Einmal Deutschland auf der A7 und zurück

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franmedia
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Dieser Tage haben wir mal mit dem i3 nachgemessen, wie lang die A7 eigentlich wirklich ist. Also fast. Statt in Flensburg sind wir in Kiel losgefahren und statt Füssen war das Ziel Kaufbeuren. Donnerstag um 5 Uhr ging es los und Samstag um 12:30 Uhr war ich wieder zuhause. Reisezeit (Fahren, Laden und im Stau stehen) gesamt 30,5 h für 1850 km (Hinweg 14,5h, Rückweg 16h). Obwohl wir nur 24 h am Zielort waren, musste meine Frau auch noch früher zurück. Mit Bahn und Taxi war sie dann aber auch 12 h unterwegs. Es gibt viele Gründe genau so -nicht- zu reisen. Das ist mir schon klar. Trotzdem anbei ein paar, hoffentlich interessante, Erfahrungen, die wir dabei gemacht haben, im Sommer 2017 in Deutschland. Kurz zusammengefasst: Die A7 ist noch da und funktioniert im Wesentlichen ;-)

Unser Fahrzeug ist ein i3 BEV (Bj. 12/13) mit 94 Ah (Akku Upgrade 12/16). Meine, bis dahin, längste Reise mit dem i3 war von Kiel ins Ruhrgebiet vor etwa drei Jahren, also mit 60Ah Akku und einem wesentlich schlechteren Ladenetz. Damals haben die etwa 500 km 10 h hin und 12 h (Differenz durch Ausfall eines Schnellladers) zurück gedauert. Motiviert durch das für uns überraschende Auftauchen mehrerer Schnelllader in der Nähe von Autobahnen, reifte der Entschluss diesen geplanten Termin mit dem i3 zu unternehmen.

Vorbereitung
Anders als mit Verbrennern steht dann als Erstes ja der Ladesäulencheck an. Erste Anlaufstelle ist natürlich der exzellente GoingElectric Routenplaner. Dabei habe ich dann festgestellt, dass wir wahrscheinlich eine weitere Ladekarte brauchen. Ich hatte bis dahin nur die ChargeNow Karte von BMW und die Vattenfall Karte für Hamburg (plus ein paar weitere lokale Karten). NewMotion musste es wohl noch sein. Und tatsächlich haben wir die am SVG-Autohof Lohfeldener Rüssel bei Kassel verwendet (man kann da wohl auch per SMS laden, das haben wir aber nicht probiert). Als weitere Info-Quellen haben wir die sehr gute App von Remus hier aus dem Forum genutzt, um unterwegs spontan nach besseren als den vorgeplanten Möglichkeiten zu suchen. Als wir verstanden hatten, dass in Süddeutschland immer mehr Tank&Rast Anlagen auch Stromtankstellen sind, haben wir uns auch über die Tank&Rast Webseite informiert. Das war allerdings nur bedingt schlau (s.u.).

Hinfahrt
Wegen der zu erwartenden langen Fahrt sind wir um 5 Uhr morgens losgefahren. Das war schlau vor dem Berufsverkehr. Nicht schlau und nicht nötig war es dann in Quickborn das erste Mal zu laden. Danach war der Berufsverkehr nach Hamburg schon in Gang. Beim zweiten Lader in Rosengarten hinter Hamburg hatte ich dann Probleme zu verstehen, welche Karte eigentlich zur Bezahlung notwendig ist. Der Telefonservice wusste es leider auch nicht. Letztlich hat es mit einer kontaktlosen Kreditkarte geklappt. Ob da noch ne Rechnung kommt oder nicht, weiß ich noch nicht. Ich will nicht mit jedem Ladevorgang nerven, meistens hat es einfach und problemlos geklappt. Viel weiter im Süden hatten wir dann das für uns kritischste Ereignis. Die oben erwähnte Tank&Rast Webseite erwähnt einen Schnellader, der auch tatsächlich dort steht, aber leider komplett stromlos war, so dass der Support gar nichts machen konnte. Vielleicht war er auch noch nie in Betrieb. Glück im Unglück war, dass der nächste Rastplatz Rhön einen funktionierenden Schnelllader hat und nur 20 km weiter ist, bei 25 km angezeigter Restreichweite und bergigem Gelände. Mit 60 km/h, Warnblinker und teilweise auf dem Seitenstreifen haben wir den auch erreicht und die LKW Fahrer nur mäßig genervt. Alles in allem hat es gut geklappt. Der gefahrene Durchschnitt war knapp 100 km/h und 17 kWh/100km. Rechnerisch haben wir etwa alle 110 km geladen, meist bis 95%. Praktisch waren die Stopps zwischen 50 und 170 km entfernt. Wir sind immer so gefahren, dass wir den nächsten Stopp mit etwas über 20 km Restreichweite erreichen.

Rückfahrt
Die Rückfahrt hab ich dann alleine angetreten. Der BC hat 20:40 Uhr Abfahrt protokolliert. Ich war nicht sicher, ob ich unterwegs übernachten wollte. Nach Mitternacht hab ich dann versucht, während eines Ladestopps zu schlafen, was erstaunlich gut und tief geklappt hatte. Selbst mit meinen 2m habe ich eine bequeme Schlafposition gefunden. Etwas schade ist es allerdings, dass die Liegesitze beim i3 nicht wirklich flach gelegt werden können. Das ist eher Business als First Class, aber immerhin ;-) Aufgewacht bin ich dann durch lautes Relaisklacken des Schnellladers (auch das spricht eher gegen Schlafen beim Laden). Und dummerweise war er dann nicht mal vollgeladen, da er bei 95% abgeschaltet hatte, warum auch immer. Weiterladen ging dann zwar, war aber gegen meinen Plan während des Schlafens zu laden. Der Verbrauch war wieder 17 kWh/100 km, allerdings staubedingt bei etwas niedrigerer Durchschnittsgeschwindigkeit. Wie auf dem Foto zu sehen, war die reine Fahrtzeit 10 h für gut 900 km bei insgesamt 6h Lade- und Parkzeit, also 5/8 Fahrzeit zu 3/8 Wartezeit. Das finde ich gar nicht so schlecht und ist eine Verbesserung zum 60 Ah Modell, wo es bei mir maximal Halbe Halbe war. Und wenn man nicht vollkommen getoastet ankommen will, fährt man ja auch mit einem Cayenne Diesel nicht ganz ohne Pause durch (s.u.) ;-)

Absurdestes Erlebnis
Die Tank&Rast-Ladesäulen waren oft von Verbrennerfahrern frequentiert, ohne Auto. Die waren schlicht neugierig. Bei einem hatte ich schon fast Angst, dass er sich umbringen will, so sehr ist er in die Tiefen des CCS und ChaDeMo Steckers gekrochen. Gut, dass erst das Auto den Strom freischaltet ;-) Einige haben dann immerhin nach Details gefragt. Es war aber klar, dass sie nicht wirklich über E-Mobilität nachdenken wollen. Richtig schräg war dann ein Herr im mittleren Alter, der seinen Cayenne in der Nähe stehen hatte und Interesse zeigte. Nach den typischen Fragen, wie weit, wie teuer, erzählte er dann ernsthaft stolz, dass sein 100 Liter Tank nach 600 km erst zur Hälfte leer sei, und dass so ein i3 ja im Stadtverkehr schon ok wäre. Obwohl wir ihm dann mehrfach versichert haben, dass wir auch gerade 600 km gefahren sind und wir ja schließlich an einem Autobahnrastplatz standen, hat er seine Überzeugung noch mehrfach wiederholt und ist dann resigniert wieder zu seinem Diesel gegangen. Vielleicht lag es auch daran, dass wir ihm noch gesagt hatten, dass sein Motor ja jetzt auch entlarvt wurde und es im Stau doch besser wäre, wenn er hinter uns fahren würde als umgekehrt…

Fazit
In der Vorbereitung hatte ich mir Gedanken gemacht, wie die Auswirkung des Höhenprofils von Null auf 600 m und der vielen Steigungen dazwischen sein würde. Wie sich dann herausgestellt hatte, war der viel geringer als erwartet. Der, wiederum unerwartete, größere Effekt war die Temperatur. Auf dem Hinweg waren es durchgehend ideale 18 - 22 Grad. Auf dem Rückweg fiel die Temperatur rasch von 18 bis auf 12 Grad und stieg dann wieder auf 15 Grad. Dazu kam dann noch längerer Nieselregen. Trotz des günstigeren Profils bergab musste ich deutlich langsamer fahren, um zum geplanten Ladepunkt zu kommen. Das, aber auch der normale Wahnsinn auf den Straßen ist für die längere Rückfahrzeit verantwortlich. Wegen Ferienbeginn und Bettenwechsel stand ich zwischen Hannover und Kiel doch länger im Stau und hätte ganz gerne den Stauassistenten gehabt… Meine Erkenntnis nach der Reise ist, dass nach der noch notwendigen technischen Planung der Ladestopps auch noch eine Optimierung nach Verkehrs- und Wettergesichtspunkten sinnvoll ist. Optimal geht es ja eh nicht. Diese Reise würde ich so im Winter auf keinen Fall planen und sie würde wohl auch nicht klappen. Dazu ist die Reichweite beim i3 dann doch zu gering. Jetzt war es eine sehr spannende Erfahrung. Ich bin froh, dass wir es gemacht haben. Und nebenbei war es auch eine sehr günstige Alternative. Ohne es schon abschließend zu wissen, schätze ich die Stromkosten auf 20 - 40€. Benzin wäre wohl bei über 150€ und Diesel bei über 110€ gewesen. Mit Glück bekommt man ein sehr günstiges Bahnticket und selbst als Mitfahrer muss man ja meistens bezahlen. Naja, und viel schneller ist man mit den Alternativen auch nicht.
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Re: Einmal Deutschland auf der A7 und zurück

franmedia
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Eine Sache hatte ich noch vergessen. Schön, dass die Schnelllader jetzt sprießen. Noch schöner, wenn die Verantwortlichen schon mal E-Auto gefahren wären. Fast alle Säulen hatten nur 2m kurze Ladekabel. Mit dem i3 ist es mir praktisch nicht gelungen, mich korrekt in die vorgesehene Parklücke zu stellen und zu laden. Nachdem das mehrfach nicht geklappt hatte, hatte ich die Lust verloren und schräg auf dem Bürgersteig geparkt. Das sah bestimmt prollig aus, so könnte ich aber laden. Das kann man bestimmt besser machen. Die BMW Händler können das ja auch.

Re: Einmal Deutschland auf der A7 und zurück

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Cool, schöner Bericht!

Steht mir am kommenden Wochende auch bevor (A7): Hannover - Alpenhotel - Lago di Garda. Geplant sind aber nur 3.5 Lade&Tank Pausen (Rhön & Leipheim o. Illertal). Im BMW Alpenhotel wird dann genächtigt & geladen, um dann am nächsten Tag am Brenner Plessi Museum (A22) nachzufüllen und die restlichen 210 km zum Zielort zu genießen... Geschätzte 38 Euronen für Fossilfuel sowie Zero Stromkosten innerhalb der 1.030 km Hinreise sind akzeptabelus - RExi sei dank! ;)

Grüsslies
Ilse Bert

Re: Einmal Deutschland auf der A7 und zurück

geko
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Danke für den Bericht, das ist eine eindrucksvolle Distanz. Welche Geschwindigkeit seid ihr gefahren? Ich unternehme längere Touren inzwischen idR mit Tempomat 105 km/h. Der i3 94 Ah schafft dann recht verlässlich die 190-200 km. Die viel zu kurzen Kabel bei Tank & Rast nerven mich jedes Mal, ich stelle mich aber stets rückwärts an die Säule. Darüber habe ich mich auch schonmal mit der Polizei unterhalten (T&R Lennhof West, Dienststelle direkt dort). Die fanden das absolut in Ordnung und haben über die Kabellänge nur den Kopf geschüttelt.
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Re: Einmal Deutschland auf der A7 und zurück

franmedia
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geko hat geschrieben:Welche Geschwindigkeit seid ihr gefahren?
Das hat stark geschwankt. Zielwunschtempo war 120. Es wurde dann durch die Baustellen oft weniger, aber bei genügend Ladung auch längere Zeit 140 oder 150. Bei der Kälte waren es dann auch mal 100 km lang Tempo 100.

Re: Einmal Deutschland auf der A7 und zurück

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Vielen Dank für den Bericht, liest sich spannend und war scheinbar auch erlebnisreich. Dein Rückfahrtstrecke deckt sich mit meiner Tour Berlin-Paderborn-Berlin (900km) an einem Tag. Aber mit dem 60er; was mich wundert, ich plane in etwa auf eine Stunde Fahrzeit 20-25 Minuten Ladezeit, dies entspräche nicht Deiner Erfahrung Halb/Halb. Wahrscheinlich ist es eine Frage der Schnelllader....

Und ja, T+R Kabel nerven und nur selten muss man nicht Rückwärts ran fahren.

Ansonsten hast Du eine beeindruckende Strecke zurück gelegt, das dient als Beweis, dass man heute schon lange Strecken "reisen" kann.

Danke für's Teilen Deiner Erfahrung.
BMW i3 - 60Ah - BEV (Baudatum 09-2013) Andesitsilber - I001-18-11-539 - 10/2015-04/2019
BMW i3 - 120Ah - BEV (Baudatum 03.05.2019) Jucarobeige - I001-20-03-530 - seit 16.05.2019

FAQ-Thread für den BMW i3
steuerliche Fragen rund um das Elektroauto

Re: Einmal Deutschland auf der A7 und zurück

wrzlpfrmft
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fridgeS3 hat geschrieben:Und ja, T+R Kabel nerven und nur selten muss man nicht Rückwärts ran fahren.
Ich fahre IMMER rückwärts ran und die Parkplatzmarkierungen ignoriere ich - meistens stehe ich schräger als vorgesehen.
i3 94 Ah non REX 2016-19
Zoe R135 Z.E. 50 seit 20.06.20

Re: Einmal Deutschland auf der A7 und zurück

Eckhard
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Toller Bericht.
Deckt sich mit meinen Erfahrungen der Kiel-Köln-Kiel-Tour die ich gemacht habe.
Laden nach HH verkürzt die Reisezeit enorm ;-)
Aktuell bin ich auf einem 7.000-Kilometer-Tripp zum Nordkapp und zurück.
Teilweise hatten wir 2 Grad und Gegenwind im Ecopro+ aber trotzdem 240 km Reichweite.
Der größte Faktor ist nach meiner Erkenntnis die Geschwindigkeit und ein warmer Akku. Wir sind bei der Kälteetappe erst den Akku bis zur ersten Ladung warm gefahren mit 19,2 kWh Verbrauch und haben dann 189 Kilometer mit einer angezeigten Restreichweite von 51 Kilometern geschafft.
Ist der Akku erstmal warm kann man sehr effizient fahren.
Wenn du mehr über unsere Tour lesen willst findest du den Bericht hier: http://emobilitytoday.de/category/reiseberichte/



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Re: Einmal Deutschland auf der A7 und zurück

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Super, danke für den Bericht! Ich habe meinen i3 seit einem Monat und plane in 3 Wochen meine erste Langstrecke, in Kürze beginne ich mit der Planung und dein Erfahrungsbericht hilft mir das Ganze besser einzuschätzen.
BMW i3 94Ah (Vollausstattung da Leasingfahrzeug 8-) )

Re: Einmal Deutschland auf der A7 und zurück

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  • Nils07
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Vielen Dank für den tollen und spannenden Bericht.

Gespannt hab ich gelesen, dass Du von 60 auf 94 AH upgedatet hast.

Dazu drei Fragen:

Was hat Dich das gekostet und wielange dauerte der Umbau ?

Bei dem 94h sollen doch doppelte Reichweite möglich sein, Du hast im Schnitt aber doch nur knapp über 100km zwischen den Tankstopps gefahren, wieso denn das ?

Viele Grüße

Nils
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