruhe im Fahrgastraum durch den 1. Tankstopp mit Pinkel- und Trinkpause beruhigt.
Dann weiter, auf die A7 Richtung Kassel. Vor Würzburg plötzlich der erste Teil der +62min Verzögerung, schön rot angezeigt. Klar ersichtlich - daneben eine Bundesstraße, grün markiert. Ich will die Umleitung erzwingen - leider ist im Navi diese Schaltfläche Umleitung ausgegraut, und das Navi meinte, es wäre besser, den Stau auszusitzen. Wir also rein in den Stau. danach mehr oder weniger Stillstand, 30+ min verloren. Warum nicht die Ableitung auf die freie Bundesstraße ? Warum ist die Umleitungsschaltfläche gesperrt ? Btw Erfahrung Stauassistent: vollkommen nutzlos und unbrauchbar. Habe nicht rausfinden können, was der an Mehrwert bringt - müssen doch eh immer beide Hände am Lenkrad bleiben, un die andauernden Warnungen "Fahrspur zu eng oder nicht erkennbar" nerven.
Na denn, es ging weiter, max. 100km/ auf beiden Spuren, störte mich ja nicht, weil ideales Reisetempo, alles zufrieden. 2. Tankstopp, völlig überteuerte 8l Super nachgetankt, weiter gehts Richtung Kasseler Berge. Beim andauernden (steilen) Auf- und Ab meldete sich der REX, der bis dahin (max 110 km/h) recht unauffällig im Hintergrund mitgelaufen ist, plötzlich laut und rappelig zu Wort. Interessant - der Akkustand ging beim Bergauf runter, beim Bergab wieder rauf, aber maximal bis zum SOC "Akkustand halten", nicht weiter. Wäre cool, wenn BMW hier eine zusätzliche Option einbauen würde, Akkustand nachladen. So verliert man auf der Langstrecke immer mehr Akkustand.
REX bleibt auch nach dem 3. Tankstopp (vor Kassel) laut und rappelig, obwohl keine Notwendigkeit mehr bestünde. Die Autobahn Richtung Dortmund genommen, Richtung Westen. Die Sonne steht mittlerweile tief am Himmel und blendet und <bing!!> - Abstandshalter Tempomat außer Funktion wegen Gegenlicht. Wtf. Damit wird sowohl der Abstandshalter als auch der Tempomat deaktiviert - warum ?? Der "normale" Tempomat würde doch funktionieren. So wird das Halten der konstanten Geschwindigkeit mit der One-Pedal-Philosophie zur Geschicklichkeitsübung. 110 km/h undenkbar, meistens zwischen 100 und 130 km/h geschwankt, mit der Tendenz zu schnell zu fahren. REX blieb laut und rappelig. Nach mittlerweile 7h wurde die Familie wieder unruhig.
Nun denn, Restreichweite Akku 60km, Ankunft in 50km, sollte sich locker ausgehen, also aus mit dem Rappel REX, und endlich wieder Stille im Wagen. Mittlerweile war es auch dunkler und kühler, d.h. der Abstandshalter ließ sich wieder reaktivieren, und man brauchte keine Klimaanlage mehr, also den ecopro+ Modus rein. Reichweite erhöht sich auf 80km - also volle Pulle mit 154 km/h über den Rest Autobahn, macht richtig Spaß... mit 12km Restreichweite Benzin und 20km Restreichweite Akku nach 8h Fahrtin die Garage an die Schuko gehängt, Ladedauer 8h... passt, 6h morgens war er wieder voll.

Fazit:
- 630km Strecke, davon ca 550km mit dem Rex
- ca. 32l Benzin bei 3+1 Tankstopps verbraucht, also knappe 6l auf 100km (was jetzt nicht wirklich sparsam / effizient ist...).
- Navi professional enttäuschend - Routenneuberechnung während der Fahrt klappt nicht, Erkennen gesperrter Strecken klappt nicht, Anbieten der Umleitung bei Staus deaktiviert, REX nicht berücksichtigt. Dafür kann ich das Wetter sehen. Naja.
- REX enttäuschend da laut und rappelig, wenn er wirklich zu tun bekommt (beim Auf und Ab in den Kasseler Bergen). Dann ist das Fahren eigentlich kein Spaß mehr, v.a. für die Mitfahrer hinten.
- Abstandhalter z.T. enttäuschend - nervt durch nicht vorhersehbare Fehlalarme (Kollisionswarnung piepst mitten unterm Fahren, und das Ding hüpft unmotiviert auf die Bremse) und funktioniert nicht bei bestimmten Lichtverhältnissen (hier wäre vielleicht eine "richtige" Radar basierte Lösung besser / teurer gewesen). Wenn er aber funktioniert - super. Nie mehr zu dicht auffahren, entspannt unheimlich.
- Komforttelefonie bei Android unzufriedenstellend - die Medienbibliothek kann zwar angesprochen und abgespielt werden, aber die "voriges/nächstes Lied" Walze am Lenkrad tut nicht, d.h. man muss dazu immer das Menü und den iDrive Controller bemühen und natürlich damit die aktuelle Ansicht (z.B. Navi) verlassen. Kann man sich m.E. sparen, bzw vielleicht gehts mit Apple besser.

Mein persönliches Fazit: ja, 630km Langstrecke geht, aber muss nicht sein. Dafür ist der i3 einfach nicht ausgelegt und bietet auch keine Vorteile bzgl. Verbrauch und Laufruhe im Vergleich zu einem kleinen Diesel wie dem 118d. Bzw. ich würde wagen zu behaupten, dass ich den 118d bei konstanten 110km/h sogar unter die 5,5l bekomme.


Sorry für den langen Text. Hoffe, Ihr habt Euch nicht gelangweilt.

Die Eindrücke sind subjektiv - Nachfragen zu den Punkten beantworte ich gerne.

Schöne Grüße,
Stefan
i3 Rex (94Ah) Protonic Blue und Atelier (seit 10/2016)
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Re: Langstreckenerfahrung 630km München - Dortmund

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  • JN1K
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vielen dank für den Bericht lese solche immer gerne :)
Tesla 75D

Re: Langstreckenerfahrung 630km München - Dortmund

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Xiberger hat geschrieben: Fazit:
- 630km Strecke, davon ca 550km mit dem Rex
- ca. 32l Benzin bei 3+1 Tankstopps verbraucht, also knappe 6l auf 100km (was jetzt nicht wirklich sparsam / effizient ist...).
Das alleine ist ja schon ernüchternd. Mit einem dreiphasigen Lader und mind. 22kW (oder einem DC-Netz) hätte das ganz anders aussehen können. Der einphasige Lader ist wohl der größte Fehler beim i3.

Bes. enttäuschend Deine Berichte über die Elektronik. Ich denke, dass sich so eine dt. Automobilbauer-Seele mit so etwas sehr schwer tut. Auch die Bedien-Oberfläche vom i3 ist dermaßen verspielt... Höchste Zeit, dass jemand wie Apple mal zeigt, wie's funktioniert.

Graefe
BMW i3 (94Ah), Smart (451) ED Cabrio mit 22kW-Bordlader
Audi etron reserviert
bald 10kWp PV auf dem Dach und Erd-Sole-WP im Keller

Re: Langstreckenerfahrung 630km München - Dortmund

Hamburger Jung
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Hallo,

für die Rückreise; Wenn die Sonne so tief steht und der Abstandsregler rausspringt, dann so 5 Sekunden die Abstandstaste drücken. Dann geht der normale Tempomat an.

Mit Radar ist es um Welten besser, hätte ich in meiner C Klasse. Aber wenn man sich darauf eingestellt hat, dann geht das auch sehr gut.

Navi Prof. finde ich ganz gut. Habe aber keine großen Reisen im Verkehr gemacht. Das würde ich meinen Nerven mit keinem Auto antun. Aber auch hier, das Beste in meinen Augen ist TomTom mit dem Live Traffic.

Lg HH Jung

Re: Langstreckenerfahrung 630km München - Dortmund

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Danke für den Bericht - immer nett so etwas zu lesen.

Also ich bin jetzt schon x mal langstrecke (>=1000km) gefahren RTTI hat immer gut funktioniert. Das man dem Navi aber nicht sagen kann Route vorraus gesperrt hat mich auch schon mehrfach genervt - aber Umleitungen sind meist ja nicht so lang. Problem ist hier das die TMC Daten ungenau sind und RTTI eben nur den Verkehrsfluss erfasst - wo kein Verkehr (gesperrt) gibt es eben keine Infos. Ich habe keinen Abstandshalter haette den vermutlich jetzt geordert (wenn ich jetzt bestellen würde).
Technikblog & Shop: http://www.elektrifiziert.net
PV 18,2kWp - BHKW EcoPower 1.0, 30kWh LiON Sunny Island System
BMW i3 60Ah (Verbrauch ca. 13,8kWh/100km; SW: I001-16-07-506)

Re: Langstreckenerfahrung 630km München - Dortmund

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  • Xiberger
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Hamburger Jung hat geschrieben:für die Rückreise; Wenn die Sonne so tief steht und der Abstandsregler rausspringt, dann so 5 Sekunden die Abstandstaste drücken. Dann geht der normale Tempomat an.
Hi,
danke für den Tipp! Die Rückreise geht zuerst Richtung Osten (Kassel), dann Süden, da werd ich das Problem mit dem Gegenlicht ja nicht mehr bekommen... vielleicht hätte ich vorher noch das Manual lesen sollen :-)...
Schönen Sonntag Abend,
Stefan
i3 Rex (94Ah) Protonic Blue und Atelier (seit 10/2016)

Re: Langstreckenerfahrung 630km München - Dortmund

BMW EV
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Um nicht nur mit Benzin zu fahren: Warum nicht z.B. bei BMW Kassel an den Schnelllader?
Dort ist man sehr freundlich und der Akku ist schnell wieder in Form!

Grüße , Frank.
2014 BMW i3 60 Ah seit 09.23 auch 120 Ah
2021 BMW i3 120 Ah

Re: Langstreckenerfahrung 630km München - Dortmund

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Na , ja da solltest Du vor Abfahrt mal unter CCS-Map.eu alle CCS Säulen nachschauen , welche Du hast keine lassen. Wenn Du über Ingo,CCS 50 kostenlos , Dinkelsbuehl CCS 30 Kostenlos und dann leider bis Kassel CCS 50 kostenlos , kein CCS aber mit REX und weiter nach DO. Planung ist alles und bei Elektroauto unerlässlich ..
i 3 BEV 3/15 66600 km Solarorange,11,9 kWh ;3/2019 i3s BEV 120 Ah Imperialblau >50.000 km,Juicebooster 2 Mate Bike. Mercedes E 300 de 4 Matic 30k km. Neu EQS 580 4 Matic

Re: Langstreckenerfahrung 630km München - Dortmund

Hasi16
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Xiberger hat geschrieben:und bietet auch keine Vorteile bzgl. Verbrauch und Laufruhe im Vergleich zu einem kleinen Diesel wie dem 118d. Bzw. ich würde wagen zu behaupten, dass ich den 118d bei konstanten 110km/h sogar unter die 5,5l bekomme.
Die Kritik muss und kann BMW ja sicher aushalten - die meisten Punkte beziehen sich ja eh auf die Software, die in allen BMWs verbaut ist.
Aber bei dem Fazit "ein 118d" tut's doch auch, da verstehe ich es nicht mehr. Oder gibt es einen 118d, der dann die Tage am Ziel auch elektrisch fährt und somit gar keine (lokalen) Emissionen raus rotzt? Und seit wann fährt ein Diesel mit Benzin? Und warum bietet der REx keinen Vorteil? Mit ihm kann man doch den Kauf eines 118d vermeiden und trotzdem ab und zu lange Strecken fahren. Für regelmäßige weite Fahrten ist sicher ein Diesel die erste Wahl, aber dann sind die Sitze eines 1er auf Dauer auch scheiße...
Ich will den Rex nicht zu sehr loben, aber wenn man ihn so nutzt, wie es sich die Entwickler gedacht haben und ihn ab und an mal für die Langstrecke nutzt, dann kann man auf alle Verbrenner pfeifen. In deinem Fazit waren mir aber ein paar zu viele Birnen!

Viele Grüße
Hasi16

Re: Langstreckenerfahrung 630km München - Dortmund

amk
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Hasi16 hat geschrieben: Oder gibt es einen 118d, der dann die Tage am Ziel auch elektrisch fährt und somit gar keine (lokalen) Emissionen raus rotzt? Und seit wann fährt ein Diesel mit Benzin? Und warum bietet der REx keinen Vorteil? Mit ihm kann man doch den Kauf eines 118d vermeiden und trotzdem ab und zu lange Strecken fahren.
Exakt das ist der Punkt: Wird der Rex so genutzt, wie von den Entwicklern vorgesehen (das mag die Einschränkung auf eine Vmax auf sehr langen Strecken von ca. 115 Kmh einschliessen) ermöglicht dieses Konzept den Verzicht auf ein Zweitwagen für die Langstrecke und vor allem das emissionsfreie Fahren am Zielort. Das war für uns einer der Gründe, den Ultralangstreckentext nach Portugal zu wagen. Weiterer Vorteil des kleinen Benziners: Kein Feinstaub, günstigere NOx Emissionen.
Nach 100TKm i3 Rex jetzt mal iX3
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